Wieso r-Wert unter 1?

Wieso ist der sieben-Tage-r-Wert unter 1? Die Infektionszahlen steigen doch seit 5 Wochen deutlich, auch wenn die Kurve endlich flacher wird!
Kapiere ich nicht!
Karl
P.S.: Oder liegt das an Bill Gates und seinen Mikrochips…

Hallo,

im Augenblick gibt es bei den offiziellen Zahlen einen steilen Anstieg mehr, sondern teilweise vier Tage am Stück, an denen die Zahlen niedriger sind als am fünftletzten Tag (.8-11. November z.B.). Das führt beim 4-Tages-R-Wert natürlich zu einem Wert von unter 1 und auch beim 7-Tages-R-Wert kann das der Fall sein.

Ganz, ganz wichtig ist aber zu bedenken, daß viele Gesundheitsämter die Kontaktverfolgung aufgegeben haben, d.h. sie finden weder die, die vor dem aktuellen Fall in der Kette waren noch die, die dieser infiziert hat. Das führt zwangsläufig zu einer steigenden Abweichung zwischen offizieller Zahl und tatsächlichem Infektionsgeschehen. Eine Dunkelziffer gab es natürlich vorher auch, aber systematisch hat sich eben etwas geändert.

Hinzu kommt der Teststau, der natürlich auch zu einer tendenziell sinkenden Zahl von positiven Fällen führt. Und noch ein Punkt: wir kommen bei der aktuellen Teststrategie an die Grenze dessen, was wir überhaupt an positiven Fällen finden können. Die reale Testkapazität lag in den letzten Wochen bei rd. 1,7 Mio. - also rd. 250.000 pro Tag. Der Spitzenwert bei der Rate der positiven Tests lag im Frühjahr bei 9%. Bezogen auf die aktuellen Kapazitäten sind das rd. 22.500 positive Fälle. Derzeit liegt die Rate der positiven Tests leicht darunter. Wir bewegen uns also - bei unveränderter Teststrategie - an der Grenze dessen, was wir überhaupt finden können. Dies gilt natürlich nur, wenn die Zahl der Infektionen nicht dramatisch zunimmt. Dann steigt natürlich auch die Positivrate.

Oder aber, wir unterlassen es, nicht typisch symptomatische Patienten zu testen. Dann könnten wir uns auf die beschränken, die wahrscheinlich mit Covid-19 infiziert sind. Bzw. wir könnten sie früher testen und erwischen sie dann noch in der Phase, in der man mit einem Rachenabstrich noch etwas findet. Auch das könnte sowohl die Positivrate als auch die Zahl der positiven Fälle noch einmal steigern.

Der langen Rede kurzer Sinn: der aktuelle R-Wert hat mit dem Infektionsgeschehen wenig zu tun. Daß R unter eins liegt, liegt eher am Teststau und vor allem an der fehlenden Kontaktverfolgung der Gesuundheitsämter.

Erst wenn unser Minilockdown wirkt, streben reales Infektionsgeschehen und offizielle Fälle wieder aufeinander zu und das wird dann wieder zu einem (deutlich) steigenden R-Wert führen. Zu erkennen wird wahrscheinlich an einer relativ konstanten Fallzahl zwischen 20.000 und 25.000 über mehrere Tage sein - mit dann anschließend sinkender Fallzahl.

Gruß
C.

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Danke C-Punkt!
Ich weiß jetzt, wo mein Gedankenfehler lag: Ist nicht unabhängig davon, dass die offiziellen Zahlen nach deiner Darstellung sehr problematisch sind, ein 7-Tage-r-Wert sowieso wenig aussagekräftig? Wir haben doch einen ganz regelmäßigen Wochenverlauf, bei dem einfach durch die Verzögerung der Meldungen am Wochenende diese wiederkehrende Wochenkurve entsteht: Am Sonntag und Montag gehts runter und am Freitag und Samstag sind wir weit oben.
Von daher muss man doch die gleichen Wochentage (z. B. alle Freitage der letzten Wochen) miteinander vergleichen, um wenigstens ein ungefähres Bild zu bekommen, wo es hingehen könnte.
Karl

Hallo nochmal,

die unter der Woche stark schwankenden Werte (wegen der Meldungen) sind natürlich auch ein Thema, weswegen das RKI ja recht früh den 7-Tages-R-Wert eingeführt hat, der erheblich glättet und meistens auch höher ist als der 4-Tage-R-Wert.

Das der Kontrollverlust der Gesundheitsämter ein ganz wesentlicher Punkt ist, erkennt man an der Grafik (RKI, täglicher Situationsbericht):
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Man sieht ab Anfang Oktober, wie der Anteil der Fälle, bei denen das Erkrankungsdatum nicht mehr gemeldet wird, massiv ansteigt bis auf zuletzt fast 100%. Das sind die Fälle, bei denen die Gesundheitsämter das Datum und damit auch in vielen Fällen den Ort der Infektion nicht mehr ausmachen können. Das sind die Fälle, bei denen also die Infektionsketten weder nach hinten noch nach vorne verfolgt werden könne. Das heißt unentdeckte Infektionen mit ihren Folgeinfektionen.

Auch hier sieht man das noch einmal ganz gut:
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Der Anteil der unbekannten Infektionsorte wird höher und es steigt der Anteil der Wohnstätten, bei denen man noch am ehesten nachvollziehen kann, daß ein Familienmitglied ein anderes angesteckt hat oder ein Asylbewerber den anderen, aber das „wann“ kennt man nicht mehr.

Am Ende sind die derzeit einzig verlässlichen Daten die klinischen Daten und auch da muß man aufpassen. Die Zahl der durch Covid-19-Patienten Intensivbetten ist mit Vorsicht zu genießen, weil das eine Nettogröße zwischen neuen und aus der Intensivbetreuung entlassenen Patienten ist. Das ist natürlich eine dehnbare Sache. Man kann auch einen schwerkranken, aber auf dem Weg der Besserung befindlichen Patienten aus der Intensivstation entlassen, wenn es gerade so eben vertretbar ist. Interessanter im Hinblick auf das eigentliche Geschehen ist da die Zahl der täglich neu auf die Intensivstation verbrachten Covid-19-Patienten, die seit etwa drei Wochen veröffentlicht wird:

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Im Vergleich dazu die Belegung insgesamt:
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Die Lage ist also viel dramatischer als das auf den ersten Blick den Anschein hat. Irgendwann wird nämlich das Potential, „alte“ Patienten vorzeitig auf Normalstation zu verschieben, erschöpft sein.

Gruß
C.

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Hallo Christian,

eine Einzelheit zu der Gliederung nach „Settings“: Werden hier eigentlich die Schulen, die ich (wegen des Verlaufs der Neuansteckungsraten ab jeweiligem Ende der Sommerferien und auch wegen der abartigen Schläfrigkeit der ‚zuständigen Behörden‘, die in einem Zeitraum von rund einem halben Jahr keine tragfähigen Konzepte aufgleisen konnten) als wesentlichen Treiber der „zweiten Welle“ argwöhne, unter ‚Ausbildungsstätte‘, unter '‚Privater Haushalt‘ oder unter ‚unbekannt‘ geführt?

Schöne Grüße

MM

„Eigentlich“ kann man nur die Dienstage vergleichen, um ungefähr zu erfahren, wo das hinläuft. Freilich noch ohne jede Gewissheit, ob die gefundenen Werte eher die Entwicklung der Ansteckungen oder eher die Entwicklung der Testkapazitäten abbilden.

Schöne Grüße

MM

Hallo Martin,

die Schulen zählen zu den Ausbildungsstätten (nachzulesen im epidemiologischen Bulletin des RKI: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2020/Ausgaben/38_20.pdf?__blob=publicationFile (Seite 38)).

Das sehe ich ganz genauso. Schon allein aus praktischen Erwägungen bzw. anhand der Beobachtung des Verhaltens. Inzwischen bestätigen ja auch Studien, daß Kinder genauso häufig infiziert waren bzw. sind wie die Lehrer (Österreich) bzw. die Gesamtbevölkerung (ich meine aus Bayern). Auch der Anteil der infizierten Kinder an allen Kindern (0,2%) ist im Vergleich zur Gesamtbevölkerung (0,28%) hoch, wenn man sich die Höhe der Dunkelziffer bei einer Bevölkerungsgruppe vor Augen führt, die nur sehr selten Symptome zeigt. Das ist ja auch der Grund dafür, daß die Sache von vielen unterschätzt wurde. Gerade bis zu den Sommerferien waren Kinder ja allenfalls zufälliger Beifang, wenn die Eltern getestet wurden - und selbst das wird die Ausnahme gewesen sein. Wer nimmt schon sein symptomfreies Kind mit zum Testen an einen Ort, an dem es von kranken Menschen nur so wimmelt, und läßt es da dann auch noch testen und nicht im Auto warten?

Die Summe dieser Faktoren ist dann auch der Grund dafür, daß die Schulen immer noch vergleichsweise selten als Ausbruchsorte ausgemacht werden. Viele Infektionen gehen auf die Wohnstätte (=Haushalt) zurück. Weitergehende Rückverfolgung über ein symptomfreies und - nach entsprechendem Zeitverlauf von Symptom bei Erwachsenem über Testtermin, Diagnoseübermittlung, Testtermin fürs Kind - auch nicht mehr positives Kind, sind praktisch kaum möglich.

Ich bin insofern auch der Ansicht, daß die Schulen - neben den privaten Feiern und ähnlichen Veranstaltungen - der Haupttreiber der Epidemie waren und sind - und daß das mangels Beweise als Möglichkeit auch bis heute weitestgehend ignoriert wird, was ich wiederum für einen fatalen Fehler halte.

Gruß
C.

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Und zu genau dem fällt es mir schwer, mich nicht nach den Gründen dieser Ignoranz zu fragen und „aktive Ignoranz“ durch Unwissenheit zu ersetzen.
Da bist dann Du als Wirtschaftsfachmann wieder gefragt…

Ich glaube, mit der Wirtschaft hat das primär nicht allzu viel zu tun. Sicherlich spielen die Überlegungen eine Rolle, daß ein Kind, das zu Hause betreut werden muß, im Regelfall ein Elternteil nach sich zieht, das nicht arbeiten kann. Insbesondere im medizinischen Bereich eher ungünstig, aber dafür gab es ja auch die Notbetreuung, wie für viele andere Berufe auch (ob nun dazu auch Mitarbeiter von Kreditinstituten und Anwaltskanzleien zählen müssen, wie das bei uns in NRW im Frühjahr der Fall war, sei dahingestellt). Ich höre aus einzelnen Branchen von Unternehmen im Ausland, daß die massive Probleme durch Quarantäne, Erkrankung und Kinderbetreuung ausfallende Mitarbeiter haben. Ich vermute, daß es schnell so weit kommen wird, daß die ersten beiden Gründe von den Zahlen her bald überwiegen werden.

Aber ich glaube, daß der hauptsächliche Grund, warum man sich an die Schulen nicht rantraut eine Mischung aus Angst vor der Wahl 2021, tatsächliche Sorge um die Bildung und Angst vor einem erneuten Aufflammen der häuslichen Gewalt ist - ohne darüber urteilen zu wollen, mit welcher Gewichtung diese Faktoren berücksichtigt werden.

Andererseits werden derzeit ganz viele Aspekte gegeneinander abgewogen. Ob ich diese Gewichtung teile oder nicht, spielt keine Rolle, aber wenn ich so viel gegeneinander abwiege und mich so oft für die Gesundheit der Menschen entscheide, wie kann ich mich dann so standhaft weigern, überhaupt über Möglichkeiten nachzudenken, den Einfluß der Schulen auf die Epidemie wenigstens zu reduzieren? Das Thema verfolgt uns nun seit Anfang März und außer gelegentlichem Lüften und Masken setzt die Politik nichts um. Ich finde das geradezu grotesk… Da scheint völlige Lethargie ausgebrochen zu sein - nicht nur bei der Politik, sondern auch bei Schulen und Lehrern. Absurd ist dann auch, wenn einzelne Schulen, die eigenverantwortlich auf Schichtbetrieb umstellen wollten, vom Ministerium zurückgepfiffen werden (https://www.solinger-tageblatt.de/solingen/ministerin-bleibt-beim-nein-solinger-modell-13934084.html).

So bleibt dann nur dem einzelnen Lehrer, sich in Eigeninitiative auf einen möglichen Distanzunterricht vorzubereiten, wenn die Schule selbst nicht tätig wird. Eine Freundin (Lehrerin und Referandarausbilderin) hat sich die notwendige Ausstattung bereits besorgt und sich damit befaßt (was ihr sicherlich nicht leichtgefallen ist (technisch und finanziell)) und hat so den Elternsprechtag über mehrere Tage in ausführlichen Videokonferenzen durchführen können.

„Unser“ Klassenlehrer an der weiterführenden Schule hat sich vier Stunden für den Elternsprechtag genommen und für Zeit sage und schreibe 24 Telefonate eingeplant (bei 31 Schülern, wohlgemerkt). Da kann ich mir schon lebhaft vorstellen, wie der Kollege (immerhin Mitte 30, also durchaus in einem Alter, in dem man sich mit Technik befassen kann) den Distanzunterricht gestaltet, so er denn kommt. Die Schule selber nutzt Moodle schon jetzt (zur Übung) ein, was aber nichts anderes ist als eine Plattform zum Dateiaustausch. Für den Distanz-/Online-/Videounterricht gibt es nchts.

Davon, daß Luftfilter eingebaut werden, ausreichend Seife vorhanden ist oder gar die anwesenden Gruppen durch Plexiglasscheiben in mehrere kleine aufgeteilt werden (was ja eine massive Reduzierung der Kontakte bedeutet und in Asien wohl vielfach gemacht wird), rede ich noch gar nicht. Man macht also nicht nur nichts, man bereitet sich auch nicht vor - zumindest hier an unseren Schulen und schon gleich gar nicht auf Landesebene.

Mir fehlen auch die innovativen Ideen. Was spricht denn dagegen, die Klassen aufzuteilen und einen Teil mit einer Aufsichtsperson (kann ja auch ein Elternteil sein) bspw. aus einer derzeit leerstehenden Gastronomie per Video zuzuschalten? Wir haben hier diverse Säle, die für kommunale Veranstaltung genutzt werden, aber tagsüber (und erst recht derzeit) leer stehen und die zum Teil auch über Projektoren oder gar Videokonferenzsysteme verfügen. Warum macht sich darüber keiner Gedanken? Hier hat man halbherzig abgefragt, ob den Schulkindern zu Hause Endgeräte zur Verfügung stehen, aber davon, daß die Schule die notwendige Ausrüstung beschafft, höre ich nichts und als Förderverein der Grundschule bekomme ich auch keine Anfragen bzgl. unserer Bereitschaft, Technik zu finanzieren.

Von lobenswerten Ausnahmen bei Schulen und Lehrern abgesehen, macht unsere Landespolitik den Eindruck, als säße sie wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange. Es wird darauf gehofft, daß die Bundespolitik Wort hält und die Schulen im Regelbetrieb offenhält. Zu einem hohen Preis, fürchte ich, und zu einem höheren Preis (auch finanziell, gesamtwirtschaftlich betrachtet) als es gekostet hätte, sich baulich, organisatorisch, personell und technisch auf die Sache vorzubereiten.

Ich bin nachwievor nicht davon überzeugt, daß die nun ja bald kommenden Impfstoffe uns mittelfristig (also auf ein Jahr oder so) substantiell helfen werden (wie auch, nebenbei bemerkt; für die EU wird es 300 Mio. Dosen geben, macht 150 Mio. Impflinge - also ein Drittel der Gesamtbevölkerung).

Mit anderen Worten: wir sind nächstes Jahr um die Zeit nicht viel weiter als heute, wenngleich die alten Menschen und vielleicht auch das medizinische Personal geimpft sein wird, was uns vor vielen schweren Fällen bewahren wird. Dennoch heißt das nichts anderes, als daß sich bis dahin in Deutschland voraussichtlich noch locker eine Mio. Menschen infizieren wird. Ich habe die Zahlen gerade nicht sicher im Kopf, aber ~20% haben noch über Monate psychische Folgen und die Fehlzeiten von ehemaligen Covid-Patienten liegen knapp 20 mal so hoch wie die anderer Arbeitnehmer. Das bringt uns nicht nur wirtschaftlich (um den Bogen zu schlagen) noch in sehr große Schwierigkeiten, sondern auch gesellschaftlich. Umso mehr gilt es, möglichst jede Infektion zu verhindern und nicht nur auf die Todesfälle und die Intensivfälle zu schielen. Und um die Infektionen wirklich zu verhindern, müssen die (buchstäblichen) Katalysatoren aus dem Verkehr gezogen werden und das sind - und da bin ich mir absolut sicher - die symptomlosen Kinder, die die Verbindung zwischen den Haushalten und damit auch den Clustern herstellen.

Die Kinder bilden die Infektionsketten bzw. die leise glimmenden Zündschnüre und sie sind es sicher auch gewesen, die im Frühjahr/Frühsommer/in den Ferien für die Infektionstätigkeit im Hintergrund gesorgt haben, die dann zu einem Flächenbrand nach den Sommerferien geführt hat. Die Explosion setzte dann am 23. September ein, als der große Wetterumschwung kam (weiß ich deshalb so genau, weil wir hier Kindergeburtstag hatten und kurz nach dessen Ende der Regen einsetzte). Das springt nur aus einem Grunde nicht jedem aus den Neuinfektionszahlen sofort ins Gesicht: die Massentestungen bei Urlaubsrückkehrer. Dort hat man viele rausgefischt, die ansonsten niemals aufgefallen wären. Das hat die Zahlen in den Ferien erhöht, obwohl sich die eigentliche Infektionstätigkeit nicht erhöht hat (es ging also nur die Dunkelziffer zurück.


Mit dem Ende der Sommerferien geht die Steigerungsrate zunächst zurück (natürlich nicht schlagartig, da die bevölkerungsreichen Bundesländer zu unterschiedlichen Zeitpunkten aus den Sommerferien kommen), dann gehen die Steigerung ab Anfang September nach oben und ab Ende September (Wetter) folgt die Zündung.

Das ergibt sich auch so aus den Statistiken über die Infektionsorte: in den Ferien vor allem private Haushalte, ab Ende August/Anfang September gehen auf einmal die Fälle hoch, bei denen der Ort der Infektion unbekannt ist:

Es gehen die Fälle bei den Kindern und Jugendlichen nach oben:

Gruß
C.

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Ja! Genau so nehme ich es auch wahr, und das nicht nur, was die Schulen anbelangt.
Es wurde auf so vielen Ebenen im Sommer versäumt, im Auge zu behalten, dass das Virus noch da ist und dass es aller Erfahrung und Vernunft nach auch weitere Wellen geben wird.
Augen zu und die Sch***** vergessen erst mal…Das gilt aber nicht nur fü+r die Politik sondern für (fast) ALLE.
Vielleicht ist der Mensch nicht gut darin, realistisch in die Zukunft zu blicken, vor allem dann nicht, wenn diese real unangenehm wird.
Dafür haben die Leute dann diffuse und generelle Zukunftsängste, die sie aber davon entbinden, konkret zu werden, weil sie zu nebulös und großteils von vergangenen Erfahrungen gefüttert sind.

Das ist nur konsequent und sicherlich keine falsche Grundeinstellung.
Sicherheit ist nicht die Überschrift unserer Zeit und Sicherheitsgefühle führen, wie wir im Sommer gesehen haben, in Schwierigkeiten.
Ich denke, nicht nur wir beide sind immer noch fassungslos, wie vorhersagbar das verdrängende falsche Sicherheitsgefühl in keine anderen Zustände, als genau diese jetzt führen musste und geführt hat.

Ein tatsächlich wichtiger und ebenfalls unterdiskutierter Gedanke.

Jau.
Und das wäre so einfach…

Momentan auf jeden Fall.
Und nachhaltige, völlig neue Bildungskonzepte erarbeitet werden von innovativen Menschen.

Wobei ich aber glaube, dass es nicht nur um die Schulen geht.
Bizarr, die Maßnahmen an den Schulen, und parallel dazu die Schulwege und Situationen gleich nach der Schule.
Und, wir können nicht SchülerInnen in der Pubertät und Adoleszenz dauerhaft voneinander isolieren. Ein Horrorszenario für kluge PsychologInnen.

Da wären wir wieder beim Begriff des Dilemmas. Eigentlich zunächst unlösbar.
Ich glaube das Problem, das die Gesellschaften haben, ist noch weit größer, als man momentan selbst unter umsichtig vorausschauenden Umständen nur zu haben glaubt.
Auch, weil man immer noch so weiter machen möchte, wie in den letzten vielen Jahrzehnten und den Normalzustand von früher wieder haben will.
Da hoffe ich fast, das Virus bleibt hartnäckig…

Damit es nicht eindimensional bleibt, ein schönes Beispiel für innovative neue Wege, die man mit Kindern gehen kann:

Bildung ist so viel mehr, als nur die Köpfe zu füllen und wie wir jetzt erleben und noch erleben werden ist die soziale Komponente eine Voraussetzung dafür, dass die Bildung auf guten Boden fällt.

Der Erkrankungsbeginn wird vom RKI definiert als der Tag, an dem ein Infizierter klinische Symptome zeigt. Auch wenn es leider richtig ist, dass die Gesundheitsämter das Datum und den Ort der Infektion inzwischen viel zu oft nicht mehr feststellrn können - mit dem Erkrankungsbeginn hat das nichts zu tun. Der lässt sich völlig unbhängig vom Ort und dem Datum der Infektion festellen.

Egal, wann man in die Tabellen des RKI schaut (zum Beispiel heute): Die Zahl der Meldungen ohne bekannte Erkrankungsbeginn steigt „in der letzten Zeit“ immer massiv auf nahezu 100 Prozent. Und das dürfte daran liegen, dass Meldedatum und Krankheitsbeginn zeitlich auseinander fallen. Dass ein Krankeitsbeginn aber noch nicht vorliegt oder noch nicht gemeldet wurde, liegt aber nicht daran, dass Ort und Zeit der Infektion nicht ermittelt werden konnte. Was man daran sieht, dass auch in den Fällen, in den Ort und Zeit der Infektion nicht bekannt ist, der Krankeitsbeginn nach einiger Zeit nachgemeldet wird.

Viele Grüße,
Max

Das Meldedatum ist definiert als der Tag, an dem ein positives Testergebnis den Gesundheitsdatum gemeldet wird. Das der Krankheitsbeginn erst nachgemeldet wird, hängt zwar durchaus mit der Überlastung der Gesundheitsämter zusammen, aber unbhängig von der Tatsache, das Ort und Zeit der Infektion nicht ermittelt werden konnten.

Hier wrd das ganze sehr schön erklört:

Die Zahlen sind zeitverzögert. Wenn jetzt eine kranke Person weniger als eine weitere Person ansteckt, dauert es noch 1-2 Wochen, bis die Zahl der Erkrankten insgesamt nicht mehr weiter zunimmt.

Außerdem darfst du nicht vergessen, dass du es einmal mit relativen Zahlen zu tun hat (also eine Inzidenz von 1 bedeutet dass eine erkrankte Person genau eine weitere Person ansteckt), aber die Gesamtzahl an Infektionen ist eine absolute Zahl.

Wenn du z.B. in Woche 1 einen Inzidenzwert von 1,5 und 10.000 Kranke hast, dann hast du nach Ausbruch der Krankheit 15.000 Kranke. Jetzt senke den Inzidenzwert auf 1, dann wieder jeder von diesen 15.000 Kranken (absolute Zahl) eine weiterer Person (relative Zahl) anstecken. Du hast also auch in der nächsten Woche noch 15.000 Neuerkrankte.

Also vereinfacht gesagt.

Es ist schon ein paar Tage her, seit du das geschrieben hast, aber ich bin jetzt erst darüber gestolpert …

Na ja, dann nutzt die Schule das falsch, sorry. :slight_smile: Moodle ist ein Lernmanagementsystem, das weitaus mehr als nur Dateien verwalten kann, und bei unserer Moodle-Instanz sind z. B. auch zwei Videokonferenzmöglichkeiten eingebunden, Jitsi und BigBlueButton. Es ist aber auch nichts, wo man sich „mal eben schnell“ einarbeitet, es braucht Zeit. Und deshalb fangen viele natürlich erstmal damit an, was am einfachsten erscheint, nämlich mit der Dateiablage. Aber dafür ist es eigentlich zu schade.

Ich weiß das von einer Lehrerin, mit der wir privat befreundet sind, die aber an einer anderen Schule unterrichtet. Möglicherweise hat die Möglichkeiten auch jemand an unserer Schule spitzbekommen, denn wir erhielten gestern ein Formular zur Einwilligung in Bild- und Tonaufzeichnungen. Ohne daß Einwilligungen von allen Eltern vorlägen, könnten keine Videokonferenzen o.ä. durchgeführt werden, hieß es. Also wird es die nie geben. Was vielleicht auch ganz gut ist, denn heute ist das System wieder zigmal bei dem Versuch, eine 2 MB-Datei hochzuladen, abgeschmiert. Daß sich da ein paar hundert Schüler über das Kommunale Rechenzentrum Video bzw. Videokonferenzen reinziehen, erscheint mir vor dem Hintergrund unrealistisch. Aber vielleicht beim dritten Shutdown, den dann auch wieder keiner erwartet hat, könnte etwas vorbereitet sein. Vielleicht.

Wir sind halt nur das einzige Gymnasium der Stadt.

Gruß
C.

Ufff, auch das ist Blödsinn. Man kann die Aufzeichnung unterbinden. Also im System. Vielleicht sollte jemand die Schule besser aufklären?? Klar kann dann immer noch jemand mit dem Handy aufzeichnen, aber das kann auch in der Schule während des Präsenzunterrichts passieren. Auf Videoübertragung würde ich eh’ verzichten, ich habe heute und werde auch morgen nur Audiokonferenzen durchgeführt. Letztes Jahr, als wir im Gymnasium die Projektsitzungen durchgeführt haben, hat die Person, die gerade geredet hat, das Video eingeschaltet, aber sonst belastet das die Leitungen wirklich unnötig.

Das ist leider fast überall das Problem, die fehlende Infrastruktur. Uns wurde „Großes“ versprochen (als Schule mit mehreren Tausend Schülern eine 100 MBit-Leitung zu haben ist schon sportlich), auf die Umsetzung warten wir noch … Angeblich soll nächstes (Kalender-, nicht Schul-)Jahr alles besser werden.

Viele Grüße
Christa

Ich weiß. Das hilft nur nix und ich bin auch nicht in der Position, da jemandem irgendetwas zu erklären. Die zwei Tage bekommen wir nun auch noch rum und wie das im nächsten Jahr weitergeht, wird man sehen. Ich kann das Kind hier auch ohne Schule in allen Fächern unterrichten, nur tuts mir um die Kinder leid, deren Eltern das nicht können und vielleicht nicht einmal die Sprachkenntnisse haben, um die Aufgaben und die Systeme zu verstehen - aber dafür noch diverse andere Kinder auf 60 Quadratmetern, die auch noch betreut, unterrichtet und bespaßt werden wollen.

Das ist ja einer der Gründe, warum es mich so ankotzt, daß Politik und Schulen (nicht alle, ich weiß) das letzte halbe Jahr mit munterem Nichtstun verdaddelt haben.

Gruß
C.