Grundsätzlich mal, können Pflanzen nur rotes Licht direkt zur
Photosynthese nutzen.
Das beantwortet die Frage nicht, sondern verschiebt sie nur. Warum nur rotes Licht? Warum nutzen Pflanzen nicht gleichzeitig mehrere verschiedene Chromophore für verschiedene Wellenlängen? Unsere Netzhaut kann das doch schließlich auch.
Also wird noch das blaue Spektrum absorbiert. Blaues Licht ist
am Energiereichsten. Damit lässt sich viel mehr rotes Licht
herausholen (indem man etwas Energie als Wärme abführt, wird
die Wellenlänge des Lichte größer) als bei grünem Licht.
Das führt zur gleichen Frage: Warum keine direkte Absorption von blauem Licht durch ein entsprechendes Chromophor? Da könnte man wesentlich mehr Energie rausholen.
Außerdem ist Sonnenlicht am intensivsten im blauen Bereich.
Grünes Licht gibt es weniger.
Die maximale Leistungsdichte des Sonnenlichtes liegt mit rund 500 nm eher im grünen Bereich und weil die Intensität in Richtung kleinerer Wellenlängen stärker abfällt, dürfte insgesamt sogar deutlich mehr Energie als grünes Licht eingestrahlt werden.
Damit ist der Lichtbedarf der Pflanze gedeckt.
Das genügt eigentlich als Antwort auf die Frage. Da das Licht kein limitierender Faktor für das Pflanzenwachstum ist, gibt es auch keinen Selektionsdruck in Richtung eines komplexeren Photosyntheseapparates.
Also macht es
keinen Sinn mehr, grünes Licht zu absorbieren, denn die Stoffe
die nötig wären, um grünes Licht umzuwandeln, kosten die
Pflanze nochmal zusätzlich Kraft, bringen aber keinen Vorteil,
weil der Energiebedarf auch so gedeckt ist.
Warum sollen Stoffe für die Absorption anderer Wellenlängen die Pflanze unbedingt mehr Energie kosten als pflanzliches Chlorophyll? Und selbst wenn es so wäre, warum soll dieser Mehraufwand nicht durch eine höhere Effektivität kompensiert werden können? Cynaobakterien erreichen mit anderen Chlorophyllsorten, die auf anderen Wellenlängen absorbieren, schließlich auch höhere Photosyntheseleistungen. Aus energetischer Sicht spricht also nichts dagegen, mehrere Chromophore einzusetzen.
Gegen ein komplexeres Photosynthesesystem spricht lediglich die Evolution. Selbst wenn sich eine Pflanze durch eine Laune der Natur mehrere Chromophore zulegt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis eines davon verloren geht. Durch eine entsprechend höhere Expression der verbliebenen Gene kann dieser Verlust aber sehr leicht ausgeglichen werden. Erst mit dem Verlust des letzten Chromophors würde die Selektion gnadenlos zuschlagen. Deshalb ist zu erwarten, dass die Evolution immer in Richtung eines einzelnen Chromophors verläuft und das deckt sich ja auch mit unseren Beobachtungen.