Wieso sind Taliban militärisch so überlegen?

Hallo,

angeblich hat sich die NATO 20 Jahre bemüht, eine wehrhafte Demokratie in Afghanistan aufzubauen. Ohne Besatzungsmacht bricht die nun in wenigen Wochen wieder zusammen.

Es gibt Stimmen, die die offiziellen Politiker als korrupt bezeichnen, haben demnach wenig Zustimmung durch die Bevölkerung. Stimmt das?

Wer unterstützt die Taliban militärisch und wieso versagt das offizielle Militär?

Das seltsame ist ja, sie sind gar nicht überlegen, weder in Personal noch Ausrüstung. Die Armee wäre sogar deutlich überlegen, hat sogar eine eigene Luftwaffe. Die afghanische Armee läuft quasi weg und übergibt Stellungen, ganze Gebiete und auch Städte kampflos.

Warum ? Weil sie offenbar nichts haben wofür es sich „lohnt“ zu kämpfen. Sie haben kein wirkliches Nationalgefühl für den Staat Afghanistan. Das ist kulturell begründet, es gibt kein übergeordnetes Staatwesen das alles zusammenhält und eint. Das Land ist in Stämme und Sippen aufgegliedert, es leben unterschiedliche Bevölkerungsgruppen die sich auch autonom verhalten und eher ihren regionalen Stammesführern verantwortlich fühlen, nicht dem fernen Zentralstaat in Kabul.

MfG
duck313

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Pakistan zu allererst

Dazu passt die Aussage des Ofiziers Mohammad Akbari der afghanischen Armee:

„Sie kamen in unsere Stadt und haben auf uns geschossen - sie wollten uns umbringen.
Also haben wir den Taliban unsere Ausrüstung überlassen und uns ergeben.“

Ich erwarte keine Armee selbstlos kämpfender Helden. In anderen Berichten kommen Zivilisten zu Wort - Flüchtende, die Angst vor den Taliban haben. Wenn man schon nicht für den Staat kämpft (dessen Geld man nahm und für den man zu kämpfen versprach), warum nicht wenigstens für die Bevölkerung?

Ich vermute:
Im Laufe der nächsten 24 Stunden wird auch Kabul kampflos übergeben worden sein.

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Bevor ich hier meine Frage stellte, wollte ich wissen, was „Taliban“ eigentlich sind. Eine Bevölkerungsgruppe, eine Ethnie, die ein fremdes Volk (fremde Völker) beherrscht? Schon im ersten Satz definiert Wikipedia die Taliban als „Terrorgruppe“, da habe ich sofort aufgehört, zu lesen.

So ein Berichterstatter disqualifiziert sich selbst, ist natürlich nicht glaubwürdig, neutral zu berichten.

Geschriebn am 15.08.21 um 13:06 Uhr.

Meldung auf Tagesschau.de vom 15.08.21 um 13:48 Uhr:
„Regierung kündigt Machtübergabe an“
https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-kabul-afghanistan-101.html#Startet-Bundeswehr-Maschine-schon-heute

Alles vergebens.
Leidtragender wird mal wieder die Zivilbevölkerung sein - aber wie weit trägt diese eine Mitschuld? Konnten die Taliban ohne Unterstützung oder Tolerierung in weiten Teilen der Bevölkerung überhaupt so weit kommen?
Kann man einem Land oder einer Bevölkerung überhaupt gegen die Taliban helfen, wenn es dort keine wesentliche Unterstützung für diese Hilfe gibt - oder sogar Widerstand dagegen?

Darf man die, die sich ein Land wünschen, in dem man die Menschenrechte achtet und wahrt, im Stich lassen?

Hi,

wie soll ich sie denn nennen, wenn sie eine Terrorgruppe sind? ist „eine Gruppierung, die versucht, ihre religiösen Überzeugungen mit Gewalt und Erzeugung von Angst durchzusetzen“ besser? Das sind sie und waren sie, eine Gruppierung. Keine Ethnie, kein Volk, keine Bevölkerungsgruppe. Sie haben gegen die von der Sowjetunion unterstütze kommunistische Regierung Afghanistans gekämpft, das dürften die 60er gewesen sein (da hießen sie noch nicht Taliban). Da waren sie wenige, aber weil ihr Tun den USA in den KRam gepasst hat, haben die USA die Taliban unterstützt. Das Wort Taliban stammt aus dem Arabischen und ist der Plural von „Schüler“ (das habe ich zwar aus diesem Wikipediaartikel, aber in meinem Grundkurs Arabisch hatte ich immerhin den Singular, talib - Schüler)

Quelle ohne Terrorgruppe, aber mit Terror und Gruppierung

die Franzi

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Die Deutsche Welle fasst es recht gut zusammen:

Die Taliban ist eine islamisch-fundamentalistische Bewegung mit bewaffneten Milizen in Afghanistan und Pakistan. Der Name ist der Plural des arabischen Wortes Talib, das Schüler oder Suchender bedeutet.
Die Taliban werden für zahlreiche Anschläge und Menschenrechtsverletzungen verantwortlich gemacht. Sie finanzieren sich auch durch Drogenhandel.
Quelle

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Das Problem sind die diversen, nicht miteinander verträglichen Wünsche in einem Land.

Siehst du die NATO als gute Fee / Wünschezwerg, bei der man Wünsche frei hat? Aber die Fee belohnt damit irgendwas. Was hatte die NATO nochmal belohnt? Die kostenlosen Abbrucharbeiten in New York? duckundweg

Tja, die einen durch Drogen seit der Besetzung, die Gegner seit Jahrzehnten durch Waffen. Auf wen sollte ich zeigen und sie Terroristen nennen? Beide? Ich habe zwei Zeigefinger.

„In den neunziger Jahren war Afghanistan der Hauptlieferant für Heroin in die ganze Welt. Doch im letzten Jahr ihrer Herrschaft in Afghanistan hatten die Taliban ein radikales Programm gegen den Drogenanbau beschlossen - und umgesetzt. Mit der Folge, dass die weltweite Heroinproduktion um zwei Drittel zurückging.“
Spiegel 19.01.2004, 12.11 Uhr

Die afghanische Armee mag auf dem Papier mit 180.000 Mann stark erscheinen, tatsächlich ist der Kampfwert der meisten Einheiten marginal. Nur die Commandos können es wirklich mit Talibankämpfern aufnehmen, aber das sind viel zu wenige und die Versorgung lässt auch zu wünschen übrig. Jedem war klar, dass die Taliban nach Abzug der ausländischen Truppen gewinnen würden. Nur das Tempo ist überraschend.

Vielleicht solltest du mal den ganzen Artikel lesen:

Keineswegs richtete sich ihr Hauptaugenmerk auf das Drogenverbot durch den Koran, sondern mehr auf ein lukratives Geschäft. Bevor die Taliban nämlich den Anbau im Jahr 2000 unter Strafe stellten, konfiszierten ihre Schergen die gesamte Ernte des Vorjahrs und lagerten das Rohopium in gesicherten Hallen. Als nach dem Verbot der Weltmarktpreis für die Droge rasch nach oben schoss, verkauften die Taliban das Opium zu einem horrenden Preis und finanzierten so neue Waffen und Ausrüstung für ihre Truppen.

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Wäre das in der Praxis auch wirklich so? Kann mir denken, dass die Taliban die Armee unterwandert haben und etliche Soldaten dann auf dem Feld plötzlich auf die „eigenen“ Soldaten schießen würden.

Ich hab mich aber schon lange gefragt, wieso irgendwer davon ausgegangen ist, dass die Afghanische Armee das Land gegen die Taliban verteidigen würde. Man stelle sich einmal vor, dass Deutschland von z. B. Saudi Arabien besetzt worden wäre. Die Besatzer hätten ihre religiösen und moralischen Vorstellungen mit Hilfe ihres Militärs 20 Jahre lang durchgesetzt - welche deutsche Frau hätte ihre Burka nicht abgeworfen wenn die saudische Armee abgezogen wäre? Wer hätte für ein korruptes Marionettenregime der Besatzung kämpfen wollen?

Die Besatzer hätten ihre religiösen und moralischen Vorstellungen mit Hilfe ihres Militärs 20 Jahre lang durchgesetzt

Welche religiösen und moralischen Vorstellungen mussten denn von den Invasoren gegen die Mehrheit der afghanischen Bevölkerung durchgesetzt werden. Wurden z.B. Muslime gezwungen, zum Christentum zu konvertieren?

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Ja hast du denn nicht mitbekommen, wie hunderttausende junge Mädchen und Frauen mehr oder weniger mit Waffengewalt gezwungen wurden, in die Schule zu gehen, Unis zu besuchen und einer Arbeit nachzugehen?

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Talib ist in seiner ursprünglichen Bedeutung der Koranschüler.

Es handelt sich also um eine religös-fundamentalistischee Grupperung, die mit militärischen Mitten einen islamischen Gottesstaat errichten will und dabei über Leichen geht.

Gruß,
Max

Es waren die 80er, und die Gruppe nannte sich Mudschahidin.

Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regierung brach mehr oder weniger ein Bürgerkrieg aus, und in dieser Zeit formierten sich die Taliban.

Fun fact: Im James-Bond.Film „Der Hauch des Todes“ sind die Mudschahidin übrigens de Guten, die Bond gegen die bösen Kommunisten unterstützen. :slight_smile:

Liebe Grüße,
Max

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Nicht anders als 1945 in Deutschland. Man sollte nicht vergessen, dass aus den Taliban die al-Qaida-Brigade hervorgegangen ist, die den Kampf für den islamischen Gottesstaat internationalisierte. Bis dahin war es den westlichen Staaten recht wurscht gewesen, was in dem kleinen Bergstaat da passiert.

Viele Grüße,
Max

Unter anderen bekommen die Taliban auch deutsche Waffen - ebenso wie andere Verbrecher (z.b. Drogenbosse in Mexiko).
Deutsche Waffenhersteller mischen bei der Waffenlobby mit.


Waffenfabriken, die nach Nicht-NATO-Länder liefern, sollten heftig bestraft und am besten geschlossen werden.

Servus,

nicht nur da, leider. Sowohl Waffen als auch Ausbildung in Guerilla-Taktiken erhielten sie von Uncle Sam, solange sie noch die Guten waren…

Schöne Grüße

MM

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