Vielleicht sollten wir einmal mit der „Begriffsbestimmung“ beginnen : die Bezeichnung „Vorbilder“ (Vorbilder wählt man sich selbst und eifert ihnen nach) ist irreführend, bei den angeführten „Funktionen innehabenden Personen“ handelt es sich eher um das, was man gemeinhin mit „Autoritäten“ umschreiben könnte (Autoritäten, und zwar wirkliche und nicht angemaßte, beherrschen irgendwelche „Fachgebiete“ besser als der Durchschnittsmensch).
Da nun der „Professionist“ (Autorität) eben dieses sein „Autoritätsgebiet“, bzw. seine „Profession“ besser beherrscht als der „Nichtprofessionist“ (Durchschnittsmensch), ergibt sich für ihn ein etwas anderer Blick auf die in diesem gestellten Anforderungen, Umstände, etc., welches oft zu einem „veränderten“ oder „dem Nichtprofessionisten unverständlich erscheinenden“ Verhalten führt.
Um dies an einem konkreten Beispiel zu erklären : Der Berufsfahrer (Taxilenker, Autobuslenker) ist zumeist, aufgrund etwa langjähriger Fahrpraxis, ständigem Umgang mit dem Fahrzeug und permanenter Konfrontation mit variablen Situationen des Straßenverkehrs nicht nur geübter, sondern auch routinierter im Straßenverkehr und kann (lange Erfahrung) sein eigenes „Können“, die „sich ergebenden Möglichkeiten“ und die daraus resultierenden „möglichen Folgen“ besser abschätzen als der „durchschnittliche Fahrgast“; so erscheint dem „Nichtprofessionisten“ (Fahrgast) als „rücksichtslos“ oder „riskant“, was sich dem „Professionisten“ (Taxilenker) als alltägliche „Routinesituation“ präsentiert, die er entsprechend seiner „Routine“ problemlos zu bewältigen gelernt hat.
Auch der Bibliothekar, der sich in seiner „alltäglichen Arbeitsumgebung“, sprich „Bibliothek“ bewegt, sieht aufgrund von Gewöhnung keinerlei Grund, den hauptsächlich durch die unbewußte „Scheu“ und „Ehrfurcht“ des „Nichtprofessionisten“ (in diesem Falle Bibliotheksbenutzer) bestimmten „gedämpften Ton“ einzuhalten, bewegt er sich doch in seiner „natürlichen Umgebung“ (im Gegensatz zum Bibliotheksbenutzer) und agiert dort mit der durch seinen „Autoritätsstatus“ gegebenen Sicherheit.
Eine „Vorbildfunktion“, wie schon erwähnt, nimmt der „Professionist“ aus seiner Sicht nicht ein und erfüllt sie ergo auch nicht, wohl aber eine „Autoritätsfunktion“, welche er (hoffentlich) zu erfüllen imstande ist und dieses auch tut…
Das Problem liegt hier eigentlich beim „Nichtprofessionisten“, der (bei den angeführten Beispielen) über eine Art „rudimentäres Basiswissen“ verfügt, das ihn oft zu „nichtprofessionellen“ Schlüssen verleitet, die denen des „Professionisten“ nicht entsprechen; da er sich allerdings der „Autorität“ des Professionisten anvertraut, bzw. untergeordnet hat (der Fahrgast überläßt es dem Taxilenker, von A nach B befördert zu werden, der Bibliotheksbenutzer überläßt es dem Bibliothekar, sich im Ordnungssystem der Bibliothek zurechtzufinden und ein bestimmtes Buch zu finden) und somit die eigene „Handlungsfreiheit“ in der „erwünschten Angelegenheit“ zumindest teilweise aufgibt, erwächst aus diesen unterschiedlichen „Betrachtungs-“, bzw. „Verhaltensweisen“ eine Diskrepanz, die vom „der Autorität Untergeordneten“ als störend empfunden wird, nicht jedoch von „der Autorität“, für welche ihr Verhalten oder ihre Handlungsweise ja als „korrekt“ und „natürlich“ angesehen wird.
Diese „Diskrepanz“ ergibt sich seltsamerweise (oder vielmehr logischerweise) dort nicht, wo dem „Nichtprofessionisten“ das Basiswissen völlig fehlt (kein „Durchschnittsmensch“ käme etwa auf den Gedanken, einem Chirurgen „nachlässige Handhabung des Skalpells“ vorzuwerfen), sondern wird durch „vertrauensvolle Unterwerfung“ unter die „Autorität“ ersetzt. Je größer aber das vermeintliche Wissen der „Nichtautorität“ in spezifischen Feldern, desto stärker oft die „Zweifel“ an der „rechtmäßigen Funktion“ der „Autorität“.
…keine Lust mehr. weiterzu"salbadern"…
liebe Grüße
nicolai