Wieso war hitler so beliebt?

Moin,

Das ganze Dritte Reich wurde von Hitler in Person zusammengehalten, es gab keine Verfassung als Geschäftsordnung, es gab keinen designierten Nachfolger im Amt, es gab nur etliche Paladine und Diadochen mit ihrer jeweils eigenen Hausmacht. Es hätte wohl die Wehrmacht putschen und eine Militärdiktatur errichten müssen, um einen Bürgerkrieg zu verhindern.

Noch 1938 gab es in der Wehrmacht Überlegungen für einen Putsch, aber der oberste General (war es Blomberg?) war dagegen.
Ich bin - nach div. Lektüre - ja der Meinung, dass die Wehrmacht durchaus einen Revanchekrieg wollte, H. war da genau der richtige dafür. Nur wollten sie es nicht zu dem Zeitpunkt.

All das hat Sebastian Haffner in seinen bereits mehrfach
erwähnten „Anmerkungen zu Hitler“ dargelegt, …

Volle Zustimmung. Ich möchte noch Haffners „Germany - Jekyll and Hyde“ empfehlen. Auch wenn Haffner das 1940 im Londoner Exil geschrieben und dabei an manchen Stellen etwas überzogen hat - er hasste Hitler bis auf die Knochen - hat er es gut getroffen und sehr gut vorher gesagt, was noch kommt.

Es gab klügere Köpfe als die selbst ernannten gesellschaftlichen Eliten: Einfache Leute, Handwerker, Arbeiter, Pfarrer, die schon zehn Jahre vor dem 20. Juli 1944 gemerkt hatten, wohin die Reise ging und schon viel früher als der Adel versuchten, Hitler Einhalt zu gebieten.

Hmm, vielleicht waren die „Großkopferten“ der Meinung, dass das alles ok ist? Genau diese Leute hatten die Weimarer Rep. ja bekämpft, wo sie nur konnten und damit Hitler erst den Weg bereitet. Sozialdemokraten … das waren doch Kommunisten! Man lese auch z.B. nur mal nach (habe gerade keine Quellen zur Hand), was noch nach Kriegsbeginn (!) auch aus der Umgebung Stauffenbergs und von ihm selbst zu den Juden gesagt wurde.

Hitler war ab dem Winter 1941 der Meinung, das deutsche Volk
habe den Überlebenskampf gegen das stärkere Ostvolk bereits
verloren.

Ja, das war, nachdem der bis dahin flotte Vormarsch vor Moskau zum Stehen gekommen war. Ein früher und scharfer Wintereinbruch, für den die deutsche Armee nicht ausgerüstet war, und bei den Russen gut ausgerüstete Truppen haben das bewirkt. Nach Haffner hat Hitler da das erste Mal eine Ahnung gehabt, dass der Krieg wohl verloren ist. Und es ging noch mehr als drei Jahre weiter … darf man sich nicht nüchtern überlegen!

Hitler wollte Deutschlands Untergang, dazu passt
auch die sicher nicht aus Anhänglichkeit gegenüber den
japanischen Schlitzaugen …

… den Ausdruck hätte ich mir verkniffen …

… vollzogene Kriegserklärung an die USA.

Darüber rätseln viele Historiker, warum er das gemacht hat. Es gab keinerlei Verpflichtungen, Verträge oder so, die das nötig gemacht hätten. Auch haben die Japaner nichts gemacht, als H. Russland angegriffen hat - immerhin 1/2 Jahr vor Pearl Harbor.

Laika

Servus

in der Sache hat mein Vorredner aber recht. Autobahnen waren
militärisch sinnlos. Zwei Argumente dazu: Großverbände, wie
wir sie bis 1990 unterhielten, wurden/werden per Eisenbahn
verlegt. Da Hitler ja angreifen wollte, hätten im Autobahnen
in Deutschland wenig genutzt. Die Autobahn
Berlin-Warschau-Moskau hätte schon mehr genutzt. :wink:

Da machst du den üblichen Fehler mit dem heutigen Wissen im Nachhinein etwas beweisen zu wollen.
Als die Autobahnen geplant und gebaut wurden sah die Armee erstens Mal ganz anders aus als wir uns das heute so vorstellen und zweitens sogar ganz anders als dann 1939. Natürlich wollte Hitler angreifen. Aber wenn er eines aus dem 1. WK gelernt hat dann dass man Truppen möglichst schnell von einer Front zu anderen bzw. auch der Nachschub zur Front bringen muss. Eisenbahn ist zwar was feines, aber erstens hat die ihre Grenzen und zweitens sind das ziemlich offensichtliche Ziele. Ein Loch in einer Straße reparier ich viel schneller als zerstörte Schienen. Hitler und seine Generäle haben aber recht früh erkannt dass eine Armee mobil sein muss und damit auch die Bedeutung von LKWs erkannt.

Mit den Autobahnen wollte man also weder ‚Großverbände‘ transportieren noch den Weg nach Moskau vereinfachen. Man wollte nur innerhalb der eigenen Grenzen schnell reagieren können.

Die wahre Motivation Hitlers ist schlicht Autobegeisterung
(Obwohl: „Der Führer ist ein armes Schwein, hat nicht einmal
den Führerschein.“) und allerdings der Propagandaeffekt des
Arbeitslosigkeitsabbaus.

Zu dem Thema gibt es einen schönen Wikiartikel:
http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsautobahn#Mythen_u…

Es gibt einige Dinge aus der Zeit, wo noch heutige Historiker
auf die damalige Propaganda reinfallen. Und mein Eindruck ist:
das „Reinfallen“ nimmt mit zeitlichem Abstand eher zu.

Tja und genauso gibt es Leute die im Nachhinein alles mögliche in die Aktionen historischer Persönlichkeiten hineininterpretieren. Dabei vergisst man oft, dass man damaligen Gegebenheiten und den Kenntnisstand hernehmen muss.

Gruß
Andreas

Mfg
Penegrin

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Hallo


Politisch brilliant.
Er konnte jeden Gast über den Tisch ziehen.
Jeder Aussenminister, der eine Unterredung mit ihm hatte, kam
mit glänzenden Augen zum Raum heraus und hatte dieselbe
Meinung wie der Führer.

Wie kommst du zu dieser abwegigen Ansicht?
Ich gebe nur zwei Gegenbeispiele:

Mussolini zum Beispiel unterhielt sich ja lang und intensiv mit Hitler, so dass er seine „Brillianz“ unbedingt hätte bemerken müssen. Wie aber wird er wird er nach Hitlers Staatsbesuch 1934 zitiert?
„Ich kenne Hitler, ein unerträglicher Schwätzer.“

Und 1942 zog Hitler alle Register um Finnlands obersten Befehlshaber Mannerheim auf seine Seite und in den Krieg gegen die Sowietunion zu ziehen. Mannerheim zeigte sich gänzlich unbeeindruckt und das sollte man speziell vor dem Hintergrund sehen, dass die deutsche Ausgangslage in der Sowietunion 1942 noch ganz gut aussah.

Nein, Personen, für die Hitler nicht die Aura des Führers hatte, sahen Hitler wirklich nicht brilliant, sondern eher nervig.

Hardey

3 Like

Es ist kein guter Stil, die Äußerungen eines anderen als „Unsinn“ zu bezeichnen. Vielleicht stößt dem einen oder anderen das Wort „brillant“ auf, weil es positiver klingt als es klingen darf.

Unbestritten ist jedenfalls, daß Hitler bis zu einem gewissen Zeitpunkt in vielen Bereichen ein guter Stratege war, und daß dies seine Zeitgenossen von ihm auch als persönlichen Eindruck bewundernd berichten. Ich glaube nicht, daß Mussolini eine geeigenete Autorität ist, dies infrage zu stellen! So bleibt eigentlich eher die Frage, was wir als „brillant“ bezeichnen wollen, und welche Konsequenzen wir letztlich leider diesen Fähigkeiten zu verdanken haben.

Gruß,
Chrizz

sicher nicht aus Anhänglichkeit gegenüber den
japanischen Schlitzaugen …

… den Ausdruck hätte ich mir verkniffen …

Den Ausdruck habe ich verwendet, weil er wohl Hitlers damalige Geisteshaltung gegenüber den frenmdrassigen Verbündeten widergeben dürfte. Was Hitler von abgeschlossenen Verträgen hielt, ist hinlänglich bekannt. Selbst mit Offensivbündnisvertrag wäre ihm daher Japans Schicksal egal gewesen, wenn er nicht seinerseits sowieso einen Krieg mit den USA gewollt hätte.

Hallo

Mussolini zum Beispiel unterhielt sich ja lang und intensiv
mit Hitler, so dass er seine „Brillianz“ unbedingt hätte
bemerken müssen. Wie aber wird er wird er nach Hitlers
Staatsbesuch 1934 zitiert?
„Ich kenne Hitler, ein unerträglicher Schwätzer.“

Ob Hitler oder Mussolini der größere Schwätzer war oder was eigentlich einen Schwätzer ausmacht, darüber mag man sich streiten, aber dass Hitlers Ankündigungen in weit größerem Maße als denjenigen Mussolinis auch entsprechende Taten folgten, darüber kann kein Zweifel bestehen.

Und 1942 zog Hitler alle Register um Finnlands obersten
Befehlshaber Mannerheim auf seine Seite und in den Krieg gegen
die Sowietunion zu ziehen. Mannerheim zeigte sich gänzlich
unbeeindruckt und das sollte man speziell vor dem Hintergrund
sehen, dass die deutsche Ausgangslage in der Sowietunion 1942
noch ganz gut aussah.

Meines Wissens war das 1942 nicht mehr nötig, da Finnland ohnehin schon im Juni 1941 an Deutschlands Seite in den Krieg gegen die SU eingetreten war. Und zu einem Revanchekrieg gegen die friedliebende Sowjetunion nach deren unprovoziertem Überfall auf Finnland im Winter 1939/40 musste Hitler seine Verbündeten auch nicht gerade prügeln. An Franco hat er sich die Zähne ausgebissen, an Mannerheim nicht.

Hallo

Servus

Wie kommst du zu dieser abwegigen Ansicht?
Ich gebe nur zwei Gegenbeispiele:

Mussolini zum Beispiel unterhielt sich ja lang und intensiv
mit Hitler, so dass er seine „Brillianz“ unbedingt hätte
bemerken müssen. Wie aber wird er wird er nach Hitlers
Staatsbesuch 1934 zitiert?
„Ich kenne Hitler, ein unerträglicher Schwätzer.“

Mussolini ist ja nicht gerade für seine gute Menschenkenntnis bekannt. Im Gegenteil zeigt das Zitat wohl eher dass er sich von Hitler (wieso auch immer) bedroht fühlte.

Und 1942 zog Hitler alle Register um Finnlands obersten
Befehlshaber Mannerheim auf seine Seite und in den Krieg gegen
die Sowietunion zu ziehen. Mannerheim zeigte sich gänzlich
unbeeindruckt und das sollte man speziell vor dem Hintergrund
sehen, dass die deutsche Ausgangslage in der Sowietunion 1942
noch ganz gut aussah.

Bitte was? Finnland hat bereits ab dem 22. Juni 1941 den Kampf gegen die SU aufgenommen.

Nein, Personen, für die Hitler nicht die Aura des Führers
hatte, sahen Hitler wirklich nicht brilliant, sondern eher
nervig.

Na gegen eine so fundierte Analyse kann man wohl kaum etwas einwenden -.-

Hardey

Mfg
Penegrin

1 Like

Liebe Mitdiskutanten,

Na gegen eine so fundierte Analyse kann man wohl kaum etwas
einwenden -.-

Nun gut, die Bezeichnung „Unsinn“ gegenüber Beat war vielleicht nicht sehr freundlich, ich nehme sie zurück.

Aber die Aussage

Politisch brilliant.
Er konnte jeden Gast über den Tisch ziehen.
Jeder Aussenminister, der eine Unterredung mit ihm hatte, kam
mit glänzenden Augen zum Raum heraus und hatte dieselbe
Meinung wie der Führer.

ist schlicht falsch. Ich habe zwei mit Mussolini und Mannerheim zwei Beispiele genannt, die sich nicht über den Tisch ziehen ließen und ganz und gar keine glänzenden Augen hatten, im Gegenteil. Hindenburg wäre ein weiteres und ich bräuchte bestimmt nicht lange überlegen, um noch mehr zu finden, die ein persönliches Gespräch mit Hitler nicht als Genuss beschrieben. Aber ich gestehe zu, dass es auch andere gab. Olympiasieger Jesse Owens zum Beispiel: „Als ich am Kanzler vorbeikam, stand er auf, winkte mir zu und ich winkte zurück. Ich denke, die Journalisten zeigten schlechten Geschmack, als sie den Mann der Stunde in Deutschland kritisierten.“

Hitler war wohl ein geschickter Politiker, das schon. Aber bestimmt nicht eine solche teilweise verdunkelte Lichtgestalt, wie sie mir aus Beats Post entgegenstrahlt.

Gruß
Hardey

Politisch brilliant.
Er konnte jeden Gast über den Tisch ziehen.
Jeder Aussenminister, der eine Unterredung mit ihm hatte, kam
mit glänzenden Augen zum Raum heraus und hatte dieselbe
Meinung wie der Führer.

ist schlicht falsch. Ich habe zwei mit Mussolini und
Mannerheim zwei Beispiele genannt, die sich nicht über den
Tisch ziehen ließen und ganz und gar keine glänzenden Augen
hatten, im Gegenteil.

Wenn du Haare spalten willst kann man deinen Beispielen vorwerfen, dass weder Mussolini noch Mannerheim Außenminister waren.

Gruß
Hardey

Mfg
Penegrin

Aber Gäste waren sie, oder müssen wir darüber auch noch diskutieren?

Aber Gäste waren sie, oder müssen wir darüber auch noch
diskutieren?

Da Hitler in Finnland zu Mannerheims Geburtstag verweilte könnten wir wirklich darüber streiten.

Hitler hatte Charisma welches wirklich auf sehr viele Menschen wirkte. Ob es nun bei jedem wirkte und diese dazu bewegte alles zu tun ist wohl eher unwahrscheinlich. Aber wenn wir hier anfangen jedes Wort auf die Waagschale zu werfen diskutieren wir morgen noch weiter. Zumal deine Beispiele bestenfalls eine fragwürdige Aussage haben.

Penegrin

Hi
als Zusatz zu Sebastian Haffners ausgezeichneten „Anmerkungen zu Hitler“ sei auch noch auf
„Der Hitler-Mythos. Das Profil der NS-Herrschaft.“ von Sir Ian Kershaw verwiesen, sowie dessen Hitlerbiografie (die allerdings etwas schwerere Kost ist)

Gruß
Mike

… vollzogene Kriegserklärung an die USA.

Darüber rätseln viele Historiker, warum er das gemacht hat. Es
gab keinerlei Verpflichtungen, Verträge oder so, die das nötig
gemacht hätten.

Hallo
Es wurde schon lange diskutiert über eine Kriegserklärung an Amerika.
Die oberste Etage und das Volk haben diesen Schritt mit Champagner gefeiert. Ribbentrop war selig. Alle begrüssten diesen Schritt.
Manche sagten „endlich hat er sich überwunden“.

Gruss