Wieso werden arme Menschen bei der Rente benachteiligt?

Hallo,
bei jeder Versicherung wird der Versicherungsnehmer aufgrund verschiedener Faktoren klassifiziert und aufgrund dieser Einordnung wird sein Beitrag berechnet.

Z.B. ist es so, dass Kfz-Versicherungen für höher gebildete Personen günstiger sind weil deren statistische Unfallwahrscheinlichkeit geringer ist.

Nur die gesetzliche Rentenversicherung kümmert sich nicht um die statistische Lebenserwartung sondern läßt alle den gleichen Prozentsatz ihres Einkommens bezahlen - dabei sterben arme Menschen in Deutschland viel früher, bei Männern sind das fast 10 Jahre die sie im Durchschnitt früher sterben.

Eine kommerzielle Versicherung würde dies in ihrer Prämienberechnung berücksichtigen und entsprechend niedrigere Beiträge verlangen - wieso ignoriert die gesetzliche RV diese lange bekannten demographischen Faktoren völlig und benachteiligt arme Beitragszahler?

Wenn die Lebenserwartung ignoriert wird subventionieren arme Bevölkerungsschichten die Renten der höheren Schichten - also das Gegenteil von sozialer Umverteilung.

Wieso setzt sich keine Partei dafür ein dies zu verändern? Wieso liest man in den Medien kaum etwas darüber?

Gruß

Desperado

Die Aussage möchte ich aber gerne mal belegt haben.

Es gibt Suchmaschinen…

Hallo,
mit dem bekannten Hintergrund, dass Renten zu hoch sind und zu lange gezahlt werden, dass Junge zu viel Rentenbeitraeg aufbringen muessen, plaedierst Du also dafuer
dass Leute mit Vermoegen (nicht-Arme) weniger Rente bekommen sollen.
Keine Partei will dies den vielen waehlenden Rentnern vorschlagen.
.
Ausserdem wird die Rentenhoehe nicht nach Vermoegen oder Armut berechnet, sondern (im wesentlichen) nach Beitraegen in den Zahl-Jahren, Hoehe und Anzahl.

Es gibt verschiedene Lösungsmöglichkeiten - darum geht es mir aber jetzt gar nicht. Mir geht es darum, wieso diese Umverteilung von unten nach oben so wenig thematisiert wird. Weder in den Medien noch bei den Parteien habe ich bisher Kritik an dieser unsozialen Praxis vernommen.

Und die Lösung des demographischen und damit des Rentenproblems kann ja nicht darin liegen arme Menschen zu benachteiligen.

Moin…

hatten wir das nicht schon mal hier?

Nun… wer sollte das denn wie einteilen? Letztendlich würdest ja dem einen sagen: Du bist blöde, deswegen darfst jetzt mehr haben (weniger zahlen). Hmm… will ich dann als „Blöd“ abgestempelt für viele ersichtlich sein???

Nun, da ich rauche und dann sowieso morgen tot umfalle… bräuchte ich dann überhaupt was einzahlen?

Ach… was ist schon gerecht? Alles und jeden überwachen oder jedem die gleiche Chance ermöglichen?
Bildung ist relativ frei zugänglich in jungen Jahren - da ist der einzige Ansatz, den man langfristig wirklich ins Auge nehmen sollte - und da das ganze ohne Scheu auf Kosten mal durchdenken.

In dem Sinne: fleißig selbst die Rentenzukunft im Auge behalten

LG
Ce

Moin,

warum? Weil es keine kommerzielle Versicherung ist. Eine kommerzielle Versicherung verlangt dafür für ein nicht-arbeitendes Elternteil, für die 8 nicht-arbeitenden minderjährigen Kinder und für Frauen im gebährfähigen Alter auch Versicherungsprämien. Immerhin verursachen die auch Kosten und zwar mehr als ein mittelalter Mann.
Aber ich fürchte, das wusstest du alles schon und war gar nicht deine Frage :smile:

VG
J~

"…dabei sterben arme Menschen in Deutschland viel früher, bei Männern sind
das fast 10 Jahre die sie im Durchschnitt früher sterben

Es wird oft behauptet, dass Armen deshalb früher sterben, weil sie kein Zugang zur gesunden Lebensweise haben. Ich finde aber, die könnten auch ohne viel Geld gesund leben, sie müssten sie nur tun. Die müssten nicht in teueren Fitnessstudios gehen um fit zu sein. Spazieren oder laufen kann man auch ohne teuren Klamotten. Sie müssten auch nicht Kola und ähnliches trinken, Gemüse und Obst ist nicht so teuer, dass man es nicht leisten kann. Zum Rauchen wird auch niemand gezwungen.
Es ist richtig, dass in einem Land, wie Deutschland niemand hungern oder ohne Obdach leben soll. Auch die Armen werden medizinisch versorgt. Das sogenannte soziales Netz ist weit genug gespannt. Aber ich finde, dieser Sozialneid, was hier angesprochen wird, sollte aufhören. Leider wird in Deutschland die Leistung nicht anerkannt. Wer weniger leistet, müsste auch mit weniger Leistung zu frieden sein.

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Du weiß aber schon dass das System anders funktioniert als eine Risikolebensversicherung ?

Du willst also das statistische Lebensalter vorausberechnen und danach die Rentenzahlung bemessen. Wer kürzer lebt, erhält mehr Rente, damit der sie auch noch zu Lebzeiten genießen und sozusagen ausnutzen kann.

Könnte man ja mal andenken.
Nur, verlangt man dann auch Rentenrückzahlungen, wenn jemand wider statistischem Erwarten länger lebt ?
Und kann man die Lebenszeit nach sozialem Status überhaupt vorausberechnen , weil sich der Status ja ändert oder ändern könnte.

Beim „armen“ wie beim „gut situierten oder gut ausgebildeten“.

das führt zu nix.

Das Rentensystem ist im Grunde völlig OK und gerecht. Es gibt leider nur zu wenige Einzahler, die, die sich daraus verabschieden können (Selbstständige, Hochverdienende und Beamte z.B:) und Zahlungen die man den Beitragszahlern auflastet ,die eigentlich alle Steuerzahler schultern müssten (rentenfremde Leistungen/Zahlungen).

MfG
duck313

Es geht nicht darum wieso Arme früher sterben - es ist einfach ein Fakt und damit müßte es in der Berechnung der Prämie für die Rentenversicherung berücksichtigt werden.

Wenn Akademiker bei der Kfz-Versicherung weniger zahlen könnte die geringere Unfallwahrscheinlichkeit auch daran liegen dass neuere und teuerere Autos mehr Assistenzsysteme haben die Unfälle verhindern - aber das interessiert die Versicherungen nicht. Akademiker zahlen einfach weniger weil das statistische Unfallrisiko geringer ist.

Es zählen die statistischen Fakten und nicht die Gründe dafür.

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Arm und blöd ist nicht das gleiche…

Genau wie ein weniger gebildeter Mensch höhere Beiträge für die Kfz-Versicherung bezahlen muss könnte er niedrigere Beiträge für die RV bezahlen. Denke nicht, dass jemand das diskriminierend finden würde.

Wußte noch gar nicht, dass nicht arbeitende Kinder und Ehegatten etwas aus der Rentenkasse bekommen…

Könnte man doch tatsächlich andenken.

So wie jeder seine Rentenpunkte bekommt, bekommt jeder an Hand bestimmter Merkmale (insbesondere Geschlecht/Alter/Einkommen/Beruf/Ausbildungsart, woraus sich statistisch-aggregiert die individuelle Lebenserwartung mit einer Wahrscheinlichkeit abschätzen lässt, die weit über simples Raten hinausgeht) seinen (zeitlich variablen, um auch deinen Einwand, dass sich der Status ja ändern würde, einzubeziehen) Rentenfaktor, mit dem seine jeweiligen Beiträge multipliziert werden, was dann zu Rentenansprüchen führt, die näher an an das Ideal herankommen, dass möglichst viele Menschen mindestens das rausbekommen, was sie einbezahlt haben, und möglichst wenige, nicht allzu viel mehr als sie selbst einbezahlt haben.

Die Rente ist nie objektiv „gerecht“ (was ist schon aus allen Perspektiven „gerecht“?), aber das wäre doch eine Annäherung an ein Prinzip, das sehr vielen Menschen „gerechter“ erscheinen dürfte als der Status quo.

Eigentlich keine große Sache und sicher nichts Aberwitziges, das solche …

… reductiones ad absurdum verlangen würde.

Gruß
F.

Jede Versicherung berechnet ein statistisches Risiko - auf das Individuum trifft das meist nie zu aber eben auf die Masse der vergleichbaren Individuen. Bei statistischen Risiken gibt es eine Verteilungskurve, d.h. einige leben länger, andere dafür kürzer und das gleicht sich ungefähr aus.

Es wäre also kein Problem, die Beitragssätze der statistischen Lebenserwartung anzupassen denn wer sozial aufsteigt verdient auch mehr und kann somit auch mehr RV-Prämie bezahlen.

Dass die Rentenversicherung insgesamt keine echte Versicherung ist weil Leute etwas bekommen die nie oder kaum eingezahlt haben, der Steuerzahler in diese „Versicherung“ regelmäßig mit einbezahlt und auch ansonsten mit völlig unrealistischen Annahmen gearbeitet wird ist ein anderes Thema.

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ach? ich denk da mal an „America First Action Man“… da bin ich ja direkt bei Dir - wobei das mit der Bildung entzieht sich grad meiner Kenntnis…

Ob nun blöd, dumm, ungebildet oder einfach lernschwach - letztendlich ist doch sinngemäß zu verstehen, dass man sich da einen Makel aufdrücken lassen muss…

kopfschüttel

Na ja, er hat sich die einzige Vers. raus gepickt die´s macht: Cosmos direkt:
https://www.presseportal.de/pm/63229/976430
ramses90

Nein, es gibt auch andere Versicherungen die Akademikern Rabatt einräumen, z.B. hier: https://www.hansemerkur.de/risikolebensversicherung

Oft wird dies auch nicht explizit erwähnt um potentielle Kunden nicht abzuschrecken, es läuft dann eher so dass nach Beruf, Einkommen, Postleitzahl, Bildungsniveau gefragt wird und daraus kann man den sozioökonomischen Status erahnen und entsprechende statistische Gegebenheiten in die Beitragsberechnung einfliessen lassen.

Es soll keinen Intelligenztest geben der über die Prämie zur RV entscheidet sondern man kann davon ausgehen dass Personen die trotz Vollzeitstelle wenig verdienen oft einen niedrigen sozioökonomischen Status haben und im Durchschnitt (bei Männern) fast 10 Jahre früher sterben und deshalb eben entsprechend weniger Prämie bezahlen sollten.

Was das mit einem Stigma zu tun haben soll der über das bereits vorhandene Stigma eines schlecht bezahlten Jobs hinaus geht erschließt sich mir nicht.

Vergleichst du gerade ernsthaft eine Gewinnorientierte Kapitalgesellschaft mit freiwilligen Beitritt (um bei deinem Beispiel zu bleiben, man muss ja kein Auto kaufen) mit einer solidarisch finanzierten staatlichen Pflichtversicherung? Dieser Vergleich hinkt.

Ansonsten ist zwar der Beitragssatz gleich, aber an das Einkommen gekoppelt. Ein Akademiker mit einem Golf 7 (? bin da nicht auf dem aktuellen Stand) GTI wird auch mehr an Versicherung zahlen als wenn er eine klassische Familienkutsche fährt.

Ich sehe das Problem eher weniger im Solidarsystem unserer Sozialversicherungen, obwohl diese von vornherein nicht auf die Ewigkeit ausgelegt waren, sondern eher im teilweise hanebüchnen Umgang des Staates mit ‚unseren‘ Geldern. Um ehrlich zu sein, bin ich sogar geradeheraus froh, dass genau diese Grundversicherungen nicht privatisiert wurden (und hoffentlich auch nicht werden). Dann nämlich hätte auch hier eine gewinnorientierte Kapitalgesellschaft das sagen - und Otto Normalbürger sicherlich mehr Nachteile, man könnte ja mal einen Blick über den großen Teich werfen…

hi,

Risikosportarten, Rauchen, Alkoholkonsum oder irgendwelche Genetisch bedingten Risikofaktoren werden auch nicht berücksichtigt. Warum gerade das Einkommen?

Und was wäre, wenn ein Armer nicht ,wie erwartet, früher stirbt? Muss er dann nachzahlen?

grüße
lipi

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