ich würde gerne wissen, wieviel Aufwand professionell betriebene Internetseiten ungefähr verursachen. Also nicht für die (Erst-) Programmierung, sondern in der Zeit danach. Wieviel Arbeitszeit / Arbeitskräfte nötig sind für z.B.
Änderungen an der Seite
Kunden-Support
Moderation und/oder Inhalte pflegen
Marketing
usw.
Zum Beispiel für solche Seiten:
Reisepartner-Suche
Freizeitpartner-Suche
Nischen-Single-Börse (z.B. für kleine oder dicke Menschen)
Kleinanzeigen-Seite
Mitfahrgelegenheiten-Börse
Es geht mir um den zeitlichen Mindest-Aufwand, mit dem man so was sinnvoll betreiben kann, also weder als Hobby-Projekt, das jemand mal eben ins Netz stellt und dann vernachlässigt, noch um ein mit viel Kapital groß aufgezogenes Projekt wie z.B. die allseits bekannten großen Singlebörsen. Sondern um ein Projekt, mit dem in einer Nische Geld verdient werden soll.
Ich wäre dankbar für Erfahrungswerte oder einen groben Überblick.
Grundsätzlich benötigt man für ein professionelles Projekt 3 verschiedene Fachleute:
der Programmierer - Aufgabe: Technische Änderungen an der Seite
Zeitaufwand abhängig von der Qualität der Erstprogrammierung und Vollständigkeit der Erst-Anforderungen sowie Umfang der nachträglichen Anforderungen
der Fachmann für die Inhalte - Aufgabe: Änderungen der Inhalte, Kundensupport usw.
Zeitaufwand abhängig vom Thema, Qualität der Erstbefüllung der Inhalte und Anzahl der Kunden
Marketing-Fachmann - Aufgabe: Werbung/Marketing, Social Media, Kampagnen
Zeitaufwand abhängig vom Thema und Größe des Projektes und der Geldressourcen
Alles steht und fällt mit der ordentlichen Modellierung der Anforderungen an die Plattform, was Dateninhalte und Funktionen angeht. Wenn man da Dinge vergisst oder falsch konzeptioniert, kann der nachträgliche Aufwand enorm ansteigen. Im optimalen Fall - wenn alles reibungslos läuft - reicht vielleicht 1 Stunde in der Woche zur Kontrolle
Systemadministrator - Aufgabe: Security, Updates, Sicherheitslücken patchen, Backups, Überwachung der Website, Spamprüfung, Netzwerk-Security, Kundenmailversand, Systemauslastung prüfen.
Überprüfung der Verfügbarkeit,
Bestellung von Hardware / Software, Dienstleistungsverträge (evtl. Cloud). Wartung der PCs, Drucker, Notebooks, Router …
und falls der Admin das Testing nicht übernehmen kann:
wäre ein QA / Testengineer sinnvoll: Testsystem für Rollouts und Security-Patches, mobile Apps., eigene Software testen (Nein das sollte nicht der Programmierer machen!)
Je nachdem was geplant ist, sollten die Ressourcen auf 24x7 Verfügbarkeit ausgelegt sein.
Nichts ist schlimmer, wenn die Website steht, Umsatz ausfällt und keiner erreichbar ist…
Ich hab auch im Netz schon eine (mit meinen Beispielen) vergleichbare Seite gesehen, die einer allein gemacht hat. Da war allerdings auch nichts los auf der Seite, d.h. der hat die programmiert und ins Netz gestellt, aber nie groß gemacht / ins Laufen gebracht. Ich frag mich halt, ob man so was auch als Ein-Mann-Unternehmen machen kann (deine Fachleute in Personalunion), oder ob das utopisch ist bei einer Seite, die ein paar Tausend Mitglieder hat.
Mein Gedanke war, ob man als Einzelner (oder zusammen mit maximal einem Partner) so ein Projekt aufziehen kann, vom PC daheim aus. Webspace würde ja dann bei einem Hoster gemietet, es gäbe kein Netzwerk. Damit würde ein Teil deiner Aufgaben wegfallen.
Gibt es Richtwerte, nach denen man z.B. sagen kann:
Ab soundso vielen Usern ist mit soundso viel Mannstunden für Support zu rechnen.
Ab soundso vielen Nutzern / Aufrufen braucht man einen eigenen (dedizierten) Server.
Bei soundso vielen Nutzern / Aufrufen entstehen soundso hohe Kosten fürs Hosting?
Leider nein.
Der einzige Erfahrungswert, den ich habe, ist, dass eine erfolgreiche Personalunion eher selten ist. Gute Programmierer/Systemadministratoren sind meistens schlechte Marketingleute
Deshalb vegetieren solche 1-Mann-Projekte, die vielleicht gut gemacht wurden, oft vor sich hin…
ich kann die Worte meines Vorredners Beabel nur zustimmen. Aber da Du mich nochmal direkt gefragt hast:
Ich kann Dir (leider) keine Richtwerte nennen, denn da sind zu viele Parameter nicht bekannt sind und ich
bin kein Hosting / Internetspezialist, daher kann ich zur Hardware/Auslastung nicht viel sagen.
Auch wenn das System gehostet wird:
Wenn es um eigene Web-Entwicklung geht, bist Du dafür verantwortlich, daß die Site keine Sicherheitslücken hat. Da nimmt Dich kein Hoster aus der Pflicht. Auf den Hoster allein würde ich mich nicht immer verlassen (Backups).
Ausfälle passieren auch bei großen Dienstleistern immer wieder.
Aus langjähriger Support-Erfahrung kann ich Dir noch eins sagen:
Es ist egal, wieviel Kunden Du hast, wenn einer mit Dir nicht zufrieden ist, kann er genug miese Stimmung machen, da bist Du tagelang beschäftigt (v. a. wenn sich der Ärger in den Social Media Kanälen verbreitet) und manchmal gehts auch nicht mehr ohne Rechtsanwalt.
Man kann evtl. als "One-Man-Show"anfangen, aber man sollte sich schon Gedanken machen,
was man bereit ist zu investieren, wenn das Projekt größer wird und bevor man sich selbst ausbeutet,
sollte man die Reißleine ziehen. Vielleicht hilft auch ein strukturierter Businessplan und einige Leute, die von „außen“ draufschauen.
Ziel ist es davon leben zu können - aber nicht dahinvegetieren - ich kenne leider ein Projekt aus vergangenen Jahren das so gelaufen ist, mit finanziellen und gesundheitlichen Problemen für den Betreiber.
wenn es dir nur darum geht, die Seite am Ende auch bekannt zu machen und Programmierung sowie Inhaltserstellung keine Probleme darstellen, kann ich dir aus eigener Erfahrung berichten, dass du da extrem viel Zeit investieren musst, damit Besucher auf dein Angebot stoßen.
Solltest du also ein gewisses Budget für das Projekt zur Verfügung haben, sind professionelle Dienstleister sicherlich die beste Lösung. Wenn du aber kein Geld ausgeben willst, rate ich dir, mal auf Webseiten von Marketingmagazinen wie t3n.de oder Blogs von Agenturen wie adfreak.de oder treefish.de zu schauen.
Dort findest du gute Artikel zu den Grundlagen des Marketings, womit du es alleine zumindest schaffen solltest, nicht völlig unbekannt zu bleiben. Bedenke aber, dass du damit natürlich keine professionelle Hilfe ersetzen kannst und die Suche nach Informationen ziemlich zeitaufwendig ausfallen kann.