Hallo Stephan!
Um Schweißen zu lernen habe ich mir ein Schutzgas-schweißgerät
besorgt.
WIG-Schweißen mit Argon als Schutzgas ist ein tolles Verfahren, vielseitig einsetzbar, aber nicht billig. Man kann etwas Geld sparen, indem man kein reines Argon verwendet, aber längst nicht jede Anwendung erlaubt solche „Panscherei“.
Nun habe ich mich nach dem Schutzgas erkundigt und es hat mich
doch etwas erschlagen, dass ich für die Flasche - 10l -mit
Füllung 165-185 Euro zu zahlen habe.
Im professionellen Normalfall werden Leihflaschen benutzt, für die man eine zeitabhängige Leihgebühr + Kosten der Füllung zahlt. Je kleiner die Flasche, desto teurer wird es.
Bei Ebay habe ich Einwegflaschen gesehen, gefüllt mit 1 und 2
Litern. Natürlich ist das Gas in der Relation teurer.
Solche geringe Menge Schutzgas ist Spielkram.
Aber da komme ich zu meiner Frage: Wie weit komme ich denn
überhaupt pro Liter?
Ist abhängig vom Brenner, der Einstellung an der Armatur, den Verhältnissen an der Schweißstelle und der Bedienung des Schweißers.
Zuerst einmal wollte ich ein paar Karosseriearbeiten am Auto
machen.
Dabei hast Du es mit Zwangslagen, mit durch Korrosion geschwächten Blechen, verkohlenden Lackresten und sonstigem Dreck zu tun. Das erfordert schon einige Übung, außerdem Umsicht und Vorsichtsmaßnahmen, damit Du das Auto nicht abfackelst. Bevor Du Dich an solche Aufgabe heran traust, solltest Du mit sauberen 0,7 mm-Blechen an einem Schweißplatz üben. Außerdem empfehle ich Anleitung durch einen geübten Schweißer. Sonst kommt vorhersehbar nur unbrauchbare Kleberei heraus.
Ein Tipp aus dem Nähkästchen: Ich bin E-Ing., aber Elektrotechnik als Selbstzweck ist zu nichts zu gebrauchen. Es steckt also immer eine Anwendung dahinter und über die Anwendung, die zunächst mit E-Technik gar nichts zu tun hat, muss man manchmal ziemlich tief Bescheid wissen. So kam ich mit Anwendungen bei Lokomotiven, Straßentunnels, Ölförderplattformen, Kernreaktoren, in der Glasherstellung, in der Glasbläserei, in der Goldschmiedekunst, in der Holzbearbeitung - um nur einige zu nennen - in engere Berührung. Ach ja, auch mit Problemen in der Schweißtechnik. Das Problem, überhaupt den Einstieg zu finden - löste ich wie folgt: Ich ging bei den jeweiligen Fachleuten in die Lehre, guckte ihnen über die Schulter, machte Handreichungen, bis ich einige Dinge selbst konnte und die Grundbegriffe kannte. Dazu besorgte ich mir einschlägige Fachliteratur, oft Berufsschulbücher (davon sammelten sich bei mir im Laufe der Jahrzehnte mehrere Meter an). Ich führte letztlich das fort, was man früher während des Hochschulstudiums ohnehin machen musste, nämlich Praktika in allen möglichen Bereichen von Gießerei bis Galvanik. So ging ich u. a. in eine Schweißerei, zu einer Goldschmiedemeisterin und zu einem Glasbläser, schilderte und begründete mein Anliegen - und ich wurde nirgends abgewiesen. Innerhalb jeweils weniger Tage erhielt ich wertvolle Einblicke und Fertigkeiten, die in der Vernetzung mit den übrigen beruflichen Kenntnissen zu einem in Geld nicht aufzuwiegenden Schatz wurden.
Wenn Du also WIG-Schweißen lernen willst, gehe in eine Schweißerei. Dass Du selbst für eine Unfallversicherung sorgst, mit Sicherheitsschuhen und geeigneter Kleidung auftauchst und natürlich kein Geld haben willst, versteht sich von selbst. Hinterher bist Du kein Schweißer, aber Du bist auch nicht mehr auf Bastlerniveau, beherrschst die entscheidenden Handgriffe, weißt, worauf zu achten ist, kannst mit der Gasarmatur und der Wolfram-Elektrode umgehen und weißt, womit und wie sie zu schleifen ist und wirst in der Lage sein, geeignete Werkzeuge zu kaufen.
Ein paar Tage in einer Industrieschweißerei, ein paar Tage bei einem Karosseriebauer und zum Schluss in einer Autolackierei - wäre das nicht das passende Programm für den nächsten Jahresurlaub der ganz anderen Art? Wenn Du alles unter einer Adresse haben willst, gehe zu einem Betrieb, der professionell Oldtimer restauriert oder auf eine kleine Werft.
Gruß
Wolfgang