Wieviel verdienten Ärzte in der DDR?

Hallo,

ich habe gerade einen interessanten Artikel ueber Steuern und Abgaben in der DDR gefunden, wonach jemand mit 400000 Mark Jahreseinkommen 352000 abgeben musste. Aber wieviel verdienten denn die Leute in der DDR ueberhaupt, z.B. Ärzte?

Dies war uebrigens der Artikel ueber Steuern in der DDR:

http://www.ddr-wissen.de/wiki/ddr.pl?Steuern_und_Abg…

Viele Gruesse,
Nina

Hallo,

gab es überhauot jemanden, der so viel bekam?
DAs können ja echt nur Einzelfälle gewesen sein.

Ich weiß zwar nicht, was Ärzte verdient haben, aber mein Gehalt als Angestellter betrug 900,00 Brutto und das für für einen Angestellten schon recht viel. Betriebsleiter in betrieben mit 500 - 1000 Beschäftigten kamen schon mal auf 2.000 Brutto oder knapp darüber - das wären 24.000 im Jahr.
Und auch ein Arzt ist auf alle Fälle nicht Millionär geworden - das war einfach nicht drin mit normalem Einkommen.
Auch Politiker nicht - ein 1. Kreissekrtär der SED lag um die 2.500 Brutto im Monat - wobei die steuerfreie Beträge dabei hatten.

Gernot Geyer

Hallo Nina,
also Ärzte lagen so bei 1.500-1.800 netto.
Mein Dad war Abteilungsleiter und ging mit 1.300 M nach Hause.
Meine Mam war Grundschullehrerin und bekam ca. 1.600 netto. Da zählte aber auch ihr Dipl. noch dazu.
Ich selber bin in einer Chemie-Bude arbeiten gegangen und kam mit allen Zulagen auf ca. 1.200 netto.
Als einzig richtiger Grossverdiener in der DDR fällt mir eigentlich nur Manfred von Ardenne ein. Ach ja, der Herr Schalk-Golodkowski könnte da auch noch in Frage kommen (aber ich denk, der hat keine Steuern gezahlt).
Ich denke, die höchsten Einkommen wurden bei den bewaffneten Organen (sprich Armee und Staatsicherheit) erzielt. Ob die aber überhaupt Lohnsteuer gezahlt haben (da Sold und kein Lohn), kann ich Dir aber auch leider nicht sagen.
Grüße
Almut

Im Arbeiter- und Bauernstaat …
… waren die Unterschiede minimal! D.h. ein Bauer in der LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) hatte wohl so 1200 bis 1400. Mein Onkel, Dr. der Atomphysik, hatte auch nicht viel mehr. ein Schlosser, eine Lehrerin, Ärzte … ganz egal. Das war ja die Idee: Alle bekommen ungefähr gleich viel. Egal, wie die Ausbildung war und, ja leider, auch egal wieviel jemand arbeitete. Positiv: Mann und Frau waren wirklich gleich viel wert.

An dieser Gleichmacherei ist die sozialistisch/kommunistische Idee zugrunde gegangen: Wo sich niemand einen wirklichen Vorteil herausholen kann, ist der Anreiz, irgendetwas zu tun, sehr gering.

Wobei ich alles andere als ein Befürworter des Manchester-Kapitalismus bin.

Dietmar

Hallo,

manches war echt schon paradox.
Da haben sich Schichtarbeiter geweigert, Meister zu werden - sie hätten dann ohne ihre Zuschläge weniger netto gehabt wie vorher. Und manche Kaufhallenleiter und Gaststättenleiter haben meine Mutter als Direktor der HO ausgelacht - da hatten echt Mitarbeiter mehr als der Chef vom Ganzen.
Normal war das auf alle Fälle nicht.

Wobei ich mich heute aber auch Frage, wieso manche Manager Unsummen kriegen - mehr als arbeiten können die doch auch nicht und länger als 24 Stunden ist der Tag auch bei denen nicht. Und ne Bude so an die Wandfahren, daß man Tausende entlassen muß - das kriege ich notfalls auch noch hin, so schwer kann das doch nicht sein…

Gernot Geyer

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wie man in der DDR viel verdiente
Hallo,

Ich denke, die höchsten Einkommen wurden bei den bewaffneten
Organen (sprich Armee und Staatsicherheit) erzielt. Ob die
aber überhaupt Lohnsteuer gezahlt haben (da Sold und kein
Lohn), kann ich Dir aber auch leider nicht sagen.

Naja, als Sold wurde das in der DDR auf keinen Fall bezeichnet.
Es hieß offiziel nach SV-Ausweis „Verdienst“

Offiziere wurden schon rel. gut bezahlt. Als Leutnant (unterster
Dienstgrad für Berussoldaten), so etwa 1200 Mark. Höhere Positionen
mit entsprechend mehr 2500-3500 Mark. Das war im Verhältnis zu
Einkommen für Angestellte schon recht viel, wenn man noch bedenkt,
daß man für Verpflegung und Wohnung recht wenig brauchte.
Steuern und Sozialabgaben wuden aber IMHO auch ganz normal abgezogen.

Wirklich Geld konnte man aber mit anderen Methoden z.B.
unter Ausnutzung von Subventionen machen.
Mein Vater baute sich ein 300m² Gewachshaus selber und züchtete
Gurken und Tomaten. Vor der eigentlichen Sasion (also so
April/Mai) konnte man diese z.B. für 13 Mark das kg in der
Annahme verkaufen. Im Verkauf kostete ein kg aber bloß 6 Mark.
Ein Verdienst von 5-10T Mark war da schnell möglich.
Eine andre Möglichkeit: Bullen züchten - bei Güteklasse A
(das ging dann in den Export->in den Westen um Devisen zu bekommen)
Ertrag 2500…3000 Mark pro Stück. Futter kostete auf dem land
kaum was, nur viel Arbeit hatte man damit. Viele LPG-Bauern hatten
paar Mastbullen im Stall stehen.

Mein Schwager hat pro Jahr hat ca. 150 Gänse nebenbei gemästet
(hinterm aus auf eingezäunter Wiese). Machte ebenfalls
locker 10T Mark pro Jahr Nebenverdienst, wenn die im Spätherst
als Weihnachtsgänse verkauft wurden.

Handwerker kamen auch gut über die Runden, weil neben dem
offiziellen Lohn auch ordentlich geschmiert wurde (oft auch
in Westmark, wo der inoffizeile Kurs bei ca. 5:1 lag).
So konnten sich Handwerken eben auch Sachen leisten, an die
man als normaler Bürger nicht herankam. Wie ja schon festgestellt
wurde, hatte ein Handwerken ja nix davon, wenn er zu erlich war.
Großzügiges Trinkgeld war also Pflicht, wenn der Handwerker mal
wieder kommen sollte.
Außerdem gab’s auch viel Bezahlung in Form von Naturalien bzw.
Sachleistungen. da es überall Mangel gab, konnte man viel
tauschen, oft zu beideseitgem Vorteil. Es wurde also nicht alles
mit geld bezahlt.
Gruß Uwi

Stimmt!
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich gesellschaftliche Dinge in Wellenform entwickeln. Im 19. Jahrhundert und bis in die 30er Jahre hinein gab es die „Oberen Zehntausend“ und am anderen Ende das arbeitende Volk. Dazwischen wenig (vom Handwerk abgesehen, das eine bescheidenen Wohlstand hatte, aber auch viel dafür tun musste, ebenso die Bauernschaft).

Nach dem 2. Weltkrieg hatten mal eine gewisse Zeit alle nichts - das war für den Zusammenhalt in der Gesellschaft wohl nicht da Schlechteste. Mangel kann auch verbinden - wie man an den inzwischen sehr rosa gefärbten Erinnerungen ehemaliger DDR-Bürger entnehmen kann: „Damals hatte jeder seinen sicheren Arbeitsplatz und alle die gleichen Voraussetzungen, was den Zugang zu Gütern des täglichen Bedarfs anging.“ Von paranoider Stasi-Überwachung und einem erst im Nachhinein richtig einschätzbaren Verhaftungsrisiko des Einzelnen hört man da nichts mehr …

Mit dem Wirtschaftwunder kam (in gewissem Umfang) Wohlstand für alle.

Seit Internet, Globalisierung und Heuschrecken-Einfall ist die wirtschaftliche und gesellschaftliche Idylle hierzulande arg aus den Fugen geraten. Wobei wir von sehr hohem Niveau aus jammern. Aber unbestritten werden die Unterschiede zwischen Arm und Reich innerhalb eines Landes und auch zwischen den Regionen der Welt unaufhaltsam größer. An allen Ecken und Enden wird noch ein bisschen mehr optimiert. Wo bekomme ich die Ware noch ein paar Cent billiger? Ein soziales Gewissen haben Arbeitgeber schon längst nicht mehr, wenn man sich ansieht, dass sogar Firmen geschlossen werden, die schwarze Zahlen schreiben.

Wenn nun die Optimierung (die erst mit dem vollen Aufschließen von China und Indien an die Weltwirtschaft so wirklich in Schwung kommen wird!) ihren Höhepunkt erreicht hat, wir alle nicht mehr wissen, wovon wir uns die auch noch so billigen Waren aus Fernost noch leisten können, weil wir großteils in schlechtbezahlten Jobs oder als Praktikant oder von Harz IV (oder V oder VI …) leben müssen (Konzernbosse haben aber mehrere Millionen Euro pro Jahr), dann gehen die Menschen für mehr Gerechtigkeit vielleicht wieder auf die Straße.

Und dann können Politiker nicht mehr die Verantwortung auf die Wirtschaft abwälzen. Wozu brauchen wir dann überhaupt noch eine Politikerkaste, wenn sie sich für nichts mehr zuständig erklärt? Unter Schröder (einem Sozialdemokraten!) sind Wohlstandsunterschiede größer geworden!!! Da versteht man die Welt nicht mehr …

Unstrukturierte Gedanken, einfach so hingeworfen … Ich bitte dafür um Generalpardon …

Dietmar

Hallo Uwi,
natürlich war das ein nicht zu unterschätzender Faktor.
In unserem Nachbarort hat der Tischler (offizielles Monatseinkommen ca. 600 M) seiner Tochter innerhalb von einem Jahr ein Haus gebaut. Und da hat man sich schon manchmal gefragt, wie das geht.
Und ich kann mich noch an einen Partei-Tag (?) erinnern, wo Honecker in einer Rede gesagt hat: „aus unseren Betrieben ist noch viel mehr rauszuholen“. Und das haben die Leute dann auch gemacht…
Grüße
Almut

Hallo

… waren die Unterschiede minimal! D.h. ein Bauer in der LPG
(Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) hatte wohl so
1200 bis 1400. Mein Onkel, Dr. der Atomphysik, hatte auch
nicht viel mehr.

Viele Studierte hatten aber auch nur die Hälfte des Einkommens eines Arbeiter bzw. Bauern. Durch Prämien für Planerfüllung konnten Letztere ihr Einkommen noch mal schön aufstocken.

Gruß