Hallo Tobi,
erstmal herzlichen Glückwunsch zu deinem Abitur.
Auf deine Frage kann ich dir m.E. ganz gut Antworten.
Erstmal zur Studienwahl:
Mein Tipp ist grundsätzlich, dass es eine Mischung aus Interesse an dem Studiengang + spätere Berufsmöglichkeiten darstellen sollte. Es bringt nichts ein Fach zu studieren, bei dem später kein Arbeitsplatz zu finden ist. Das macht genauso wenig glücklich wie ein Studienfach, dass zwar viel Geld einbringt, jedoch inhaltlich nicht zu einem passt. Es sollte also ein Kompromiss sein.
Da du mathematisch begabt bist, wäre es sinnvoll, das mit in deiner Studienwahl zu berücksichtigen.
Ich stand damals vor der Wahl Wi-Ing. oder BWL technisch orientiert. Ich habe mich für zweiteres entschieden, da mir bei Beginn schon klar war, dass ich in einer kaufmännischen Stelle arbeiten werde. Der Ingenieursteil ist quasi nur ein Zusatz gewesen, um sich in der Bewerbungsphase von den „normalen“ BWLern abheben zu können. Des Weiteren wollte ich meine guten Mathekenntnisse einsetzen können.
Wäre BWL t.o. ggf. eine Alternative für dich?
Jetzt folgt mein Lieblingsthema: Uni, FH vs. BA.
Ich habe mich damals für die Uni entschieden, da man nach dem „Volksmund“ mit diesem Abschluss die höchste Qualifikation hat und die besten Aufstiegschancen vorfindet. Nach meinem Diplom habe ich noch drei Jahre an der Uni als Doktorand mitgearbeitet.
Mittlerweile rate ich aber allen von der Uni ab. Warum? Viel zu theoretisch, viel zu lange Ausbildungszeit und 85% der Inhalte habe ich im Berufsleben noch nie benötigt. Dafür fehlten mir viele praxisnahe Themen, die ich mir im Beruf selbst aneignen musste.
Vergleich der Bildungsinstitutionen:
Uni: Regelstudienzeit 9 Semester Theorie. Der Durchschnitt war bei uns 11,3 Semester. Ich habe es in 10 geschafft. Dann noch mind. ein Praktikum (empfehle ich dringendst). Dauer 1 Semester. Ggf. noch ein Auslandsaufenthalt. Dauer 1-2 Semester. Folge: Du studierst in Summe sechs Jahre!
Wenn du nicht vorhast einen Dr. zu machen lohnst sich m.E. der Aufwand nicht. Ich arbeite in einem Weltkonzern und die Einstiegsgehälter von Uni und FH wurden mittlerweile angeglichen.
FH: Praxisorientierter. Du hast zwei Praktika innerhalb deiner 9 Semester. Die musst du also nicht mehr oben drauf packen. Natürlich lernst du weniger im Vergleich zur Uni. Allerdings hast du auch meist bessere Noten. Und wenn der Personaler nachher zwei Bewerbungen hat, eine Uni mit Durchschnitt drei und einen FHler mit Durchschnitt zwei… Die haben m.E. mind. die gleichen Chancen.
BA: Finde ich mittlerweile sehr empfehlenswert, wenn es im Großkonzern absolviert wird. In Zusammenarbeit mit kleineren Unternehmen würde ich es nicht empfehlen. Vorteil bei BA: Du verdienst während dem Studium Geld und musst das nicht nebenher verdienen! Du lernst weniger als in der FH aber dafür noch praxisorientierter und vor allem stark auf das zukünftige Unternehmen ausgerichtet. Auslandssemester ist teilweise in den BA-Ausbildungen integriert. D.h. du bekommst das auch komplett bezahlt und musst es nicht selbst finanzieren. Du bist des Weiteren schon im Unternehmen und bist früher fertig. Die Aufstiegschancen sind m.E. viel besser als bei einem Uni-Abschluss. Wenn der Uni-Absolvent in das Unternehmen kommt hat der BAler meist schon ein paar Jahre Berufserfahrung + Netzwerkaufbau. Und das ist das Wichtigste. Folge: Die erste Führungsebene ist meist durch BAler besetzt, die nachher die Vorgesetzten der Uni-Absolventen sind. Und der Aufstieg in die nächste Führungsebene ist nicht allzufern. Wechsel in andere Unternehmen stellt nach drei Jahren Berufserfahrung auch überhaupt kein Problem dar.
Daher meine Favoritenliste:
- BA-Ausbildung im Konzern
- FH-Ausbildung
- Uni-Ausbildung.
Das ist zumind. meine Meinung mit Uni-Ausbildung und zehn Jahren Berufserfahrung.
Ich hoffe ich konnte dich zum Nachdenken anregen.
Viele Grüße
Harald