Wildtieraufzucht Raum Köln

Hallo,

kennt jemand eine Stelle, wo ein verwaistes Feldhasenjunges im Raum Köln zwecks anschließender Auswilderung aufgezogen und untergebracht werden kann? Eine Bekannte bekam am Gründonnerstag vom Hausmeister ihres Kindergartens ein Häschen in die Hand gedrückt, das dieser im Garten „verlassen“ (AAAAAAAAAAAAAAAAGH!!!) gefunden hatte. Jetzt hat sie es schon 4 Tage zuhause und füttert es nach Anweisung einer Expertin, die aber leider in München ist.

Die örtlichen Tierheime geben keine Infos, beim Forstamt/Jagdpächter traut sie sich nicht anzurufen (weil sie das Tier ja gar nicht haben dürfte & weil sie Angst hat, dass es getötet wird), die Pflegestellen auf den Feldhasen-Hilfeseiten sind alle zu weit weg bzw. existieren nicht mehr.

Gruß & danke,

Myriam

Hallo Myriam,

im Zweifelsfall kann sie auch bei Tierärzten ihr Glück versuchen, manch einer weiß wo solche Stellen zu finden sind.

Gruß
Maja

Hallo,

wir haben inzwischen bei diversen Tierärzten und Tierschutzorgas angerufen. Ich versuche weiter, sie zu überzeugen, dass sie beim Jagdpächter anrufen soll, aber sie ist völlig irrational (Mutterinstinkt) und hat Angst, der würde das Tier einfach aussetzen oder töten.

Gruß,

Myriam

Hallo Myriam

Die Angst Deiner Bekannten ist nicht unbegründet. Ich denke, daß sie niemand wegen Jagdwilderei belangen wird. Anders ist es aber bei einer jagdlich ausgebildeten Person.
Nach dem Bundesjagdgesetz (§22 Abs. 1) ist der Jäger verpflichtet, das Tier entweder zu töten oder (u.U.) zu fangen und zu versorgen. Weigert er sich eines von beiden zu tuen, droht ihm ein gepfeffertes Bußgeld.
Er hat also die Wahl: Pflegen oder killen.

Nun tritt hier sowohl die Güterabwägung, als auch die Tierschutz-verordnung in Kraft. Die Güterabwägung besagt, daß das Hasenjunge (nunmehr nicht mehr herrenlos), einen Marktwert hat, der dem des Wildbretpreises entspricht. Der liegt aber weit unter den zu erwartenden Pflegeaufwendungen (ganz zynisch gesagt sogar noch unter den Einschläferungskosten). Also bleibt es dem Jäger überlassen, entweder mit hohem zeitlichen und finanziellen Eigenaufwand über drei Monate das Tier hochzupäppeln oder es innerhalb des Bruchteils einer Sekunde zu töten.

Das andere Problem entsteht durch die Bundestierschutzverordnung. Hier darf einem Tier kein unnötiger Stress angetan werden. Dazu gehört, daß Wildtiere in Obhut von Menschen Streß haben, der sie leiden läßt. Ich glaube zwar nicht, daß ein Hasenjunges panische Angst vor Menschen hat, aber ob ein Richter das auch so sieht?
Außerdem ist es äußerst schwierig, einen Feldhasen (nicht Kaninchen!) artgerecht zu halten. Es hat einen Grund, warum in kaum einem Tierpark echte Hasen gehalten werden! Und Bußgeldverfahren wegen Verstoß gegen die Tierschutzverordnung machen wirklich keinen Spaß. (Leider habe ich grade die Verordnung nicht zur Hand, daher muß ich aus dem Gedächniß zitieren.)

Tja, was machen… Ich denke, das Beste wäre, wenn keine Auffangstation qualifiziert und bereit ist, dem Hasen zu nehmen, das Tier möglichst rasch zum Tierarzt zu fahren und dort einschläfern zu lassen. Vielleicht klingt das für Dich herzlos aber ich glaube nicht, daß Deine Bekannte den Junghasen vernünftig ernähren und pflegen kann. Und bevor das Tier qualvoll eingehen muß…

Viele Grüße
Andreas

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Vielleicht klingt das für Dich
herzlos aber ich glaube nicht, daß Deine Bekannte den
Junghasen vernünftig ernähren und pflegen kann.

Das kann sie und wird sie, sie will es nur nicht unbedingt. Laut diverser erfahrener Aufzüchter kann man die Viecher in der Wohnung aufziehen und dann wenn sie ein Gewicht von ca. 1000g haben, in die Freiheit entlassen. Ich halte das für Humbug, da sie dann auf Menschen geprägt sind (in diesem Fall ist sogar eine freundliche Katze da, ich würde vermuten, dass Hasi in der Freiheit eine Überlebenszeit von ca. 5 Minuten hat :smile:

Herzlos bin ich selbst, aber ich habe ja gar keinen Hasen. Daher bin ich immer noch für die Forstamtslösung, wenn es keine Aufzuchtstation hier gibt, dann wird Hasi eben euthanasiert. Immer noch besser als Wohnungshaltung und dann Aussetzen in völlig unbekanntem Terrain.

Gruß,

Myriam