Will er eine Zweitkatze? (längerer Beitrag)

Hallo ihr Lieben,

ich bin derzeit in einer Zwickmühle. Damit ihr meine Lage besser nachvollziehen könnt schilder ich am besten ganz von Anfang an wie alles zur jetzigen Situation führte.

Vor 5 Jahren bin ich in ein Dorf, durch das eine Hauptstraße führt, gezogen. Schnell wurde meine damalige Katze dort überfahren. Danach beschloss ich wenn nochmal eine Katze, dann Wohnungskatze.

Vor 4 Jahren hab ich über den Verein herrenloser Katzen zwei ca. 3 - 4 Wochen alte Katzenbabys aufgenommen die auf der Straße gefunden wurden. Die zwei kleinen hatten schlimm Durchfall gehabt, hab sie aufgepeppelt, Tag und Nacht gepflegt. Ich hab eine ganz starke Bindung zu ihnen aufgebaut. Kate und Taylor hab ich sie genannt. Sie haben sich geliebt, alles zusammen gemacht und viel geschmust.

Nach einem Jahr erkrankte Kate an einer Blasenentzündung. Nach nicht anschlagender Therapie und immer stärkerem körperlichem Abbau fanden die Ärzte dann heraus, dass Kate (sowie Taylor wie sich später rausstellte) an Leukose erkrankt ist. Mit allen Mitteln haben sie sie versucht wieder aufzupeppeln aber leider wars vergebens und ich musste Kate einschläfern lassen.

Nun war Taylor alleine. Ich habe lange Zeit gesucht nach einer weiteren Leukose-positiven Katze aber leider ziemlich erfolgslos bis sich nach einem halben Jahr ein Tierheim was ich anschrieb meldete.

Nun kam Finn zu uns, er war damals ca. 1 - 2 Jahre älter als Taylor. Finn ist ein sehr sehr scheuer Kater gewesen. Wurde wohl früher geschlagen, es dauerte länger bis er sich anfassen ließ, war aber dann sehr auf mich fixiert und wich mir kaum mehr von der Seite. Taylor und Finn verstanden sich, schmusten sogar ab und an miteinander.

Ich fing an dem Tierheim ehrenamtlich wochenends zu arbeiten und nach ca. 3 - 6 Monaten (ich weis es nicht mehr genau) kam dann zu meinen zwei Männern noch eine Leukose-positive Katze hinzu. Tammy (ca. nochmal 2 Jahre älter als Finn). Eigentlich wollte ich nie 3 Katzen haben aber der Tierheimleiter hat mich überreden können und da ich weis wie schwer vermittelbar kranke Katzen sind, hab ich sie aufgenommen. Tammy hat viel Unfrieden gebracht, da sie den höchsten Rang anstrebte aber Taylor ließ es nicht zu. Finn war eher unterwürfig, hauptsache er hatte seine Ruhe. Nach ein paar Wochen hat sich dann die Rangliste festgelet. Taylor war Nr. 1, dann Tammy, dann Finn.

Es sah so aus, dass Taylor spielen wollte, Tammy ebenfalls, sie beschäftigten sich miteinander und Finn wollte einfach nur seine Ruhe und schlief irgendwo oder kam zu mir schmusen. Untereinander geschmust wurde nie mehr seit Tammy eingezogen ist. Generell zeigte Taylor ein recht dominantes Verhalten seit dem Einzug.

Nun wurde dieses Jahr im März Tammy krank. Die Ärzte konnten die Ursache nicht finden, die Leukose brach aus und nach wenigen Tagen musste Tammy eingeschläfert werden. Seit Tammy nicht mehr da war, hat Finn die geballte Ladung Energie von Taylor zu spüren bekommen. Er hatte keine Ruhe mehr, wurde ständig gejagt und gehetzt, es wurde gefaucht, geknurrt und geschrien. Nur wenn ich zuhause war, hat sich Finn immer zu mir gerettet.

Juni wurde nun Finn krank. Ich nehme an durch den Stress. Die Leukose brach aus und er musste nach wenigen Tagen ebenfalls eingeschläfert werden. Nun war Taylor wieder alleine. Er rennt durch die Wohnung, schreit und springt rum wie wildgeworden, greift mich an um mich zum Spielen aufzufordern, ist total unausgeglichen.

Juli zog nun Adina ein. Adina war ca. 1 Jahr alt, also 3 Jahre jünger als Taylor. Gegenüber Menschen eine Katze wie man sie sich nur wünschen kann. Verschmust, sehr sehr süß und lieb. Gegenüber Taylor sehr dominant, sehr fordernd. Nun drehte sich der Spieß, Taylor wurde gejagt, es wurde gefaucht, geschrieen, geknurrt. Sie drängte ihn richtig in die Ecke, zeigte die Überlegenheit. Ständig hatten sie sich in der Wolle. Dann wurde Taylor krank, schwere Bronchitis. Die Tierärzte bei denen ich immer war erkannten sein Husten nicht, falsche Diagnosen wurden gestellt und nach viel hin und herfahrerei in die Tierklinik zog ich einen Schlussstrich als sie auch noch eine Endoskopie bei der kranken Katze machen wollten und wechselte (endlich!!!) den Tierarzt. Nun ging ich zu dem Tierarzt des Tierheims, was von mir zuhause 1 Stunde fahrt ist. Das wars mir aber wert da er weis mit Leukose-positiven Katzen umzugehen. Nach zwei Wochen intensiver Therapie hat Taylor sich nochmal aufgerafft. Adina hab ich allerdings wieder ins Tierheim gebracht weil in einem waren sich sämtliche Ärzte sicher, die Katze löst zu viel Stress aus.

Jetzt war Taylor schon wieder alleine. Wieder alte Verhaltensweisen traten auf, er ist permanent am miauen, will ständig dass man ihm den Wasserhahn aufdreht oder mit ihm spielt oder schmust. Nachts ließ er einen nicht mehr durchschlafen. Die Beschäftigung die eine zweite Katze ihm gegen kann, kann ich ihm leider nicht bieten!

Nun seit 3 Wochen hab ich eine neue Katze aufgenommen. Lotte, sie ist bereits 12 Jahre alt. Ich stand der SAche von Anfang an skeptisch gegenüber aber der Tierheimleiter meinte ich solls einfach mal ausprobieren, er wäre sich sicher es klappt. Nun…also wirklich fetzen tun sie sich nicht. Ich habe Lotte seit sie da ist vllt. 30 Sekunden gesehen. Sie ist in Anwesenheit von Menschen ausschließlich unter der Couch, was sie tagsüber macht kann ich nicht beurteilen aber da Taylor noch seine Verhaltensweisen aufweist die er hatte als er alleine war, geh ich davon aus, dass sie sich nicht miteinander beschäftigen. Nachts hör ich es öfters mal knurren oder fauchen.

Ich bin mir jetzt nicht so ganz sicher wie es weiter geht. Drei Katzen will ich eigentlich nicht mehr. Ich bin mir auch nicht so 100 prozentig sicher ob Taylor eine Zweitkatze überhaupt möchte eben weil er zu seiner Schwester damals komplett anders war als zu denen, die später hinzu kamen. Allerdings langweilt er sich tödlichst!

Was mach ich nur mit Lotte? Selbst wenn sie vllt. irgendwann mal unter der Couch hervorkommt, wird sie wahrscheinlich eher nicht mit ihm spielen wollen. Allerdings bekomm ich sie sicherlich nicht mehr eingefangen und selbst wenn hätte ich kein gutes Gewissen sie zurück zu bringen, denn wer nimmt schon eine 12jährige kranke Katze? Ne sie stört ja eigentlich nicht aber drei Katzen sind in meiner relativ kleinen Wohnung eigentlich zu viel und eigentlich will ich nicht mehr so viele kranke Katzen haben weil mein Herz das ständige Einschläfern nicht mehr mitmacht.

Ich bin etwas durcheinander. ich weis einfach nicht was ich machen soll. Ich will doch nur das beste für meine Katzen

Danke fürs durchkämpfen meines etwas lang geratenen Artikels!

hilfesuchende Grüße

Sonja

hm keiner? :frowning:

Hallo Sonja,

da hast Du ja eine harte Zeit hinter Dir!

Soll ich Dir meine ehrliche Meinung sagen?
Du kommst aus dem Dilemma nur raus, wenn Du akzeptierst, daß Taylor wohl Probleme mit allen Nachfolgern hat - und da es mit Lotte keine ernsthaften Probleme gibt, würde ich - wenn Deine Nerven das Dauergemaunze noch eine Weile aushalten, alles belassen wie es ist. Lasse die beiden gemeinsam alt werden und eines Tages in Frieden gehen (denn Du schreibst ja, daß Du Lotte nicht wieder zurückbringen möchtest). Lotte wird wohl im Laufe der Zeit merken, daß Du es gut meinst, und wenn bisher nicht die Fetzen geflogen sind, ist ja anzunehmen, daß die beiden soweit klarkommen - und vielleicht über die Zeit hin doch eine gute Allianz bilden. Ich glaube bei Lotte dauert - so verstört wie sie anscheinend ist - alles ein bißchen länger.
Ich würde mir an Deiner Stelle keine leukose-positive Katze mehr dazu tun. Lasse die beiden in Frieden eines Tages über den Regenbogen ziehen - und hole Dir dann vielleicht irgendwann ein gesundes Kätzchen.
Ich finde es wirklich toll, daß Du Dich bewußt so vieler kranker Stubentiger angenommen hast, aber so wie es sich anhört, bist Du nervlich jetzt an einem Punkt angekommen, wo Du aufpassen mußt, daß Dich die ganze Situation nicht überfordert.

Kommt erst einmal alle drei zur Ruhe!!!

Mitfühlende Grüße
Greta

Korrekturvorschlag

  • und hole Dir dann vielleicht irgendwann ein gesundes Kätzchen.

Du meinst bestimmt zwei oder drei gesunde Kätzchen.

*g*
Da hast Du auf alle Fälle recht, Simsy!

Es ist schon ein bißchen heikel eine Lösung zu benennen. Denn um gesunde Katzen halten zu können bedingt es für sie ja, daß die Kranken nicht mehr anwesend sind. Und Taylor ist der Themenstarterin mit Sicherheit besonders ans Herz gewachsen, nach allem was die beiden schon gemeinsam durchgestanden haben!

LG
Greta

Hallo,

in welcher Zwickmühle Du Dich befindest kann ich gut nachempfinden.
Aber ganz ehrlich, ich würde die Situation auch so belassen wie sie jetzt ist.
Die neue Katze mag zwar scheu sein aber es ist möglich, dass sich das bis zu einem gewissen Grad noch legt.
Dabei wäre es von Vorteil, wenn sie eine gewisse Unterwürfigkeit beibehielte, denn das käme Taylor vermutlich sehr gelegen.

Ich habe mal ein dreiviertel Jahr gebraucht, bis sich eine scheue Katze hinter der Couch hervorgetraut hat. Nur nachts fressen, nur nachts WC besucht ansonsten stocksteif in ihrem Versteck gehockt.

Wichtig ist, dass die Katze das Gefühl hat, dass das ihr Zufluchtsort ist und bleibt und sie niemand dort bedrängt.
Gib ihr Zeit sich ihrer Umgebung und den darin lebenden Individuen in ihrer eigenen Geschwindigkeit zu nähern.
Sollte sie herauskommen, auf keinen Fall nach ihr greifen oder auf sie zugehen…ich würde sie anfangs nicht mal ansprechen, einfach ignorieren.

Was Du machen kannst wäre Taylor zu beschäftigen, spiele mit ihm wann immer es Dir möglich ist und er sich animieren lässt.
Federwedel (Schiessstand Kerwe), Lichtpunkt einer Taschenlampe, mit Reis gefüllte Überraschungseier-Kapseln, zerknülltes Papier, was Dir einfällt und ihm Spaß macht.
Vielleicht findet Taylor auch Interesse an Clickertraining

Gruß
M.

Vielen Dank für eure Antworten!

Ja Taylor ist für mich was ganz Besonderes. Es ist nicht so dass ich zwanghaft noch eine Zweitkatze hätte haben wollen, er hat mir nur halt so einen unausgeglichenen Eindruck gemacht, dass ich dachte für ihn sei es besser in Gesellschaft zu sein, da ich einen Vollzeitjob, Nebenjob und noch ein kleines Nebengewerbe habe und nicht jeden Tag die Zeit aufbringen kann mehrere Stunden mit ihm zu spielen. Ich versuch jeden Tag mindestens ne halbe Stunde mit ihm zu spielen aber in ner halben Stunde ist er noch lang nicht ausgepowert.

Von der Energie die er hat wäre er eigentlich definitiv ein Freigänger aber das ist aufgrund der Krankheit und auch der fehlenden Erfahrungen da er sein Leben nie draussen war und ich direkt an der Hauptstraße wohne nicht möglich.

Nervlich bin ich wirklich am Ende, das hier war ein sehr hartes Jahr für mich. Im Februar wurde meine 16jährige Katze bei meinen Eltern eingeschläfert, im März Tammy, im Juni Finn und dann wurde auch noch Taylor so extrem schlimm krank. Als die Krankheit anfing hab ich drei Nächte nicht geschlafen weil ich ständig notfallmäßig zum Arzt musste oder Kortison reindrücken musste damit er nicht erstickt. Ich hätte es nie für möglich gehalten dass er es nochmal schafft.

Ich hoffe dass Lotte sich bald wohl fühlt und die zwei sich vllt. anfreunden. Ich wünsche es den beiden sehr.

Lotte hat 11 Jahre lang mit ihren zwei 8 Jahre alten Käterchen bei einer älteren Dame gewohnt. Komischerweise haben die zwei Söhne von ihr keine Leukose. Anscheinend ist sie Wirt, scheidet den Erreger aber nicht aus. So musste Lotte nachdem ihr Frauchen gestorben war, sie ins Tierheim kam auch noch von ihren zwei Kindern getrennt werden. Sie hat viel durchgemacht die letzte Zeit, natürlich brauch sie etwas Zeit. Vllt. kann sie irgendwann in Taylor eine Art Kinderersatz sehen.

Liebe Grüße

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