Wir gedenken der Toten

Hallo zusammen,

heute morgen in den Nachrichten:

… gedenken der Toten, die bei dem Unglück ums Leben gekommen sind …

Kann ein Toter ums Leben kommen?

Muss es nicht heißen: wir gedenken der Menschen, die ums Leben gekommen sind?

Schöne Grüße

vV

Hallo vV,

logisch (sprachlich) hast Du recht.

Stilistisch halte ich es für angebracht, mit „Toten“ gleich den „Ernst“ der Meldung anzusprechen. Ein Winkelschlag danach (dass es lebende waren vor dem Unglück) schickt sich dann nicht mehr.

Vielfach wird „Opfer“ verwendet, (was das Problem vermeidet). Nur wäre es dann unschicklich, hier zwischen den toten und schwer verletzten zu differenzieren.

Zudem kann man sich in einer ganzheitlichen Betrachtung dem Thema Tod auch anders nähern und „der Tote“ als aktuelle beschreibende Bezeichnung für den unsterblichen Menschen verwenden. So wie „Schüler, der bereits im Kindergarten lesen konnte“.

Gruß
achim

Ein Winkelschlag danach

(dass es lebende waren vor dem Unglück) schickt sich dann
nicht mehr.

Hallole,

ich würde es vielleicht eher verstehen, wenn man sagt… wir Gedenken der Toten, die bei dem Unglück gestorben waren. Oder liege ich da falsch, wenn ich Plusquamperfekt hier richtiger fünde.

Schöne Grüße

vV

Hallo,

ich würde es vielleicht eher verstehen, wenn man sagt…
wir Gedenken der Toten, die bei dem Unglück gestorben waren.
Oder liege ich da falsch, wenn ich Plusquamperfekt hier
richtiger fünde.

Ich hätte Schwierigkeiten das Unglück wie auch den Vorgang des Sterbens zeitlich so zu umreißen, dass der holprige Plusquamperfekt eine logische Berechtigung hätte. Eine Sprachliche hat er meines Erachtens nicht. Sie „starben“ oder „sind gestorben“.

Gruß
achim

Hallo,

… gedenken der Toten, die bei dem Unglück ums Leben
gekommen sind …

Sind hier nicht durch Gegenwart und Vergangenheit in den beiden Satzteilen die beiden Zustände ausgedrückt? Für mich ist logisch und eindeutig, dass man genau der Toten gedenkt, die, vorher lebend, bei genau diesem Unglück um eben dieses Leben gekommen sind.

Muss es nicht heißen: wir gedenken der Menschen, die ums Leben
gekommen sind?

Das ist eine Alternative. Solange man nicht der Lebenden gedenkt, passt auch dies.

pasquino

Sind hier nicht durch Gegenwart und Vergangenheit in den
beiden Satzteilen die beiden Zustände ausgedrückt?

Hallo,

ja, verstanden habe ich ja auch ,was hier gemeint war.

Nur habe ich gedacht, dass man hier mit 2 Vergangenheiten arbeiten muss.

  • Erst stirbt man und … dann
  • ist man tot

Wenn ich sage: … der Tote ist gestorben, dann klingt das für mich falsch.

Deshalb meine Frage: Muss es nicht heißen … der Tote … war an dem und dem gestorben …?

Wo sehe ich da jetzt was falsch?

Schöne Grüße

vV

Die Analogie erscheint nicht so problematisch:
Der Schnee ist geschmolzen.

Terminsverlegung
Hallo,

Wo sehe ich da jetzt was falsch?

Rein formal betrachtet siehst du da nichts falsch. Der „logische“ Fehler ist aus dieser Sichtweise klar erkennbar.

Sprache hat aber nicht nur formale Funktion. Sie vermittelt Zusammenhänge, Bedeutungen, Inhalte usw.
Möglichst in kurzer, wenig umständlicher Form.

Für den Leser eines Artikels ergibt sich in der Kürze von

… gedenken der Toten, die bei dem Unglück ums Leben gekommen sind …

folgendes:

Im ersten Teil wird die Botschaft „der Toten gedenken“ übermittelt. Nicht der (Über)lebenden oder Menschen allgemein (Menschengedenken beispielsweise hat eine völlig andere Bedeutung).

Im zweiten Teil wird erklärt, um welche Toten es sich handelt. Nicht um alle Toten eines Ortes der vergangenen 50 Jahre, oder um Allerheiligen, sondern um eine ganz bestimmte Gruppe.

„Formal“ ist eine Seite einer Sprache, die Kürze der Vermittlung wesentlicher Inhalte eine andere. Dass sie verständlich ist, ist auch deine Ansicht.

pasquino

Ich bevorzuge nach wie vor die vom Formalen abweichende Form „Terminverlegung“ im Alltag.