Bravo Martinus
Hallo Martinus
danke vielmal, das sind schon sehr gute Antworten.
Allerdings ist meine Hauptfrage nicht die, wie die Fragen zu beantworten sind, sondern insbesondere die, ob diese Fragen allgemeinmenschlich sind, bzw. inwiefern sie von allen Menschen gestellt werden und inwiefern nur von wenigen
Na, das sind doch klare, überschaubare Fragen, leichte Kost
für einen Sonntag
.
Somit bietest Du schon sehr viel, wenn Du tatsächlich eine Antwort versuchst, und sie ist Dir wie ich finde weitgehend gelungen, soweit ich diese Sicht beurteilen kann.
Ich versuche mal eine (lutherisch)
christliche Antwort zu geben (und bin mir der Tatsache bewußt,
daß es auch andere christliche Antworten gibt).
Danke für die klare Angabe darüber, welche Richtung Du vertrittst. Ja, als Aussenstehender (Katholik) meine ich, Du vertrittst sie auch ganz richtig.
Und ich bin
mir der Tatsache bewußt: Solch umfassende Fragen kann ein
einzelner Beitrag nie und nimmer umfassend beantworten - nicht
mal mit der Einschränkung auf die lutherisch-christliche
Theologie.
Selbstverständlich. Wiederum: Die Hauptfrage zielt gar nicht auf die einzelnen Antworten, sondern nur darauf, wie wichtig man diese Fragen nimmt.
Daher bitte ich jetzt schon um Entschuldigung, wenn
ich an vielen Stellen „ein wenig“ verkürze und mich v.a. auf
biblische Texte stütze.
Freut mich, wenn Du später noch mehr hinzufügst.
Woher kommen wir (Frage 1)
Gen 1,1 - „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ => „Wir“
Menschen sind ein Teil der Schöpfung und kommen von Gott.
Ich erlaube mir, auch die katholische Haltung hier selber zu erörtern, und kann sagen: ist wohl die gleiche, vielleicht nicht einmal so schön ausformuliert, aber auf jeden Fall einverstanden.
Wohin gehen wir (Frage 2)
Darüber, wie es nach dem Tod weitergeht, finden sich in der
Bibel verschiedene Vorstellungen. Zunächst galt der Tod als
endgültiges Aus, was dazu führte, daß „gerechte“ Menschen mit
einem langen Leben gesegnet waren (man starb „alt und
lebenssatt“). Mit Christus kommt ein Wende:
Joh 11, 25 „Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an
mich glaubt, der leben, auch wenn er stirbt.“ oder
Joh 14 „1 Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und
glaubt an mich! 2 In meines Vaters Hause sind viele
Wohnungen. Wenn’s nicht so wäre, hätte ich dann zu euch
gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? 3 Und
wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich
wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich
bin.“
Das ist geradezu hohe Dogmatik und erfreut das Theologenherz, auch katholischerseits. Anscheinend haben wenigstens diese zwei Glaubensgemeinschaften durchaus achtbare Ähnlichkeiten.
=> Jesus deutet an, daß es nach dem Tod weitergehen wird.
Allerdings finden sich nirgends eindeutige Aussagen, wie
dieses „ewige Leben“ genau aussehen wird. Am deutlichsten wird
Jesus noch mit dem Ausspruch, als Auferstandene seine wir „wie
Engel im Himmel“ (Mt 22, 23).
=> Paulus äußert sich im 1. Korintherbrief ein wenig
ausführlicher (1Kor 15, 35ff). Er beschreibt das Leben vor und
nach dem Tod so: „Es wird gesät verweslich und wird
auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Niedrigkeit und
wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in
Armseligkeit und wird auferstehen in Kraft.“
Zur Lehre von der Auferstehung gehört auch, daß es nach dem
Tod eine Art Gericht gibt, das die Auferstandenen in „Gute“
und „Böse“ trennt. „Seeligkeit“ beschreibt das Leben der
Menschen, die vor ihrem Tod nach Gottes Geboten gelebt haben,
„Hölle“ die Strafe für die, die dies nicht getan haben (z.B.
Mt 5, 27ff). Das Fegefeuer als „Zwischenstation“ ist jedoch
biblisch nicht belegt.
Hier die bekannte Differenz zum Katholizismus; wir erblicken in 1 Kor 3,13-15 einen biblischen Beleg des Fegefeuers, ich empfehle ihn all denjenigen zum Nachlesen, die sich für die Unterschiede lutheranisch-katholisch interessieren. Ansonsten goldrichtig Deine Begründung!
Mk 16, 16 - „Wer da glaubt und getauft ist, der wird selig
werden, wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden“ =>
Die entscheidende Frage für den Fortgang nach dem Tod ist der
Glaube. Für Martin Luther war (auf Grund einiger Textstellen
u.a. aus den Paulusbriefen) klar: Wenn ein Mensch als Christ
lebt und an Gott glaubt, dann wird er als Folge daraus auch
„richtig“ leben. „Gute Werke“ sind also nichts, um Gott für
eine Leben nach dem Tod gnädig zu stimmen, sondern einfach nur
die Folge des Glaubens.
Ist - und das wird die Kritiker erstaunen - auch katholisch möglich. Ähnlich wie die Verhaltenspsychologie ist der kath. Glaube allerdings der Ansicht, dass beim Tun guter Werke auch der rechte Glaube geübt werde und dass die guten Werke den Menschen dem Glauben näherbringen können, ferner dass durch sie die eigenen Zweifel ein wenig gemildert werden können und in diesem Sinne Gott auch auf einen Zweifler, der sich mit guten Werken versucht, milde schaut und ihm seine Versuche zum Guten anrechnet. Das widerspricht der lutheranischen Auffassung aber wohl nicht - oder was meinst Du.
Zusammenfassend kann man sagen: Die Botschaft Jesu gibt uns
allen Grund, davon auszugehen, daß das Leben mit dem Tod nicht
zu Ende ist, sondern „in eine neue Runde“ geht. Da allerdings
noch niemand von dort zurückgekommen ist und erzählt hat, wie
es im Leben nach dem Tod zugehen wird, und da die Bibel keine
konkreten Aussagen macht, können wir darüber letztlich nur
spekulieren (und folglich sehen die Aussagen über das Leben
nach dem Tod auch innerhalb der christlichen Kirchen und
Gruppen sehr unterschiedlich aus).
Wiederum völlig einverstanden, aus allgemein-menschlicher, christlicher und katholischer Sicht.
Auf welcher Grundlage leben wir (Frage 3)
Diese Frage überspringe ich, weil ich mir nicht sicher bin,
wie sie gemeint ist. Aber das klärt sich ja vielleicht noch im
Laufe anderer Antworten.
Auch hier die Grundfrage: Wie wichtig ist diese Frage den Menschen, bzw. wie wichtig soll oder kann sie vernünftigerweise sein
Was ist das Gute (Frage 4, höchstwahrscheinlich
allgemein-ethisch)
Ich interpretiere „das Gute“ mal als das, was zu tun „gut“
ist (andernfalls wäre ja „Gott“ das oder der Gute).
Beide Dinge sind gemeint, aber vor allem das, was Du besprichst.
Lk 10, 25ff => Auf die Frage, was man tun müsse, um „nach
dem Tod in den Himmel“ zu kommen, antwortet Jesus: „Du sollst
den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer
Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt , und deinen
Nächsten wie dich selbst“. Kurz gesagt: DAS ist gut: 1. Gott
zu lieben und als Schöpfer und Herrn zu achten; 2. die
Mitmenschen als Geschöpfe zu ehren und zu achten; und 3. sich
selber als Gottes Geschöpf zu achten. Alles weitere ergibt
sich daraus, und alle Gebote in der Bibel sind
„Ausführungsbestimmungen“ für dieses höchste Gebot.
Interessant ist in diesem Zusammenhang Luthers Auslegung zu
den Geboten im Kleinen Katechismus. Dort schreibt er mehrfach,
daß es nicht nur drum geht, dem Anderen nicht zu schaden,
sondern ihm im Gegenteil zu helfen.
Sehr beachtenswert in der Ausführung und (meines Wissens) auch katholischerseits unbestreitbar.
Was ist die Sünde (Frage 5)
Alles, was einen Menschen von Gott, den Mitmenschen oder sich
selber trennt.
Yepp, aus christlicher Sicht genau die Antwort.
Die christliche Theologie unterscheidet teilweise in
„Erbsünde“ und „Tatsünde“.
So tut jedenfalls auch die katholische Theologie nebst vielen reformatorischen.
Erbsünde = die Veranlagung, die in uns allen steckt, zunächst
auf uns selber zu schauen, und dann erst nach Gott und der
Welt zu fragen. Was das bedeutet wird z.B. in der Geschichte
von der Sünderin deutlich, die gesteinigt werden sollte. Jesus
fordert die Masse dazu auf, die Frau zu steinigen, indem er
sagt: „wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!“ -
und alle sehen ein, daß es ihnen nicht zusteht, die Frau auf
Basis der „Sünde“ zu verurteilen (Joh 8,1ff). Ein wenig
deutlicher im 1. Johannesbrief: „Wenn wir sagen, wir haben
keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist
nicht in uns.“ Die Erbsündenlehre wurde teilweise leider von
der Kirche dazu mißbraucht, die „normalen“ Menschen klein zu
halten. Sinnvoll ist sie jedoch vielmehr als ständige Mahnung
an uns alle (also auch die kirchlichen Amtspersonen), daß der
Mensch alles andere als das perfekte Lebewesen ist.
Eine so präzise und passende Erklärung der Erbsünde kann man suchen gehen. Danke.
Tatsünde = die eine, konkrete Tat; ein Diebstahl oder Mord zum
Beispiel.
Weitere Unterteilungen z.B. in vergebbare (läßliche) und nicht
vergebbare (Tot-) Sünden sind Früchte der (v.a. katholisch-)
kirchlichen Dogmen.
Wichtig: Sünde ist etwas zwischen Mensch und Gott => die
Strafe für eine Sünde kann niemals von Menschen kommen,
sondern nur von Gott - ebenso die Vergebung. Menschliche
Strafen (juristisch gesehen) haben damit zunächst nichts zu
tun.
Damit ist die katholische Theologie meines Wissens ebenfalls einverstanden.
Ende 1. Teil
.
Ist das nun „Theologendeutsch“, was Du geschrieben hast, oder ist es allgemeinmenschlich würdest Du es auch als allgemeinverständlich - und auch für alle Menschen von Belang - bezeichnen?
Gruß, Martinus…
Gruss und grossen Dank
Mike