Hallo Vanessa,
ich habe schon als Zwerg - so ab 4 oder 5 - bei Mama und Granny eifrigst in der Küche assistiert und ihnen Löcher in den Bauch gefragt. Und wenn die Zwiebeln oder Karotten krumm und schief geschnitten oder die Teigtaschen superunförmig waren, na dann waren sie eben krumm und schief bzw. unförmig. Meine Mom gehört glücklicherweise nicht der Sorte Mutter an, die einem Herzinfarkt nahe ist, wenn das Kind mit einem Messer hantiert… Außerdem kenne ich von Zuhause nicht nur Salz, Pfeffer an Gewürzen und Petersilie, Schnittlauch und Dill an Kräutern. *g*
Auch bei mir ist insofern das Grundwissen von Mama bzw. Granny abgeschaut; den Rest habe ich mir selbst beigebracht bzw. diesen Tip in einem Kochbuch gelesen, jenes Geheimnis dem einem oder anderen Koch abgeluchst, wieder einen anderen Trick im Fernsehen aufgeschnappt oder von Freunden gesteckt bekommen und schließlich ein Großteil meiner Gerichte durch Improvisation entstanden (kein Bock bzw. keine Zeit zum Einkaufen). Nach der Scheidung mußte meine Mom ganztags arbeiten gehen, also habe ich mit 7 komplett die Kocherei übernommen. Die Alternative hieß seinerzeit: Drecksfraß aus der Schulkantine. Nieeeeemals! *würg*
Keine Ahnung, warum die Leute Kochen für schwierig halten: ein Stück Fisch (Fischstäbchen sind kein Fisch! *g*) oder Hähnchen ist schnell gebraten bzw. in den Ofen geschubst; ein Salat ist ebenfalls flink gemacht und ein Eintopf ist nun wahrlich simpelster Kinderkram… Und Sachen wie Pasta, auch wenn es nur mit Zwiebelchen, Speck- und Tomatenwürfeln und ein paar Kräutern ist oder stinknormale Pellkartoffeln mit Schnittlauchquark kann jedes Kind. Alles, wirklich alles ist besser als Schulkantine.
Was den Rest also die Finesen angeht: ich experimentiere ebenso hemmungslos wie leidenschaftlich am Herd (vorzugsweise gegen zwei Uhr morgens); blättere in Kochbüchern; Oliver’s Twist, Kochduell & Co. sind für mich quasi bebilderte und vertonte Pflichtlektüre aber das meiste ist halt wilde Herumprobiererei… Ich lese zwar Rezepte, aber wirklich nach Rezept gekocht habe ich noch nie. Hier mal das Kräutlein bzw. Gewürz gegen ein anderes getauscht; dort die halbe Zutatenliste umgeworfen, weil die Läden schon geschlossen waren; dann wiederum Zutaten, die sich auf den ersten Blick absolut ausschließen, kombiniert - so tische ich zum Beispiel zum kalten Schweinebraten meine berüchtigte Lychee-Kirsch-Mayo oder Ananas-Meerrettich auf), usw.
Auch heutzutage ist es so, daß ich Mutters Küche in Beschlag nehme, wenn ich dort zu Besuch bin… OK, OK, dafür näht sie mir die Klamotten um. *g* Wenn ich irgendwo zu Besuch bin, werde ich ohnehin meistens als erstes in die Küche gescheucht - ‚kannste mal eben abschmecken?‘ - oder es heißt schon vorab ‚du hast doch zu der Grillfete von XY ein sooooo leckere Sauce mitgebracht (ja, habe ich, aber welche von den vier beliebst Du zu meinen???), kannst du die nicht wieder machen‘…
Mit anderen Worten: ich bin meilenweit von Michelin-Sternkens, Gault Millau-Kochmützen & Co. entfernt, aber das Kochen macht mir tierischen Spaß und für den Privatgebrauch und die leidenschaftliche Hobby-Brutzelei langt es durchaus. Jedenfalls habe ich bis heute keinen vergiftet… 
Grüßlis
Renee