Glockenläuten
Die Antwort ist recht umfangreich - sollte aber so ziemlich alle Fragen zum Geläut beantworten
. Zunächst unterscheidet man bei Kirchenglocken das „Läuten“ vom „Schlagen“.
Die Uhrzeiten werden geschlagen. Dabei schlägt ein Hammer seitlich auf die Glocke. Nur so ist eine präzise Zahl von Schlägen möglich. In der Regel geschieht das mit zwei verschiedenen Glocken. Die erste zeigt viertel/halb/dreiviertel/voll an und die zweite bei der vollen Stunde die Uhrzeit. Allerdings haben sich mancherorts die geschilderten Doppelschläge für den Uhrzeitschlag eingebürgert. Dabei wird die volle Stunde entweder zweimal nacheinander in verschiedenen Tonlagen geschlagen (also 4x Glocke 1 für „volle Stunde“, 8x Glocke 2 für „8 Uhr“ und 8x Glocke 3 für „8 Uhr“), oder jeder einzelne Stundenschlag „gedoppelt“: 4x Glocke 1 für „volle Stunde“ und dann 8x je Glocke 2, dann Glocke 3 für „8 Uhr“). Der Sinn des Doppelschlages (egal in welcher Form) ist einfach nur, daß man besser mitzählen kann und kommt aus der Zeit, in der viele Menschen auf die öffentlichen Uhren angewiesen waren. Die Zeitschläge der Kirchenglocken haben keine religiöse Bedeutung.
Beim Läuten dagegen schwingt die ganze Glocke. Damit ist zwar viel Geräusch aber keine Präzision, was die Anzahl der Schläge betrifft, möglich. Das Läuten ist in der Regel Teil der Religionsausübung und erinnert zunächst mit der Gebetsglocke an verschiedene Gebetszeiten:
> Morgengebet meist um 6 Uhr
> Mägdeläuten um 11 Uhr (weil jetzt die Mägde zum Essenkochen vom Feld zurück auf den Hof mußten - strenggenommen ein Zeitläuten)
> Mittgsgebet um 12 Uhr
> Abendgebet - je nach örtlicher Tradition zu fester Stunde (18/19 Uhr) oder mit dem Sonnenuntergang wandernd; in katholischer Tradition oft mit anschließendem „Angelusläuten“ einer zweiten Glocke.
In der Regel wird eine oder zwei Minuten geläutet.
In protestantischen Kirchen ist u.U. das Sterbeläuten Freitags um 15 Uhr üblich, das an die Sterbestunde Christi am Karfreitag erinnert.
Am Vortag eines Sonn- oder Feiertags wird in der Regel mittags oder abends der folgende Feiertag mit mehreren Glocken eingeläutet.
Die Glocken laden außerdem zum Gottesdienst. Dazu wird - auch wieder nach Ortstradition - z.B. 30 Minuten vor Gottesdienstbeginn für 10 Minuten geläutet, sowie von 10 vor bis Gottesdienstbeginn nochmals für 10 Minuten - es kann auch kürzer sein. Das Vorläuten erfolgt in der Regel mit weniger Glocken als das Anläuten des Gottesdienstes, und wenn eine Kirche genügend Glocken hat, dann klingt das Festtagsgeläut anders als das an „normalen“ Sonntagen oder zu Werktagsgottesdiensten.
Während des Gottesdienstes wird…
…beim Vater Unser (evangelisch)
…bei der Gabenbereitung zur Eucharistie (katholisch)
…bei Taufen oder Segenshandlungen
…u.U. bei der Verkündigung eines Sterbefalls
geläutet, wobei je nach Kirche für jeden Anlaß eine andere Glocke (Taufglocke, Vater-Unsere-Glocke, volles Geläut bei Konfirmation…) benutzt wird.
Mancherorts wird die Gemeinde nach dem Gottesdienst auch mit Geläut in den Feiertag entlassen.
Außerdem werden v.a. im ländlichen Raum besondere Ereignisse im Ort mit Glockenläuten bekanntgegeben: Die Totenglocke z.B. kündet einen Sterbefall oder die Überführung ins Leichenhaus an.
Je nach Ortstradition schweigen die Kirchenglocken von Karfreitag (Sterbestunde Christi) bis Ostersonntag (Auferstehungsgottesdienst).
Gruß, Martinus…