Wir wohnen seit 14 Monaten in 76689 Karlsdorf/Neut

Guten Tag,

Wir wohnen seit 14 Monaten in 76689 Karlsdorf/Neuthard(circa 50 Meter von der Kirche entfernt Luftlinie).

Meine frage? Zur vollen stunde schlägt die(die Glocken)Uhr ganz normal, also viertel-halb-usw.nur der Stundenschlag z.B. 4Uhr wird zweimal geschlagen(also 8schläge-bei 12Uhr 24mal)es ist nur eine Kirch in der nähe. Was hat es auf sich ist es vileicht ein Ritual oder ein brauch das die Zeit doppelt gebläute wird.
In anderen Gemeinden war das nicht!
Was hat es aufsich mit dem Glockenschlag?
Mal wird nur kurz-mal wird eine viertel stunde gebläute warum?
Was für Bedeutungen haben die einzelnen Schläge?
Habe mich schon bei einem Pastor informiert bin nicht zufrieden mit der Antwort.

Glockenläuten
Die Antwort ist recht umfangreich - sollte aber so ziemlich alle Fragen zum Geläut beantworten :wink:. Zunächst unterscheidet man bei Kirchenglocken das „Läuten“ vom „Schlagen“.

Die Uhrzeiten werden geschlagen. Dabei schlägt ein Hammer seitlich auf die Glocke. Nur so ist eine präzise Zahl von Schlägen möglich. In der Regel geschieht das mit zwei verschiedenen Glocken. Die erste zeigt viertel/halb/dreiviertel/voll an und die zweite bei der vollen Stunde die Uhrzeit. Allerdings haben sich mancherorts die geschilderten Doppelschläge für den Uhrzeitschlag eingebürgert. Dabei wird die volle Stunde entweder zweimal nacheinander in verschiedenen Tonlagen geschlagen (also 4x Glocke 1 für „volle Stunde“, 8x Glocke 2 für „8 Uhr“ und 8x Glocke 3 für „8 Uhr“), oder jeder einzelne Stundenschlag „gedoppelt“: 4x Glocke 1 für „volle Stunde“ und dann 8x je Glocke 2, dann Glocke 3 für „8 Uhr“). Der Sinn des Doppelschlages (egal in welcher Form) ist einfach nur, daß man besser mitzählen kann und kommt aus der Zeit, in der viele Menschen auf die öffentlichen Uhren angewiesen waren. Die Zeitschläge der Kirchenglocken haben keine religiöse Bedeutung.

Beim Läuten dagegen schwingt die ganze Glocke. Damit ist zwar viel Geräusch aber keine Präzision, was die Anzahl der Schläge betrifft, möglich. Das Läuten ist in der Regel Teil der Religionsausübung und erinnert zunächst mit der Gebetsglocke an verschiedene Gebetszeiten:
> Morgengebet meist um 6 Uhr
> Mägdeläuten um 11 Uhr (weil jetzt die Mägde zum Essenkochen vom Feld zurück auf den Hof mußten - strenggenommen ein Zeitläuten)
> Mittgsgebet um 12 Uhr
> Abendgebet - je nach örtlicher Tradition zu fester Stunde (18/19 Uhr) oder mit dem Sonnenuntergang wandernd; in katholischer Tradition oft mit anschließendem „Angelusläuten“ einer zweiten Glocke.
In der Regel wird eine oder zwei Minuten geläutet.

In protestantischen Kirchen ist u.U. das Sterbeläuten Freitags um 15 Uhr üblich, das an die Sterbestunde Christi am Karfreitag erinnert.

Am Vortag eines Sonn- oder Feiertags wird in der Regel mittags oder abends der folgende Feiertag mit mehreren Glocken eingeläutet.

Die Glocken laden außerdem zum Gottesdienst. Dazu wird - auch wieder nach Ortstradition - z.B. 30 Minuten vor Gottesdienstbeginn für 10 Minuten geläutet, sowie von 10 vor bis Gottesdienstbeginn nochmals für 10 Minuten - es kann auch kürzer sein. Das Vorläuten erfolgt in der Regel mit weniger Glocken als das Anläuten des Gottesdienstes, und wenn eine Kirche genügend Glocken hat, dann klingt das Festtagsgeläut anders als das an „normalen“ Sonntagen oder zu Werktagsgottesdiensten.

Während des Gottesdienstes wird…
…beim Vater Unser (evangelisch)
…bei der Gabenbereitung zur Eucharistie (katholisch)
…bei Taufen oder Segenshandlungen
…u.U. bei der Verkündigung eines Sterbefalls
geläutet, wobei je nach Kirche für jeden Anlaß eine andere Glocke (Taufglocke, Vater-Unsere-Glocke, volles Geläut bei Konfirmation…) benutzt wird.

Mancherorts wird die Gemeinde nach dem Gottesdienst auch mit Geläut in den Feiertag entlassen.

Außerdem werden v.a. im ländlichen Raum besondere Ereignisse im Ort mit Glockenläuten bekanntgegeben: Die Totenglocke z.B. kündet einen Sterbefall oder die Überführung ins Leichenhaus an.

Je nach Ortstradition schweigen die Kirchenglocken von Karfreitag (Sterbestunde Christi) bis Ostersonntag (Auferstehungsgottesdienst).

Gruß, Martinus…

Hallo,

Zur vollen stunde schlägt die(die Glocken)Uhr
ganz normal, also viertel-halb-usw.nur der Stundenschlag z.B.
4Uhr wird zweimal geschlagen(also 8schläge-bei 12Uhr 24mal)

dass jede volle Stunde mit 4 Glockenschlägen eingeläutet wird (für die vier Viertel) und dann jeweils die Anzahl der Stunden (also 14°°/2°°: 4+2, 16°°/4°°: 4+4), ist nicht unüblich - aber immer die doppelte Stundenzahl?

Habe mich schon bei einem Pastor informiert bin nicht
zufrieden mit der Antwort.

Was hat er denn gesagt?

Gruß
Kreszenz

Moin,

Je nach Ortstradition schweigen die Kirchenglocken von
Karfreitag (Sterbestunde Christi) bis Ostersonntag
(Auferstehungsgottesdienst).

  • ist das nicht überall üblich, zumindest in den überwiegend katholischen Gegenden?

Gruß
Pit

Es kommt wohl aus der kath. Tradition, ist aber auch in manchen evangelischen Gemeinden üblich - im Gegesatz zum Ratschen (als Glockenersatz). Das gibt es nur noch in kath. Gemeinden, soweit ich weiß.

Servus,

  • aber immer die doppelte Stundenzahl?

ja, das gibts schon - mehr oder weniger verbreitet. In der Tonhöhe vom 4/4-Schlag über den ersten Stundenschlag bis zum zweiten Stundenschlag abfallend.

Keine gesicherte Erklärung, aber zwei Deutungen, die mir plausibel scheinen:

(1) Barocke Spielerei aus Freude an der Schönheit der Glockentöne,

(2) - wahrscheinlicher - der Stundenschlag als wichtiges Signal in einer Zeit, als Leute üblicherweise keine Uhren hatten oder trugen: Wenn man mit irgendetwas beschäftigt ist, wird man unter Umständen erst beim Stundenschlag selber auf ihn aufmerksam, und dann erst bei der Wiederholung mitzählen.

Schöne Grüße

MM

Hallo Gerald,

Ich habe als Restaurator viele Zeit in Kirchtürmen zugebracht, in jeder Kirche kann das Geläute des Turmuhrwerks verschieden sein.
Mehr oder weniger laut und mehr oder weniger Schläge pro Stunde.

es erinnert noch an die Zeiten wo nicht jeder einen Wecker oder eine Armbanduhr hatten, - also Tradition. -

Auch unter den verschiedenen Religionen und Gemeinden gibt es auch wieder verschiedene Läuteangewohnheiten, und
daran gewöhnen kann man sich schlecht.

Ich fand es für mich persönlich eher als etwas lästiges, aber das lag auch daran, ich war immer sehr nahe am schlag- bzw. Läutewerk.

Aber wenn man einmal für längere Zeit im Ausland war und kommt wieder nach Haus, glaub mir, dann empfindet man das Läutewerk der heimischen Kirche eher wieder als etwas angenehm Beruhigendes.

Also den dicken Pitter vom Kölner Dom zu hören (es ist die größte freischwingende Glocke der Welt) ist für einen echten Kölner die süßeste Musik des Heimatlandes und hat schon manches Tränchen aus den Augen hervorgelockt. Auch schon bei mir, gebe ich ohne mich dafür zu schämen zu.

Es soll aber auch Leute geben, die sich über Fluglärm aufregen, obwohl sie das von vorneherein wußten und eine deswegen sehr billige Baustelle gekauft haben, um sich dann über den Lärm zu beschwerden.
ich denke du doch nicht oder? :smile:

Gruß Franz

Je nach Ortstradition schweigen die Kirchenglocken von
Karfreitag (Sterbestunde Christi) bis Ostersonntag
(Auferstehungsgottesdienst).

Hallo,

Martinus!

Ich möchte deinen sehr gründlichen Artikel mit zwei Kleinigkeiten ergänzen:

  1. Nach katholischem Ritus (nicht nur örtlichem Usus) schweigen die Glocken (Geläute, mancherorts auch der Stundenschlag) schon nach dem Gloria des Abend-Amtes am Gründonnerstag. (Ich sehe nicht ein, warum man die Einsetzung der Eucharistie als Trauermette begehen soll, und habe es so weit gebracht, dass bei uns die Glocken erst am Ende dieses Gottesdienstes „nach Rom fliegen“, wie man sagt).
  2. In vielen Orten wird hierzulande (Bayern) auch am Donnerstag nach dem Abendläuten noch mit einer großen Glocke geläutet: zur Erinnerung an die Todesangst Christi auf dem Ölberg; in alten Gebetbüchern findet man dazu sogar eine eigenes Gebet.
    Gruß!
    Hannes

Es stört mich nicht wollte nur wissen was daran besonders sein kann!

Hallo,

Es stört mich nicht wollte nur wissen was daran besonders sein
kann!

dürfen wir noch erfahren, welche Erklärung Dir der Pastor gegeben hat?

Gruß
Kreszenz