Wir wollen uns bescheiden

Hallo!
ich verstehe diesen Satz nicht. Was bedeutet,„Wir wollen uns bescheiden“?

»Wahr sind nur … die Träume, die wir
spinnen, und die Sehnsüchte, die uns treiben,
damit wollen wir uns bescheiden.«

Danke

Küchenphilosophie aus einem albernen Film (Die Feuerzangenbowle)

Was bedeutet aber diese Küchenphilosophie?

Einfach das man bescheidener leben soll

Ich denke, es soll verquast bedeuten, dass sich nicht jeder Traum erfüllen muss, um für einen selbst „wahr“ zu sein. Dass aber „nur“ solche Träume und Sehnsüchte „wahr“ sind, ist Quatsch mit Soße

Hallo,

stattdessen könnte man auch sagen: „Damit sollten wir bescheiden sein“.
Es geht um Einschränkung. Niemand würde heute „sich bescheiden“ sagen, sondern eher bspw. „Bescheidenheit zeigen“.

Gruß,
Steve

Wenn es nur um die Bedeutung des Wortes „bescheiden“ geht: Das kann man hier mit begnügen übersetzen.

Geht es dagegen um den Inhalt der gesamten Aussage, dann muss man mE auch das gesamte Zitat betrachten und das im Kontext des Romanes, aus dem es stammt.

„Wahr an der Geschichte ist lediglich der Anfang: die Feuerzangenbowle. Wahr sind auch die Erinnerungen, die wir mit uns tragen; die Träume, die wir spinnen, und Sehnsüchte, die uns treiben. Damit wollen wir uns bescheiden“.

Eine Inhaltsangabe des Romans findest Du hier:

Was die Inhaltsangabe allerdings verschweigt: Auf der letzte Seite des Romans wird mit der literarische Illusion gebrochen, die Handlung als Fiktion entlarvt. Nicht davon sei wirklich passiert, alle Figuren und Handungsorte habe der Protagonist Hans Pfeiffer nur erfunden - einschließlich sich selbst. Und dann folgt, als Schluß, das oben genannte Zitat.

Ich interpretiere den Satz so, dass Träume und Sehnsüchte nicht wertlos sind, nur weil sie zu verrückt sind, als dass sie jemals wahr werden könnten: Sie sind als Träume und Sehnsüchte wahr. Man darf sich mit damit begnügen, ein bißchen herumzuspinnen. :slight_smile: Und ein bißchen steckt auch darin, dass Erinnerungen zwar als Erinnerungen wahr sind, aber dass das nicht heißt, dass es genau so gewesen sein muß. Es ist wahr, dass man sich so erinnert, und es ist in Ordnung, dass man sich so erinnert, auch wenn man weiß, dass das alles ein bißchen verklärt ist. Und auch damit darf man sich begnügen - man muß keinen höheren Anspruch an die eigenen Erinnerungen haben.

„When the legend becomes fact, print the legend“ - um einen anderen großen Film zu zitieren.

Gruß,
Max

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Vielleicht zum besseren Verständnis der komplette Schluß des Roman:

Aber nun kommt das traurige Happy-End:
Hans Pfeiffer ist nicht von der Schule geflogen. Und er hat auch die Eva nicht bekommen.
Das ging auch nicht. Denn Hans Pfeiffer war auf gar keinem Gymnasium. Und sein Direktor hatte auch keine Tochter.
Hans Pfeiffer war überhaupt niemals in Babenberg.
Denn Babenberg gibt es gar nicht. Und solche Gymnasien, mit solchen Magistern und solchen Lausbuben, gibt es erst recht nicht. Hat es auch niemals gegeben - oder höchstens im Verschönerungsspiegel der Erinnerung.
Hans Pfeiffer, über dessen mangelnde Wahrheitsliebe verschiedentlich geklagt werden musste, hat die ganze Geschichte von A bis Z erlogen. Frei erfunden wie alle seine Geschichten. Sogar sich selbst, mitsamt Marion und Literaturpreis, hat er erfunden. Wahr an der Geschichte ist lediglich der Anfang: die Feuerzangenbowle.
Wahr sind auch die Erinnerungen, die wir mit uns tragen; die Träume, die wir spinnen, und die Sehnsüchte, die uns treiben. Damit wollen wir uns bescheiden.

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Hallo! Danke für die ausführliche Erläuterung. Was bedeutet das, wenn man das aber auf das Corona-Virus überträgt? Bedeutet dies, dass nach der Corona-Zeit wieder vor der Corona-Zeit sein wird? Die Verbesserungen können wir uns träumen, aber sie werden nicht Realität.

Das alles klingt verwegen. Soll nun
sogar die Besoldungsordnung A der Beamtenbesoldungstabelle
dramatisch ins
Rutschen kommen? Früher hätte man
Schleicher darauf verwiesen, dass so etwas
ausgeht wie die »Feuerzangenbowle«:
»Wahr sind nur … die Träume, die wir
spinnen, und die Sehnsüchte, die uns treiben,
damit wollen wir uns bescheiden.«.

Das steht so in dem Originalzitat allerdings auch nicht drin.

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Wenn ich ehrlich bin: Ich habe keine Ahnung, was der Autor in diesem Zusammenhang damit sagen will, und ich kann auch keinen Bezug dazu herstellen, wie der Satz im Original verwender wurde.

Gruß,
Max

Ich denke es verstanden zu haben! Vielen Dank für die Ausführliche Erläuterung. Danke sehr!