Wird der 'Südwester' eigentlich noch genutzt?

Hallo zusammen,

in der Anfangszeit meiner Segelei hieß es immer, man trägt auf Segelbooten nur Jacken ohne Kapuze und setzt zum Schutz gegen Regen den sogenannten „Südwester“ auf. Für die, die ihn nicht kennen: Dies ist ein breitkrempiger wasserdichter Hut (damals aus Ölzeug), Krempe vorne kleiner als hinten, so dass der Regen nicht in’s Gesicht läuft und noch viel weniger hinten in den Kragen. Ein Kinnband verhindert, dass der Wind den Südwester vom Kopf bläst.

Die für mich nachvollziehbare Begründung damals:

  1. Mit einer Kapuze sieht man wenig bis nichts, wenn man sich umdreht, man schaut in die Kapuze hinein. Der Südwester dreht sich mit, man hat immer optimale Sicht und bleibt trotzdem trocken.

  2. Wenn man in’s Wasser fällt, hat man mit der Kapuze einen Sack voller Wasser am Kragen hängen, der das Schwimmen und erst Recht das Hochklettern zurück an Bord be- oder sogar verhindert. Kann man ja nachvollziehen: Eine große Kapuze fasst sicher leicht 5-8 Liter Wasser.

Inzwischen sieht man den Südwester aber kaum noch, meistens werden doch Kapuzen getragen. Meine Segeljacke hat auch eine (allerdings einrollbare).

Meine Frage: Warum ist man davon abgekommen? Oder wird er vielleicht doch noch von manchen Seglern eingesetzt?

Btw: Wir haben uns gerade welche gekauft, sie sind also noch zu bekommen (http://www.compass24.de). Wir finden die super, deswegen meine Frage.

Grüße
Sebastian

Hi,

Segeln ist inzwischen zum „chicken“ Sport geworden - was man von einem Südwester ja nicht gerade behaupten kann. Aber praktischer als die eingebaute Kapuze ist er allemal. Also warum nicht benutzen ?

Einziges Problem im Yacht-, Regattasport: durch schlagende Leinen kann einem der Hut schnell abhanden kommen.

Philip.

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Einziges Problem im Yacht-, Regattasport: durch schlagende
Leinen kann einem der Hut schnell abhanden kommen.

Hallo!

Das eben nicht!!
Der „Hut“ sitzt flach am Kopf und ist am Kinn festgezurrt.
Das war ja gerade der Vorteil dieser Kopfbedeckung auf prof. Segelschiffen, dass er bei Wind und Wetter am Kopf blieb, weniger auf dem Kopf.

Heute sieht man ihn sehr viel bei Touristen, welche in Norddeutschland Urlaub machen. Zum gelben Ostfriesennerz gehört der passende Südwester.

„Echte“ Seeleute auf ihren kleinen Segelbooten tragen ihn nicht mehr, weil sie denken, das Ding sieht lächerlich aus.

Auf großen Frachtern, wo selbst bei Sonnenschein niemand mehr an die Luft geht, sieht man in nicht mehr. Dort trägt man höchstens im Winter die Strickmütze.

Bei der Bundeswehr, auf den Booten mit freier Brücke, wie U-Boote, gibt es sie noch und sind immer noch das Beste, was es gibt.

Grüße Max

„Echte“ Seeleute auf ihren kleinen Segelbooten tragen ihn
nicht mehr, weil sie denken, das Ding sieht lächerlich aus.

Ich glaube Deine Aussage wg. der angeblichen Lächerlichkeit ist der Hauptgrund seines langsamen Verschwindens. Zumindest im Sportbereich. Ich finde das Teil ganz einfach nur praktisch. Scheix was auf angebliche Lächerlichkeit. Wer da den (meinen) Anblick nicht ertragen kann, der soll sich doch bitte abwenden oder meinetwegen auch kräftig einen abgeiern. Meinetwegen auch bis ihm die Tränen dabei in die Augen kommen.

Ich trage den SW bei dementsprechendem Wetter für mein Leben gern und möchte ihn gegen keine Kaputze eintauschen. Wahrscheinlich bin ich aber auch wohl kein „Echter“ Schiffahrttreibender (ich fahre Buten und Binnen). Mein Selbstbewußtsein ist da aber allemal groß genug, um mich auch mit einem SW an Deck blicken zu lassen.

Aber was mich noch interessiert: Kann mir hier noch einer die Bezugsquelle für so eine sog. „Russenmütze“ in Marineblau nennen. Unter „Russenmütze“ verstehe ich diese fellgefütterten Stoffmützen mit 4 herunterklappbaren Enden, wobei die beiden seitlichen Enden sehr weit über die Ohren gehen und sich unter dem Kinn zusammenknoten lassen. Ich habe z.Zt. so ein ähnliches Ding (BW-Mütze, vorne mit Schirm), halte die aber nicht so für den Hit.

Mit freundlichem Gruß

Klaus-Werner Olderdissen

Danke für die Antworten!
Hallo zusammen,

es liegt also nicht daran, dass man inzwischen Kapuzen doch für praktischer oder sicherer befunden hat, sondern einfach am Erscheinungsbild des SW.

Ist mir wurscht, Hauptsache, ich seh genug und bleibe einigermaßen trocken. Ich werde fröhlich weiter durch die Gegend „südwestern“.

Mast- und Schotbruch und immer 'ne Handbreit Wasser unter’m Kiel!

Sebastian

Glaubt mir, der Südwester wird wieder in Mode kommen !
Es ist nur eine Frage der Zeit!!!

Gruß Michael

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Hast du’s mal bei Räer (http://www.raeer.de) versucht - die haben so ziemlich alle militärischen und nicht-militärischen Kopfbedeckungen…

Gruß aus dem Norden
Reinhard Kraasch