Wirklichkeit - wie denken wir darüber?

Vielleicht kann das w-w-w-Expertenforum ja dazu beitragen, dass die Website von Lex inhaltlich zulegt. Sehr diskussionswürdig ist das Thema Wirklichkeit ohnedies.

Mein Ansatz ist folgender:

Das Wort „Wirklichkeit“ bezeichnet zum einen die Gesamtheit all dessen, was wirklich ist, und zum anderen die Seinsweise des Wirklichseienden, das Wirklichsein. Traditionell wurden in der Philosophie drei Seinsweisen/Seinsmodi unterschieden: Wirklichkeit, Möglichkeit und Notwendigkeit. Die Lehre von Wirklichkeit und Möglichkeit (lateinisch: Akt und Potenz ; griechisch: Energeia und Dynamis) geht auf Aristoteles zurück, der in seiner Metaphysik das Begriffspaar verwendete, um das Phänomen des Werdens zu erklären. Danach ist jeder Werde-Gang ein Über-Gang vom Modus der Möglichkeit zum Modus der Wirklichkeit, kurz: ein Fall von Verwirklichung.

Dieser alten Ontologie, an die noch Denker des 20. Jahrhunderts anknüpften (z.B. Nicolai Hartmann), gab Heidegger eine Furore machende Wendung, indem er den Seinsstatus der Möglichkeit über den der Wirklichkeit erhob. Spätestens seitdem steht der Begriff der Existenz unter einer Spannung, welche die herkömmlichen Realismen der Vorhandenheit in eine ganz ungewohnte Begründungsnot gebracht hat. Auf den vertrauten idealistischen Gegenstandpunkt lässt sich das neue ontologische Differenz -Denken jedenfalls nicht mehr reduzieren.

entelecheia

Mein Ansatz ist folgender:
Das Wort „Wirklichkeit“ bezeichnet zum einen die Gesamtheit all dessen, was wirklich ist, und zum anderen die Seinsweise des Wirklichseienden, das Wirklichsein.

Das ist kein Ansatz, sondern eine lexikalische Worterklärung. Ansonsten ist es richtig. Bis auf die Kleinigkeit, daß sowohl der Begriff „Gesamtheit“ als auch der Begriff „Seinsweise“ (= modus?) fragwürdig ist. Somit ist also mit der obigen „Erklärung“ zunächst noch gar nichts erklärt.

Bei Aristoteles finden sich die Ausdrücke energeia und entelecheia , die nur ganz bedingt als synonym anzusehen sind. Energeia und entelecheia werden lat. mit actualitas wiedergegeben. Aber actualitas ist wiederum von realitas streng zu unterscheiden. Die lat. realitas steht wesentlich für die später problematisierte Wirklichkeit , die sich gegen die Möglichkeit als „Modus“ unterscheidet (siehe Kants 100-Taler-Beispiel). „Modus“ ist aber keinesfalls aristotelisch.

Actualitas und entelecheia werden dann von Meister Eckhart zum ersten mal mit werkelicheit wiedergegeben. Alle drei haben die Valenz von „Verwirklichung“ , also ein Prozess und nicht ein Zustand (siehe Hans Wagner: „Aristoteles: Die Physikvorlesung“).

Aristoteles zurück, der in seiner Metaphysik das Begriffspaar verwendete, um das Phänomen des Werdens zu erklären.

Aristoteles Physik 201 a 11 und 201 a 27 (danach dann auch Metaphsyk 1065 b 20-23) bestimmen nicht den Begriff des Werdens, sondern den der Bewegung (kinesis).

Danach ist jeder Werde-Gang ein Über-Gang vom Modus
der Möglichkeit zum Modus der Wirklichkeit, kurz: ein Fall von
Verwirklichung.

kinesis (Bewegung) wird dort keinesfalls als Übergang bestimmt, sondern vielmehr ist entelecheia selbt eher als Übergehen zu fassen. Wörtlich der bedeutungsvolle Satz:
„Die Wirklichkeit [entelecheia] des der Möglichkeit nach Seienden [dynamei ontos], als eines solchen [he toiouton], ist Bewegung [kinesis]“
und dann nochmal:
„Die Wirklichkeit des der Möglichkeit nach Seienden, insofern das der Wirklichkeit nach Seiende wirkt, nicht als es selbst [he auto], sondern als Bewegliches [he kineton], ist Bewegung“.

Genaueres dazu findest Du in:
Manfred Gies: „kinesis. Improvisationen zu einem Thema von Aristoteles“,
in: W. Schmied-Kowarzik: „Einsprüche kritischer Philosophie“. Kassel 1992
ISBN 3881226664 Buch anschauen

Gruß
Metapher

Faktizität

Das ist kein Ansatz, sondern eine lexikalische Worterklärung.

Unsinn - ich setze eben mit einer „Worterklärung“ an :-&

In Sachen Wirklichkeit als Gesamtheit will ich Wittgenstein das Wort erteilen: „Die gesamte Wirklichkeit ist die Welt“ (Tractatus).

Für die Wirklichkeit als Seinsweise - vor allem im Unterschied zur Möglichkeit - sehe ich Aristoteles Pate stehen. Der dabei von ihm verwendete Ausdruck energeia ist im Deutschen wohl am treffendsten mit Wirksamkeit oder Wirkkraft (vgl. Energie) wiederzugeben. In diesem Sinn lässt sich dann ohne weiteres von Ursache und Wirkung reden.

So ergeben sich für mich zwei zusammengehörige Bedeutungen, die Du vielleicht eher als Ansatz zu qualifizieren bereit bist:

  1. Die Wirklichkeit ist die Welt.
  2. Wirklichkeit ist Ursächlichkeit.

Die erste Bedeutung ist momentan zwischen uns noch kein Diskussionspunkt. Daher gleich zur zweiten:

Bei Aristoteles finden sich die Ausdrücke energeia und
entelecheia , die nur ganz bedingt als synonym anzusehen
sind.

Da bin ich ganz Deiner Meinung. Im Hinblick auf den Akt des Wirkens ist die entelecheia nicht als Wirksamkeit (bzw. Ursächlichkeit), sondern als Anlage zur Verwirklichung zu verstehen. Das derart real Mögliche befindet sich auf dem Weg zu seiner Wirklichkeit (als seiner essenziellen Vollendung) - hier deckt sich übrigens der Begriff der Bewegung mit der des Werdens weitestgehend.

Was sich noch auf dem Weg der Verwirklichung befindet,

„das der Möglichkeit nach Seiende“

kann nur bedingt ein Wirkliches sein, wohingegen das Ziel (telos) dieses Wegs

„das der Wirklichkeit nach Seiende“

als eben jenes Ursächliche anzusehen ist, das sich bei jeder Verwirklichung als das Wirksame, d.h. im höchsten Sinne Wirkliche bemerkbar macht.

Insofern sehe ich Aristoteles übrigens durchaus noch als einen Platoniker - bei allen Revisionen, die er an der Philosophie seines Lehrers vorgenommen hat.

Der eigentliche Postplatonismus dürfte erst im Spätmittelalter begonnen haben. Er lässt sich als „Dynamisierung des Seinsverständnisses“ umschreiben, dem nach und nach die Möglichkeit (dynamis) als das einzig Reale erscheint, und mündet z.B. in die Formel Sartres: „Die [dynamische] Existenz geht [ontologisch] der Essenz voraus.“

Auf diesem Stand der Dinge kann man die Zusammengehörigkeit der beiden oben angegebenen Bedeutungen vielleicht am besten mit dem Begriff der Faktizität kennzeichnen. (Jetzt also Tat- statt Ur-sächlichkeit!) Denn sowohl Wittgenstein als auch Sartre legen auf das faktische „der-Fall-sein“ oder „Geworfensein“ den ontologischen Akzent.

Ich bin der Auffassung, dass nur vor diesem sozusagen gnostisch-positivistischen Hintergrund ein heutiger Publizist glauben kann, bei seinen Zeitgenossen gut anzukommen, wenn er seinen Focus auf „Fakten, Fakten, Fakten“ richtet.

Nun fühle Dich aber nicht gefragt, was denn Hegel dazu sagen würde :wink:

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Wirklichkeiten
Hallo,

weil ich ja Teil des angesprochenen Threads bin - und weil ich die Sache für sehr wichtig halte -, schalte ich mich ein.

In Sachen Wirklichkeit als Gesamtheit will ich
Wittgenstein das Wort erteilen: „Die gesamte Wirklichkeit ist
die Welt“ (Tractatus).

Dieser Wittgensteinsche Satz hat im Tractatus die Nummer 2.063 und ist ein Ergebnis der Reduktion der Bestandteile der Welt auf Tatsachen (1.1), auf alle Tatsachen (1.11). Dadurch werden alle Sachverhalte, die nicht Tatsachen sind, von der Welt als bestehend ausgeschlossen. Daraus resultiert letztendlich, dass der Traktatus über nichtnaturwissenschaftliche „Dinge“ nicht sprechen will, sondern darüber schweigen muss.

Was sich noch auf dem Weg der Verwirklichung befindet,

„das der Möglichkeit nach Seiende“

kann nur bedingt ein Wirkliches sein, wohingegen das Ziel
(telos) dieses Wegs

„das der Wirklichkeit nach Seiende“

als eben jenes Ursächliche anzusehen ist, das sich bei jeder
Verwirklichung als das Wirksame, d.h. im höchsten Sinne
Wirkliche bemerkbar macht.

Diese Definition hat in der Scholastik dazu geführt, dass Gott als „Actualitas omnium actuum“ angesehen wurde, was hieße das die Möglichkeit eine höhere Wirklichkeit besitzt als die Wirklichkeit selbst. Und der Entelechiebegriff der Moderne (Driesch) ist ja inzwischen auch überholt.

Auf diesem Stand der Dinge kann man die Zusammengehörigkeit
der beiden oben angegebenen Bedeutungen vielleicht am besten
mit dem Begriff der Faktizität kennzeichnen.

Das halte ich für sehr bedenklich, weil …

(Jetzt
also Tat- statt Ur-sächlichkeit!) Denn sowohl Wittgenstein als
auch Sartre legen auf das faktische „der-Fall-sein“ oder
„Geworfensein“ den ontologischen Akzent.

… die Vermischung vom (frühen) Wittgenstein und Sartre mir unstatthaft erscheint. Denn die Notwendigkeit, mit der diese beiden die Auseinandersetzung mit der „Faktizität“ begründen, scheint mir eine durchaus verschiedene zu sein. Denn einmal - bei Wittgenstein - ist es die logische, das andere Mal - bei Sartre - die existentielle Notwendigkeit.

Ich bin der Auffassung, dass nur vor diesem sozusagen
gnostisch-positivistischen Hintergrund ein heutiger Publizist
glauben kann, bei seinen Zeitgenossen gut anzukommen, wenn er
seinen Focus auf „Fakten, Fakten, Fakten“ richtet.

Die Markwortsche Wendung halte ich für einen (noch dazu sehr billigen) Marxismus - und für nichts weiter.

Nun fühle Dich aber nicht gefragt, was denn Hegel dazu sagen
würde :wink:

Ich bin zwar auch nicht gefragt, aber Hegel scheint mir hier nicht der schlechteste der in Frage kommenden zu sein. Denn Hegel kennt viele Ebenen von Wirklichkeit (ebenso wie Kant), und er hält sie streng getrennt. Aber dazu sollte vielleicht Metapher selbst etwas sagen. Jedenfalls ist eine mögliche Wirklichkeit etwas ganz anderes als eine wirkliche Möglichkeit.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

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ich wollte nur eine einfache Erklärung…
weil mein Name weiter oben im Thread steht und der untere Thread gerade darum geht…

ich dachte da nur an eine einfache Begriffsdefinition, nicht so wie der Begriff vielleicht sein soll, sondern so wie er verwendet wird…
was gemeint ist wenn man sagt ‚Die Wirklichkeit‘, nicht zu was irgendwer ein langes Buch geschrieben hat

wenn ein Begriff zu lang ist, um ihn unmissverständlich in ein paar Sätzen klarzumachen, kann man ihn schwer verwenden…

wenn man einfaches nicht einfach sein läßt, kommt man schwer zum Komplizierten… ich mein damit, natürlich drückt man Begriffe durch fast ähnlich komplexe Begriffe aus (eben nur fast so komplexe damit es nicht im Kreis geht)
wenn ein Begriff nicht im geringsten feststeht, kann man ihn nicht weiter verwenden…

so das klingt jetzt sicher nach Banause, ist aber meine Einstellung :smile:

Funktionale Ontologie
Hallo,

die Antwort hat diesmal nicht nur deshalb auf sich warten lassen, weil ich ein nachdenklicher Mensch bin, sondern weil außerdem mein PC seit Tagen streikt, so dass ich heute auf easyEverything ausweiche.

Nun zu unserem Streitpunkt:

… die Vermischung vom (frühen) Wittgenstein und Sartre mir
unstatthaft erscheint. Denn die Notwendigkeit, mit der diese
beiden die Auseinandersetzung mit der „Faktizität“ begründen,
scheint mir eine durchaus verschiedene zu sein. Denn einmal -
bei Wittgenstein - ist es die logische, das andere Mal - bei
Sartre - die existentielle Notwendigkeit.

So mag sich das Verhältnis Wittgenstein(I)-Sartre darstellen, wenn man auf die Unterschiede das Hauptaugenmerk legt. Ich versuche die Frage, was die logische mit der existenziellen „Notwendigkeit“ bzw. Evidenz zu tun hat, in Richtung Vereinbarkeit anzugehen. Ohne diesen Versuch hier ausführen zu können, will ich mit dem Verweis auf Husserls Phänomenologie das Feld wenigstens orten, wo logische Sprach- und existentiale Seins-Analyse einige - möglicherweise bisher unterschätzte - Berührungspunkte aufweisen.

Überhaupt ist es mir in diesem Zusammenhang um einen epochalen Rahmen zu tun, in dem sich die geistige Verwandtschaft neuerer Philosophen zeigt, die sonst mehr oder weniger stark voneinander abgesetzt zu werden pflegen. Heinrich Rombach, dessen Untersuchung „Substanz System Struktur“ ich hier berücksichtige, spricht von der „Ontologie des Funktionalismus“ als dem „Totum“ dessen, was ich als postplatonische Wirklichkeitsauffassung markiert und vielleicht zu grob mit dem Prinzip der Faktizität gleichgesetzt habe. Auf jeden Fall wäre „Faktizität“ in einem weiter als vulgär-positivistischen, nämlich phänomenologischen Sinn gemeint.

Ebenfalls herzliche Grüße

Leo

Hallo,

mein PC seit Tagen streikt,

ja, die Technik, ich habe auch gerade heute morgen neu formatiert.

Ich versuche die Frage, was die logische mit der existenziellen
„Notwendigkeit“ bzw. Evidenz zu tun hat, in Richtung
Vereinbarkeit anzugehen.

Was man macht, hängt immer davon ab, was man beabsichtigt. Für didaktische Zwecke ist die synthetische Methode manchmal brauchbar, aber immer in einem gewissen Rahmen, der nicht überstrapaziert werden darf. Ob die Synthese wirklich zulässig ist, kann aber nur die vorhergehende analytische Methode zeigen. Und da scheinen mir zwischen den genannten Philosophen Welten zu stehen.

Ohne diesen Versuch hier ausführen zu
können, will ich mit dem Verweis auf Husserls
Phänomenologie das Feld wenigstens orten, wo logische
Sprach- und existentiale Seins-Analyse einige - möglicherweise
bisher unterschätzte - Berührungspunkte aufweisen.

Deine Ausführungen wären doch nicht unwillkommen.

Überhaupt ist es mir in diesem Zusammenhang um einen epochalen
Rahmen zu tun, in dem sich die geistige Verwandtschaft neuerer
Philosophen zeigt, die sonst mehr oder weniger stark
voneinander abgesetzt zu werden pflegen.

Ein bisschen groß vielleicht, der Rahmen.

Heinrich Rombach,
dessen Untersuchung „Substanz System Struktur“ ich hier
berücksichtige, spricht von der „Ontologie des
Funktionalismus“
als dem „Totum“ dessen, was ich als
postplatonische Wirklichkeitsauffassung markiert und
vielleicht zu grob mit dem Prinzip der Faktizität
gleichgesetzt habe.

Darüber kann man durchaus streiten, auch wenn Rombach hier ziemlich polemisch zu sein scheint.

Auf jeden Fall wäre „Faktizität“ in einem
weiter als vulgär-positivistischen, nämlich phänomenologischen
Sinn gemeint.

Was heißt denn „auf jeden Fall“? Die Gleichsetzung von phänomenologisch und vulgär-positivistisch hätte ich gerne etwas näher erläutert.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Positivismus oder Phänomenologie
Hallo Thomas!

Was man macht, hängt immer davon ab, was man beabsichtigt. Für
didaktische Zwecke ist die synthetische Methode manchmal
brauchbar, aber immer in einem gewissen Rahmen, der nicht
überstrapaziert werden darf. Ob die Synthese wirklich zulässig
ist, kann aber nur die vorhergehende analytische Methode
zeigen. Und da scheinen mir zwischen den genannten Philosophen
Welten zu stehen.

Nach meinem Verständnis bilden im philosophischen Denken das (analytische) Differenzieren und das (synthetische) Integrieren ein festes Gespann; eines ohne das andere zu betreiben, heißt den schmalen Grat zu verlassen, auf dem das Wagnis Philosophie vonstatten geht. Ich würde die synthetische Methode also nicht auf das didaktische Gleis abstellen.

Ohne diesen Versuch hier ausführen zu
können, will ich mit dem Verweis auf Husserls
Phänomenologie das Feld wenigstens orten, wo logische
Sprach- und existentiale Seins-Analyse einige - möglicherweise
bisher unterschätzte - Berührungspunkte aufweisen.

Deine Ausführungen wären doch nicht unwillkommen.

Wir können gerne darauf zurückkommen, sobald mein „Home“-PC repariert ist (- dauert wohl noch ein paar Wochen). Hier im öffentlichen „Großraum“ kann ich nicht in gewohnter Weise geistig arbeiten. (Ich könnte unter anderem auf eine eigene Seminararbeit „Wittgenstein als Phänomenologe“ zurückgreifen - lang ist’s her …)

Überhaupt ist es mir in diesem Zusammenhang um einen epochalen
Rahmen zu tun, in dem sich die geistige Verwandtschaft neuerer
Philosophen zeigt, die sonst mehr oder weniger stark
voneinander abgesetzt zu werden pflegen.

Ein bisschen groß vielleicht, der Rahmen.

Wenn sich über Unterschiede wie wissenschaftlich/vorwissenschaftlich, metaphysisch/nachmetaphysisch, dialektisch/undialektisch etc. sinnvoll reden lässt, warum nicht auch über den Unterschied platonistisch/postplatonistisch? Ist es nicht vor allem eine Frage des Muts (sapere aude!), sich an solchen Unterscheidungen bzw. Gesichtspunkten zu versuchen?

Darüber kann man durchaus streiten, auch wenn Rombach hier
ziemlich polemisch zu sein scheint.

Gib mir doch bitte ein Beispiel für Rombachs Polemik, damit ich mich in Deine Lesart hineinversetzen kann!

Die Gleichsetzung von
phänomenologisch und vulgär-positivistisch hätte ich gerne
etwas näher erläutert.

Das hast Du missverstanden: Ich halte den phänomenologischen Begriff von Faktizität gerade für weiter als den vulgär-positivistischen, der das „Positive“, sprich: Wirkliche, auf die Sinnesdaten reduziert. (Husserl: „Die wahren Positivisten sind wir.“)

Herzliche Grüße

Leo

Hallo Leo,

Nach meinem Verständnis bilden im philosophischen Denken das
(analytische) Differenzieren und das (synthetische)
Integrieren ein festes Gespann; eines ohne das andere zu
betreiben, heißt den schmalen Grat zu verlassen, auf dem das
Wagnis Philosophie vonstatten geht. Ich würde die synthetische
Methode also nicht auf das didaktische Gleis abstellen.

Didaktik scheint mir kein Abstellgleis zu sein, sondern etwas, das - in seinem Rahmen - eine eigene Methodik verlangt. Aber ich formuliere das, was ich sagen wollte, einmal anders: Die synthetische Methode ist immer hypothetisch, während die analytische Methode allgemein gültigen Charakter hat. Oder: Die Synthese muss man gelegentlich erzwingen, die Analyse funktioniert aus sich selbst heraus. Beide Methoden sind eben in mehreren Hinsichten verschieden.

Seminararbeit „Wittgenstein als Phänomenologe“

Kannst du mir diese Arbeit schicken (als Kopie)?

Wenn sich über Unterschiede wie
wissenschaftlich/vorwissenschaftlich,
metaphysisch/nachmetaphysisch, dialektisch/undialektisch etc.
sinnvoll reden lässt, warum nicht auch über den Unterschied
platonistisch/postplatonistisch?

Keine Einwände.

Ist es nicht vor allem eine Frage des Muts (sapere aude!),
sich an solchen Unterscheidungen bzw. Gesichtspunkten zu
versuchen?

Unterscheidung ist Analyse.

Rombachs Polemik

Sorry, wie ich gerade feststelle, beruhte dieser Vorwurf auf einem Lese fehler meinerseits. Es war also ein Irrtum.

Das hast Du missverstanden: Ich halte den phänomenologischen
Begriff von Faktizität gerade für weiter als den
vulgär-positivistischen, der das „Positive“, sprich:
Wirkliche, auf die Sinnesdaten reduziert. (Husserl: „Die
wahren Positivisten sind wir.“)

Das könnte ich unter Umständen mittragen, aber auch hier ist es die analytische Methode, die du anwendest. Von Synthese sehe ich nichts.

Soweit erstmal.

Herzliche Grüße (und lass dir die Zeit, in der du auf den PC wartest, nicht zu lang werden)

Thomas Miller

Wittgenstein als Phänomenologe
Hallo Thomas!

Kannst du mir diese Arbeit schicken (als Kopie)?

Demnächst erhältst Du sie als Fax, das hoffentlich gut leserlich ankommt.

Schöne Grüße

Leo

Hallo Leo,

Demnächst erhältst Du sie als Fax, das hoffentlich gut
leserlich ankommt.

schönen Dank. Angekommen ist bisher das Titelblatt und die ersten drei Seiten. Wieviele sind es insgesamt?

Gruß

Thomas Miller

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vier
Hallo Thomas!

Wieviele sind es insgesamt?

Bei mir hat’s eine Fehlermeldung gegeben.

Sollte das an der vierten Seite liegen, sende ich sie Dir noch mal. Ist sie tatsächlich nicht angekommen?

Leo

Nein, Seite 4 fehlt. (o.w.T.)

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Jetzt ist auch S. 4 da. Danke. o.w.T.

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