Wirkung von Druck und Kraft auf Nervenzellen

Hallo,
warum kann ein heftiger Schlag oder Erschütterung kurzzeitig für Verwirrung bei einem Menschen sorgen?
Ist es, weil einige Nervenzellen dadurch polarisieren und falsche Nervenimpulse gesetzt werden, wie bei einem heftigen Schlag aufs Herz, was zu Kammerflimmern führen kann?
Oder entsteht bei sowas auch ein Schaden an den Nervenzellen und es dauert, bis die Nervenimpulse über intakte Nervenzellen umgeleitet werden?
Oder ist das eine Notsituation und der Körper hat die Möglichkeit die Nervenzellen abzuschalten?

Warum ist ein Druck auf Nervenzellen so gefährlich? Nehmen wir einen Bluterguss im Kopf? Also nur durch Druck kann man doch nicht verhindern, dass die Nervenzellen elektrische Impulse weiter leiten.
Ich denke, die Gefahr geht davon aus, dass gewisse Nervenzellen von anderen abreisen.

Vielen Dank für eine Erörterung
Tim

Hallo,
warum kann ein heftiger Schlag oder Erschütterung kurzzeitig
für Verwirrung bei einem Menschen sorgen?
Ist es, weil einige Nervenzellen dadurch polarisieren und
falsche Nervenimpulse gesetzt werden, wie bei einem heftigen
Schlag aufs Herz, was zu Kammerflimmern führen kann?

Ja, ich denke das ist so. Durch den Druck wird ein Impuls ausgelöst, wenn man sich vorstellt, dass bei einem centgroßen Stück schon tausende Nervenzellen gedrückt werden. Beim Herzen kommt noch hinzu, dass die „Reizwelle“ unterbrochen wird, das Herz arbeitet nämlich vergleichsweise selbstständig. Dadurch ist es auch möglich, per Defibrilator das Herz bei einer Störung zu „resetten“.

Oder entsteht bei sowas auch ein Schaden an den Nervenzellen
und es dauert, bis die Nervenimpulse über intakte Nervenzellen
umgeleitet werden?

Bis soetwas geschieht, könnten Jahre vergehen, wenn es überhaupt reparabel ist. Also „mal eben umleiten“ geht nicht.

Oder ist das eine Notsituation und der Körper hat die
Möglichkeit die Nervenzellen abzuschalten?

Die Nervenzellen schalten selbst bei Überreizung ab, aber nur, weil sie keine Kapazität mehr haben.

Warum ist ein Druck auf Nervenzellen so gefährlich? Nehmen wir
einen Bluterguss im Kopf?

Ich denke hier spielt nicht nur der Druck auf die Nervenzellen eine Rolle sondern viel mehr das gestaute Blut. Dann tritt an bestimmten Stellen durch den Stau eine Unterversorgung auf. Ein paar Minuten ohne Sauerstoff und die Zellen sterben ab.

Also nur durch Druck kann man doch
nicht verhindern, dass die Nervenzellen elektrische Impulse
weiter leiten.

Kommt immer auf den Druck an.

Ich denke, die Gefahr geht davon aus, dass gewisse
Nervenzellen von anderen abreisen.

Kann sein, aber wenn man bedenkt, wie winzig die Kanälchen sind, werden diese wohl eher gequetscht.

Grüße

Laralinda

Hallo Laralinda,

Tim schrieb:

Ich denke, die Gefahr geht davon aus, dass gewisse
Nervenzellen von anderen abreisen.

Er meinte damit sicher, daß bei heftiger Druckeinwirkung gewisse Nervenzellen den Gewebeverband mit anderen verlassen, also sozusagen abreisen.

Deine Meinung:

Kann sein, aber wenn man bedenkt, wie winzig die Kanälchen
sind, werden diese wohl eher gequetscht.

trifft bestimmt auch zu: Zuerst werden die Nerven gequetscht, danach reisen sie im Sinne von Tim ab.

Gruß

watergolf

Hallo,
bei einer (starken) Gehirnerschütterung werden doch Nervenzellen geschädigt. Bei so einer Verletzung ist man dann länger verwirrt bzw. für immer?
Aber soweit ich weiß, kann doch das Gehirn neue Verknüpfungen bilden.
Sonst wäre es ja nicht zu erklären, dass Leute nach einem Schlaganfall doch wieder (teilweise) ihre verlorenen Fähigkeiten zurücktrainiern können.
Das heißt bei kleinen Verletzungen, wie sie bei einer Gehirnerschütterung doch entstehen, sollte man nach einiger Zeit wieder fit werden bzw. der Schaden repariert sein.

Hallo,
bei einer (starken) Gehirnerschütterung werden doch
Nervenzellen geschädigt. Bei so einer Verletzung ist man dann
länger verwirrt bzw. für immer?

Bei einer Gehirnerschütterung steht im Vordergrund die Bewegung des Gehirns im Schädel. Durch die Vorübergehende Dehnung der einzelnen Stränge entstehen nicht nur Schmerzen, sondern auch Ausfälle, je nach Schwere halt unterschiedlich schlimme Ausfälle.

Da die Dehnung kurzzeitig ist, bildet es sich schneller wieder zurück, als wenn die Nervenstränge komplett abreißen. Man kann es sich eher wie ein mehr oder weniger kurzzeitiges chemisches Ungleichgewicht vorstellen, da die Nerven durch die Reizung erst wie wild feuern und dann erstmal ihren Dienst einstellen.

Aber soweit ich weiß, kann doch das Gehirn neue Verknüpfungen
bilden.

Ja, natürlich. Sonst könntest du dir nichtmal merken, was du gerade geschrieben hast. Allerdings kommt es darauf an, welche Bereiche im Gehrin oder eben im peripheren Nervensystem geschädigt sind.

Reißt ein Hauptstrang z.B. in der Wirbelsäule, bleibst du vermutlich den Rest deines Lebens gelähmt. Hierbei kommt es noch darauf an, ob es abgehende oder ankommende Nerven sind, also ob man noch fühlen kann, nicht bewegen, oder bewegen aber nicht fühlen.

Sonst wäre es ja nicht zu erklären, dass Leute nach einem
Schlaganfall doch wieder (teilweise) ihre verlorenen
Fähigkeiten zurücktrainiern können.

Wer das Sprechen durch einen Schlaganfall verloren hat, wird Jahre brauchen, um andere Gehirnbereiche zu „rekrutieren“, das Sprechen als Vorgang zu übernehmen. Aber die Sprache wird nie wieder so umfassend und gut wie vorher sein, auch wenn es im Alltag vielleicht nicht weiter auffällt.

Es gibt Menschen, die mit einem Bruchteil der Hirnsubstanz auskommen, die ein gesunder Mensch besitzt, und sie wirken noch normal (und nein, jetzt kommt kein blöder Spruch zum Thema Intelligenz, ich meine das rein anatomisch). Es kommt halt drauf an, welche Bereiche betroffen sind. Wenn man bedenkt, dass ein Mensch gleichzeitig nur etwa 10 Prozent seiner Hirnkapazität nutzt…

Das heißt bei kleinen Verletzungen, wie sie bei einer
Gehirnerschütterung doch entstehen, sollte man nach einiger
Zeit wieder fit werden bzw. der Schaden repariert sein.

Wie gesagt, bei einer leichten Gehirnerschütterung reißen die Nerven nicht ab, sie sind nur etwas „verwirrt“ und müssen sich eine Zeit lang erholen.

Da der Übergang fließend ist zu einer schweren Gehirnerschütterung, wo die Nerven dauerhaft kaputt sind, behalten manche Menschen z.B. Erinnerungslücken, sie können sich beispielsweise nie an den Unfall erinnern, manche nicht, an die Zeit vor dem Unfall, manche verlieren zeitweise oder für immer ihr Kurzzeit oder Langzeitgedächtnis…
Es gibt so viele Möglichkeiten…

Selten gibt es ja auch das Phänomen, dass man sich durch Träume oder Hypnose doch wieder an „zerstörte“ Erinnerungen erinnern kann. Das liegt m.E. daran, dass die normalen „Wege“ zu der Erinnerung verschüttet wurden udn man über Umwege zu den Informationen gelangen kann.

Grüße

Laralinda

Da die Dehnung kurzzeitig ist, bildet es sich schneller wieder
zurück, als wenn die Nervenstränge komplett abreißen. Man kann
es sich eher wie ein mehr oder weniger kurzzeitiges chemisches
Ungleichgewicht vorstellen, da die Nerven durch die Reizung
erst wie wild feuern und dann erstmal ihren Dienst einstellen.

Warum stellen sie ihren Dienst ein? Die Refraktärzeit ist doch nur kurz und es könnten theoretisch wieder Aktionspotenzial aufgebaut werden?

Nerven die länger gedehnt werden funktionieren auch nicht gut. Ist das deshalb, weil die Myelinschicht dann dünner wird und die Signale zu hohe Verluste haben oder weil die Ionenkanäle sich verformen und ihren Dienst nicht mehr vernünftig ausführen können?

Warum stellen sie ihren Dienst ein? Die Refraktärzeit ist doch
nur kurz und es könnten theoretisch wieder Aktionspotenzial
aufgebaut werden?

Ich nehme mal an dass es eher ein längerfristiges chemisches Ungleichgewicht an den Synapsen gibt. Sicher bin ich mir aber nicht.

Nerven die länger gedehnt werden funktionieren auch nicht gut.
Ist das deshalb, weil die Myelinschicht dann dünner wird und
die Signale zu hohe Verluste haben oder weil die Ionenkanäle
sich verformen und ihren Dienst nicht mehr vernünftig
ausführen können?

Wahrscheinlich ist es ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Im Gewebe selbst können auch noch Gewebsprobleme hinzukommen bzw eine Unterversorgung an Blut etc pp.

Grüße

Laralinda