Wirkung von Kanonen

Hallo!

Mich beschäftigt seit dem „Piraten-Wochenende“ auf Pro7 eine Frage: Was war an den Kanonen „von früher“, also die mit den einfachen Kugeln, so gefährlich? War es wirklich „nur“ die reine kinetische Energie, die diese Kugeln beim Aufprall auf ein Objekt freigesetzt haben? Oder waren da noch zusätzliche Sprengsätze oder ähnliches in den Kugeln drin (glaub ich ja eher weniger)? Dass man mit Kanonen zB auf Mauern schiesst, um sie einzureissen, wäre mir ja klar, aber gibbet wirklich ne tödliche Druckwelle, wenn die Kugel auffe Erde fällt?

Wie schwer waren die Kugeln eigentlich? Wäre nett, wenn man mal nachlesen könnte, welches Gewicht die Kugeln bei welchem Kaliber hatten.

Vllt bin ich auch einfach nur zu verhollywoodisiert, dass ich davon ausgehe, dass immer was explodiert, nur weil ne Kanone in die Richtung abgefeuert wurde…

Gruss

Mutschy

Schwere Kaliber: Feldschlangen und Scharfmetzen
Guten Tag, Mutschy

Ich sende dir einige Bezeichnungen für mittelalterliche und
neuzeitliche Geschütze. Als Suchwörter verwendet, führen sie dich
bestimmt auf ergiebige Informationen:

Seit dem 14. Jahrhundert entstanden Scharfmetze, Quarte oder
Nachtigall, Notschlange, Halbschlange, Falkonett, Falkaune, Haufnitze
(= Steinbüchse), Bombarde, Basiliske, Pommer, Kartaune, Wagenbüchse,
Bock-, Not-, Zentner- und Riegelbüchse, Mörser, Wurfkessel, Böller,
Roller und Orgelschütz. Und was ist eine Feldschlange? Das ist eine im
15. Jahrhundert entwickelte kleinkalibrige Kanone mit einem langem
Rohr, welches die Treffsicherheit erhöhte.

Viel Erfolg!
Rolf

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Du meinst Kanonen zur Schiffsbekämpfung?

Also primär wirkte schon die kinetische Energie, damit konnte man halt gut den Rumpf der Schiffe bekämpfen, dieser war ja aus Holz, da richtete eine Kugel ganz schöne Schäden an. Ausserdem konnte ein Treffer in das Pulverlager das ganze Schiff zerstören.

Die Kugeln waren schon massiv, im Landkampf gab es später auch Mörser mit Sprengsetzen, allerdings mussten diese lange über eine Lunte vor dem Abschuss gezündet werden, was gefährlich war. Konnte sie nicht schnell abgeschossen werden war das Geschütz zerstört. Aufschlagszünder gab es erst viel, viel später. Im Schiffskampf wurden solche Geschosse eh erst notwenig, also die Schiffe gepanzert wurden. Grob gesagt begann dies so ab 1850. Vorher hätten Sprengsätze kaum mehr Wirkung gezeigt als normale Kugeln.

Man musste aber auch nicht nur massive Kugeln verschiessen, es gab viele Anwendungsmöglichkeiten. Schrappnele, also so etwas die Schrot, zur Bekämpfung der Beckmannschaft, sowie mit Eisenketten verbundene Kugeln zur Verstörung der Takelage.

Es war übrigens auch wirkungsvoll, Kugeln langsamer, also mit weniger Pulver abzufeuern. Denn schlugen diese am Rumpf auf, zerschmetterten sie ihn und schleuderten viele Holzsplitter durch´s Schiff, was der gegnerischen Besatzung auch große Verluste zufügen konnte. Schnellere Kugeln gingen zwar nicht glat, aber glatter, durch.
Die Spanier kämpften lange so, allerdings ging dies natürluch sehr auf Kosten der Reichweite.

Ach ja, für allgemeine Infos schau mal hier rein:

http://de.wikipedia.org/wiki/Kanonenkugel
http://de.wikipedia.org/wiki/Kanone
http://de.wikipedia.org/wiki/Artillerie

Moin,

Du meinst Kanonen zur Schiffsbekämpfung?

Also primär wirkte schon die kinetische Energie, damit konnte
man halt gut den Rumpf der Schiffe bekämpfen, dieser war ja
aus Holz, da richtete eine Kugel ganz schöne Schäden an.

Hier gibts ein Video, wo gezeigt wird, wie Kanonen wirken.

http://www.prosieben.de/lifestyle_magazine/galileo/e…

Bis zum letzten Drittel vorfahren, da wird einiges gezeigt, besonders die Durchschlagskraft von einer Kanone mit einer relativ kleinen Kugel.

CU

Axel

Danke!
Danke an alle, die geantwortet haben. Nun bin ich wieder etwas schlauer *g*

gruss

Mutschy

Seekampf: Vollkugeln allein zerschlugen nur die Planken und durchbohrten allenfalls das Schiff, als meist nur sinnvoll beim Schuss unter die Wasserlinie. Gefährlicher war der Schuss mit Kartätschen (Kleinzeug). Für Schuss in die Takelage gab es u. a. Kettenkugeln. Ziel war ja meist die Manövrier- und Kampfunfähigkeit des gegnerischen Schiffes, um es nach Übernahme zu Reparieren. Gerade bei Priaten ging es auch um übernahme der Ladung, eine komplette Zerstörung des Schiffes wäre da kontraproduktiv.

Landkampf: Granaten waren zu Beginn 19. Jh. Hohlkugeln, mit Pulver gefüllt und mit brennbarem Stopfen versiegelt. Nach dem Abschuss durch Kanone wurden diese entzündet. Augenblicke nach dem Einschlag zerriss es die Hohlkugel und die Splitter verrichteten ihr tödliches Werk. Es gibt die Legende, wie Napoleon selbst eine Granate ausgetreten haben soll. Vermutlich eine Legende. Daher kommt auch die Bezeichnung Grenadier, denn ein Grenadier warf im 18. Jh. die entsprechenden gefüllten Hohlkugeln. Daher auch in den meisten europäischen Armeen der Napoleonischen Epoche das Symbol für Grenadiere eine einflammigen Granate.

Schon das Vorbeifliegen einer Kanonenkugel und der Luftdruck sollen ausgereicht haben, dass General Vial im Gefecht um Probsthaida am 18. Okt. 1813 starb, ohne eine äußere Verletzung gehabt zu haben. Ich bin kein Physiker, aber wenn es kein Herzinfarkt aus Angst war, könnte Bernullis Prinzip damit etwas zu tun haben.

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Ich hab‘ auch mal aufgeschnappt, dass der Luftdruck der Kanonenkugel durch die Luftröhre in die Lunge gelangen kann und diese somit zerfetzt.

Ebenfalls 17 Jahre später :slight_smile:
"Kaum hatte er diese Worte gesprochen, so schnitt der Luftdruck einer an seinem Munde vorüberfliegenden Kanonenkugel ihm den Atem ab, so daß er beinahe erstickt wäre. Er klammerte sich an die Arme eines seiner Leutnants, taumelte eine Minute mühsam nach Luft schnappend hin und her und sagte dann, sich wieder ermannend: »Es ist nichts, es ist nichts!« " Quelle Ist zwar ein Roman, aber nachdem die Beschreibung des Schlachtverlaufs hiermit weitgehend übereinstimmt, halte ich es für glaubwürdig.
Gruß,
Eva

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