Hallo nochmal.
Ich dachte dabei in folgende Riuchtung: So, wie das System im
Moment funktioniert, ist jeder Betrieb zum Wachstum /
Profitsteigerung „verurteilt“. Ansonsten geht er pleite.
Ich sehe das anders. Solange der Umsatz im gleichen Tempo wie die Kosten steigt, ist doch alles im Lot. Viele Pleiten passieren aufgrund übermäßigen Wachstums, weil man gutes (ausgebildetes) Personal nicht einfach aus dem Hut zaubern kann und weil der Finanzbereich oftmals unterbesetzt ist (qualitativ und quantitativ, siehe auch Thema Existenzgründung weiter unten).
Viele Pleiten am Neuen Markt haben wir übermäßigem Wachstum und dem Auswürfeln der Vorstandspositionen zwischen den Gründern zu verdanken.
Ich bin sehr froh, wenn mir meine Kunden nicht mit 2stelligen Wachstumsraten „drohen“. Solange ein Unternehmen das macht, was es kann und das auch noch erfolgreich, ist ein Wachstum eigentlich nicht erforderlich.
Das sieht natürlich anders aus, wenn man sich einerseits der Verteuerung von Rohstoffen und andererseits irrsinnigen Lohnforderungen gegenübersieht. So kommen schnell Steigerungen im Bereich Material und Personal von über 10% zusammen und so schnell wächst man heutzutage eigentlich normalerweise nicht.
Angenommen wir wären so produktiv, daß wit tausend Jahre lang
fast Vollbeschäftigung hätten, dann hätten wir eine
höchsteffiziente Wirtschaft. Jeder würde zwei Millionen die
Woche verdienen und müßte sie auch irgendwie ausgeben. Aber
für was?
Mal schauen, ob ich das elegant auseinander bekomme.
Eine Beschäftigung von 100% wird man nicht erreichen können, es sei denn, man paßt die Berechnungsmethode an. Aufgrund von Friktionen hat man immer einen Sockel an Arbeitslosigkeit. Nicht umsonst spricht man schon bei einer ALQ von 2% von Vollbeschäftigung. Außerdem rücken bei „Vollbeschäftigung“ immer mehr Arbeitskräfte nach, genauso wie bei hoher Arbeitslosigkeit immer Arbeitskräfte vom Markt verschwinden. Nachrücken deshalb, weil dann doch ein paar Leute Hoffnung sehen, die in schlechten Zeiten resignierten, weil sie sich als unvermittelbar einstuften. Außerdem streben in Zeiten von guter Beschäftigung auch Hausmänner und -frauen vermehrt auf den Arbeitsmarkt.
Weiter: Wenn unter den Arbeitnehmer der Wohlstand ausbricht, steigen logischerweise die Preise, weil man ja in der Lage ist, mehr Geld für Dinge auszugeben. Dies heißt dann Inflation, was meistens häßliche Zeiten nach sich zieht und sich dann die Vollbeschäftigung und damit die hohen Löhne und Gehälter schnell wieder erledigt haben.
Will sagen: Gute Geld- und Wirtschaftspolitik hält die Konjunktur gerade so am Köcheln, daß die Wirtschaft moderat wächst, die Unternehmen durch Preis- und damit Umsatzerhöhungen ihre gestiegenen Kosten (Personal) wieder reinholen können und somit für alle was übrig bleibt.
Wie es nicht laufen sollte, sehen wir in Japan, die sind nämlich dummerweise in einen Teufelskreis aus verlangsamtem Wachstum, Konsumzurückhaltung und Deflation gestolpert, der nun seit knapp 10 Jahren anhält und bei dem ich derzeit auch kein Ende sehe. Aber das ist ein anderes Thema.
Mir reicht ein Auto und ein Haus (oder ein zweites,
ok), aber irgendwann wird mal Schluß mit lustig sein und die
Menschen werden sich überden Spittel aufregen, den sie sich
jeden Monat zulegen müssen (vielleicht können die dann auch
garnicht mehr so schnell Geld ausgeben, wie sie es
verdienen?).
Dies ist eben der oben erwähnte klassische Fall von Inflation und nachfolgender Rezession.
Ist etwas überrieben, aber es gibt jetzt schon genügend Leute,
die sich nach etwas einfacherem, unkomplizierterem sehnen.
Irgendwann wird sicherlich Schluß sein/sein müssen mit
Kaufwut.
Also Back to the Roots. Reines Beschränken auf das zum Leben notwendige. Auf dem Weg befanden wir uns in den USA und befinden wir uns in Japan (in Deutschland sehe ich da derzeit keine Gefahr). Vor allem Langlebige Wirtschaftsgüter aber auch sonst nicht wirlich notwendige Dinge werden nicht neu angeschafft bzw. durch nicht moderne ersetzt. Dies schlägt zunächst auf die Konsumgüterhersteller und dann auf den Maschinenbau durch. Dieser reduziert die Kapazitäten und wenn dann der Aufschwung auf der Konsumseite kommt, dauerts da Jahre, bis geliefert werden kann–>Wirtschaftsbremse. Dieser Gefahr sind wir durchaus ausgesetzt, gerade wenn man unseren unflexiblen Arbeitsmarkt anschaut. Wenn man in Krisenzeiten nicht los wird, stellt man in guten Jahren nur ungern ein.
Wachstum und Wettbewerb ist einerseits schön aber wo ist ein
Ziel dessen?
Wie gesagt: Moderates Wachstum ist gefragt. Noch ein Beispiel: Südostasien. Heftiger Aufschwung, heftiger Absturz. Warum? Aufschwung durch Lohnfertigung (Ausnutzung niedriger Lohnkosten durch vornehmlich ausländische Unternehmen). Das kam eigentlich allen zugute: Arbeitnehmern (Mehr Jobs, steigende Löhne), Unternehmen (vielfach ausländische, teilweise inländische, dann aber meistens Unternehmen von Vettern der Regierungsbande) und Staat (über höhere Steuereinnahmen). Problem: Die Löhne stiegen, die Ausländer zogen wieder weiter und die Bevölkerung wollte Daimler fahren, Armani tragen und Nintendo spielen (übertrieben). Viel Geld floß ins Ausland, die Währung ging den Bach runter und wenn man nichts zu exportieren hat, nützt einem das auch nicht viel. Man hatte leider vergessen, Industrie höherwertiger Güter anzusiedeln bzw. die eigenen Produktionsanlagen auszubauen bzw. umzurüsten.
Hatte dabei auch mehr in folgende Richtung gedacht: Ist es für
den intelligenten Ottonormalbürger/verdiener überhaupt
möglich, ein KMU mit 50 Arbeitsplätzen zu gründen?
Natürlich. Natürlich nicht von heute auf morgen, aber möglich ist dies allemal.
So sinnvoll, wie ein Recht gute Haut: Praktisch leider nicht
durchführbar oder unbezahlbar. Einen Staat mit praktischer
Garantie auf einen Arbeitsplatz hatten wir schon mal. Er ist
an dieser Garantie zugrunde gegangen. Arbeit läßt sich eben
nicht unbegrenzt produzieren.
Das ist sehr einseitig betrachtet. Denn daraus ergeben sich
eine Unmenge sozialer Probleme. Machbar ist das schon und wenn
du auf dir DDR anspielst ist sie mit Sicherheit nicht aufgrund
ihrer Vollbeschäftigung untergegangen.
Natürlich ist nicht die Vollbeschäftigung schuld, sondern das Wirtschaftssystem. Da die Vollbeschäftigung Teil des Plans war, ist die Schlußfolgerung aber schon richtig. Die DDR hat nie wirklich konkurrenzfähig produziert, so daß Waren auf dem Weltmarkt nur in Ausnahmefällen absetzbar waren. Wesentliche Teile des Außenhandels fand mit dem Ostblock statt (größtenteils Tauschhandel). Als weite Teile des Ostblocks nicht mehr in der Lage waren, die Forderungen an DDR-Unternehmen zu begleichen, hat man natürlich auch nicht mehr geliefert und die Wirtschaft brach zusammen, weil man keine anderen Abnehmer finden konnte. Gerade neulich hat sich Deutschland mit Rußland über die weitere Behandlung der russischen Schulden ggü. der DDR geeinigt. Es ging da um exorbitante Summen im (wenn ich mich recht erinnere) dreistelligen Mrd.-Bereich.
Gründen ist nicht das Problem, sondern betreiben. Leider
passiert es viel zu oft, daß ein Unternehmer mit einer tollen
Idee startet, Erfolg hat, aber leider keine Ahnung davon, wie
man Mitarbeiter oder gar ein Unternehmen führt.
Soweit gebe ich dir recht. Leider weiß ich es nicht, aber gibt
es keine Schulungen für soetwas? Ich denke doch.
Doch, aber die betreffen Buchhaltung für den Anfang. Wenn es komplizierter wird, reichen diese Kurse (IHK usw.) nicht mehr aus. Der Witz ist ja, daß Hilfe durchaus zu bekommen wäre, aber der Unternehmer merkt ja gar nicht, wenn der Steuerberater allmählich Schweißperlen auf der Stirn bekommt und die Finanzabteilung (meist ein oder zwei Männeken oder besser noch freie Berater örks) die Fixkosten aus den Augen verliert und sich statt dessen weiterhin darüber freut, daß die Materialkosten durch die Verkaufspreise gedeckt sind.
Auch hier wieder das Beispiel Neuer Markt. Etliche Unternehmen sind daran gescheitert, daß man mit dem Unterschied zwischen Liquidität und Gewinn nicht klarkam. Auf einmal waren Abschreibungen auf die Firmenwerte übernommener Unternehmen vorzunehmen und schon hatte sich das Eigenkapital in Luft aufgelöst (z.B. Sunburst). Auch bei anderen Konzernbuchungen waren viele Unternehmen wohl überfordert.
Soweit zum Rundumshlag durch die Wirtschaftstheorie.
Gruß
Christian