Wirtschaftspolitische Gründe gegen die Sklaverei

Hallo,

es wird ja immer diskutiert, dass die Writschaft ein entscheidender Faktor für die Sklaverei in Amerika um die 1860er Jahre war, jedoch würde mich interessieren ob es auch wirtschaftspolitische Gründe gegen die Sklaverei in Amerika um 1860 gab und wenn ja welche. Eingefallen ist mir persönlich, dass es folgende Gründe gab,
zum einen wäre der Wettkampf auf dem Markt durch die Abschaffung der Sklaverei wieder hergestellt worden, zum andern wäre dadurch der Weg für neu-investitionen freigewesen, die die Arbeit auf den Feldern vereinfacht hätte was technischen Fortschritt zur Folge gehabt hätte.
Außerdem war die Gewinnung von Baumwolle durch Sklaven ein Null-Summenspiel, da der Preis für Sklaven (und die Ausgaben für diese) kaum durch die Einnahmen vom Verkauf von Rohbaumwolle gedeckt werden konnten.
Hätte der Süden sich also mehr auf die weiterverarbeitung von Baumwolle konzentriert wäre dies finanziel lukrativer gewesen.
Aber es würde mich interessieren ob es zudem noch andere Gründe gegeben hat und wenn ja wie diese aussahen.
Außerdem würde es mich interessieren, ob es hierzu evtl. auch zeitgenössiche Quellen (z.B. Abolitionisten)gab, die diesen „economic factor“ in ihren Reden aufgegriffen haben.
Hoffe auf zahl(und vorallem hilf)reich Antworten
Dankeschön
Tammteram

Moin, moin
Abgesehen von der Tatsache, dass sich Sklaverei von der Moral und Ethik her schon verbietet, verhindert sie meiner Ansicht nach auch einen gesunden Binnenhandel.
Die Konföderierten Staaten hatten eine Bevölkerung von etwas über neun Millionen Menschen, die zum größten Teil mit Landwirtschaft und deren Erzeugnissen beschäftigt waren. Von diesen neun Mio. waren aber 3,5 Mio Sklaven, die auf den großen Plantagen arbeiteten und dafür keinerlei Einkommen erhielten, also auch kein Geld für heimische Produkte ausgeben konnten.
Also mussten viele Erzeugnisse exportiert werden. Diese Gewinne gingen aber nur an einen sehr geringen Prozentsatz der Bevölkerung der sich immer mehr bereicherte, während die breite Mittelschicht immer ärmer wurde und dem Staat nur geringe Geldmittel zur Verfügung standen, um neue Technologien zu entwickeln. Selbst ohne den Bürgerkrieg wäre die Konföderation meiner Meinung nach spätestens Hundert Jahre später daran entweder gescheitert oder zu einem bedeutungslosen Agrarstaat verkümmert.

mfg

Hallo,

es wird ja immer diskutiert, dass die Writschaft ein entscheidender Faktor für die Sklaverei in Amerika um die 1860er Jahre war, jedoch würde mich interessieren ob es auch wirtschaftspolitische Gründe gegen die Sklaverei in Amerika um 1860 gab und wenn ja welche.

Es wurde ja schon gesagt, dass die ethischen Gründe ein wichtiges Gegenargument waren. Aber ganz ehrlich: Welche Rolle spielen die auch heute noch? Nun ja, etwas mehr Öffentlichkeit ist da.
Ausserdem sind (gesamt-) wirtschaftliche Gründe wohl kaum maßgebend: Der Kolonialismus z.B. war wirtschaftlich auch nicht so gut, aber einige - und das sind die massgebenden in der Gesellschaft! - haben sich daran dumm und dämlich verdient. Damit wird auch das Argument der Innovationsverhinderung ausgehebelt. Das wirkt mittel- bis langfristig, ist daher für die Sklavenhalter von untergeordnetem Interesse.
Im Übrigen fragte mal einer (war’s ein Schriftsteller?), wo denn der Unterschied zwischen den Sklaven im Süden und den Fabrikarbeitern im Norden (der USA) lag? Letzteren ging es nahezu keinen Deut besser!

Außerdem war die Gewinnung von Baumwolle durch Sklaven ein Null-Summenspiel, da der Preis für Sklaven (und die Ausgaben für diese) kaum durch die Einnahmen vom Verkauf von Rohbaumwolle gedeckt werden konnten.

Wie gesagt: Gesamtwirtschaftlich. Aber erkläre dass mal einem Baumwoll-Großgrundbesitzer.

Gruss
Laika

Sklaverei vs. Industrialisierung
Hallo Tammteram,

Du hast das Hauptargument schon selbst genannt. Die Frage ist, wenn ich mich richtig erinnere, für die rönmische Antike erforscht worden. Warum hatten die Römer keine Dampfmaschine, obwohl sie das Prinzip kannten? Weil sie sie wegen der Sklaven nicht brauchten!

Viele Grüße,
Andreas

Hallo,

Warum hatten die Römer keine Dampfmaschine, obwohl sie das Prinzip kannten? Weil sie sie wegen der Sklaven nicht brauchten!

Das habe ich auch mal gelesen, wird von den meisten Historikern aber doch angezweifelt. Hast du nähere Quellen dazu? Würde mich interessieren.
Wenn sie so clever gewesen wären, sowas zu erfinden, hätte es vieles anderes gegeben. Mein Lieblingsbeispiel ist das Fernrohr. Das Prinzip der Vergrößerung ist sicher bekannt gewesen durch z.B. den Blick auf einen Wassertropfen auf einer Unterlage. Sowas lässt sich auch durch 1000 Sklaven nicht ersetzen.
Zweifellos aber waren die alten Römer in vielen Dingen den anderen Völkern um Jahrhunderte voraus. Der Sieg der anderen Völker, vor allem Germanen, hat Europa um mind. 500 Jahre zurück geworfen.

Ist wohl ziemlich off topic hier, vielleicht lässt der MOD ja Gnade walten :wink:)

Gruss
Laika

Noch was …
… ich habe gelesen, dass die alten Römer nicht mal die Schubkarre kannten. Bei aller Ignoranz der Innovation gegenüber und dem Bau auf Sklavenarbeit, aber das dürfte einem Erfinder doch schnell klar sein, auch die Produktivität von Sklaven damit erheblich erhöhen zu können …

Laika

Dampf in der Antike
Guten Morgen,

Warum hatten die Römer keine Dampfmaschine, obwohl sie das Prinzip kannten? Weil sie sie wegen der Sklaven nicht brauchten!

Das habe ich auch mal gelesen, wird von den meisten
Historikern aber doch angezweifelt. Hast du nähere Quellen
dazu? Würde mich interessieren.

Das deckt sich nicht exakt mit dem, was ich mal in einer Vorlesung zur Technik der Antike gehört habe. Ebendort wurde erwähnt, dass Heron von Alexandria Dampfkraft zwar bekannt war, aber nicht seine Nutzung im Sinne einer Dampfmaschine.

Auf die Schnelle habe ich noch in seinem wikipedia-Artikel diese Information gefunden, die dazu passen würde:
„Mit der Aeolipile (Heronsball), einer mit Feuer betriebenen, wasserdampfgefüllten, in einer Halterung drehbaren Hohlkugel mit tangentialem Dampfauslass, liefert Heron die erste bekannte und dokumentierte Wärmekraftmaschine der Geschichte, auch wenn sie nicht als solche verstanden und genutzt wird, sondern anscheinend nur Kuriosum ist. Erst rund anderthalb Jahrtausende später trat in Frankreich und England die Dampfmaschine ans Licht.“
(http://de.wikipedia.org/wiki/Heron_von_Alexandria)

Grundsätzlich wurden in der Antike nur Menschen- und Tierkraft sowie Wasser- und Windkraft genutzt. Der Erfindungsgeist der Römer wird übrigens überschätzt, viele Techniken und Kenntnisse wurden von den eroberten Völkern übernommen, allen voran von Etruskern und Griechen.

Schöne Grüße

Jerry

Hallo mitnand!

Warum hatten die Römer keine Dampfmaschine, obwohl sie das Prinzip kannten? Weil sie sie wegen der Sklaven nicht brauchten!

Das habe ich auch mal gelesen, wird von den meisten
Historikern aber doch angezweifelt.

Wahrscheinlich waren Sklaven leichter zu beschaffen als die für die Herstellung von Dampfmaschinen erforderlichen Zutaten: Erz, Kohlen, Schmelzöfen, Werkzeug, Gussformen, Überdruck aushaltendes Eisen …
John Gray Landels hat mit Herons Angaben (Pneumatica II 6 u. 11) experimentiert und beschreibt (S. 33) dessen „Maschine“, die Dampfkugel, in
Landels, John Gray: Die Technik in der antiken Welt. München (Beck) 1979.
ISBN 3-406-04872-2 Buch anschauen.
Vielleicht weiß ja jemand auf dem Physikbrett noch mehr.

Auf die Schnelle habe ich noch in seinem wikipedia-Artikel
diese Information gefunden, die dazu passen würde:
„Mit der Aeolipile (Heronsball), einer mit Feuer betriebenen,
wasserdampfgefüllten, in einer Halterung drehbaren Hohlkugel
mit tangentialem Dampfauslass, liefert Heron […]“

Landels (S. 32) dazu:
„Heron gibt dieser Vorrichtung keinen Namen, obwohl manchmal hierfür die Bezeichnung aeolipyle (oder auch aelipile) gebraucht wird, was falsch ist, denn dabei handelt es sich um eine ganz und gar andere Konstruktion […].“
Ich erinnere mich, dass in einer Vorlesung zu Homer auch mal die Rede war von dem antiken spaßigen Gag der „hüpfenden Dreifüße“ (tripus, Halterung für Kessel über dem Feuer und auch der Kessel selbst), die man sich nicht recht erklären kann, die aber vielleicht eine sehr frühe Spielerei mit dem Dampfprinzip sind.
Hannes

Hallo Andreas,

Warum hatten die Römer keine Dampfmaschine, obwohl sie das Prinzip
kannten? Weil sie sie wegen der Sklaven nicht brauchten!

Dann gibts wohl hunderte andere Erfindungen und Technologien der
Römer, die nach der Theorie alle überflüssig waren :wink:

Wenn ich die bis zu 10 an einem Hang aneinanderliegenden, mit Wasser
betriebenen Getreidemühlen denke, ist klar das die Römer ökonimisch
dachten und bauten.

Viele Grüße

Jake

Hallo,
ich würde sagen der alles entscheidende Faktor ist der Preis der Sklaven. Sind diese ausreichende vorhanden und damit billig genug, dann lohnt sich auch Sklaverei, wie wir auch heute noch in vielen Ländern der sog. dritten Welt sehen, wo Sklaverei selbstvertändlich de facto immer noch vorhanden ist.

Das sich die Sklaverei für den Süden der USA nicht gelohnt hätte kann man wohl auch kaum behaupten. Die wirtschaftliche Überlegenheit des Nordens beruhte mehr auf Standortfaktoren und natürlich auch auf der Bevölkerungsstruktur, wobei der Status als Sklave oder Lohnarbeiter dabei eher nebensächlich war.
Für die Landwirtschaft stand zu dieser Zeit noch keine Technik zur Verfügung die (Lohn)Sklaven hätte ersetzen können und in der Industrie des Südens waren m. W. Sklaven kein wesentlicher Faktor.

Auch eine volkswirtschaftliche Schwächung durch einen angeblichen Ausfall des Konsums durch Sklaven kann ich nicht wirklich erkennen, denn die Sklaven mussten ja mit dem Lebensnotwendigen versorgt werden und mehr hatten einfache Land- oder Industriearbeiter des Nordens auch nicht.

Da die Sklaven des Südens bewusst von Bildung augeschlossen wurden, wäre dies später sicher zu einem Nachteil geworden, da der Bedarf an einfacher körperlicher Arbeit nachließ und qualifizierte Arbeitskräfte ein wichtiger Produktionsfaktor wurden. Aber nicht in der Landwirtschaft und noch nicht Mitte des 19. Jahrhunderts.

Grüße
Werner