Servus Leute,
ich wollte mal folgende Frage in den (virtuellen) Raum stellen:
Gibt es einen „Wissenshorizont“?
Damit meine ich nicht den Ereignishorizont bei schwarzen Löchern (dann wäre ich hier wohl auch falsch) sondern folgendes Gedankenexperiment:
Nehmen wir an die durchschnittliche Lebenserwartung des Menschen auch bei bester Gesundheitsversorgung (etc.) wären 120 Jahre.
Nehmen wir weiter an, dass jede Wissenschaftler-Generation 1 Jahr länger braucht, um das gesamte Wissen der Menschheit auf einem Fachgebiet (z.B. theoretische Physik) zu begreifen, bevor der jeweilige Wissenschaftler neue Erkenntnisse „generieren“ könnte (die ja zwangsläufig auf alten Erkenntnissen aufbauen müssen).
Somit würde nach 120 Generationen (=14400 Jahren) ein Punkt erreicht sein, an dem die Zeit die nötig wäre das gesamte bisherige Wissen zu lernen der Lebenserwartung eines Menschen entspräche. Es wäre also ein Punkt erreicht, an dem eine Neu- oder Weiterentwicklung des Wissens nicht mehr möglich wäre.
Diesen Punkt, bzw. diese Grenze, möchte ich mit „Wissenshorizont“ beschreiben.
Was haltet ihr davon und gibt es dazu schon von irgendwelche Überlegungen von klugen Köpfen?
----Noch ein paar Anmerkungen (zum Vertiefen und Weiterlesen :
Die beispielhaft genannten Zahlen (Lebenserwartung etc.) sollen natürlich nur exemplarisch dienen, um das Gedankenexperiment zu veranschaulichen.
Die Werte für „Lebenserwartung“ und „Lern-Zeitdauer“ sind sicherlich variabel und können somit den „Wissenshorizont“ verschieben. Ich denke aber, dass die relevanten Werte keine unendlichen Größen (sprich Lebenserwartung -> unendlich; Lernzeitdauer -> 0) sind, somit also ein „Wissenshorizont“ existieren muss.
So wird unsere Lebenszeit wohl kaum unendlich verlängerbar sein. Selbst wenn wir mit Hilfe der Medizin unsterblich würden (was ich allein aus physikalischen Prinzipien bezweifle), so würden doch zumindest äußere Umstände, wie Unfälle, Katastrophen etc. die maximale Lebenszeit begrenzen.
Auch wenn es uns gelänge die zurückliegenden Erkenntnisse schneller zu erlernen, so würde doch die biologische Lernfähigkeit unseres Gehirns hier eine Grenze setzen bzw. es würden (bio)physikalische Grenzen existieren, die ein noch schnelleres Lernen ausschließen (z.B. kein Informationstransport > Lichtgeschwindigkeit möglich, Ausbildung von Synapsen mit nur einer maximalen Geschwindigkeit möglich, etc.).
Noch extremer wird die Situation, wenn man davon ausgeht, dass man nicht eine Gesellschaft bestehend aus absolute Nischenexperten haben kann (da eine solche Gesellschaft nicht überlebensfähig wäre). Der Wissenschaftler müsste also auch in der „normalen“ Gesellschaft überlebensfähig bleiben (ein Wissenschaftler, der die gesamten Erkenntnisse der theoretischen Physik kennt, aber z.B. keinen Computer oder ein Telefon bedienen kann, wäre vergleichsweise „wertlos“).
Der Wissenschaftler müsste also neben der Fortbildung auf seinem Kern-Forschungsgebiet noch in „generellem Wissen“ unterrichtet werden. Dieses generelle Wissen entwickelt sich allerdings ebenfalls weiter (zur Zeit fast exponentiell). Somit würde die Zeit, die zum lernen des eigentlichen Kernthemas bleibt, sogar noch weiter verkürzt.
Gruß,
Sax