Ich befürchte, das Meiste davon ist Schrott, in der „ernsten“
Musik der letzten 10 Jahre kann ich nichts nennen, was für die
Ewigkeit bleiben wird.
da wiederum kommt es sehr stark darauf an, was du als „ernste“ musik bezeichnest. der trend geht klar in richtung multimedialität, also beispielsweise filmmusik, aber die scores von zb. michael nyman oder yann tiersen haben auch ohne die jeweiligen filme sowohl eine große wirkung als auch einen hohen musikalischen anspruch (wenn auch manchmal mit einfachsten mitteln - aber da sind sie in guter gesellschaft).
ich halte es für unklug, „ernste“ musik auf die weise abzugrenzen, die du zu vertreten scheinst. auch im bereich jazz/pop/rock gibt es sehr anspruchsvolle werke, die ich qualitativ nicht hinter die klassikgrößen stellen würde. aber das ist eine frage des blickwinkels - nur leider ergeben die statistiken je nach blickwinkel ganz unterschiedliche ergebnisse.
Hier gehst du von der Statistik weg in den Bereich der
Wahrscheinlichkeit. Meiner Meinung nach ist es anders -
jüngere Menschen von heute sind keine gewonnenen Konsumente
der klassichen Musik, und ältere Menschen sind für das Neue
gut zu gewinnen.
ich habe nicht geschrieben, junge menschen seien gewonnen konsumenten, sondern potentielle konsumenten - sie zu gewinnen ist die aufgabe, die man sich stecken sollte, anstatt den guten alten zeiten nachzuweinen.
und nein, ältere menschen sind für das neue nicht leicht zu gewinnen. ich halte es für wesentlich leichter, eine schulklasse für (nicht einmal wirklich neue) sachen wie zwölftonmusik oder minimal music (ganz zu schweigen von jazz, pop oder rock) zu interessieren, als eine gruppe 50-jähriger.
Hier beginnt es für mich problematisch zu werden. Klar, ist
der Begriff der Musik breiter geworden, die Neue Musik zu
vermitteln ist trotzdem nach wie vor eine aktuelle und
schwierige Aufgabe.
wenn du „Neue Musik“ schreibst, meinst du doch die „ernste“ musik der jetzten jahrzehnte, von der du das meiste für schrott hältst? wieso sollte man denn so etwas vermitteln?
im gegensatz zu dir sehe ich musik als musik, ob alt, klassisch, neu, rock oder pop. ich vermittle MUSIK. ich zeige die gemeinsamkeiten auf, eröffne horizonte, erlaube bekanntschaften mit musik, die man ohne mich vielleicht nie oder nicht so bald kennengelernt hätte, lasse mich wiederum mit ebensolchen dingen bekanntmachen, um meinen eigenen horizont zu erweitern und um schließlich meine erweiterten horizonte wieder für andere zu öffnen… das findest du problematisch? den wert der musik muß jeder für sich selbst finden und erkennen, ich kann ihm dazu nur hilfestellungen geben.
Wenn du allerdings Eminem in die Nähe von
Beethoven ziehst, dann hast du noch eine Generation der Kinder
für die Musikerziehung kaputtverspielt. Die Botschaft um
Eminem kommt sehr schnell an, die um Beethoven versinkt.
ich stelle nicht eminem in die nähe von beethoven, sondern zeige die gemeinsamkeiten auf. du müßtest dich wahrscheinlich auch nicht besonders anstrengen, um eine a4-seite mit gemeinsamkeiten vollzuschreiben… und selbst dann wird dich eine schulklasse mit erkenntnissen überraschen, die dir nicht aufgefallen wären - sofern du ihnen die möglichkeit dazu gibst.
keine frage, eminem und beethoven haben ganz unterschiedliche musikgeschichtliche, musikästhetische, musiktheoretische, musiksoziologische usw. relevanz, aber die gemeinsamkeiten sind vorhanden und zahlreich. und über diese gemeinsamkeiten kann es gelingen, jemandem, die bisher nur eminem gehört hat, auch andere arten von musik näherzubringen. vielleicht sind von eminem bis beethoven einige zwischenschritte notwendig, aber das ist kein problem, sondern eher eine zusätzliche bereicherung.
Das sind (nicht nur meine) Erfahrungswerte und ein der
Hintergründe für das rücklaufende Interesse der jüngeren
Menschen an der klassischen Musik.
nicht das interesse der jungen menschen an der klassischen musik ist rückläufig, sondern die möglichkeiten, sich ernsthaft damit zu befassen, ohne daß jemand oberlehrerhaft daherkommt und ihnen wertvorstellungen oder kanons aufzwingen will.
Auch hier bringst du ein gutes Beispiel, wie es funktioniert
und immer funktionierte: Durch die Weiterleitung der gelebten
Tradition. So ist es richtig, so sollte es auch laufen.
Aktuell ist aber dein Beispiel eine Ausnahme.
mein beispiel ist eine ausnahme, weil ich eine ausnahme bin. aber mein beispiel ist ein beweis dafür, daß es möglich ist, jedem neue horizonte und hörerlebnisse zu schenken. versuchs mal, anstatt dich darüber zu beklagen, daß es so ist, wei es ist (denn daran ist nicht die jugend schuld, sondern jene, die sich jetzt darüber beklagen).