ich habe ein einigermaßen großes, seit ca. 2 Jahren ungepflegtes Grundstück (ehem. Heuwiese) mit rel. magerem Boden. Der Bestand an Insekten und Vögeln ist schon merklich höher, als im Durschschnitt, könnte noch deutlich besser sein. Es gibt ein paar Wildkräuter, ca. 20 bis max. 50 Sorten, aber überwiegend wächst dort div. Gras, Sauerampfer und stellenweise Brennessel. Obstbäume und div. Büsche sind vorhanden, weitere geplant.
Wo bekomme ich nicht nur ein „Schönes Wildblumensortiment“, sondern ein wirklich umfangreiches Sortiment mit auch optisch unspektakulärem Kraut, dass sich nicht von selbst einstellt?
breitblättriger Ampfer und Brennesseln deuten auf gute - für eine Wildblumenwiese zu gute - Stickstoffversorgung hin. Also zwei Mahden im Jahr, die erste nicht vor Mitte Juli wegen Gräserblüte, und den Schnitt auf Baumscheiben zusammenfassen oder am Rand kompostieren.
Hüte die Brennesseln, eine ganze Reihe von Schmetterlingen braucht sie für die Raupen.
Verschiedene geeignete Mischungen, von denen sich vielleicht was ansiedeln lässt, bekommst Du bei Blauetikett Bornträger in Offstein(Pfalz). Dort auch viele Sämereien von Wildblumen, unter anderem Wilde Karde und Kratzdistel (vielleicht gelingt es Dir ja, ein paar Stieglitze zu Gast zu kriegen?).
Man muss halt schauen, was geht - vieles wird gar nicht kommen, vieles wird ein Mal kommen, aber nicht bleiben, und anderes wird sich wohl fühlen und bleiben.
Lass Dir von Bornträger ruhig den Katalog schicken, der ist viel schöner als der Online-Shop: Vier Bogen A 3, jeweils ein Mal gefaltet, in verschiedenen Farben, eng bedruckt, kein einziges Bild und kein Hochglanzpapier, kurze prägnante Beschreibungen. Der Katalog ist gleichzeitig Bestellschein: Ich glaube, Du wirst ihn mögen.
außer der genannten Adresse gibt es in D so gut wie keine Anlaufstelle für diesen Bedarf. Ich habe sie nicht aus Jux genannt.
Bei den üblichen lokalen Samenhändlern (just forget „Gartenshops“ - Raiffeisen rulez!) hält sich das Angebot für den beschriebenen Bedarf in sehr, sehr engen Grenzen.
Im Versandhandel hat Chrestensen ein bissel was, bei Dreschflegel gibt es auch ein bisschen und beim „Templiner Kräutergarten“ auch. Aber das ist im Vergleich alles sehr, sehr mager.
Und jetzt kommst Du - sag doch mal, which local Gartenshop next to your place sells:
– ach ja, ganz vergessen: Nicht so sehr wegen der Artenanreicherung, sondern zu rein poetischen Zwecken könntest du bei dieser Gelegenheit auch dran denken, Anthoxanthum odoratum (Ruchgras) anzusiedeln. Es ist ziemlich anspruchslos - wenn man die erste Portion aus Samen päppelt und auspflanzt, kommt der Rest dann einigermaßen von alleine. Ruchgras mit seinem Cumaringehalt ist das Gras, das beim Welken und Trocknen nach der Mahd den klassischen „Heuwiesengeruch“ ausmacht.
ach, und dann hab ich noch eine Fleißaufgabe, was Du auf einer Magerwiese probieren könntest: Mit seinem Standort „frische Magerwiese“ selten geworden ist Euphrasia officinalis, der Große Augentrost. Den aus Samen zu ziehen, hab ich trotz einiger Anläufe noch nie geschafft, aber ich bin wild entschlossen, es irgendwann hinzukriegen. Euphrasia officinalis ist Kaltkeimer, und er braucht als Halbschmarotzer gleich nach dem Keimen junge Graswurzeln in der Nähe, an die er sich dranheften kann. Man muss also im Herbst geeignete Gräser in die Saatschalen säen, in denen dann im Februar der Augentrost reinkommt, und zusehen, dass sie, wenn er keimt, ein passendes Entwicklungsstadium haben…
danke für die sehr speziellen Tips - muss mich mal näher mit Gräsern etc. auseinandersetzen. Aber da ich dort erst in zwei Jahren hinziehe, kann ich vorerst wegen Zeitmangel nur einfache Verbesserungen vornehmen.
Es gibt auch anderweitig viel zu tun, der Garten und Ausgesätes muss erstmal selbst zurechtkommen. Was die meisten Wildkräuter ja durchaus können.
Später werde ich mich damit genauer auseinandersetzen.
Jetzt versuche ich anzuleiern, was schnell geht.
Gruß und mit der Hoffnung auf weitere gute Tips in Zukunft, Paran
kann man einem Gartenshop vertrauen, wenn man Unkraut will?
Die wollen Kasse machen (logischerweise), was mit „Unkraut“ i.d.R. nicht klappt. Round-up verkauft sich wesentlich besser.
Deshalb erwähnte ich, dass ich nicht die typische, überall käufliche „Wildblumenmischung“ suche.
Die reicht z.B. den Nachtfaltern (und ihren Raupen) nicht. Und gerade bei den Nachtfaltern fällt mir auf, wie wenige es derzeit auf dem Land gibt (sowohl bzgl. der absoluten Anzahl als auch der Artenvielfalt).
Das war vor 35 Jahren auf dem Land ganz anders. Aber sowas von.
danke für den Tip, werde ich mir anschauen.
Der Boden ist unterschiedlich. Brennesseln wachsen in wenigen Bereichen stark (klar lass ich etliche stehen, nur direkt unter Obstbäumen stöhren sie mich zu arg), Sauerampfer ist weiter verbreitet, aber es gibt auch einen Bereich, in dem nicht einmal Gras wächst, sondern wenige, mir unbekannte flache Kräuter, wohl ein fast reiner Sandboden. Außerdem sowohl sonnige als auch schattige Bereiche. Einen Gartenteich werde ich auch anlegen, aber das geht erst in zwei Jahren. Mähen werde ich nur um die Obstbäume herum etwas und ein paar Wege, das meiste soll einfach wachsen, wie es will.
Ich denke, die Chancen auf unterschiedlichen Bewuchs sind schon recht gut.