Wo braucht die Natur und Umwelt in Deutschland Wölfe?

Aber ob!
Hier leben in ca. 10 qkm Wald ca. 50 Rehe (oder mehr, alle sehe ich nicht).
Und in der Folge massenhaft Zecken, die fröhlich Borreliose und Menigitis verteilen.

Ich würde hier lieber ab und zu einem Wolf sehn, als im Sommer täglich diverse Zecken.
Und Wildschweinen möchte ich schon garnicht begegnen.

Jäger nutzten da offensichtlich nicht.

Gruß,
Paran

Salü Goetz,

die geringfügig wärmeren Winter sind für das dramatische Überhandnehmen von Schwarzwild belanglos. Sonst hätte es ja im klimatisch begünstigten Pflälzerwald schon seit Jahrzehnten eine Wilschweinplage gegeben, die der heutigen geähnelt hätte.

Es gibt verschiedene Einflüsse, die die Schwarzwildbestände zur Plage machen - und ja, die Preise für Schlachtkörper von Schwarzwild liegen hier herum in der Gegend von 50 Cent / kg, ich erinnere mich an lange Zeiten, wo Schlachtschweine mehr brachten als heute Schwarzwild.

Abgesehen von der an sich begrüßenswerten Rückkehr zu einer nachhaltigen Forstwirtschaft (und in diesem Zusammenhang, in dem der Begriff auch geprägt wurde, ist er durchaus gerechtfertigt), mit der die Nahrungsgrundlage für Schwarzwild erheblich vermehrt wird (nein, ich spreche nicht von Buchen- und vor allem Eichelmasten), ist ein ganz wichtiger Faktor die Bejagung.

Warum?

Wildschweine sind nicht nur in Körperbau und Stoffwechsel den Menschen überaus ähnlich, sondern sie haben auch - ähnlich wie diese - ein ziemlich differenziert ausgekaspertes Sozialwesen. Dazu gehört auch, dass (bei Schwarzwild über Hormongeschichten gesteuert) eine großer Anteil von älteren Bachen und Keilern in einer Rotte die Reproduktionsrate ganz erheblich senkt. Dummerweise sind es aber grade die schweren Tiere, die bejagt werden - während umgekehrt Wölfe die jungen, leichteren Tiere bevorzugen, weil diese leichter zu erlegen sind.

Was lernt uns das?

Bejagung fördert den dramatischen Überbestand an Schwarzwild.

Wölfe können dazu beitragen, ihn wieder in normale Größenordnungen zu bringen.

Schöne Grüße

MM

5 Like

Hallo Carsten,

zwei Punkte wurden noch nicht explizit erwähnt:

  • Wölfe fressen so gut wie keine Hasen - genauso wenig wie Nutztiere, übrigens. Ihre Beute besteht zum größten Teil aus Rotwild, Rehwild und Schwarzwild.

  • was die Forderungen nach Schadenersatz betrifft: Der Schaden durch Verbiss durch das viel zu viele Rot- und Rehwild ist ein Zigfaches des Schadens, der durch seltene Einzelfälle von durch Wölfe gerissene, schlecht und unprofessionell gesicherte Schafe und selten auch Ziegen, niemals jedoch Kälber, entsteht. Bereits die relativ kleinen Luchse leisten durch Beschränkung des lawinenartig überhandnehmenden Bestandes an Rehwild einen kleinen Beitrag zur Reduzierung der enormen Schäden, die durch Wildverbiss am Wald enstehen.

Schöne Grüße

MM

Die sind harmlos und umgehen Menschen, wenn immer möglich. Du musst bloß während der Zeit, wo sich Frischlinge in der Nähe, aber nicht mehr direkt bei der Bache aufhalten, aufpassen, dass Du nicht zwischen die Bache und ihre Frischlinge gerätst. Dann (und nur dann) ist ein Kontakt mit Schwarzwild richtig sau-mäßig gefährlich.

Schöne Grüße

MM

Sie werden bezahlt, und das recht hoch - bei Bundeswehr und den verschiedenen Polizeieinheiten, die sie dienstlich einsetzen. Was ein Dienst-Mali mit besonderen Eigenschaften (z.B. komplett von Geruchs- auf Gesichtssinn umgepolt, sowas gibt es z.B. zum Einsatz bei Geiselnahmen, wo der Böse Onkel mit allem rechnet, nur nicht damit, dass ein Hundeführer seinem Wauwau mit dem Finger zeigen kann, wer die Figur ist, an die er sich auf ein beiläufig geäußertes „Los jetzt“ oder sowas dranzuhängen hat) wert ist, kann man z.B. an den Beträgen erkennen, die von ihren Dienstherren für das Überkronen einzelner kaputter Zähne bezahlt werden - ist das Mehrfache von vergleichbaren Zahnprothesen bei Menschen.

Schöne Grüße

MM

1 Like

Danke für diesen Exkurs, jetzt weiß ich wenigstens, warum die Luchse hier so ungern gesehen sind

Servus,

Jaja, was wäre das Wackelsteiner Ländchen ohne seine Herrenjäger…

Das könnte auch was damit zu tun haben, dass Luchse halt doch eine Art Katzen und damit Tiere mit Charakter sind:

Vor ungefähr zwanzig Jahren wurden Luchse in den Vogesen erfolgreich wieder angesiedelt, und im Pfälzerwald, wo es vermutlich schon seit Längerem wieder zwei oder drei Luchse gab (Genaueres können dazu auch Förster, die ihr Revier kennen wie ihre Hosentasche, nicht sagen, weil Luchse ziemlich flott ziemlich weit herumziehen und viel bessere Sinne haben als Menschen, daher quasi unsichtbar leben können), war man neidisch und ein bissle unglücklich darüber, dass keiner der Vogesenluchse nach Norden kam, obwohl der Pfälzerwald und die Nordvogesen eine einheitliche Landschaft und ein zusammenhängendes Waldgebiet bilden. Man hat es dann auf die bösen Franzosen geschoben, die ihre A4 bei Saverne ohne Rücksicht auf die lieben Tiere als breite, sterile Schneise durch den Wald betoniert haben (zwar gibt es dort Wildbrücken, aber das muss ja nicht jeder wissen).

In den letzten Jahren sind auch im Pfälzerwald einige Luchse ausgewildert worden, um eine Population zu erreichen, die sich selber auf Dauer erhalten kann. Funktioniert soweit auch ganz gut, die Weibchen haben nicht nur regelmäßig geworfen, sondern auch einige bisher überlebende Junge großgezogen. Die ausgewilderten Luchse sind alle gechipt, wie es sich bei einem Projekt der Landesbehörden gehört - man muss ja schließlich ordentlich dokumentieren, was los ist.

Jo, und mit diesen Chips hat man die Wanderungsbewegungen der einzelnen Tiere akribisch verfolgt - und festgestellt, dass einer der im Pfälzerwald ausgewilderten Luchse in die Vogesen abgewandert ist, die A4 hat ihn dabei überhaupt nicht gestört. Es gefällt ihm offenbar besser dort.

Moral: Jeder soll nach seiner Façon selig werden.

Schöne Grüße

MM

1 Like

Diese oberemotionale Diskussion über die zunehmende Wolfspopulation in Deutschland kotzt mich allmählich an. Er ist ein Wildtier wie andere viele auch. Dass er seit wer weiß wie vielen Jahren nicht mehr vorkam, kann kein Grund sein, ihn auf ein Podest zu stellen.Schön, er ist da… Er wird nicht ausgerottet - Dachse, Füchse, Wildschweine und andere frei lebenden Tiere ja auch nicht.
Aus welchem Grund er bei zunehmender Population nicht dem allgemeinen Jagdrecht unterworfen sein sollte wie andere heute hier lebenden Wildtiere, kann ich mir nicht erklären. Da ist das Jagdrecht differenziert genug. Andere Wildtiere haben ja auch nicht den Bonus, dass sie Recht auf Einsetzung des Zustands vor 130 Jahren hätten.
Ich bin weder gegen Wölfe noch für sie.
Sie müssen halt nur mit allen Konsequenzen nach gegenwärtigen Bedingunge integriert werden.
Also Abschied von den ganzen Märchen um den bösen Wolf und seiner angeblich tief sitzenden Scheu vor ihm und vor Allem den daraus folgenden Wiedergutmachungsticks.
LG
Amokoma1
^

Wenn Du recht hast, hast Du recht. Daher die Weisung an alle Tierhalter, ihre Viecher zu schützen. Es wird auf die Dauer nicht gehen, ohne Signale an den Wolf zu geben, dass Menschen groß und klein, tabu sind. Und das geht nur, wenn man gelegentlich einige schießt und damit dokumentiert, dass der Mensch gefährlich ist für Wölfe.
Udo Becker

Das ist mir neu. Trophäenjagd ist in Deutschland out (oder nicht ?). Keilerfleisch ist unverkäuflich. „Mein“ Jäger schießt junge Sauen.
Udo Becker

Hallo Udo,

damit gehört er zu den Engagierten seiner Art. Keiler sind bloß kritisch, wenn man sie in der Rausche erwischt (und auch dann kann man sich helfen - aber das gehört nicht hierher).

Der Anteil an Bachen in den Gesamtstrecken ist so gering, dass es bereits als bedeutender Schritt in Richtung Kontrolle der Überbestände gesehen wird, wenn ihr Anteil an der Gesamtstrecke auf 10 - 20 % erhöht wird:

Und Überläufer, die den Wölfen am liebsten sind (weil unerfahren und auch weniger wehrhaft), werden kaum bejagt. Es ist ein seltsamer Effekt, dass eine Verringerung der Bestände an jungen, leichten Tieren die Vermehrungsrate senkt - das Gegenteil schiene einleuchtend.

Freilich: Wenn man den elenden Mais nicht mit aller Gewalt überall anbaute, wo er nicht hingehört, wäre sicher auch schon viel gewonnen.

Schöne Grüße

MM

Sehe ich auch so. Ich glaube, die Burschen sind zu clever um für immer furchtsam zu bleiben wenn sie merken dass ihnen nichts passieren kann.

Servus,

wegen der Symmetrie: Mais hat in den Mittelgebirgen genauso wenig verloren wie Schwarzwild im Mais - beides sind störende Fremdkörper.

Schöne Grüße

MM

Das ist eine Sache der Ideologie. Man könnte den Wolf und andere schützenswerte Tiere unter das Jagdrecht stellen und eine ganzjährige Schonzeit anordnen. Aber diese Logik ist für Leute die die Jagd generell verbieten wollen natürlich unbequem.
Udo Becker

Ja. Logik ist uinbequem und schrecklich, wenn sie dem individuellen Glauben nicht entspricht. Da stellen sich mir ja ganz böse Fragen. Wie: Werden wir dann eine Glaubensgemeinschaft?
Das war überwunden, dachte ich. Nun tauchen mir da zu viele Gläubige zu vieler neuer „Götter“ auf.
Das ist natürlich etwas übertrieben.
Meine Antennen sind aber scharf gestellt.
LG
Amokoma1