… dem Colorfly?
Habe heute über das Internet:
http://www.audio.de/news/colorfly-portabler-hifi-pla…
ein paar Informationen zu dem Colorfly gefunden.
Wer weitere Informationen diesbezüglich findet, bitte mir
schnellstmöglich Bescheid sagen.
Besten Dank im Voraus.
Hallo Mastertech1976,
es tut mir leid, aber zu diesem Produkt (oder auch ganz allgemein zu speziellen Produkten) kann ich leider keinerlei Auskünfte geben.
Ich kann Sie jetzt beinahe sagen hören: „Oh-Mann der Typ weiß ja gar nichts - und DAS will ein Experte sein?“
Dazu möchte ich sagen, daß Expertenwissen nicht mit den Informationen oder gar der Werbung verglichen werden darf, mit der ein Verkäufer bestenfalls im Fachgeschäft oder - schlimmer noch - beim Blödmarkt den Endkunden „zumüllt“.
Wenn es um die Frage geht, was TIM-Verzerrungen sind oder in wie weit z.B. Gruppenlaufzeiten das Musiksignal negativ beeinflussen oder warum eine Röhrenendstufe aus elektrotechnisch nachweisbaren Gründen zwangsläufig besser klingt, dann kann ich fundierte Erklärungen liefern.
Aber ich bin kein Verkäufer im „Geiz ist geil“-Markt, der alle Produkte kennen muß um sie berechtigterweise oder „um den Schrott los zu werden“ an den Mann bringen will.
Zu dem Colorfly kann ich, nachdem ich den Artikel auf der Audio-Seite gelesen habe gundsätzlich folgendes sagen:
Der größte Vorteil dieses Gerätes ist, daß es hohe Ausgangsspannungen liefert, mit denen sich auch hochohmige, gute Kopfhörer (z.B. von BeyerDynamic, Sennheiser, AKG, Stax u.s.w) mit genügend Lautstärke antreiben lassen.
Der Hinweis, daß sich mit disem Player auch unkomprimierte Dateien mit sehr hohen Abtastraten abspielen lassen mag zwar richtig sein (und in solch einem Fall auch einen entsprechenden Dynamik/Klanggewinn bringen), aber was nützt einem sowas im Bus, im Zug oder im Flugzeug, wo die Umgebungsgeräusche dermaßen hoch sind, daß durch den Überdeckungseffekt die zusätzlichen 20…40 kHz wirklich nicht mehr wargenommen werden (Auch nicht die dadurch präziser abgebildeten Einschwingvorgänge der Instrumente).
Im Umkehrschluss ist es in solch einem lauten Umfeld auch kaum möglich, das Bitrauschen und/oder Artefakte herauszuhören, die bei konventioneller 16Bit/44,1kHz Codierung (und ggf. mp3-Komprimierung) heraus zu hören.
Weiterhin muß man, um die Vorteile des Gerätes nutzen zu können, einen richtigen, geschlossenen großen Kopfhörer aufsetzen, der - ob high end oder nicht - außerhalb des Heimbereiches einfach nur prollhaft wirkt.
Ein audiophiler, halboffener Kopfhörer, wie ein BeyerDynamic DT 880 Edition (für rund 300,-) verdankt seinen neutralen Klang vor Allem dem Umstand, daß die Luft nicht komplett vor dem Ohr „eingesperrt“ ist, sondern daß das Wiedergabesystem quasi „frei schwingen“ kann, was natürlich auch zur Folge hat, daß ein nicht unerheblicher Teil des Schalls nach außen abgestrahlt wird.
Ergebnis: ein solcher Kopfhörer hört sich zwar genauso an, als wenn man vor einem Paar sehr guter Lautsprecher sitzt ABER die Umgebung wird mit beschallt => der Ärger mit anderen Leuten in öffentlichen Verkehrsmitteln ist vorprogrammiert. DAFÜR IST EIN SOLCHER KOPFHÖRER ABER AUCH NICHT GEDACHT.
Wenn man an der heimischen HiFi-Anlage etwas lauter hört meckern schlimmstenfalls andere, im Raum befindliche, Personen wegen des lauteren „Zischens“ aus den Rückseiten der halboffenen Ohrmuscheln.
Aber wenn man sowieso zuhause hört, dann hat sich auch das Konzept eines mobilen High-End-Players erledigt. Für 600,- oder mehr (600,- kostet wahrscheinlich die kleinere 16 Gbyte-Version - die 32 Gbyte-Version ist bestimmt noch mal erheblich teurer) würde ich mir lieber einen Harddisk-Recorder mit 1 oder 1,5 Terabyte kaufen. Über die Heimanlage lohnt es sich dann auch (selbst dann, wenn man leise hört) einen großen Dynamikumfang zu nutzen, weil es im Zimmer leise ist, sodaß man auch extrem leise Passagen der Musik noch wahrnimmt und plötzlich auftretende Dynamiksprünge auch dann noch beeindruckend wirken, wenn sie nur knapp über die Zimmerlautstärke ansteigen.
In einer lauten Umgebung (Bus/Bahn/Flugzeug) hat man davon nichts. Bei leisen Stellen muß man den Player „aufreißen“ weil die unteren 55 von den 109 dB Dynamikumfang vom Triebwerksdröhnen übertönt werden - und wenn dann ein Dynamiksprung kommt (die Musik wird schlagartig lauter) dann platzt einem das Trommelfell und man dreht schnell wieder leiser.
Das kommt somit einem Dynamikkompressor gleich - dann braucht man aber auch keinen Player, der DVD-Audio-Dateien abspielen kann. Für sowas genügt ein guter(!!!) normaler mp3-Player im 200 Euro Segment, mit einer möglichst großen Festplatte. Diese lässt sich zumeist später - wenn dann mehr Speicherplatz gewünscht wird - auch noch gegen eine noch größere austauschen. SACD oder Audio-DVD - Dateien (wenn man diese dann von den Original Datenträgern runtergeladen bekommt) mit den dazugehörigen hohen Abtastraten lassen sich AUCH mit solchen Playern dann problemlos abspielen - für ein Drittel des Preises des Colorfly.
Wenn man sich dann den BeyerDynamic DT 880 Edition noch dazukauft, hat man gleichzeitig einen hervorragenden Kopfhörer für Zuhause UND den Player. Der DT 880 hat 32 Ohm UND einen sehr hohen Wirkungsgrad - man kann also davon ausgehen, daß dieser Kopfhörer AUCH auf einem konventionellen hochwertigen mp3-Player ausgesprochen laut spielen wird.
Was mir als Elektrotechniker bei dem Colorfly noch einen kalten Schauer über den Rücken jagt ist dieses SCHIEBEPOTI. Grundsätzlich sind Analogpotis den wenigen Lautstärkestufen in den elektronisch geregelten Geräten vorzuziehen. Soweit stimme ich zu. ABER ein Schiebepoti (in einem Konsumergerät) ist IMMER komplett offen. Ob da nun oben in dem Schlitz, wo die Schieberachse rausguckt, eine Folie mit dem Schieber mitläuft, oder ob von der linken und rechten Seite des Schlitzes ein Filz gegen den Schieber drückt - DAS IST ALLES UNDICHT. Gerade bei einem mobilen Gerät, welches „draußen“ einer viel höheren Schmutzbelastung ausgesetzt ist, muß man bei so einem Schieberegler sehr schnell mit einem Kratzen rechnen - mit entsprechenden Folge(reparatur)kosten. Ich denke NICHT, daß beim Colorfly - wie bei einem professionellen Mischpult - ein querliegendes ALPS-Poti über eine Zahnstange oder einen Seilzug von dem Schieber angetrieben wird - schon aus Platzgründen nicht. Deshalb alleine schon würde ich von diesem Gerät die Finger lassen.
Ach-ja, zum Schluß wollte ich noch ganz allgemein etwas zu den „Testberichten“ dieser ganzen Fachzeitschriften sagen.
Der Großteil dieser ganzen Tests oder Empfehlungen ist, gelinde gesagt, Reklame für die „getesteten“ Produkte. Die Zeitschrift Audio wollte z.B. Ende der 90-er Jahre den Leuten weißmachen, daß CD’s besser klingen, wenn man sie (natürlich mit einem höllisch teuren Entmagnetisiergerät) entmagnetisiert. Oder das Märchen, daß der heimische Verstärker besser klingt, wenn man ihn auf Standfüße von Blotevogel stellt. Selbst wenn man den Mikrofonieeffekt von billigen Kondensatoren, die im Signalweg eh’ nichts zu suchen haben, berücksichtigt, KANN es höchstens sein, daß der Brummspannungsabstand(Brummspannung hervorgerufen durch die Brummvibrationen des Netztrafos) MINIMAL reduziert wird - wenn man Glück hat. Dies wurde aber in dem Artikel nicht behauptet es wurde gesagt, daß sich der Klang verbessert.
Die Firma Colorful macht sich mit diesem Gerät und seinem 80-er Jahre Retrodesign den gerade weit verbreiteten „früher-war-Alles-besser“-Trend zunutze.
Ich will das Gerät nun auch nicht vollständig „runtermachen“, das hat es sicherlich nicht verdient, aber wenn man nicht gerade Geld wie Heu hat, dann lassen sich 600 Euro (oder wahrscheinlich mehr - für 32 GByte) besser anlegen, wenn man einen wirklich guten, mobilen Musikgenuss zu einem möglichst günstigen Preis haben möchte.
Ich hoffe, daß meine Ausführungen zum Colorfly hilfreich gewesen sind.