Wo ist den das viele Geld?

Hallo!

Mal eine Frage im Zusammenhang mit der derzeitigen US- Immobilienkriese:

Es ist ja seit Monaten in allen Zeitungen zu lesen, dass viele Banken viele Miliarden abschreiben.
Ist abschreiben gleich „verloren, Verlust gemacht“ ? Also definitiv weg ?

Und weiter:
Wer hat denn nun das Geld ?
Verschwunden sein wird es ja sicher nicht, also hat es ein anderer.

Irgendwie kann ich mir nicht so recht vorstellen, dass solche Unsummen durch die amerikanischen Bauarbeiter und Baustoffhändler / Produzenten verdient und dann in den allgemeinen Konsum, Wirtschaftskreislauf oder was auch immer gelangt sind.

Bitte um Erleuchtung,
möglichst mit leichtverständliche Antworten.

Grüße, Steffen!

Hallo Steffen

Das ist immer das Selbe. Wohin verschwindet das Geld, wenn etwa die Börse crasht? Wohin? - falsche Frage: Es gab und gibt diesbezüglich kein Geld!
Es geht einzig um Erwartungen. So als hättest du ein altes Bild im Keller, dass du für besonders wertvoll haltest, sich aber schließlich als Fälschung erweist.
Immobilien wurden in den USA, vor Hintergrund einer erwarteten steigenden Nachfrage, für entsprechend wertvoll gehalten. Zunächst fühlten sich die Immobilienbesitzer dadurch reicher. Der Markt erlaubte es ihnen ihr Immobilienvermögen gegen anderes Vermögen zu tauschen. Etwa indem sie ihre Immobilien teuer verkaufen oder aber Kredite aufnehmen und diese mit ihren Immobilien sicherten.
Jetzt da der Markt diese Immobilien als weit weniger wertvoll einschätzt, ist das Vermögen dementsprechend geringer.

Wohin ging das Geld nun? Es war nie vorhanden. Vermögen enstanden bzw. wuchsen einzig dadurch, dass die Marktpreise nach oben kletterten. Dahinter stand keine produktive Tätigkeit. Und genau so sind die Vermögen wieder verschwunden. Dass dazwischen viele Transaktionen statt fanden, ändert am Prinzip auch nichts.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi,

in den US haben die Immopreise stark angezogen. Ein Haus, das die Eigentümer vorher mit 40.000 $ beleihen konnten, konnten sie dadurch mit 100.000 $ beleihen.

Viele Menschen in den US haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht und sozusagen einen Kredit mit ihrem Haus als Sicherheit genommen.
Das Geld haben sie -wie Amis nun mal so sind- planlos für Konsumgegenstände ausgegeben.
Sozusagen haben jetzt die Hersteller von Autos, Pornos, Handys, Laptops, Software und so weiter „das Geld“.

Nun sind die Immopreise aber wieder gesunken, „die Amis“ aber verschuldet bis über beide Ohren und können deswegen nun die Schulden nicht mehr bezahlen. Daher schreiben die Banken auch das Geld ab, wie wenn Du jemanden 10 € leihst und Du erkennst, dass Du die 10 € in den nächsten 100 Jahren nicht wieder bekommst (also gar nicht mehr).

Das heisst, wenn Du jetzt ein Unternehmen wärst, dann würde Deine Forderung von 10 € „weg“ sein. Das heisst, keiner ist mehr bereit, falls er Deinen Haushalt kaufen will, die 10 € mitzubezahlen. Und so ist es an der Börse: Die Bewertungen (=Kurse) der entsprechenden Banken sinken, weil ihre Forderungen keinen Wert mehr haben.

In den Angloamerikanischen Ländern ist es mit den Krediten übrigens anders als hier- die Hemmschwelle einen Kedit aufzunehmen ist deutlich geringer als hier in D. Außerdem kommt man sehr leicht an Kredite heran.

Die deutsche / zentraleuropäische Mentalität ist da anders. Kreditnehmer und -geber sind dort eher auf langfristige Sicherheit bzw. langfristige Investitionen (Hausbau…) aus.

Natürlich gibt es auch in Europa Ausfälle und natürlich gibt es auch Amis, die sinnvoll mit Geld umgehen könnnen. Aber die Tendenz zum Leben auf Pump ist in den US schon ausgeprägter als in Euroland.

mfg

Wer hat denn nun das Geld ?

Niemand, weil es auch vorher niemand hatte. Das Geld, von dem wir da sprechen, ist ein virtueller Wert, dessen Gegenwert rein auf Vertrauen basiert. Lange vorbei die Zeiten, in denen die Banken hohe Goldreserven in den Kellern lagerten, um dem Zahlengeld auch inneren Wert zu verleihen.

Heute beruht doch alles nur noch auf Krediten, deren Kreditgeber widerrum Kredite nahmen, usw. Am Ende stehen Notenbanken, die in ihrer Verzweiflung einfach die Gelddruckmaschine anschalten. So verliert das Geld langsam aber sicher an innerem Wert. Die Immo-Krise ist vielleicht nur ein Vorbote dessen, was noch bevorsteht.

Anbei noch ein sehr altes Zitat von Voltaire 1694 - 1778:

„Papiergeld kehrt früher oder später zu seinenem inneren Wert zurück - Null“

Gruß

Zitatereigen

„Papiergeld kehrt früher oder später zu seinenem inneren Wert
zurück - Null“

Und noch eins von Keyens: „Auf lange Sicht sind wir alle tot“.

Merke: nur weil jemand (vermeintlich) wichtiges etwas sagt, muß das weder im fraglichen Kontext Sinn ergeben noch der Wahrheit entsprechen.

Gruß
C.

„Papiergeld kehrt früher oder später zu seinenem inneren Wert
zurück - Null“

Merke: nur weil jemand (vermeintlich) wichtiges etwas sagt,
muß das weder im fraglichen Kontext Sinn ergeben noch der
Wahrheit entsprechen.

Danke für die Anmerkung aber das Zitat galt nicht als Begründung von irgendetwas, sondern spiegelt meine eigene Meinung zu der Sache wider.

Ich glaube, dass die Finanzmarkt-Krise eben damit zusammenhängt. Das gesamte weltweite Bankenwesen schwebt in einer unglaublichen Kredit-Blase. Seitens der Notenbanken wird panikartig Geld in den Markt gepummt, für welches es im Grunde keinen inneren Wert gibt. Wohin soll das noch führen? Denkt mal nach…

Wohin ging das Geld nun? Es war nie vorhanden. Vermögen
enstanden bzw. wuchsen einzig dadurch, dass die Marktpreise
nach oben kletterten. Dahinter stand keine produktive
Tätigkeit. Und genau so sind die Vermögen wieder verschwunden.
Dass dazwischen viele Transaktionen statt fanden, ändert am
Prinzip auch nichts.

Genauso sehe ich das auch. Das Geld war nie wirklich vorhanden, jedenfalls nicht, wenn man den inneren (echten) Wert betrachtet.

Ich glaube, dass die Finanzmarkt-Krise eben damit
zusammenhängt. Das gesamte weltweite Bankenwesen schwebt in
einer unglaublichen Kredit-Blase. Seitens der Notenbanken wird
panikartig Geld in den Markt gepummt, für welches es im Grunde
keinen inneren Wert gibt. Wohin soll das noch führen? Denkt
mal nach…

Erfahrungsgemäß sind diejenigen, die von anderen verlangen, mal nachzudenken, diejenigen, die in diesem Punkt Nachholbedarf haben. Ein erster Ansatz wäre, sich zu überlegen, warum die Zantralbanken überhaupt Geld ins System gegeben haben und wo es geblieben ist.

Kleine Hilfe: zur Liquiditätsknappheit kam es, weil sich die Institute untereinander kein Geld mehr liehen, weil keiner wußte, wer wieviele Risiken auf den Büchern hatte. Die, die Liquidität hatten, blieben darauf sitzen und die, die keine oder nicht genug hatten, bekamen sie von der Notenbank. Preisfrage: was macht Geld, das einfach so rumliegt, weil man es nicht verleihen will, für das man aber Zinsen zahlen muß?

Denk mal nach…

Gruß
C.

Nachfrage
Hallo!

Ich habe das bisher aufmerksam durchgelesen und auch halbwegs verstanden,
dachte garnicht, dass das Thema noch weitergeführt wird.
Da stelle ich noch mal eine weiterführende Frage:

Mich als Sachse interessiert ja hauptsächlich die Sachsen-LB, die sozusagen in der Not an die LBBW verkauft wurde.
Der Freistaat Sachsen dürfte ja wohl so ca. eine Milliarde an Bürgschaft zahlen müssen, wie ich heute in der Tageszeitung gelesen habe. (Ich lese keine Blöd-Zeitung).

Da hat man also nicht vorhandene, vermeintlich sicher geglaubte Kapitalerträge als „reale“ Kredite ausgeteilt?
Richtig so?

Grüße, Steffen!