es ist doch eine Binsenweisheit, daß Baumwolle überall (in Kasachstan oder sonstwo) die Böden auslaugt einen hohen Energiebedarf für Kunstdünger benötigt und durch viel Pestizid auch die Arbeiter gefährdet.
Jetzt sind Ersatzstoffe auf Zellulose (insbesondere Viskose) ein ziemlich alter Hut.
Mich beschäftigt schon seit Ewigkeiten warum Baumwolle überhaupt noch angebaut wird wenn die Viskose in allen technischen Eigenschaften sowie auch im Tragekomfort besser ist.
Hier der gesamte Wikipediaartikel:http://de.wikipedia.org/wiki/Viskosefaser
Habe mir den kompletten Artikel ja durchgelesen. Bis auf die Feststellung, daß da zwischendurch mal H2S und CS2 anfällt (ist in hohen konzentrationen giftig und auch brennbar) sehe ich absolut kein Nachteil zur Baumwolle.
Sehe auch nirgends daß die Herstellung irgendwo teurer ist vielmehr heißt es eher resourcenschonend. Alles wird aus Holz gemacht.
Wer klärt mich mal auf wo der eigentliche Nachteil zur Baumwollfaser liegt.
Tatsächlich ist es doch so, daß fast alles Textil aus Baumwolle ist und fast nichts aus Viskose.Desweiteren wäre auch noch der Vergleich von Baumwolle zur echten Kunstfaser (z.B. Nylon) interessant. Ich kann mir vorstellen, daß auch hier die Kunstfaser als Erdölprodukt gar nicht mal so schlecht ausfällt zumal Kunstfaser an der richtigen Stelle (also da wo sie nicht den Tragekonfort vermindert) eigentlich auch verschleißfester ist und dadurch das Textilstück länger hält. Ich finde es in einem gewissen Maß legitim einen bestimmten Anteil von Kunstfasern zu tragen.
Für Antworten zu meiner komplexen Frage wäre ich dankbar.
Mich beschäftigt schon seit Ewigkeiten warum Baumwolle
überhaupt noch angebaut wird wenn die Viskose in allen
technischen Eigenschaften sowie auch im Tragekomfort besser
ist.
Ist sie nicht in allen Belangen:
Viskose läuft nach dem Waschen stark ein, bis zu 10%
Wenn Viskose nass ist, kann sie leichter reißen
Viskose ist schwerer als Baumwolle.
Viskose kann man nicht kochen
Viskose knittert stärker und ist weniger strapazierfähig als Baumwolle.
Viskose ist nicht mal annähernd so strapazierfähig wie Baumwolle
um Knittern und Einlaufen zu verhindern, wird Viskose oft mit Kunstharzen ausgerüstet, was aber wieder zur Folge hat, dass sich zB Flecken nur schwer entfernen lassen.
In der Herstellung muss Viskose gebleicht werden, meistens mit dem umweltschädlichen Chlor
Danke schon mal, ich finde Deine Anmerkungen zu den Nachteilen sehr interessant. Leider geht das mit den schlechten „Naßeigenschaften“ nicht so aus Wikipedia hervor… wo es eigentlich hingehört.
Und speziell bei den Naßeigenschaften ist ja Modal eine Cellulose-Alternative.
Der Choreinsatz ist auch ein interessanter Aspekt. Der müßte dann ähnlich hoch wie in der zelluloseverarbeitenden Papierindustrie liegen. Wäre interessant obs da mal alternative Bleichstoffe gibt.
Wie Du sagst sind die Eigenschaften schlichtweg schlechter, aber insbesondere wegen der großen Faserlänge der Einzelfaser hätte ich das nun nicht gedacht. Insbesondere die Zugfestigkeit hätte ich als höher eingeschätz.
Der Aralsee wurde auch deswegen kleiner. Viel Wasser wurde für Baumwolle abgeleitet und deswegen finde ich Nutzhanf deutlich besser. Diese Pflanzen sind anspruchslos, was den Boden angeht und Fasern sind leicht zu verarbeiten.
nochmal die Frage: Wie kommst Du darauf, dass Textilien aus Hanf eine generelle Alternative zu Baumwolle sein könnte? Zieh doch einfach mal eine Weile Hemden und Hosen aus Hanf an, dann reden wir weiter.
Unabhängig davon: Die Ansprüche an Klima und Boden sind sehr unterschiedlich - Hanf ist keine Kultur, mit der man Baumwolle dort ersetzen könnte, wo sie heute gegendweise der einzige cash crop ist. Du wirst ja auch nicht Zuckerrüben in Marokko anbauen wollen, bloß weil Dir die dort produzierten Tomaten und Paprika nicht gefallen…
Übrigens: Aus dem Aralsee wurde kein Wasser für die Bewässerung von Baumwollkulturen entnommen. Das Wasser im Aralsee hatte nämlich schon vor hundert Jahren einen Salzgehalt von 9 g / L - so verrückt, dass man so ein Wasser zur Bewässerung genommen hätte, war man nicht mal in der Blütezeit des Stalinismus.
es gibt in der Tat einen (eher geringen) Vorteil von Hanfjeans: Wenn man mal richtig nass wird, freut man sich dran, dass sie viel schneller trocknen als Baumwolldenim. Zum Wandern bei unsicherem Wetter hab ich meine ganz gerne getragen - falls es warm genug dafür war: Der Wind bläst da nämlich ganz schön durch - wenns ein bissel frischer ist, nicht so schön.
Sonst sind sie halt elend schwer, beuteln herum wie Säcke (die ja klassisch aus Hanf gewoben wurden), geben keinen Millimeter nach, so dass man sie in „komfortablen“ Größen besorgen muss, und halten ungefähr ein Drittel der Zeit, die eine Baumwollhose in der gleichen Preisklasse mitmacht.
…hast Du schlechte Qualität erwischt; ich habe sehr gute Erfahrungen mit meinen Hanfhemden gemacht. Allerdings sind diese anfänglich oft ein wenig steif und kratzig, müssen also „eingetragen“ werden. Sind dann aber „unverwüstlich“…
ja, das war sicher so - wegen Bürojob trage ich Hemden einen Tag, bevor sie in die Wäsche kommen; und wegen Gehalt kann ich mir die dafür nötige Zahl von Hemden bloß leisten, wenn ich in der 50-€-Klasse bleibe. In dieser Preisklasse gibt es aus Hanf (und auch aus Leinen) bloß ziemlich miserable Ware, aber schon sehr ordentliche, langstapelige, gut gezwirnte Baumwolle. Das mag auch mit den Volumina zu tun haben, die bei den jeweiligen Materialien durch den Markt gehen, aber zu irgendeinem Anteil x spiegeln die Preisverhältnisse auch wieder, wie aufwändig es ist, aus Hanf (und auch Leinen) vernünftige Qualitäten zu gewinnen, und wie gering deren Anteil an dem geernteten Material ist.
Wenn ich in die Klasse 90-100 € gehe, in der es gscheite Hemden auch aus anderen Materialien als Baumwolle gibt, müssten diese doppelt so lange halten als Baumwollhemden der 50-€-Klasse. Das wäre dann aber doch zu viel verlangt: Das bringen sie nicht.
Wenn Du Dich nicht unbedingt auf Viskose Fasern versteifst, gebe ich Dir insofern Recht, als das gute Qualitäten aus alternativen Cellulose-Quellen möglich sind.
Es kommt dabei hauptsächlich darauf an, wie lang die Zellulosemoleküle in der fertigen Faser sind.
Welche Pflanze genommen wird, ist deshalb zum Beispiel nicht egal. Jede Pflanze hat andere Cellulose-Molekül-Längen. Auch innerhalb der Pflanzen selber ist das so.
Baumwolle besteht aus fast reiner Zellulose, insofern gibt es im Vergleich zur künstlichen Zellulosefaser keine größere Neuigkeit.
Das mit den „ausgelaugten Böden“, jede Agrarwirtschaft belastet und meistens düngt sie auch den Boden. Ich komm von daher nicht so schnell auf die Heilslehre und kenne auch die Dimension des Schadens nicht.
Was soll den sonst auf den Baumwollfeldern stattfinden?
Das einzige wäre ein niedriger Preis für gute Faser, was ich jetzt sofort akzeptieren würde.
Bei den Kunstfasern gibt es viele gute Sachen und finden so ihre Einsatzzwecke.
Im Kontakt mit der Haut sind Naturfasern aber meist vorteilhafter, z.B. weil sie Schweiß aufnehmen.
Moin zusammen, ich sehe in der Viskosefaser auch nur Vorteile. Ich beobachte das seit einiger Zeit, vor allem auf dem Teppichmarkt. Da wird die Viskosefaser immer beliebter und häufig verwendet. Das ist ein guter Ansatz, denn aktuell sind noch viel zu viele Polyester-Teppiche.
Die Viskoseproduktion wird von indischen Unternehmen richtig befördert, aber mal wieder sind die Arbeitsbedingungen und Umweltverpestung ein Grund, um lieber keine Viskose(Artikel) zu kaufen.
Es gab eine Doku 2021 auf arte oder 3sat. Den Name weiß ich leider nicht mehr, jedoch waren dort die menschen-frauenunwürdigen Bedingungen ein Thema bei der Viskoseproduktion in Indien.
Am besten ist es nichts zu kaufen und sonst via Tausch oder durch Second-Hand an Klamotten, Wäsche usw. zu kommen.