Wo liegen meine Wurzeln?

Ich habe schon seit meiner Kindheit den Verdacht, dass meine Familie mütterlicherseits nicht ganz ehrlich zu mir war, was ihre Herkunft betrifft. Ich selbst bin Deutsche, mein Vater ist Deutscher, dessen Wurzeln seit jeher in Westfalen liegen. Jedoch bin ich mir bei der Familie mütterlicherseits nicht so sicher. Meine Mutter behauptete zwar immer urdeutsche Wurzeln zu haben, aber schon als Kind kam mir der Gedanke, dass da was nicht stimmt und begann irgendann nachzufragen. Leider machte die Familie mütterlicherseits komplett dicht. Der Mädchenname meiner Mutter klingt sehr undeutsch und fand dann seinen Ursprung in Italien und in Polen. Italien schied für mich schon mal aus. Der Mädchenname meiner Großmutter ist scheinbar polnischen Ursprungs. Meine Mutter und ihre Geschwister wurden in Oberschlesien geboren, meine Mutter 1928 in Ratibor, beide Brüder in Hindenburg. Meine Großmutter stammt aus Kattowitz. Ich weiß, dass ein Teil Oberschlesiens zu Deutschland gehörte und nach dem 2. Weltkrieg an Polen zurückgegeben wurde. Ich weiß auch, dass alle Geburtsorte heute zu Polen gehören. (Oder?) Meine Großmuttersprach perfekt polnisch und tschechisch. Lange hat die Familie meiner Mutter in Berlin gelebt. Das ist alles was man bereit war preiszugeben. Meine Mutter bestritt vehemment, polnische Wurzeln zu haben, wurde regelrecht wütend, wenn man danach fragte. So auffällig wütend, dass ich ihre reindeutschen Wurzeln anzweifelte. Leider ist die ganze Sippschaft mittlerweile verstorben. Es existieren zwar Kinder, aber die interesseirt das leider nicht. Hat meine Mutter mich bzgl. der urdeutschen Wurzeln belogen oder liegen diese eher in Polen?

Hallo,

es gab Zeiten in diesem Land, da musste man seine deutsche Herkunft nachweisen. Da durfte man keine Wurzeln haben, die irgendwo in Vorderasien lagen. Vielleicht bestand auch aus diesem Grunde die Mutter stets auf ihrer deutschen Abstammung.

Vielleicht saßen bei den Verwandten aber auch die Ereignisse und die Flucht und Vertreibung aus Schlesien so tief in den Knochen, dass sie später sehr stolz darauf waren, nichts mit „den Polen“ zu tun zu haben.

Vielleicht haben aber auch die Ereignisse nach der Vertreibung und ein gar nicht so herzliches Willkommen im verbleibenden Restdeutschland zu einem Trauma geführt, dass die Mutter nie ganz verarbeiten konnte. Nicht überall hat man die „Halbpolen“ aus Schlesien und Pommern mit offenen Armen empfangen.

Grüße

Hallo,

was ist denn „urdeutsch“? Seit 3 Generationen, 5, 10 oder wieviele? Vor oder nach der Völkerwanderung?

Und wenn ein Hugenotte eingeheiratet ist oder ein Niederländer, Türke, Römer, Wikinger, Neanderthaler etc. (mind. eines davon ist doch sehr wahrscheinlich, ev. war sogar ein älterer Urdeutscher dabei, also einer, der hier vor der Völkerwanderung lebte).
Worum geht es Dir eigentlich?

Verständlich.

Gruß, Paran

Ist es verwerflich, wissen zu wollen, ob seine Wurzeln in Polen liegen? Leider lässt sich die Familie mütterlicherseits mittlerweile nicht weiter zurückverfolgen als bis zu meinen Großeltern. Wo ist das Problem? Ich finde es schade, dass es die Kinder meiner Onkel nicht interessiert. Gut, das ist deren Sache. Urdeutsch war übrigens eine Aussage meiner Mutter. Ich kann nur vermuten, dass sie damit meinte, dass keinerlei Wurzeln in anderen Ländern liegen. Es geht mir einzig und allein darum herauszufinden, ob eine Verbindung zu Polen bestehen könnte, da die Familiennamen allesamt scheinbar polnischen Ursprungs sind. Warum ist es verständlich, dass die anderen Kinder das nicht interessiert? Natürlich muss es die nicht interessieren.

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Hi,

nun, da die Reichsgründung jetzt erst 150 Jahre zurückliegt, und davor niemand deutsch war, sondern bayerisch, sächsisch, preußisch, … ist Deine Frage schwer zu beantworten. die Tatsache, dass die Geschichte Polens auch sehr zerstückelt und insgesamt kurz ist - wenn auch insgesamt vermutlich länger als die Deutschlands - wird die ganze Chose auch nicht viel leichter. Genetisch ist das ganze noch unmöglicher. Sonst hätte sich Adolf ja nicht die Arier ausdenken müssen. Die er sich wiederum nicht ausgedacht hat, es gab sie schon, aber nicht in Europa und nicht in blond.

die Franzi

Ich vermute, dass genau daher meine Mutter auf ihre „urdeutsche“ Herkunft bestanden hat. (Obwohl sie weder blond noch blauäugig war) Ihre Familie hat den Krieg ja durchlebt. Anders kann ich es mir nicht vorstellen. Mich hat es immer nur gewundert, dass aus der Familie meiner Mutter nichts rauszukriegen war. Bis auf die Familiennamen, die Geburtsorte und -jahre ist mir nichts bekannt. Das konnte man ja auch notfalls im Perso nachlesen. Ansonsten wurde nur über das Leben in Berlin erzählt. Ab da wurde bereitwillig Auskunft erteilt - Fragen nach dem „davor“ wurden immer ausgewichen und man landete zwangsläufig wieder in Berlin. Die Zeit vor Berlin wurde totgeschwiegen. Es interessiert mich einfach, ob die Familie mütterlicherseits aus Polen kam. Der Familienname Paluba jedenfalls ist wohl polnischer Herkunft. Natürlich habe ich nicht viel wo man ansetzen kann. Aber ich wollte es wenigstens versuchen, ein bißchen Licht ins Dunkel zu bringen. Und wenns halt nur ein bißchen Kerzenlicht ist. Es ist mir durchaus klar, dass ich diese Familienherkunft nicht so ohne weiteres ergründen kann.

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Davon kann man ausgehen. Außerdem: Wenn man lange genug zurückgeht, hat wohl jeder einen Migrationshintergrund. Was soll bitte „reindeutsch“ sein?

Gruß T

Hi,

ein Teil meiner Großeltern kommt auch aus Schlesien, mein Großvater ist Jahrgang 1929.

Über die Zeit dort bzw. die Vertreibung wird nur extrem selten gesprochen, ich habe es erst 2 x erlebt. Fragen oder Nachfragen werden abgeblockt. Bei ihm hat es sicherlich mit der nicht allzuschönen Erfahrung der Flucht und des anschließenden KZ-Aufenthaltes zu tun. Über die spätere Flucht aus der DDR jedoch wird häufiger erzählt.

Gruss,
Little.

Ich kann nur vermuten, dass meine Mutter mit „reindeutsch“ meinte, dass wir keinerlei Wurzeln in anderen Staaten haben. Dieses Wort ist nicht auf meinem Mist gewachsen, daher kann ich es mir anders nicht erklären.

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Hallo!

Du hast etliche Informationen, kennst sogar den Geburtsort Deiner Großmutter. Fehlt nur noch der Geburtsname Deiner Mutter, der sich in irgendwelchen noch greifbaren Urkunden finden lassen wird. Früher gehörten in D und Polen die meisten Menschen einer Kirche an; das Glaubensbekenntnis wird bekannt sein. Der nächste Schritt wäre Recherche am mütterlichen Geburtsort, dort beim Pastor/Pfarrer, in der Hoffnung, dass Kirchenbücher die Kriegs- und Nachkriegsjahre überstanden. Falls dem so ist, hättest Du Namen, Geburtsdaten Deiner Großeltern, mutmaßlich einschl. Beruf Deines Großvaters. Bisher spricht noch nichts dagegen, die Ahnen über Generationen zurückverfolgen zu können. Du verfügst über Informationsfetzen von Mutter und Großmutter - für solche Recherchen eine ziemlich komfortable Datenlage,

Ist doch bestens! Du setzt Dich ins Auto, fährst hin und klärst in den Gemeinden und Kirchen, ob es noch Unterlagen gibt. Du wirst vor Ort Hilfe brauchen. In solchem Fall würde ich mich an den örtlichen Pfarrer/Pastor wenden. Der wird wissen, wo zu suchen ist.

Solche Fahrt braucht etwas Vorbereitung. Zunächst trägst Du alle Informationsfragmente zusammen. Keinerlei polnische Sprachkenntnisse wäre wenig zielführend. Besorge also irgendwas der Art „Polnisch, Basis-Sprachkurs für Windows“, um wenigstens auf Touri-Niveau kommunizieren zu können (hast Du binnen weniger Tage drauf). Ich würde schon mal bei Google-Earth gucken, wie die zu besuchenden Orte aussehen, z. B. ob noch alte Ortskerne mit Kirchen vorhanden sind. Via Internet werden sich die Namen der örtlichen Pastoren/Pfarrer recherchieren lassen. Evtl. gibt es sogar Städtepartnerschaften mit Kommunen in D (lassen sich problemlos finden), was zu hilfreichen Kontakten führen kann.

Trotz gar nicht so schlechter Ausgangslage gibt es zuweilen schwierige Konstellationen. Wo Soldateska wütete und niemand rechtzeitig Gelegenheit hatte, z. B. Kirchen- und Gemeindebücher zu sichern, kommt man nicht weiter. In manchen Fällen sind Geburtsnamen unbekannt oder entsprechen nicht den Tatsachen, weil Kinder ihren Eltern entzogen oder etwa auf der Flucht von ihnen getrennt wurden.

Aber fange erst einmal an. Recherchen in Polen sind (abgesehen von Sprachproblemen) nicht schwieriger als in D.

Gruß
Wolfgang

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Hallo,

in ganz Schlesien ging über viele Jahrhunderte alles kreuz und quer. Lies mal den Wikipedia-Artikel dazu durch.
Schon vor dem ersten Schlesienkrieg 1742 gab es dort eine deutsch sprechende Minderheit…

Ich glaube nicht, dass man in Oberschlesien eine (genetisch rein) Deutsche Abstammung oder eine polnische oder tschechische hat oder hatte.
Die Familien unterschieden sich lediglich darin, welche Sprache zuhause gesprochen wurde.
Ähnlich wie heutzutage in der Schweiz…

Ich weiss von einer Großtante die aus dem Egerland vertrieben wurde, dass die Familie zuhause deutsch sprach, mit den Knechten und Mägden am Hof wurde tschechisch gesprochen. Da man mit deren Kindern aufwuchs, wuchs man automatisch zweisprachig auf.

die vehemente Reaktion deiner Mutter kann auch aus den Erfahrungen der Flucht und Vertreibung her rühren, bei der sie vielleicht aufgrund ihres Familiennamens Schwierigkeiten hatte, als deutscher Flüchtling / Vertriebene anerkannt zu werden

Ich frage mich nur, warum das so wichtig ist, urdeutsch zu sein…

Grüße
miamei

MIR ist das nicht wichtig. Wenn es das wäre, würde ich mich mit der Aussage meiner Mutter zufrieden geben und nicht nachfragen. Meiner Mutter war es offensichtlich wichtig. Warum das so war, kann ich nicht nachvollziehen. Aber weil sie eben so darauf bestanden hat und nichts preisgeben wollte, zweifle ich das wahrscheinlich an. Ob ich nun tatsächlich auch polnische Wurzeln habe ist mir eigentlich egal - nur wissen würde ich es gern. Hört sich ein bißchen paradox an, aber anders kann ich es nicht sagen.

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Einerseits könnte diese Reaktion darin begründet liegen, dass deine Mutter ggf. in einer Tradition verwurzelt ist, die Polen als minderwertig ansieht/befürchtet, dass andere in dieser Tradition verwurzelt sein könnten, und deshalb auf keinen Fall möchte, dass ein solcher Teil der Familiengeschichte heraus kommt. Das kommt gar nicht so selten vor.

Eine andere Idee wäre, dass es da ggf. in Polen ggf. „unschöne“ Geschichten gegeben hat, an denen die Familie bzw. Angehörige verwickelt waren. Wer weiß heute noch, welcher Urgroßvater sich genau wie in welchem Krieg und unter welchen Umständen verhalten hat? Widerstandskämpfer gibt es nicht ansatzweise genug, um alle diesbezüglich gehübschten Familiengeschichten zu bedienen. KZ-Wächter gab es gemäß heutigen Familiengeschichten so wenige, dass es nicht mal für eine solche Einrichtung ausgereicht hätte.

Sag mal, hast Du sie eigentlich noch alle?

In jedem Buch zur NS-Rassenkunde kannst Du nachlesen, dass auch die Ostische, die Dinarische und die Westische Rasse urdeutschen Geblüts sind. Hier - das ist das Minimum, was ein deutsches Mädel zu seinem Stamme wissen sollte:

http://container.zkm.de/lfh/pdf/B006DT07D.PDF

Übrigens: Schlesien und das Riesengebirge sind heimatkundlich und kulturhistorisch hoch interessante Gebiete. Wenn Du Dir mal diese NS-Kacke aus dem Hirn putzt (gründlich schneuzen!), kannst Du Dich mal damit beschäftigen, wo Deine Familie herkommt.

Schöne Grüße, auch von Maria Theresia

MM

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Hallo,

das könnte auch auf eine Nazigeschichte / Mittäterschaft etc. hinweisen - etwas, dass man unbedingt verheimlichen wollte oder musste. Oder nur auf Scham.
Die wenigsten aktiven Kriegsteilnehmer (sprich Soldaten) konnten nachher darüber reden. Viele Opfer sicher auch nicht. Wer will schon Übeltäter oder Opfer sein, vor allem den eigenen Kindern gegenüber?

Letztlich wirst Du nie alles erfahren, damit musst Du (und die meisten Kinder der Kriegsgeneration) leben. Ich auch.

Gruß, Paran

Hallo

Deutschland gibt es erst seit 1871 - meine Urgrosseltern sind deshalb keine gebürtigen Deutschen gewesen, aber auf dem Gebiet geboren, das heute zu Deutschland gehört - insofern kann man da - wenn man es genau nimmt - nicht von „aus anderen Staaten“ reden.

Und das deutsche Reich hatte sehr viele Minderheiten (guckst du hier): Da gibt es viele anderssprachige Minderheiten (ausser immerhin 3 Mill Polen auch noch Kasuben, Mähren etc. im Gebiet des heutigen Polen) und es gibt auch eine Tabelle, an welchen Orten mehr als 5% anderssprachige lebten.
Diese Minderheiten sind keine Leute aus anderen Saaten, sondern waren seit jeher dort ansässig - insofern hat deine Mutter nicht gelogen, wenn sie sagt alle aus Deutschland…

Glaubst du im ernst, das es in den ehemaligen Ostgebieten, wo es sehr viele anderssprachige Minderheiten gab, viele Menschen gab, die 8 rein deutschsprachige Urgrosseltern hatten?

Gruss, Sama

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Darum geht es dabei weniger.

Es geht schlicht darum, dass die Leute aus den Jahrgängen ca. 1915 - ca. 1930 Dinge erlebt haben, von denen sie deswegen niemandem erzählen konnten, weil sie sicher sein konnten, dass niemand verstehen wird, was sie erzählen.

Einzelheiten dazu kann man (aus der Perspektive der anderen Seite) bei Jorge Semprun lesen - ich bin nicht sicher, in welchem seiner Bücher es ist; ich glaube, es ist im Vorwort zu „Die große Reise“ oder „Was für ein schöner Sonntag!“; meine Gattin meint, es sei in „Schreiben oder Leben“.

Wie auch immer: Die Sprachlosigkeit dieser stummen Generation ist meines Erachtens keineswegs irgendwie moralisierend zurechtgedacht, sondern entstanden aus dem Wissen, dass jedes Wort sinn- und funktionslos wäre, weil es die Hörer (mit Ausnahme derer, die Ähnliches gesehen und erlebt haben) ohnehin nicht verstünden:

  • Ein Junge steht am Morgen seines zwanzigsten Geburtstages (zufällig ist der Geleitzug grade in dieser Nacht durchgekommen) im Hafen von Benghasi am Kai, es sind ein paar Stunden frei, bis Quartier gemacht ist, und sieht entlang der ganzen Wasserlinie Mastwerk und Takelagen der italienischen und deutschen Schiffe, die von den Engländern versenkt worden sind, die sich unbeirrt auf Malta festkrallen und jeden Transport angreifen, sobald der sich der libyschen Küste nähert. Er denkt sich: ‚Jetzt bist Du in Afrika. Und lebend wirst Du nicht wieder von hier wegkommen.‘

  • Dieser selbe Junge wacht ungefähr ein Jahr später im Lazarett in Thessaloniki aus der Narkose auf, das Wundfieber ist schnell gefallen, und er kann wieder halbwegs klar denken. Als er merkt, dass sein linkes Bein bis auf einen kurzen Stummel amputiert worden ist, ist sein erstes Gefühl große Erleichterung: „Gott sei Dank, mit einem Bein schicken sie mich wenigstens nicht an die Ostfront!“

  • Einige Tage vorher hat er versucht, den Engländern eine zurückgelassene Kanone wegzunehmen. Er war dabei zusammen mit einem guten Schulfreund unterwegs, der zufällig in der selben Einheit gelandet war. Kurz bevor seine Erinnerung aussetzt, hat er noch gesehen, wie dieser Schulfreund in eher kleinen Stücken durch die Luft geflogen ist: Die Granate, die ihn selber nur das Bein gekostet hat, hat den anderen richtig in der Mitte erwischt.

  • Seine spätere Gattin - beiläufig haben sie sich vor allem deswegen geheiratet, weil aus der ganzen Clique von der Schule nur sie beide überlebt haben - ist im Frühjahr 1945 junge Lehrerin in einem Landfraueninternat. Als man die Front im Westen schon ziemlich deutlich hört, ruft sie die vorgesetzte Stelle in Stuttgart an und schlägt vor, die Mädchen nach Hause zu entlassen, da sie alle aus der Landwirtschaft stammen und auf diese Weise sich wenigstens an einen Ort durchschlagen könnten, wo sie zu Essen hätten. Zur Antwort kommt ein großes Gebrüll aus dem Telefonhörer, sie möge aufhören mit dieser defätistischen Hetze, und wenn sie keine Ruhe gäbe, könne man ja auch ein Rollkommando vorbeischicken und sie aufknüpfen lassen. Zwei Tage später, als man aus dem dumpfen Grollen bereits einzelne Abschüsse unterscheiden kann, versucht sie trotz allem den gleichen Anruf nochmal, und erfährt vom Fernamt: „Der Anschluss meldet sich nicht mehr!“ (Im Stuttgarter Talkessel hörte man die französische Artillerie nicht so gut, und ihr erster Anruf wurde zum Anlass genommen, Treibstoff zu sammeln und die Fahrzeuge zur Flucht Richtung ‚Alpenfestung‘ bereit zu machen.)

  • Ach, da wären noch einige Episoden wiederzugeben. Etwa von dem Hund, der in panischer Angst in gestrecktem Galopp über die Albhochfläche gerannt kam, als im Hintergrund der Himmel vom brennenden Aalen rot glühte, und auf dem kargen Härtsfeld das einzige menschliche Wesen weit und breit ausmachte: Eine junge Frau, die angstvoll mal hierhin, mal dahin um einen einzelnen Baum auf der Hochebene herumsprang, dabei immer versuchte, noch zu sehen, aus welcher Richtung sie der nächste JaBo unter Feuer nähme.

Aber das mag für jetzt und hier genügen: Ich glaube nicht, dass die Leute der sprachlosen Generation, von der Du sprichst, bewusst und absichtlich Dinge verschwiegen oder verdeckt haben - sie haben bis ins hohe Alter nicht geredet, weil sie nicht konnten. Was hätte Reden zu Ohren, die nichts hören, denn für einen Wert?

Schöne Grüße

MM

Deine Wurzeln liegen vermutlich breit gestreut. Bei Pflanzen würde ich annehmen, dass sie sehr anpassungsfähig sind, weil sie ganz viele gute Eigenschaften ausbilden mussten. Die Anlage dafür ìst dann da.
Nun ernster:
Deine Wurzeln sind da, wo Du Dich verortest. Habe mich jahrzehntelang mit der gleichen Frage beschäftigt, neben der polnischen Großmutter kamen über kleine Bausteine auch noch Mongolen und südfranzösische „Zigeuner“ ins Spiel -
als Kind habe ich die Beschimpfungen meiner Mutter über diese Personengruppen gar nicht verstanden, aber auch nicht ernst genommen. Mein Papa war ein eher schweigendes aber handelndes Gegenbeispiel.Bei uns wohnten bereits immer ab Ende 1960 Studenten aus dem östlichen Ausland als Untrrmieter.
Als Pubertierende habe ich da auch kleine Wurzeln geschlagen
Mittlerweile finde ich es toll, dass Ich neben den mütterlichen Wurzeln auch noch diese anderen habe. Die muss ich gar nicht alle kennen.
Hauptsache, man hat viele Wurzeln.
LG