Wo sind meine Farben?

Was und wo sind meine Farben?
Jedenfalls weder im Hirn noch dort am Objekt.
Auch die geometrische Form oder deren mathematische Formel einer Frequenz ist nicht Farbe, auch Photonen sind zum Glück nicht farbig, die über das Auge auf meine Netzhaut fallen, ebensowenig die Rezeptoren dort.
Und eine bestimmte Kombination von Adenin, Thymin, Guanin oder Cytosin im Gen, wodurch ich wahrscheinlich die Fähigkeit habe, eine bestimmte Farbe zu sehen, ist ebenfalls nicht die Farbe selbst.

Ist dies nun eine philosophische Frage, oder nur die Ratlosigkeit eines dummen Jungen? :wink:

ganz herzlich
Friedhelm

Lieber Friedhelm Schulz

Ist dies nun eine philosophische Frage, oder nur die
Ratlosigkeit eines dummen Jungen? :wink:

Abgesehen, dass dumme Jungs auch durchaus intelligente Fragen stellen können, möchte ich auf deine Eingangsfrage eingehen

Was und wo sind meine Farben?

Ich kann dir meine Auffassung kurz mitteilen. Vielleicht als Anregung für dich, dort weiter nachzuforschen.

Das Schlüsselwort deiner Eingangsfrage ist vielleicht das Wort „meine“.
Existiert ein Farbeindruck objektiv?
Angenommen, es gäbe nur Lebewesen auf der Erde, die Farbe nicht empfinden können. Nehmen wir einmal als Beispiel die Pflanzen.
Eine deutsche Eiche steht in schillerndem Grün auf weiter Flur, natürlich vor einem azurblauen Himmel (Die Eiche hätte natürlich keinen Namen und auch die Restwelt wäre namenlos). Die Blätter würden bestimmte Wellenlängen reflektieren, aber es ist kein Auge da, sie zu sehen. Das Blatt ist die Basis für eine potenzielle Farbempfindung.
Farbe als Bestandteil der sinnlich erlebten Umwelt kann erst durch geeignete Rezeptoren wahrgenommen werden. Deine Augen empfangen die Wellen und deine Nervenbahnen informieren das Gehirn. Die Art und Weise diese Information veranlasst das Gehirn, die Farbempfindung „grün“ entstehen zu lassen. Die Farbempfindung „grün“ ist die adäquate Umsetzung der eingehenden optischen Signale.
Dort ist die Farbe. In deinem Kopf.
Gibt es noch mehr Möglichkeiten, die Farbe-an-sich zu verorten?
Das eigentliche Objekt ist nur Träger einer bestimmten, abrufbaren Information. Dort ist nicht Farbe.
Der Weg via Info-Übertragung mittels unterschiedlicher Wellenlängen von Strahlung ist nicht Farbe.
Bleibt nur das Gehirn.
Oder?

Viele Grüße
Voltaire

Lieber Friedhelm Schulz

Ist dies nun eine philosophische Frage, oder nur die
Ratlosigkeit eines dummen Jungen? :wink:

Abgesehen, dass dumme Jungs auch durchaus intelligente Fragen
stellen können,

Hallo Voltaire,
Danke für Deine Anregung!
„Dumme Jungs“ war als Frage nur meine ärgerliche Reaktion darauf, weil der gute „Gandalf“ mir meine etwas ausführlichere Fragestellung abgeblockt hat. Wahrscheinlich deshalb, weil er den von mir dort zitierten Philosophen, Gerold Prauss, der in dieser Frage soweit vorgedrungen ist, wie vor ihm noch niemand, nicht leiden kann.

möchte ich auf deine Eingangsfrage eingehen

Was und wo sind meine Farben?

Ich kann dir meine Auffassung kurz mitteilen. Vielleicht als
Anregung für dich, dort weiter nachzuforschen.

Das Schlüsselwort deiner Eingangsfrage ist vielleicht das Wort
„meine“.
Existiert ein Farbeindruck objektiv?

Dies Wort „meine“ ist tatsächlich ein Schlüsselbegriff.

Angenommen, es gäbe nur Lebewesen auf der Erde, die Farbe
nicht empfinden können. Nehmen wir einmal als Beispiel die
Pflanzen.
Eine deutsche Eiche steht in schillerndem Grün auf weiter
Flur, natürlich vor einem azurblauen Himmel (Die Eiche hätte
natürlich keinen Namen und auch die Restwelt wäre namenlos).
Die Blätter würden bestimmte Wellenlängen reflektieren, aber
es ist kein Auge da, sie zu sehen. Das Blatt ist die Basis für
eine potenzielle Farbempfindung.
Farbe als Bestandteil der sinnlich erlebten Umwelt kann erst
durch geeignete Rezeptoren wahrgenommen werden. Deine Augen
empfangen die Wellen und deine Nervenbahnen informieren das
Gehirn. Die Art und Weise diese Information veranlasst das
Gehirn, die Farbempfindung „grün“ entstehen zu lassen. Die
Farbempfindung „grün“ ist die adäquate Umsetzung der
eingehenden optischen Signale.
Dort ist die Farbe. In deinem Kopf.
Gibt es noch mehr Möglichkeiten, die Farbe-an-sich zu
verorten?
Das eigentliche Objekt ist nur Träger einer bestimmten,
abrufbaren Information. Dort ist nicht Farbe.
Der Weg via Info-Übertragung mittels unterschiedlicher
Wellenlängen von Strahlung ist nicht Farbe.
Bleibt nur das Gehirn.
Oder?

Was den Rezeptionsvorgang betrifft, bin ich d’ accord. Das dazu notwendige physische und cerebrale Instrumentarium, nämlich das Sehorgan gehört eindeutig und unstrittig zu meinem Körper innerhalb meiner Haut.

Die Farbe selbst aber, wie ich sie vermutlich übereinstimmend mit Dir und anderen Menschen sehen kann, so daß wir miteinander übereinstimmend von der realen Existenz der Farbe „Grün“ oder „Rot“ in unserer Außenwelt, also in der Natur um uns herum sprechen können, als was wir sie wahrscheinlich übereinstimmend wahrnehmen, ist nicht mein Körper und gehört auch nicht zu meinem Körper. Dieser hat ja nur die Fähigkeit, diese Farbe als Eigenschaft eines realen Objekts wahrzunehmen.

Auch, wenn ich jetzt mit Kant weitergehe und feststelle, daß wir niemals das reale Objekt haben, sondern immer nur die Erkenntnis davon, die sich apriori nach den Regeln bestimmter Kategorien strukturiert, nämlich die Erkenntnis eines Objekts mit bestimmten Eigenschaften, z.B. eines Baumes mit der Eigenschaft „grün“, so kann man dennoch schlecht sagen, daß dieser Baum und das Grüne zu meinem Körper gehört oder in meinem Kopf ist. Das würde dann ja auch von der roten Sonne gelten, die mich schließlich von außen wärmt und nicht von Innen.
Hier droht Konfusion.

Über diese negative Aussage, was generell die Existenz einer Eigenschaft betrifft, ist in unserem Jahrhundert erstmals der große Philosoph, Gerold Prauss, zu einer vorsichtig positiven hinausgekommen, was ich eigentlich am Beispiel der Farben diskutieren wollte, wenn Prauss auch nur allgemein blieb, und sich nicht auf die Existenz einer jeweils bestimmten Farbe einließ.
Ich will jetzt nicht zitieren, um nicht wieder gesperrt zu werden,
vielleicht liest Du nach unter
http://www.kommentare-zu-gerold-prauss.de/644-695.htm
2. Abschnitt Seite 667 bis oben 668

  • von wo aus es sich lohnt, weiterzufragen.

ganz herzlich
Friedhelm

1 Like

Hallo,

Was und wo sind meine Farben?

Das - und Da - wo Du sie „wahr“-nimmst

Offensichtlich nimmst Du Farben ja wahr.
Wieso glaubst Du sie sollten noch irgendwo anders sein als so/da wo/wie Du sie wahrnimmst? :o)

Es ist immer das Gleiche.
Der Wahrnehmung wird die primäre Realität abgesprochen.
Dann wird „gedacht“ und konstruiert.
Und am Ende hat man dann vielleicht ein paar neue Dinge „gefunden“ und hält die nun für das Eigentliche.
Wenn man dann allerdings auf diese Dinge nun wieder den Anfangszweifel anwendet kommt man in genau dieses Dilemma das in Deiner Frage enthalten ist.

Das (scheinbar) Gesuchte/Gefragte kann man nun gar nicht mehr finde - man hat es ja ausgeschlossen.

Frequenz, Photonen, Rezeptoren, Thymin …

Bei näherer Betrachtung der Wirklichkeiten hinter diesen Symbolen würde jede in das gleiche Dilemma führen.

Wahr und wirklich ist die Wahrnehmung - und eingeflochten in ein Gedankenkonstrukt wird sie im Denken in Zeit und Wirkung überschau- und mitteilbar.

Es ist was es ist …
sagt die Liebe

Erich Fried :o)

Grüsse
K.

Jedenfalls weder im Hirn noch dort am Objekt.
Auch die geometrische Form oder deren mathematische Formel
einer Frequenz ist nicht Farbe, auch Photonen sind zum Glück
nicht farbig, die über das Auge auf meine Netzhaut fallen,
ebensowenig die Rezeptoren dort.
Und eine bestimmte Kombination von Adenin, Thymin, Guanin oder
Cytosin im Gen, wodurch ich wahrscheinlich die Fähigkeit habe,
eine bestimmte Farbe zu sehen, ist ebenfalls nicht die Farbe
selbst.

Ist dies nun eine philosophische Frage, oder nur die
Ratlosigkeit eines dummen Jungen? :wink:

ganz herzlich
Friedhelm

Guten Tag, Friedhelm

Als ‚Farben‘ bezeichnen wir die Reflexion von verschiedenen
Wellenlängen, die mit dem Auge wahrgenommen werden. (Andere
Wellenlängen werden zum Beispiel vom Ohr wahrgenommen.)

Im Auge werden die Wellenlängen gemessen und ans Gehirn
weitergeleitet. Daran ist nichts Philosophisches.

Es grüsst

Rolfus

Hallo,

Wahr und wirklich ist die Wahrnehmung -
Es ist was es ist …
sagt die Liebe

Erich Fried :o)

Hallo Klaus,
Im Wesentlichen hast Du ja recht, - und ich kann Dich darin nur bestärken:
Die Tatsache, daß Du z.B. dort eine grüne Wiese oder eine rote Rose siehst oder gesehen hast, ist in der Tat eine Tatsache und bleibt es für alle Zeit, auch wenn dies außer Dir niemand weiß, - und selbst dann, wenn es sich dabei um einen Irrtum, eine Illusion, einen Traum oder eine Fatamorgana gehandelt hat. Gesehen hast Du es.
Nicht gerade explizit bzw. ausdrücklich gehe auch ich selbst davon aus; und ich kann Dich darin nur bestärken.
Die Tatsächlichkeit bezieht sich als Wirklichkeit auf genau die Tatsache, daß Du etwas so und so siehst, bzw. gesehen hast, also auch darauf, was Du siehst oder gesehen hast, - und dann natürlich auch darauf, daß Du dies gegebenenfalls nur irrtümlich so siehst oder gesehen bzw geträumt hast.

Aber es sind gerade die Irrtümer, die uns Menschen zur Selbstbesinnung bringen: Warum sehen wir den Himmel blau und über uns gewölbt und die Erde als Scheibe, warum sehen wir eine Sonne, die scheinbar täglich aus dem Meer auftaucht und dann über den ganzen Himmel wandert? Warum träumen wir manchmal, als sei das Geträumte unser reales Erleben? Und genau mit dieser Selbstbesinnung und der Selbstkritik an unsre Wahrnehmung hängt die Entwicklung der Menschheit zur und dann mit Wissenschaft und Philosophie zusammen.

Und jeder Physiker wird Dir sagen, daß man sich an der roten Rose und ihrem Duft durchaus freuen darf, und Deine Frau oder Freundin würde die Tatsache, daß Du sie ihr schenkst, als solche wahrscheinlich begrüßen,
aber er wird auch bestätigen, daß die Rose wirklich und tatsächlich zu 99% aus Nichts besteht, aus einem leeren Raum, in dem ein paar farblose Elementarteilchen herumflitzen, die man nur mit speziellen Instrumenten überhaupt wahrnehmen kann. Und diese Reflexion ist nur ein erster Schritt.

So weit für heute
ganz herzlich
Friedhelm

Guten Tag, Friedhelm

Als ‚Farben‘ bezeichnen wir die Reflexion von verschiedenen
Wellenlängen, die mit dem Auge wahrgenommen werden. (Andere
Wellenlängen werden zum Beispiel vom Ohr wahrgenommen.)

Im Auge werden die Wellenlängen gemessen und ans Gehirn
weitergeleitet. Daran ist nichts Philosophisches.

Hallo Rolfus,
ist ja richtig, was Du sagst;
aber eine Wellenlänge ist keine Farbe, - weder dort an der Rose noch in Deinen Hirn oder Auge. Sie sind unsichtbar - zum Glück - , denn wenn der Raum zwischen dem „farbigen“ Objekt und Dir farbig wäre, könntest Du überhaupt nichts mehr sehen!

ganz herzlich
Friedhelm

Da ich mir grad mal wieder den Kopf zum wahnsinnigwerden zerbreche und selbst ne Pause vertragen könnte, dacht ich mir ich mach mich mal nützlich und helf mal anderen auf die Sprünge.

Hallo Friedhelm,
zufälligerweise mach ich zur zeit ein Seminar über genau diese Frage.

Schau dir mal an was Wittgenstein zu dem Thema sagt: in etwa sagt der geniale Sprachphilosoph, dass Farbe nichts anderes als eine Konstruktion unserer Sprache ist, also auf sozio-kultureller Ebene zu diskutieren ist. Gewissheit zu fordern darüber, ob mein Rot gleich aussieht wie dein Rot ist nach ihm nicht nicht unmöglich, sondern schlechthin Unsinn: denn es existiert nur auf der (zwischenmenschlichen) Srpachebene.
Was genau er hier unter Farbe versteht lass ich dich mal selber nachforschen. Es ist (u.a.) in einer seine Nachlassschriften namens „Bemerkungen über die Farben“ -auch BüF zu finden. Keine Angst, Wittgenstein schreibt recht klar und kurz (was nicht heißt dass es einfach zu verstehen ist)

viel spass

Konvention
Hallo, Friedhelm,
Farben gibt es nicht wirklich. Es gibt unterschiedliche Frequenzen im Bereich sichtbaren Lichtes, die wir mit unserem individuellen Sehorgan wahrnehmen können.

Um darüber zu kommunizieren, müssen den einzelnen Frequenzbereichen „Namen“ zugeordnet werden. Und dann ist es einfach eine Übereinkunft, eine Konvention, dass eine Rose „rot“, ihre Blätter „grün“ sind. Wie rot das „Rot“ wirklich ist, ob es eher ins gelbe oder ins violette tendiert, ob es eher hell oder dunkel ist, ist eine rein individuelle Einschätzung.

Nicht umsonst gibt es z.B. in der Mode die unterschiedlichsten Bezeichnungen für einzelne Nuancen: Weiß, Eierschale, Ecrù, Elfenbein … und was weiß ich welche Nuancen noch mit irgendwelchen Phantasienamen belegt werden - alles Versuche, einen individuellen Eindruck zu kommunizieren.

Grüße
Eckard

Ja Danke oath,
Der Hinweis auf Wittgenstein legitimiert zumindest dies Thema im philosophischen Forum. :wink:
Die beste und aktuellste Zusammenfassung, wo es ausdrücklich um das Licht und die Farben, um Noema und Noesis geht, von Husserl bis Wittgenstein, fand ich unter
http://plato.stanford.edu/entries/color/#Phil
was aber, - soweit mein Englisch reicht und ich absehen kann - nicht einmal in die Nähe der Prausschen Erkenntnistheorie von Substanz und Akzidenz einer Wahrnehmung gelangt.

Ist dennoch, soweit ich weiß, eines der ältesten Themen in Theologie und Philosophie.

ganz herzlich
Friedhelm

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo, Friedhelm,
Farben gibt es nicht wirklich.

Hallo Eckard,
Du meinst also Licht sei unsichtbar, Schall sei lautlos usw. Aber irgendwie kannst Du, nehme ich an, lesen, was hier geschrieben steht?
Oder doch nicht wirklich.

Dann hätten wir tatsächlich Schwierigkeiten

Es gibt unterschiedliche
Frequenzen im Bereich sichtbaren Lichtes, die wir mit unserem
individuellen Sehorgan wahrnehmen können.

Du meinst, wir nehmen etwas wahr, was es nicht wirklich gibt.
Aber die Wahrnehmung ist doch nicht Nichts!

Um darüber zu kommunizieren, müssen den einzelnen
Frequenzbereichen „Namen“ zugeordnet werden.

Du meinst also ernsthaft, die Bezeichnungen der Farben seien erst möglich geworden und entstanden, seit man die Frequenzen der Lichtwellen messen kann?

Und dann ist es
einfach eine Übereinkunft, eine Konvention, dass eine Rose
„rot“, ihre Blätter „grün“ sind. Wie rot das „Rot“ wirklich
ist, ob es eher ins gelbe oder ins violette tendiert, ob es
eher hell oder dunkel ist, ist eine rein individuelle
Einschätzung.

Nicht umsonst gibt es z.B. in der Mode die unterschiedlichsten
Bezeichnungen für einzelne Nuancen: Weiß, Eierschale, Ecrù,
Elfenbein … und was weiß ich welche Nuancen noch mit
irgendwelchen Phantasienamen belegt werden - alles Versuche,
einen individuellen Eindruck zu kommunizieren.

Hier kommen wir uns näher, wenn Du zumindest die Wirklichkeit individueller Eindrücke wie „Rot“, „Elfenbein“ „Weiß“ anerkennst.

Könntest Du mir als Gegensatz irgend etwas in der Welt nennen, daß Du wirklich, real, wie es als Objekt ist, wahrnehmen kannst, was also nicht wie die Farben nur subjektive individuelle Wahrnehmung ist?

ganz herzlich
Friedhelm

1 Like

Farben gibt es nicht wirklich.

Du meinst also Licht sei unsichtbar,

Hallo, Friedhelm,
das schrieb ich - siehe Zitat - nicht. Aber wenn Du es so willst - ja, Licht ist in der Tat nicht sichtbar, solange es nicht auf unsere dafür entwickelten Rezeptoren trifft. Und dann wird auf diesen auf unterschiedliche Frequenzen hin entwickelten Rezeptoren ein mehr oder weniger intensiver Reiz erzeugt. Immer noch keine Farbe, nur ein Hell oder Dunkel. Erst der Vergleich des Reizes mit den in unserem Hirn abgelegten Mustern ordnet diesem Reiz dann einen (Farb-)Begriff zu.
Gruß
Eckard

Hallo Eckard,
natürlich weiß ich genau, was Du meinst, - und dies Gemeinte stimmt ja auch, wenn Du sagst: „Farben gibt es nicht wirklich.“ „Licht ist unsichtbar.“ usw.

Nur ist es ja so, daß Du dieses recht undeutlich Gemeinte rein von der Sprache und ihrer Logik her nicht triffst und in unhaltbarer Bedeutung formulierst.

Und wenn ich Dir dann rhetorisch widerspreche und antworte: „Natürlich gibt es Farben, sonst wüßtest Du ja nicht, wovon ich spreche.“
Und wenn ich sage: „Licht und Beleuchtung ist die Voraussetzung, daß man etwas sehen kann.“ dann sind wir ja ebenfalls einig! Denn andererseits verstehst auch Du genau, was ich damit meine.

Wie aber kann es dazu kommen, daß zugleich das eine, wie auch genau das Gegenteil ebenfalls stimmen kann?

Ist die Wahrheit über die Existenz der Farben also ein rein sprachliches Problem?
Der weiter früher hier im Thread zitierte Philosoph Wittgenstein sah dies anfangs tatsächlich nur als ein Sprachproblem, weil es sich bei den Farben um offensichtliche Selbstverständlichkeiten zu handeln schien, die man nur präzise formulieren müsse.

Was also ist für Dich „wirklich“???

ganz herzlich
Friedhelm

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Nur ist es ja so, daß Du dieses recht undeutlich Gemeinte rein
von der Sprache und ihrer Logik her nicht triffst und in
unhaltbarer Bedeutung formulierst.

Lieber Friedhelm,
nimm bitte die (metaphorische) Watte aus Deinen Ohren, vielleicht kannst Du dann deutlicher hören und verstehen. (Und nur in soweit bin ich bereit, mich auf die Ebene Deiner Anwürfe zu begeben)

„Natürlich gibt es Farben, sonst wüßtest Du ja nicht, wovon ich spreche.“

Nicht aus einer Laune heraus habe ich als Titel für meine Antwort „Konvention“ gewählt.

Irgendwann im Laufe der Entwicklung des Manschen ergab sich die Notwendigkeit, unterschiedlichen Bereichen der Wellenlängen des sichtbaren Lichtes Begriffe zuzuordnen. Anders wäre es nicht möglich gewesen, sie zu kommunizieren.

Es ist also eine bloße Übereinkunft, die unterschiedlichen Wellenlängen als „Farben“ zu bezeichnen, den Bereich 650 - 750 nm als „rot“, den Bereich 650 - 750 nm als „grün“ usw.

Das ist eines der Dinge, die der Mensch in frühestem Kindesalter lernen muss; sich sozusagen eine „gedankliche Farbkarte“ anzulegen.

Genauso, wie er es lernen muss, wie „süß“, „sauer“, „salzig“, „bitter“ schmeckt. Auch dies ist eine Übereinkunft. Für sich genommen, sind es nur Reize, auf die unterschiedliche Geschmacksrezeptoren reagieren.

Mit Philosophie hat das Ganze m.E. allerdings nur ganz peripher zu tun.

Gruß
Eckard

Hallo, Friedhelm,

in seinem Aufsatz „Wiedersehen mit Whorf - Sprache & Denken“, der im Buch „So kommt der Mensch zur Sprache“ enthalten ist, geht Dieter E. Zimmer auf den Zusammenhang zwischen Wahrnehmung, Denken und sprachliches Erfassen von Farben ein.

Da wird gesagt, dass der Mensch viel mehr Farben unterscheidet, als er Wörter für sie hat.

Es gibt da ein Volk, die Dani in Neu-Guines, dessen Sprache nur zwei Farbadjektive, nämlich „hell“ und „dunkel“ enthält, aber dennoch die Farben unterscheiden kann.

Ich könnte mir denken, dass diese Ausführungen bei deinen Überlegungen hilfreich sein könnten. .

Bin mir aber nicht sicher.

Gruß Fritz

Rückruf
Hallo, Friedhelm,

nachdem ich deinen Artikel und Zimmers Aufsatz parellel gelesen habe, bin ich sicher, dass Zimmer dir nichts bringen wird für diese deine Frage.
Sorry!

Gruß Fritz

4 Like

Hallo Friedhelm,

aber er wird auch bestätigen, daß die Rose wirklich und
tatsächlich zu 99% aus Nichts besteht, aus einem leeren Raum,
in dem ein paar farblose Elementarteilchen herumflitzen, die
man nur mit speziellen Instrumenten überhaupt wahrnehmen kann.
Und diese Reflexion ist nur ein erster Schritt.

Ja, so wird der Physiker wahrscheinlich sprechen.
Und für seine Zwecke ist das ausreichend.

Doch schauen wir auf seine Erklärungen. Wo sind seine Begriffe entlehnt?
Aus eben diesem ersten naiven Realismus.

Das Nichts, das Elementar-„Teilchen“, die Reflexion - all diese Begriffe erhalten ihre Bedeutung aus der gleichen Ebene die sagt „rot ist rot - mehr nicht - da gibt es nichts weiter“

Letztlich sind nur Begriffe hinzugekommen die vielleicht etwas über die Beziehung der Erfahrung aussagen - aber nicht ein Deut mehr über das Wesen derselben.

Man könnte letztlich in der Abstraktheit der Mathematik bleiben. Das hieße rein geistig ohne „sinnlichen Vorstellungsinhalt“ zu beschreiben.

Doch den Wenigsten ist das eine befriedigende Darstellung.
So wird dann aus der Mathematik des Lichtes letztlich wieder ein Teilchen oder eine Welle.

Also etwas was aus dem naiven Realismus der Erfahrungs-Benennung genommen wird.

Insofern dreht man sich im Kreis solange man versucht das was eine Erfahrung denn nun „wirklich“ ist - mit Begriffen aus eben dieser Erfahrung zu beschreiben.

Grüsse
K.

Hallo Klaus,
genau so ist es, wie Du sagst.
Auch die Begriffe „Elementarteilchen“ oder „Wellen“ entstammen letztlich aus der empirischen Sicht oder Auffassung unserer Welt, deren „Naivität“ - wie du sagst - in dem Glauben besteht, als sei dies eben nicht ebenfalls nur menschliche Erkenntnis, wie auch die Farben, sondern die von Instrumenten und mathematischen Formeln erfaßte und „beweisbare“ Wirklichkeit, d.g. die Welt-an-sich.

Immerhin besagt die innere Logik solcher empirischen Erkenntnis bereits, daß die „Wirklichkeit“ der Farbe des von uns z.B. als „Grün“ erkannten Gegenstandes nicht von dort draußen einer gegenständlichen Außenwelt stammt.

ganz herzlich
Friedhelm

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Friedhelm,

Immerhin besagt die innere Logik solcher empirischen
Erkenntnis bereits, daß die „Wirklichkeit“ der Farbe des von
uns z.B. als „Grün“ erkannten Gegenstandes nicht von dort
draußen einer gegenständlichen Außenwelt stammt.

Ja. Und selbst diese Vorstellungen von „draußen“ und „Außenwelt“ erhalten ihren Sinn von einer ersten - nicht weiter hinterfragten - Benennung einer sinnlichen Erfahrung.

So bleibt das kommunizierte Denken immer in diesen Schranken der gemeinsamen Erfahrungen und gemeinsamen Begriffe.

Ich halte es für nicht zutreffend, dass „hinter“ diesen (subjektiven) Erfahrungen eine „höhere“ Wirklichkeit „verborgen“ ist.

Grüsse
K.

Korrektur

Es ist also eine bloße Übereinkunft, die unterschiedlichen
Wellenlängen als „Farben“ zu bezeichnen, den Bereich 650 - 750
nm als „rot“, den Bereich 650 - 750 nm als „grün“ usw.

Natürlich wird der Bereich 520–565 nm als „grün“ bezeichnet.
Ich bitte den Kopierfehler zu vergeben.
Eckard