Lieber Friedhelm Schulz
Ist dies nun eine philosophische Frage, oder nur die
Ratlosigkeit eines dummen Jungen? 
Abgesehen, dass dumme Jungs auch durchaus intelligente Fragen
stellen können,
Hallo Voltaire,
Danke für Deine Anregung!
„Dumme Jungs“ war als Frage nur meine ärgerliche Reaktion darauf, weil der gute „Gandalf“ mir meine etwas ausführlichere Fragestellung abgeblockt hat. Wahrscheinlich deshalb, weil er den von mir dort zitierten Philosophen, Gerold Prauss, der in dieser Frage soweit vorgedrungen ist, wie vor ihm noch niemand, nicht leiden kann.
möchte ich auf deine Eingangsfrage eingehen
Was und wo sind meine Farben?
Ich kann dir meine Auffassung kurz mitteilen. Vielleicht als
Anregung für dich, dort weiter nachzuforschen.
Das Schlüsselwort deiner Eingangsfrage ist vielleicht das Wort
„meine“.
Existiert ein Farbeindruck objektiv?
Dies Wort „meine“ ist tatsächlich ein Schlüsselbegriff.
Angenommen, es gäbe nur Lebewesen auf der Erde, die Farbe
nicht empfinden können. Nehmen wir einmal als Beispiel die
Pflanzen.
Eine deutsche Eiche steht in schillerndem Grün auf weiter
Flur, natürlich vor einem azurblauen Himmel (Die Eiche hätte
natürlich keinen Namen und auch die Restwelt wäre namenlos).
Die Blätter würden bestimmte Wellenlängen reflektieren, aber
es ist kein Auge da, sie zu sehen. Das Blatt ist die Basis für
eine potenzielle Farbempfindung.
Farbe als Bestandteil der sinnlich erlebten Umwelt kann erst
durch geeignete Rezeptoren wahrgenommen werden. Deine Augen
empfangen die Wellen und deine Nervenbahnen informieren das
Gehirn. Die Art und Weise diese Information veranlasst das
Gehirn, die Farbempfindung „grün“ entstehen zu lassen. Die
Farbempfindung „grün“ ist die adäquate Umsetzung der
eingehenden optischen Signale.
Dort ist die Farbe. In deinem Kopf.
Gibt es noch mehr Möglichkeiten, die Farbe-an-sich zu
verorten?
Das eigentliche Objekt ist nur Träger einer bestimmten,
abrufbaren Information. Dort ist nicht Farbe.
Der Weg via Info-Übertragung mittels unterschiedlicher
Wellenlängen von Strahlung ist nicht Farbe.
Bleibt nur das Gehirn.
Oder?
Was den Rezeptionsvorgang betrifft, bin ich d’ accord. Das dazu notwendige physische und cerebrale Instrumentarium, nämlich das Sehorgan gehört eindeutig und unstrittig zu meinem Körper innerhalb meiner Haut.
Die Farbe selbst aber, wie ich sie vermutlich übereinstimmend mit Dir und anderen Menschen sehen kann, so daß wir miteinander übereinstimmend von der realen Existenz der Farbe „Grün“ oder „Rot“ in unserer Außenwelt, also in der Natur um uns herum sprechen können, als was wir sie wahrscheinlich übereinstimmend wahrnehmen, ist nicht mein Körper und gehört auch nicht zu meinem Körper. Dieser hat ja nur die Fähigkeit, diese Farbe als Eigenschaft eines realen Objekts wahrzunehmen.
Auch, wenn ich jetzt mit Kant weitergehe und feststelle, daß wir niemals das reale Objekt haben, sondern immer nur die Erkenntnis davon, die sich apriori nach den Regeln bestimmter Kategorien strukturiert, nämlich die Erkenntnis eines Objekts mit bestimmten Eigenschaften, z.B. eines Baumes mit der Eigenschaft „grün“, so kann man dennoch schlecht sagen, daß dieser Baum und das Grüne zu meinem Körper gehört oder in meinem Kopf ist. Das würde dann ja auch von der roten Sonne gelten, die mich schließlich von außen wärmt und nicht von Innen.
Hier droht Konfusion.
Über diese negative Aussage, was generell die Existenz einer Eigenschaft betrifft, ist in unserem Jahrhundert erstmals der große Philosoph, Gerold Prauss, zu einer vorsichtig positiven hinausgekommen, was ich eigentlich am Beispiel der Farben diskutieren wollte, wenn Prauss auch nur allgemein blieb, und sich nicht auf die Existenz einer jeweils bestimmten Farbe einließ.
Ich will jetzt nicht zitieren, um nicht wieder gesperrt zu werden,
vielleicht liest Du nach unter
http://www.kommentare-zu-gerold-prauss.de/644-695.htm
2. Abschnitt Seite 667 bis oben 668
- von wo aus es sich lohnt, weiterzufragen.
ganz herzlich
Friedhelm