Wo wohnen in Rheinland-Pfalz?

Guten Tag,

ich werde demnächst nach Rheinland-Pfalz versetzt. Ich komme aus Münster und bin hier vom Wohnwert und den Angeboten in Sachen Clubs, Kultur usw. recht angetan.

Habt Ihr Tips, wo ich in RP neben einer ansprechenden Umgebung auch mal rausgehen und was nettes essen/trinken kann? Ich glaube Koblenz bietet sich an. Dann verlassen sie mich schon…

Schönen Dank für Eure Tips!

VG

Guido

Hallo Guido,
hast du denn die freie Auswahl wo in RLP du dich niederlassen kannst?
Ich lebe in der Pfalz, ca. 25 km von Mannheim entfernt. Landschaft schön, Kneipen reichlich, Kulturangebot in Mannheim/Ludwigshafen/Heidelberg sehr gut. Klima wunderbar (böse Zungen sprechen von Deutschlands Sahelzohe, weil es so selten regnet, wohlmeinende eher von Deutschlands Toscana…)
Gruß Orchidee

Moin,

in ganz Rheinland-Pfalz kannst du gut essen und trinken. Was Du mit Klubs meinst, verstehe ich nicht und will es auch nicht wissen.

Pit

Hallo,
ich denke, es ist hilfreich fuer Antworten, zu ahnen, wo in RPL Du etwa hin willst. Rheinland-Pfalz geht von Bonn bis Frankreich, von Rhein-Main bis Luxemburg, so ganz grob (und nur leicht uebertrieben).
Gruss Helmut

Servus,

RHP ist ein ziemlich weites Feld.

Koblenz ist der Bundeswehr-Standort mit den meisten Etappenhengsten in Deutschland. Wer nicht in der Bundeswehrverwaltung ist, ist in sonst irgendeiner Verwaltung tätig - irgendwie ähnlich wie Münster, aber halt ohne Uni und mit viel weniger Fahrrädern.

Mainz bietet sich an: mit der bäuerlichen Seite im eigenen rheinhessischen Hinterland, der Genießerseite gegenüber im Rheingau, und schneller Erreichbarkeit von Ffm und WI, mit allem, was es da so gibt - in Ffm täte ich nie wohnen mögen, aber die Möglichkeiten, Musik, Theater, Kino und Essen aus aller Herren Länder zu konsumieren, dürften deutschlandweit einzigartig sein.

Mainz ist eine Bauerngroßstadt mit Uni, Bischof, Kleinkunst und Riesling, meinem persönlichen Dafürhalten nach eine der Städte in D mit der höchsten „Lebensqualität“ - aber da mag auch Biographisches eine Rolle spielen.

Für Leute aus dem (im weitesten Sinne) Nordwesten ist das Oberrheinklima sehr gewöhnungsbedürftig. Mainz hat, obwohl mit wenig Luftbewegung am Rheinknie gelegen, im Juli-August schon eine viel bessere Luft als z.B. Ludwigshafen, Worms, Speyer.

Das nützt Dir aber nichts, wenn Du z.B. täglich nach Trier (ebenfalls RHP) oder Bad Bergzabern (ebenfalls RHP) musst.

Nett wäre, wenn Du sagtest, in welcher Gegend Du Dich niederlassen möchtest. Wir haben hier Eifelaner, Rheinhessen, Kurpfälzer, Muvländer und sicher noch viele mehr aus zich Ecken von RHP und Nachbarschaft.

Schöne Grüße

MM

Hallo Pit,

Was
Du mit Klubs meinst, verstehe ich nicht und will es auch nicht
wissen.

mit Clubs bezeichnet man einfach eine Art von Discothek - meist kleiner als diese „Großraumdiscos“, im Gegensatz zu großen Discos normalerweise keine Ebenen, etwas exklusiver, ausgefallenere Musik, oft etwas gemütlicher eingerichtet. Nix Seltsames :wink:

Viele Grüße,
Nina

Um die Verwirrung etwas aufzulösen: ich bin im gesamten Bundesland RHP eingesetzt und kann mir daher eine passende Gegend aussuchen. Da kommen wohl eher mittlere bis größere Städte in Betracht, meist schon wegen der Verkehrsanbindung.

Vielen Dank an alle für Eure Tips!

Servus,

wenn dem so ist, unterstreiche ich nochmal Mainz - nicht nur wegen der Lage direkt neben dem Mainspitzdreieck, mit sehr brauchbaren Verkehrsachsen per Straße und - das wird Dir in RHP neu sein - auch noch funktionierender Schiene.

Da Du in „Ess- und Trinkkultur“ gepostet hast, vermute ich, daß Dir Leib und Magen ein Anliegen sind. Nun, so viele und so gute Weinstuben wie in Mainz dürfte kaum eine andere Großstadt in Deutschland aufzuweisen haben. Der Jahreslauf in MZ ist nicht etwa durch die Fassenacht gekrönt - da muss man schon auf die hessische Seite zur Kostheimer Fremdensitzung, wenn man etwas anderes als Müdigkeit erleben will -, sondern durch die Johannisnacht. Solche großen Volksfeste sind ihrer Natur nach durch Trinken geprägt, und die jeweilige Leitdroge macht vieles am Charakter aus - in MZ ists nicht Bier und Korn, sondern Riesling und Winzersekt: Das heißt, dass das Volk irgendwann nach Mitternacht nicht müde und/oder rauflustig wird, sondern ein großes dionyisches Lächeln die Szene bestimmt: „Seit umschlungen, Millionen!..“ Der in der Qualität seiner Beschicker im oberen Drittel anzusiedelnde Kunsthandwerkermarkt zur Johannisnacht sucht seinesgleichen, und allein zwei Straßen und ein Platz sind zur Johannisnacht für Antiquare reserviert.

Ebenfalls etwas Besonderes ist der Mainzer Samstagsmarkt auf dem Domplatz. Etwa die Hälfte des Platzes ist für Erzeuger reserviert, der Rest für Händler. Und die Erzeuger bieten von der Forelle aus dem Pirmasenser Raum über die San Marzano - Tomate aus Rheinhessen, Kostheimer Spargel und richtig guten Kartoffeln und Bohnen aus Ebersheim und dem Apfelbauern mit wenigstens einem Dutzend Sorten aus Flörsheim einen Reichtum, bei dem mir eingefallen ist, dass die Römer den Limes vielleicht gar nicht wegen der Angriffslust herandrängender Germanenstämme gebaut haben, sondern eher, weil sie der Ansicht waren, dass man in Gegenden, in denen es weder heißes Wasser noch Wein gibt, sowieso nicht leben kann, und gerne in Ruhe gelassen sein wollten.

Gleich neben Mainz liegt Hochheim, der oberste Weinbauort des Rheingaus, in dessen Wingerten ein Denkmal für Queen Victoria steht, die auf ihrer Deutschlandreise in Hochheim Station gemacht hat - Hochheim hat in England dem trockenen deutschen Riesling seinen Namen „Hock“ gegeben - „A good Hock keeps away the Doc“. Hochheim wurde in den 1970er Jahren von einem manischen Bürgermeister regiert, der die Vision hatte, sein 25.000-Einwohner-Städtchen à la Ceaucescu vollständig zu planieren und fünfzehnstöckig neu zu erbauen, als Wohnstadt für Rhein-Main. Die zwei hässlichen grüngrauen Hochhäuser, die man von der Autobahnbrücke aus sieht, sollten eigentlich ungefähr hundertzwanzig Brüder und Schwestern kriegen. Seiswieswöll, es ist halt anders geworden - heute sehr zum Vorteil des Ortes. Jedenfalls hat jener Bürgermeister schon mal alle für so eine große Trabantenstadt notwendigen Gaststättenkonzessionen herausgegeben, mit der Folge, dass Hochheim eine absurd hohe Dichte an Gaststätten und Gutsausschänken jeden Niveaus und jeder Couleur, sprich: zu viele Kneipen hat. Sehr zum Vorteil der Gäste - kein Hochheimer Wirt kann sich schlechte Arbeit leisten, weil der Konkurrenzdruck zu hoch ist. - Es ist eine Weile her, dass ich von Hock weggezogen bin; als ich dort wohnte, hat Arne Krüger (">> Feinschmecker") dort ein wunderhübsches Lokal mit ebensolcher Küche unterhalten, sozusagen als Altenteil - „jetzt mach ichs wie es mir selber passt“.

Wenn man einen Zirkel am Mainzer Domgickel einsticht und auf einen Radius von 20 Kilometer einstellt, hat man viele Jahre zu tun, wenn man alle guten Wein- und Küchenadressen heimsuchen will, die sich in dem so geschlagenen Kreis befinden.

Es gibt in Mainz und dem Rheinhessischen zwischen Fassnacht und Martini keinen Anlass, nüchtern zu bleiben oder zu werden. Im September, wenn man früher die Fässer leerkriegen wollte, ist im Mainzer Bürgerpark der Weinmarkt: Verteilt im Park unter alten Bäumen stehen die Buden von Winzern von Rheingau, Nahe, Rheinhessen - irgendwann nach Mitternacht spielt dann das nun aber wirklich letzte Piffche Beerenauslese eine Engelsmusik als Begleitung zur Verbrüderung aller Anwesenden: Wahrscheinlich haben die Mainzer ihren Freiheitsbaum beim Anrücken der napoleonischen Truppen, der ihnen dann den Status als Teil der Republik und Hauptstadt des Départements Mont Tonnerre eingebracht hat, vor allem aus diesem Geist der Generalverbrüderung bei Weck, Worscht und Woi heraus gepflanzt…

Achundübrigens: In Mainz gibt es seit 1966 das „Unterhaus“, eng verbunden mit Hanns Dieter Hüsch und dem Deutschen Kleinkunstpreis, aber auch Lydie Auvray und ihrem Akkordeon à la Créole. Das Unterhaus liegt am Rand des Viertels unterhalb St. Stefan mit den Fenstern von Chagall, das zu Zeiten „Das Bermudadreieck“ hieß, weil viele, die da eingingen, wenigstens bis zum anderen Morgen verschollen blieben.

  • Eigentlich wäre schon der gedeckte Apfelkuchen von den Elsheimer Backstuben ein schlagendes Argument für Mainz, wenn es nicht auch der Garten in der Wirtschaft „Zum Gebirg“ und der Spundekäs in der Weinstube Lösch wären. Und die Tatsache, dass diese Stadt sich immer noch eine Straßenbahn leistet, obwohl sie dafür eigentlich zu klein ist. Und der Blick, wenn man mit der S-Bahn von Mainz-Gustavsburg her kommend über die Rheinbrücke nach Mainz einschwebt. Und die amtliche Grillhütte im Gonsenheimer Wald, die für Winterbetrieb geeignet ist, und wo wir im November schon viele schöne Geburtstage begangen haben.

Nungut - auch ein Loblied auf Moguntiacum aeternum sollte nicht in Faselei ausfasern. Also genug für jetzt -

Schöne Grüße

MM

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Mainz - liegt zentral, hat beste Verkehrsanbindung (angeblich der Bahnhof mit dem höchsten Durchlauf in ganz Deutschland). Die kulturellen Highlights wurden ja schon genannt. Allerdings ist die Stadt - außer in der Altstadt - nicht so schön erhalten, da im Krieg viel zerstört wurde. Also verlieben muss man sich auf den ersten Blick nicht…

Und: Die Leute sind im allgemeinen nett und locker drauf.