Hallo
Und Stalingrad mag eine schwere Niederlage gewesen sein, kriegsentscheidend war sie nicht, da kamen später noch schlimmere.
Ich bin überhaupt kein Militärexperte, ich habe aber schon
öfters gelesen, dass diese Niederlage wohl ziemlich
kriegsentscheidend war, auch wenn es später noch schlimmere
gab. Jedenfalls habe ich schon mal die Äußerung irgendeines
Historikers vernommen, dass bei Hitler möglicherweise damals
der Glaube an den Endsieg brüchig wurde.
Und ich habe die sehr schlüssig begründete Äußerung von Sebastian Haffner im Ohr, dass Hitler den Krieg schon im Herbst 1941 für verloren hielt. Und trotzdem hätte Hitler noch 1943 einen Waffenstillstand zu Vorkriegsbedingungen von Stalin haben können, wenn er gewollt hätte. Denn die Russen hatten auch keine Lust, nochmal zehn Millionen Soldaten zu verlieren, und eine die sowjetischen Kriegsanstrengungen unterstützende Invasion der Westalliierten war nach der katastrophal gescheiterten Operation Jubilee in weite Ferne gerückt.
Aber es geht hier ja nicht um das, was Hitler insgeheim glaubte, sondern um das, was Goebbels glaubte.
Sie war aber das erste deutlich sichtbare Ergebnis eines strategischen Problems in der deutschen Kriegsführung. Von daher war vermutlich keinem „wesentlich vorher“ klar, dass der Krieg schlecht ausgehen würde.
Erstens habe ich nicht geschrieben, dass ihnen klar war, dass
der krieg schlecht ausgehen, sondern dass es mit ihrem Endsieg
nicht unbedingt klappen wird. Damit meinte ich, dass damals
vielleicht erste Zweifel aufkamen.
Zweifel sind noch kein Grund, jemanden der Lüge zu zeihen, wenn er trotzdem seinen Willen zum Ausdruck bringt, dass man das Glück erzwingen soll und die Zuhörer mitzureißen versucht. Goebbels hat in seiner Sportpalastrede jedenfalls ausdrücklich betont, dass er die militärische Lage Deutschlands für ernst hält.
Zweitens meinte ich mit „wesentlich vorher“ nicht unbedingt
genau diesen Zeitpunkt. Wann dieser Zeitpunkt war, das ist ja
auch egal (ok, für den UP nicht), zumal man das ja sowieso
nicht feststellen kann, aber irgendwann bis Mai 45 müssen ja
wohl bei dem einen oder anderen im Führerbunker diese Zweifel
aufgekommen sein.
Was wäre denn die Konsequenz gewesen für den einen oder anderen im Führerbunker, wenn er sich dieser Einsicht gestellt hätte? Von Hitler und Goebbels wissen wir es. Ihre Einsicht kam allerdings entweder sehr spät (Goebbels) oder sie weigerten sich, die persönlichen Konsequenzen früher zu ziehen (Hitler).
Sie sind aber von offizieller Seite meines Wissens niemals
geäußert worden. Erst kurz vor seinem Selbstmord hat Hitler
doch gesagt, dass der Krieg verloren sei (ich weiß das aus dem
Film, aber ich denke, dass das durch seine ehem. Sekretärin
verbürgt ist). Und dass ihm, Himmler und Goebbels dieser
Gedanke wirklich erst dann gekommen ist, das scheint ja nun
nicht gerade sehr wahrscheinlich. - Also, gelogen
hinsichtlich des Endsieges haben sie auf jeden Fall, es fragt
sich nur, wann das anfing.
Es gab angesichts des Technologievorsprungs der Deutschen bei der Entwicklung konventioneller Waffen die durchaus nicht unbegründete Hoffnung („Wunderwaffenglaube“) vieler, dass man den Alliierten wenn schon nicht an Zahl und Material, so doch an Qualität hinreichend überlegen sein würde. Mit deutschen Entwicklungen wie Mittelstreckenraketen, Düsenantrieben, akustischen Torpedos, Sturmgewehren wäre, richtig (und vor allem rechtzeitig) eingesetzt, ein günstigerer Kriegsverlauf durchaus in Reichweite gewesen. (Von der den Amerikanern erst durch aus Deutschland emigrierte Wissenschaftler entwickelten Atombombe wollen wir nicht reden.)
Russland hatte man schon im ersten Weltkrieg mit einer vergleichsweise schwachen Ostarmee im Griff gehabt
Nach meinem Wissen ist Russland (d. h. Lenin) sehr früh aus
dem Krieg ausgeschieden, wobei es die Vermutung gibt, dass es
einen Handel zwischen Deutschland und Lenin gab.
Stimmt das nicht? Oder meinst du eine Zeit vor dem Ausscheiden
Russlands aus dem Krieg?
Zunächst bildete sich in Russland nach der Revolution im Februar 1917 eine bürgerliche Regierung, die den Krieg weiterführte. Nach der Novemberrevolution wollte Lenin Frieden erreichen und die deutschen Friedensbedingungen umschiffen, indem er einfach ignorierte, dass noch Krieg geführt wurde. Netter Versuch, würde man heute dazu sagen. Daraufhin marschierten die Deutschen nämlich fast so weit nach Osten wie auch 1941, so dass Sowjetrussland sich schließlich auf den Diktatfrieden von Brest-Litowsk einlassen musste. (Die deutsche Besetzung der Ukraine, des Baltikums und Weißrusslands war übrigens ein Grund für die deutsche Niederlage im Westen, wo diese Truppen damals die Entscheidung hätten bringen können.)
Gruß
smalbop