Keinen Karpfen gekriegt. Achtung, länger
Hallo,
Ich will zu meiner vergeblichen Suche nach einem Karpfen noch mal ein paar Worte sagen: Ich hatte einem Freund versprochen, daß ich ihm am letzten Mittwoch einen Karpfen zubereite, also immer all das, was sein Frau nicht mag oder nicht kochen mag.
Für Mittwoch einen Karpfen kriegen, das wollte mir kein Problem erscheinen (und zwar nicht nur in der Erlanger Gegend etc.pp), denn wie man weiß, beginnt ja an diesem Mittwoch auch die Fastenzeit (Aschermittwoch!!), und eine bevorzugte Fastenspeise ist eben ein Karpfen. Wird schon gehen.
Ich frage schon in der Vorwoche, haben sie nächste Woche Karpfen? Man schaut mich mit großen Augen an. Karpfen, nur an Weihnachten? Na, denke ich mir, bei uns (Darmstadt), in der Feinkostabteilung im Karstadt wird es sicher was geben, habe aber auf der Rückfahrt aus dem Schwarzwald schon noch zwei mal woanders nachgefragt, immer negativ. Und ich habe wirklich keinen gekriegt!!!
Das führt mich an dieser Stelle zu verschiedenen Gedanken: Da können Läden wie Karstadt und Kaufhof und, und, sich Namen zulegen wie toll, Lukullus und Feinkost und…, das ist nix. Und wundern müssen sie sich nicht, wenn es ihnen schlecht geht.
Und das führt mich noch zu einem weiteren Gedankengang: Ich bin nämlich kurz vorher aus dem Schwarzwald zurückgekommen, weil ich dort mal richtig satt die „Fasnet“ sehen und erleben wollte. So z.B. in Triberg angehalten. Es ist bald ein Uhr, der Umzug beginnt um zwei, da mag man sich nicht mehr irgendwo reinsetzen und groß was essen, das dauert zu lang, aber ein warmer Bissen, das wäre schon nicht schlecht.
Direkt vor dem Rathaus diese Art von Gartenzelt, darunter ein gasbetriebener Grill und dort gibt’s Bratwürste. Also hin. Meine Begleitung zahlt und nimmt zwei Bratwürste auf Brötchen, und weil jetzt der Rost fast leer ist, faßt einer der Bediener hinter sich und legt frische Bratwürste nach. Und wo nimmt er die her? Aus solch einer Plastikhülle, in der die eben noch eingeschweißt waren. Eklig labberig, weiß und unappetitlich aussehend, irgendwelches feingemahlenes Gezaddere auf Kunstdarm gepreßt. Hätte ich das eine halbe Minute früher gesehen, ich hätte nichts genommen.
Und das in einem Zelt vom TSC oder TCS (oder so) betrieben, also wahrscheinlich „Triberger Sportclub“, ich unterstelle: Renommierter Laden/Verein. Könnten die nicht ein paar ordentliche, ehrliche Würste vom Metzger um die Ecke besorgen? Gibt’s in Triberg etwa keine Metzger?
Liest das jemand vom TSC? Schämt Euch, Pfui Deibel.
Das führt zu meiner weiteren Überlegung, daß nämlich die Eßkultur in Deutschland, die ohnehin noch nie überbordend war, dramatisch abnimmt (siehe Triberg und zwei, drei ähnliche Fälle könnte ich von diesem Trip noch berichten), es ist unglaublich, was diese Leute sich anzubieten trauen. Und es ist ebenso unglaublich, was das Publikum „frißt“ (Entschuldigung für den Ausdruck, aber, der ist hier gerechtfertigt).
Das erinnert mich an die Situationen zum jeweiligen Nationalfeiertag, am 3. Okt. in Berlin, zu dem vorher vollmundig immer angekündigt wurde, es seien 16 Gastronomiestände (für jedes Bundesland einer) bei der Siegessäule aufgebaut, die landestypische Spezialitäten und Köstlichkeiten anbieten werden.
Und was gab´s dann?
Am bayrischen Stand bayrische Bratwürste,
am sächsischen Stand sächsische Bratwürste,
am Saarstand saarländer Bratwürste,
am hamburger Stand hamburger Bratwürste…
Einfach lukullische Spitze. Na ja, was will man von einem Land auch verlangen, das mal einen Kanzler hatte, dessen Nonplusultra in feiner Küche die Currywurst war…
Antal