Woher kommt der Begriff "Keulen" für Schlachtungen zur Ansteckungsvermeidung?

Hallo,

schon seit der BSE-Geschichte wundere ich mich über diesen seltsamen Begriff für „Ansteckungs-Schutz-Schlachtungen“.
Die Tiere werden ja nicht einzeln mit Keulen erschlagen - das wäre 1. zu teuer und würde 2. alle Tierschützer zu recht auf den Plan rufen.

Der Begriff „Notschlachtung“ trifft es nat. nicht ganz, passt aber besser.
Einfacht „Schlachten“, „Töten“ etc. wäre zumindest nicht missverständlich.

Warum also werden infizierte Tiere „gekeult“ statt schlicht „getötet“?
Wird da ein spezielles Verfahren angewandt oder gehts nur um Sprachkosmetik?

Gruß, Paran

Hallo,

das Wort Keulen kenne ich schon seit meiner Kindheit. Und die Verwandten, die vom Dorf kamen, erklärten mir tatsächlich, dass es vom mit der Keule erschlagen abstammt (was so auch mein alter Duden bestätigt). Zu der Zeit, als dieses Wort entstanden sein dürfte, gab es noch keine Tierschützer, die sich um das Wohl der Tiere und/ oder um eine politisch korrekte Ausdruckweise der Tötung scherten.

Grüße

Hi.

Nein, sicher nicht. Aber „keulen“ geht mit Sicherheit auf das Substantiv „Keule“ zurück. Andere Bsp. wären Dolch - erdolchen, oder Spieß - aufspießen. Warum gerade dieser Begriff gewählt wird, entzieht sich meiner Kenntnis.
Aber ich denke, er wird ohne weiteren Bezug verwendet, um eben das Töten von infizierten Tieren zu beschreiben.

Zumindest Rinder werden mittels Schussapparat gekeult/getötet. Hühner, soweit ich mich erinnere, in Wasser, welches unter Strom gesetzt wird.

Servus,

sie werden mit dem Bolzenschussapparat betäubt. Der Tod tritt erst nach dem Entblutungsschnitt durch Verbluten ein. Bei Schweinen und Geflügel unterscheiden sich nur die Betäubungsmethoden - auch diese sterben beim Schlachten durch Verbluten.

Schöne Grüße

MM

Servus,

grundsätzlich werden Tiere beim (klassischen europäischen) Schlachten zuerst betäubt, und danach wird ihr Tod durch Verbluten herbeigeführt.

Die heute bei Rindern und beim Hausschlachten auch bei Schweinen zur Betäubung eingesetzten Bolzenschussapparate gibt es ungefähr seit 1900. Vorher wurden für die Betäubung vor dem Entblutungsschnitt tatsächlich Keulen eingesetzt.

Dass bildhafte Begriffe sich viel länger halten als der Gegenstand ihrer Metaphorik ist hier kein Einzelfall, sondern eher die Regel.

Schöne Grüße

MM

Hallo!

Weil das Synonym „gekeult“ in der Berichterstattung für „Otto Normalverbraucher“ derzeit noch deutlich weniger negativ besetzt ist wie der Begriff „getötet“.

Herzliche Grüße

Helmut

Auch nur, weil wir heute keine Keulen mehr zur Nahrungsbeschaffung nutzen.

Hallo paran,

ergänzend:
Ich persönlich kenne das Verb „keulen“ - wie hier https://de.wikipedia.org/wiki/Keulen beschrieben - als das vorsorgliche Töten von Tieren, um die Weiterverbreitung von Tierseuchen zu verhindern.
Das impliziert, dass „keulen“ nur dann angewendet wird, wenn es sich um Seuchen handelt.
Sind Tiere aus irgendwelchen Gründen (Brand,…) besonders schwer verletzt, werden sie notgeschlachtet.
Es handelt sich also schlichtweg um verschiedene Bezeichnungen, wenn ein Tier getötet werden muss.

Gruß

dafy

Wahrscheinlich wird es heute noch verwendet, weil man dabei sozusagen zu einem Rundumschlag ausholt.

Nö.

45

Doch

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Das „weil“ in

ist vollkommen verkehrt, weil Keulen beim Schlachten nicht in „Rundumschlägen“ verwendet wurden, bevor es Bolzenschussapparate gab, sondern nur wirksam eingesetzt werden konnten, wenn sie genau gezielt mit einem präzisen Schlag geführt wurden. Hab ich Dir alles schon ausführlich erklärt.

BTW: Denk mal drüber nach, welche Bedeutung die Verwendung von „sozusagen“ hat.

Und Tschüs

MM

Bis in die 60-er Jahre wurde in Österreich der Begriff „Notschlachtung“ verwendet.

bezeichnet etwas ganz anderes, in Kakanien genau wie in Piefkistan.

Notgeschlachtet werden Tiere, die bei einer Erkrankung oder einer Verletzung keine oder keine guten Chancen auf Heilung haben (oder bei denen der Aufwand für eine entsprechende Behandlung in keinem Verhältnis zu ihrem Wert stünde). Was es im Gegensatz zur Notschlachtung tatsächlich nicht mehr gibt, ist die ‚Freibank‘. Das waren öffentliche (kommunale) Abgabestellen, wo man für sehr billiges Geld Fleisch aus Notschlachtungen kaufen konnte. Ich bin als Student nicht nur wegen der niedrigen Preise gerne zur Göttinger Freibank gegangen, sondern auch deswegen, weil man sich bei Fleisch von der Freibank darauf verlassen konnte, dass es genauestens beschaut worden war - bei den Produkten aus Großschlachtereien im industriellen Maßstab konnte man da nicht so sicher sein.

Das Keulen von Tieren ist was ganz anderes. Keulen ist das Töten von ganzen Beständen z.B. eines Stalles oder eines bestimmten Gebietes, das in der Hoffnung geschieht, die Ausbreitung einer Infektion zu bremsen. Gekeulte Bestände gehen unmittelbar in die Verbrennung, da gibt es keine Beschau und keine Freigabe - unter anderem auch deswegen, weil beim Keulen Transporte und damit verbundenes weiteres Verschleppen einer Infektion vermieden werden: Die Tötung wird nach Möglichkeit an Ort und Stelle statt, d.h. unter den hygienischen Bedingungen eines Maststalles und nicht eines Schlachthofs.

Schöne Grüße

MM