Woher kommt der Begriff 'Seelenachse'?

Liebe Ethymologinnen

Die Seelenachse ist die gedachte Mittellinie der Bohrung eines Gewehr-
oder Geschützlaufes. Sie soll bei einer guten Büchse mit der Rollachse
zusammenfallen.

Woher kommen die Fachbegriffe ‚Seelenachse‘ und ‚Rollachse‘? Wie sind
sie entstanden?

Mit Gruss & Dank
Rolf

Moin, Rolf,

Liebe Ethymologinnen

bin weder weiblich noch Etymologe, sondern Schießsportler, deshalb traue ich mich fast nicht. Aber sei’s drum:

Wenn das Gewehr auf der Seelenachse aufgehängt werden könnte, würde es nicht rollen - es wäre ausbalanciert. Oder anders gesagt, es würde in jeder Stellung verharren, in die es durch Rollen um diese Achse gebracht worden ist.

Seelenachse heißt das Ding, weil da nichts ist. Oder besser, um die Gläubigen unter uns nicht zu verletzen, nichts Sichtbares.

Zur Herkunft weiß ich nichts, wage aber zu behaupten, dass diese Begriffe von Waffentechnikern geprägt wurden.

Gruß Ralf

Ergänzung: Rollen
Hi Rolf,

Rollen kommt natürlich aus der christlichen Seefahrt: Das ist die Bewegung um die Längsachse.

Gruß Ralf

Die Seelenachse ist die gedachte Mittellinie der Bohrung eines
Gewehr-
oder Geschützlaufes. Sie soll bei einer guten Büchse mit der
Rollachse
zusammenfallen.

Woher kommen die Fachbegriffe ‚Seelenachse‘ und ‚Rollachse‘? Wie
sind
sie entstanden?

Hallo !
Der Begriff „Seelenachse“ kommt aus dem Schmiedehandherk. „Seele“ ist dort in einem
länglichen Eisen die Längstmitte.
Beim Biegen dieses Eisens in der Länge, bleibt die „Seele“ immer in der Mitte. Sie ist
das Teil, welches beim Biegen seine Länge nicht verändert. Alles andere verändert sich,
wird kürzer oder länger.

Einem gebohrten Geschützlauf wird/wurde somit die eigentliche „Seele“ entnommen. Ist für
den Erbauer aber noch vorhanden.

Wird ein Gewehr mit Schaft in eine Arbeitshalterung gelegt und dort um die Achse gedreht,
so sind dieses Dreh- oder Rollachse mit der Seelenachse identisch. Der Drehpunkt der Seele
bleibt ein Punkt und wird nicht zur Ellipse.

mfgConrad

„Seele“ ist auch der mittlere Draht eines Seiles.

Das hat alles nichts mit religiösem Hokuspokus zu tun, sondern gehört seit Jahrhunderten zum Sprachgebrauch der Seilmacher. (Reepschläger)
Wie auch der Schmiede und Bauschlosser.

„Seele“ bedeutet „Inneres eines Dinges“.

Jeder Schmiede- oder Bauschlosserlehrling lernt gleich in den ersten Tagen, dass er, wenn er ein Eisen biegt, bei der abschliessenden Länge, von der Seele ausgehen muß.
Biegt er z.B. ein Stück Flacheisen von 150 mm Länge einmal im rechten Winkel, so wird das Eisen außen länger (es wird gestreckt) und innen kürzer (es wird gestaucht). Nur dort, wo die Seele liegt, bleibt das Eisen so lang, wie am Anfang.

Hier noch etwas aus einem alten Lexikon:

  1. Die Seele, plur. die -n, ein nur in einigen Fällen übliches Wort, welches daselbst in verschiedenen Bedeutungen vorkommt, wo es nichts weniger, als eine Figur des folgenden Wortes zu seyn scheinet. 1. An einem Feuergewehre wird der ganze innere hohle Raum, die hohle Röhre, die Seele desselben genannt, in welchem Verstande es sowohl von Kanonen, als von kleinem Gewehre üblich ist. Hier scheinet die Bedeutung des hohlen Raumes die herrschende zu seyn, so daß es als ein Verwandter von Sahl, aula, Schale, Zille, ein Kahn, Zelle u.s.f. betrachtet werden muß. S. Sahl. 2. Der lange, halb durchsichtige, welche innere Theil eines Federkieles heißt im gemeinen Leben dessen Seele, im mittlern Lateine ohne Zischlaut Ilum. Auf ähnliche Art wird in den Häringen die dünne lange silberfarbene Blase, welche durch den ganzen Rücken derselben gehet, deren Seele genannt. Bey den Tuchmachern heißt das dünne Eisen inwendig an dem Schützen, die Seele. In allen drey Fällen, entweder mit dem herrschenden Begriffe der Ausdehnung in die Länge in Verbindung mit der Dünnheit, als ein Verwandter von Zeile, Seil u.s.f. Oder auch in den beyden ersten Fällen, wegen der weißen Farbe und halb durchsichtigen Beschaffenheit, wie Sol, Silber, Salm u.s.f. S. Sahl. 3. Endlich ist Seele auch bey den Bildern die erste gröbere Form einer Figur, welche hernach mit Gyps überzogen und völlig ausgebildet wird; der Kern, im Franz. gleichfalls l’Ame. Vielleicht auch als eine Figur der ersten Bedeutung, etwas das im Innern, inwendig ist. S. Sahl.

[Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch: Die Seele (1). Adelung: Wörterbuch, S. 48929
(vgl. Adelung-GKW Bd. 4, S. 11 ff.)
http://www.digitale-bibliothek.de/band40.htm ]

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Mit der Seele auf Achse; DANK

Ganz herzlichen Dank, Leute, für eure Erklärungen.

Gruss
Rolf