Woher kommt der Wohlstand?

Hallo,

bitte um Eure Mithilfe bei der Klärung folgender Fragen.

Ich hatte neulich mit ein paar Bekannten eine kleine Diskussion, bei der wir allerdings zu keinem Ergebnis gekommen sind.

Den Menschen (z. B. in Deutschland) geht es heute im Durchschnitt materiell bekanntlich viel besser, als vor 50 oder 100 Jahren.

Man konnte sich seinerzeit viele Dinge nicht leisten, die heute selbstverständlich sind. Warum ist das so?

Die Antwort erscheint einfach:

Die Leute verdienen heute viel mehr Geld als früher. Aber warum? Antwort: Weil die Arbeitgeber heute viel höhere Löhne zahlen, als früher. Aber warum? Antwort: Weil die Unternehmen (Arbeitgeber) heute viel mehr verdienen, als früher und folglich auch viel höhere Löhne zahlen können. Aber warum? Antwort: Weil die Unternehmen heute viel bessere Geschäfte machen, viel mehr Umsatz, etc. Aber warum? Weil die Leute heute viel mehr bei den Unternehmen kaufen, auch aus dem Ausland kommt eine viel größere Nachfrage nach Gütern, weshalb auch der Export sehr gut läuft, etc. Aber warum? Weil die Leute heute viel mehr Geld zur Verfügung haben und folglich auch viel mehr kaufen können, bzw. die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen aufgrund der hohen Kaufkraft stark gestiegen ist, im Vergleich zu früher.

Hier beißt sich die Katze in den Schwanz…

Soweit sind wir also gekommen, dann waren wir wieder am Ausgangspunkt unserer Frage: Warum haben die Leute denn heute viel mehr Geld zur Verfügung und wo kommt es her?

Diese Fragen klingen vielleicht etwas naiv. Helft mir doch bitte auf die Sprünge. Kennt jemand von Euch vielleicht noch gute Literatur zu diesem Thema?

Vielen Dank!

LG Hilde

Hallo,

bitte um Eure Mithilfe bei der Klärung folgender Fragen.
Ich hatte neulich mit ein paar Bekannten eine kleine Diskussion, bei der wir allerdings zu keinem Ergebnis gekommen sind.
Den Menschen (z. B. in Deutschland) geht es heute im Durchschnitt materiell bekanntlich viel besser, als vor 50 oder 100 Jahren.

Kaum zu glauben, wenn man so manche Leute hört. Aber ich bin auch Anhänger dieser Theorie.

Man konnte sich seinerzeit viele Dinge nicht leisten, die heute selbstverständlich sind. Warum ist das so?

Also wenn man zunächst nicht über das Warum nachdenkt, sondern darüber was man sich früher nicht leisten konnte, könnte man eigentlich leicht selber drauf kommen. So konnte man sich früher beispielsweise kein Handy, keine Playstation, kein digitales Satellitenfernsehen in HD und auch keinen Herzschrittmacher leisten.
Der Grund ist recht banal. Sowas gab es damals noch gar nicht. Dafür war früher ein großer Teil damit beschäftigt überhaupt erstmal dafür zu sorgen, dass es halbswegs genug zu beißen gab.
Bei Wikipedia kann man lesen, dass 1900 ein deutscher Landwirt Nahrungsmittel für 4 weitere Menschen produzierte. Und dafür war der jeden Tag auf dem Acker oder im Stall. 2004 waren es dann schon 143 Menswchen und der Bauer hat nebenbei noch Zeit mit dem Traktor gegen Atommüll-Endlagerung zu demonstrieren oder nach Berlin und Brüssel zu tuckern und dort noch mehr Subventionen einzufordern und dabei seine Ernte vor dem Parlament auszukippen.
Es deutet also Vieles darauf hin, dass es am technologischen Fortschritt liegen könnte, dass der heutige Wohlstand viel höher ist also vor 50 oder 100 Jahren. Und ein bißchen haben auch die gesellschaftlichen Veränderungen dazu beigetragen, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, was da genau Ursache und Wirkung ist.

Die Antwort erscheint einfach:
Diese Fragen klingen vielleicht etwas naiv. Helft mir doch bitte auf die Sprünge. Kennt jemand von Euch vielleicht noch gute Literatur zu diesem Thema?

Was ist gute Literatur? Mir fallen jetzt spontan Makroökonomie von Mankiw und Internationale Wirtschaft von Krugman/Obstfeld ein, wobei es in Letzterem um den Beitrag des internationalen Handels zum gestiegenen Wohlstand geht. Und dort findet man dann auch wieder Hinweise zu weiterer Literatur.
Aber Vorsicht: Lesen bildet und kann zu neuen Erkenntnissen führen.

Grüße

Typische BWLer-Sicht
Hallo,

du vergisst, das Waren Dimensionen wie kg und m³ haben und … dass sie hergestellt werden müssen. Und da ist die Krux.

Ein Auto hätte vor 150 Jahren viele Wochen Herstellungsdauer benötigt und hätte dennoch wg. Unmöglichkeit der damaligen Fertigungstechnik keine Elektronik drinnen. Heute reden wir über Stunden vom Haufen flacher Bleche, bis zum Töff-Töff.

Und diese unglaubliche Vermehrung von Arbeitsleistung kommt durch Maschinen. Darin steckt der enorme Zuwachs.

Schau dir mal im Vergleich die Erträge der Landwirtschaft von 15.000 BCE (Wildwuchs) 5.000 BCE, 500 CE 1500 CE (3-Felder Wechselweidewirtschaft) 1950 CE (Kunstdünger & Schutzgifte) und schließlich 2010 an.

Die Kohle, Flocken, Kies und Zaster (ach was ist das für ein Laster) sind nur am Rande die universellen Tauschmittel; die zwar nicht verschimmeln oder von Schädlingen gefressen werden, aber auch für uns nicht eßbar sind.

Gruß

Stefan

Hi,

ich werde beim Lesen auf alle Fälle aufpassen.

Das was Du schreibst ist mir auch klar. Was es vor 100 Jahren noch nicht gab, konnte man sich damals auch nicht kaufen.

Ich weiß aus Erzählungen meiner Großeltern, dass es früher höchstens einmal pro Woche Fleisch zu essen gab, weil es einfach zu teuer war.

Heute kann man jeden Tag Fleisch essen, wenn man will. Fleisch ist heute billiger, weil mehr davon produziert werden kann (technologischder Fortschritt in der Landwirtschaft), folglich wird auch mehr Fleisch nachgefragt und auch abgesetzt.

Trotzdem ist absolut gesehen z. B. ein kg Rindfleich heute viel teurer, als vor 100 Jahren, relativ gesehen ist es aber viel billiger.

Könnte es also so sein, dass die Leute heute auch nicht mehr verdienen als früher (relativ gesehen), dass aber aufgrund des technologischen Fortschritts und der großen Mengen an produdierten Gütern, das Angebot stark gestiegen ist, die Preise für die Güter folglich stark gesunken sind und sich die Menschen daher heute auch mehr leisten können?

Nach der Preis-Theorie, also dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen, kann das aber auch nicht sein, denn es ist ja nicht nur das Angebot an Gütern gestiegen, sondern auch die Nachfrage, eben wegen der niedrigeren Preise. Warum sind die Preise dann aber so starkt gefallen, wenn sich andererseits die Nachfrage auch stark erhöht hat?

???

Gruß, Hilde

Hallo, Stefan,

ist mir klar.

Dass man heute aufgrund des techn. Fortschritts viel mehr herstellen kann, als früher, ist logisch.

Das alles macht aber nur Sinn, wenn man die hergestellten Mengen auch verkaufen, also absetzen kann.

Gruß, Hilde

Minimalprinzip vs. Maximalprinzip

Dass man heute aufgrund des techn. Fortschritts viel mehr
herstellen kann, als früher, ist logisch.

… und … billiger.

Das alles macht aber nur Sinn, wenn man die hergestellten
Mengen auch verkaufen, also absetzen kann.

Weniger Preis = mehr Absatz

Gruß

Stefan

Das Zauberwort heißt Produktivität.

Wenn man sich dann noch vom Geld löst ( weil es ist nur eine Verrechnungseinheit ), dann ist es ganz einfach.

Wohlstand = Summer aller Güter die Du produzierst.

Wenn Du nun - aus welchen Gründen auch immer - in der gleichen Zeit mehr Güter herstellen kannst, steigt auch dein Wohlstand.

Grüßle

Eric

Hallo,

Heute kann man jeden Tag Fleisch essen, wenn man will. Fleisch ist heute billiger, weil mehr davon produziert werden kann (technologischder Fortschritt in der Landwirtschaft), folglich wird auch mehr Fleisch nachgefragt und auch abgesetzt.

Trotzdem ist absolut gesehen z. B. ein kg Rindfleich heute
viel teurer, als vor 100 Jahren, relativ gesehen ist es aber
viel billiger.

Woran macht man das fest, dass es absolut viel teuerer wäre? Ich glaube man kann nicht einfach einzelne Güterpreise über hundert oder auch nur fünfzig Jahre vergleichen. Da ist es in der Tat sinnvoll relative Preise zu vergleichen. Gerne genutzt wird da schonmal die Arbeitszeit, die etwa ein Industriearbeiter aufwenden muss, um sich eine Einheit von Gut X zu leisten. Also etwa ein Kilo Rindfleisch. Bei technischen Dingen wird es da schon schwieriger, weil es die entweder noch gar nicht gab oder sich doch zumindest stark verändert haben.

Könnte es also so sein, dass die Leute heute auch nicht mehr verdienen als früher (relativ gesehen), dass aber aufgrund des technologischen Fortschritts und der großen Mengen an produdierten Gütern, das Angebot stark gestiegen ist, die Preise für die Güter folglich stark gesunken sind und sich die Menschen daher heute auch mehr leisten können?

Das ist sicher ein Faktor, aber ich würde es nicht so sehen, dass sie relativ gesehen genauso wenig verdienen wie früher. Sie produzieren mehr als auch qualitativ besser oder höherwertig und verdienen daher auch mehr. Vielen ist das bloß nicht bewußt. Insbesondere dann wenn man einfach die nominellen Preise eines einzigen Gutes über die Jahre vergleicht. Und bei solchen Vergleichen wird gerne auch mal vergessen, dass man vor 100 Jahren keine 38,5h-Woche hatte, sondern wesentlich länger arbeiten mußte, um sich den bescheidenen Wohlstand leisten zu können. Vielen ist auch gar nicht klar, dass allein dieses mehr an Freizeit Teil des heutigen Wohlstandes ist. Früher hat es keine 6 Wochen bezahlten Urlaub oder etwa bezahlte Feiertag gegeben. Von 20 Jahren Rentenbezug in der heute bekannten Höhe will mal gar nicht erst anfangen.

Nach der Preis-Theorie, also dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen, kann das aber auch nicht sein, denn es ist ja nicht nur das Angebot an Gütern gestiegen, sondern auch die Nachfrage, eben wegen der niedrigeren Preise.

Also dieses Modell ist eben nur ein Modell. Zudem kann es nicht alles erklären. Es erklärt beispielsweise nicht die Herkunft der Nachfrage sondern nimmt sie einfach erstmal an.

Warum sind die Preise dann aber so starkt gefallen, wenn sich andererseits die Nachfrage auch stark erhöht hat?

Ist es so, dass sich die Nachfrage so stark erhöht hat? Oder könnte es sein, dass die Fabrikarbeiterfamilie auch schon früher gerne mehr Rindfleisch oder medizinische Versorgung haben wollte? Und da nun der technologischer Fortschritt eine höhere Produktion zulässt, hat sich Angebotskurve nach rechts verschoben. Die Nachfragekurve kann dabei gleich geblieben sein.
Also ich befürchte, dass man da wirklich mal die Nase in ein Buch stecken muss. Man wird dann auch auf sowas wie Skaleneffekte, Lernkurveneffekte, Spezialisierungsvorteile usw. stoßen. Das sind alles Gründe, warum nun pro Kopf mehr von allem bzw. auch etwas Neues produziert werden kann.

Grüße

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