Woher kommt die ganze billige 'Original'-Ware?

Moin,

es interessiert mich mal, woher die ganze billige Ware von „original“-Markenherstellern tatsächlich kommt, die auf den üblichen Handelsplattformen im Internet verkauft wird.

Klar ist die „Preisempfehlung“ der Hersteller kein echter Strassenpreis. Aber es kostet z.B. ein Original Samsung Ladegerät bei amazon nicht mal €4,50 inkl Versand, bei ebay sogar unter €4.- .

Sind das:
-komplett gefälschte Produkte?
-(ggf reparierte) Produkte die bei Hersteller durch die Qualitätssicherung gefallen sind und dann illegal verkauft werden?
-Hehlerwaren, also gestohlene Originale?
-Originalprodukte die vom Zulieferer am Markengeber vorbei in dem Markt gebracht werden?

Klar wären auch weniger „kriminelle“ Wege denkbar, aber auch Insolvenzmassen, Großhandelsrabatte und Bulkware sind wohl nicht in solchen Mengen bzw Preis verfügbar wie angeboten.

Werweißwas?
J~

Beispiel: Ein Handyladegerät:

Das Ladegerät kostet in der Produktion ca. 0,40 € an Materialkosten + 0,20 € Lohn + 0,40 € für Logistik, Verwaltung und Versand zu einem Sammellager in der Nähe eines Hafens. Bisher sind knapp 1 Euro an Kosten entstanden!

Ein Handyhersteller bestellt nun auf einen Schlag 100.000 Ladegeräte! Hierzu werden zu dem Lager 3 Container angeliefert! 2 Container sind leer, einer ist voll - voll mit Aufklebern, Kartonverpackungen, etc. Jetzt labeln Arbeiter die Ladegeräte mit dem Herstellerlogo (=Aufkleber drauf, Verpacken, Einschweissen). Die vollen Container verweilen einige Tage am Hafen, bevor sie verschifft werden, d.h. nach 3-4 Wochen sind die Waren in Deutschland. Dort durchlaufen die Container die Zollabfertigung, bevor sie in ein Zentrallager in Deutschland oder im nahen Ausland (Tschechien) gefahren und dort von „billigen“ Arbeitskräften ausgepackt und zu Verkaufsmengen umgepackt werden und gehen dann in das Lager, von wo aus die Zwischenhändler und ggf. auch die Endkunden beliefert werden. Arbeiter packen die „Pakete“ und versenden diese.

Mit jedem „Zwischenschritt“ verdient einer „mit“, d.h. der Preis steigt! Jetzt liegt der Warenwert jedes Ladegerätes, inkl. Steuer und Transport, bei ca. 2 Euro pro Stück! Den Zwischenhändler werden die Teile nun für 4 Euro pro Stück verkauft! Der Zwischenhändler verkauft diese an seine Kunden nun für 9,99 Euro weiter! (i.d.R. liegt der Einkaufspreis bei 40% des Verkaufspreises!).

Der UVP ist ein vom Hersteller herausgegebener Preis, der gewährleisten soll, dass die Kunden nicht allesamt beim Hersteller bestellen, sondern bei den Zwischenhändler, die damit angehalten werden, einen einheitlichen Preis zu verlangen, egal ob sie deutlich weniger bezahlt habem! Ist der Preis deutlich geringer, führt dies zu einem hohe Anzahl an Anfragen durch Endkunden, warum einige die Ware so billig verkaufen, etc. … und wenn ein Händler dauernd unterhalb des UVP bleibt, bekommt er einfach keine neue Ware mehr!

Auch müssen mit dem Aufschlag von 2 Euro an die Händler noch die „Serviceleistungen“ (Beratung/Garantie/Gewährleistung/Retoure) mit „eingerechnet“ werden. Der Händler im Ladenlokal muss den UVP verlangen, kann aber auch andere Preise nehmen, vorausgesetzt er verhökert die Ware nicht unter dem Eintandspreis (=Kaufpreis)! Defekte Ware wird zu 95% geschreddert und vernichtet, weil dies billiger ist, als der Rückversand nach China und dessen Reparatur!

UVP ist ein Quasi-Kartell, wo die Preise abgesprochen sind, um ein möglichst „hohes“ Preisniveau zu halten. Klassische Kartelle sind die „Milchbauern“, die die Milch für einen Festpreis an die Molkereien abgeben und wenn diese den Preis nicht bereit sind zu zahlen, dann bekommen sie keine Milch von der „genossenschaftlichen Vermarktungsstelle“ der Milchbauern! Auch Benzinpreise sind sich sehr einheitlich, trotz unterschiedlicher Kosten bei den Rohstoffen, den Veredelungsanlagen (Raffinerie) und Transportstrecken (=Oligopol).

Zu deiner Frage:
Wieso sind die „Händler“ in China so billig?

  • Keine Qualitätskontrolle = Keine Kosten hierfür!
  • Die Hersteller haben einen Auftrag über 100.000 Handyladegeräte, produzieren aber 120.000 und verkaufen die anderen 20.000 an „Händler“ direkt in China
  • In China liegt der Monatslohn bei knapp 150 Euro, d.h. Arbeier im Versand arbeiten relativ günstig!
  • Die Chinesische Post verlangt keinen Preis pro pro Paket/Päckchen/Versandtasche, sondern berechnet nach Gewicht! Daher kann man sich Computerzubehör schon für um die 11 Cent „zuschicken“ lassen!
  • 5 Euro Freigrenzen beim deutschen Zoll := Zollfreie Warensendungen mit einem Paketwert (inkl. Porto) von unter 26,31 Euro!

All das erlaubt den Chinesischen Händler, mit „großem“ Gewinn, ein Handyladegerät für 2 Euro an dich zu versenden!

Fazit: Die Ware ist die Gleiche, aber am Service haperts! In China hat man 1 Jahr Garantie, in der EU fast durchweg 2 Jahre! Und der bloße Versuch, als Endkunde eine Reklamation in China durchzuführen, ist ein hoffnungsloses unterfangen!

Vielleicht interessant: Es gibt weltweit nur 5 große Hersteller für Batterien, d.h. trotz der teils gravierenden Preisunterschiede und vielen verschiedenen Marken, kommen viele aus den „gleichen“ Produktionsmaschinen, nur anders „gelabelt“!

In China gibt es ferner Freihandelszonen, wo keine Steuern anfallen, d.h. die Ware wird deshalb umso attraktiver für ausländische Käufer!

Auch interessant: Bei der eBay-Suche findet man identische Artikel, teils bei identischen Verkäufern, zu einer Vielzahl unterschiedlicher Preise! Der Hintergrund: Viele suchen den günstigsten Preis, ermitteln den Durchschnittspreis und kaufen dann das, was zwischen diesen Werten liegt, ganz nach dem Motto: Nicht zu teuer, aber auch nicht das günstigste! Verkauft wird aber, egal was man bezahlt, der identische Artikel!

Schau dich mal um: Viele bieten bei „Auktionen“ mehr, als der Artikel beim selben Verkäufer im Sofortkauf kostet!

Kurz: Wir Konsumenten sind Idioten!