Woher kommt Geiz?

Hallo liebe Experten,

in unserem Freundeskreis wird heftig über den Ursprung von Geiz diskutiert. Ist er genetisch bedingt (als Überlebensstrategie) oder erworben?
Welche Erfahrungen gibt es z. B. mit Kleinkindern - sind sie spontan eher „geizig“ oder zum Teilen bereit?
Wie kommt es, dass manche Menschen im Alter extrem geizig werden, obwohl sie ihr Leben lang großzügig waren?

Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich meine mit Geiz nicht Sparsamkeit (z.B. um sich später einen bestimmten Wunsch erfüllen zu können - Haus, Weltreise etc.), sondern den Mangel an Bereitschaft oder die Unfähigkeit, etwas abzugeben, selbst wenn damit KEINE wirkliche Einschränkung der eigenen Lebensqualität verbunden ist.

Und: Kann ein „Geizhals“ eigentlich sich selbst gegenüber
großzügig sein?

Ich bin gespannt auf eure Antworten.

Gruß
Kreszenz

für ‚bessere Zeiten‘
Toller Aspekt, lieber Kreszenz:

Und: Kann ein „Geizhals“ eigentlich sich selbst gegenüber

großzügig sein?:

Kann er überraschenderweise gar nicht! Weil er immer denkt/fühlt:
Das brauche ich doch bestimmt später noch!

Außer vielleicht, er „investiert“ r i t u e l l in sich, vielleicht.

Also: „Haben oder sein“ ist sowieso nicht das Problem, „frommer Erich“!

Geben und Nehmen (können) ist es. Sogar sich selbst.

ciao, manni

Hi Manni,

Toller Aspekt, lieber Kreszenz:

… nur der Ordnung halber: Ich bin d i e liebe Kreszenz :wink:

Außer vielleicht, er „investiert“ r i t u e l l in sich,
vielleicht.

Könntest du mir das näher erklären? Wie sähe das aus?

Gruß
Kreszenz

Ciao, creszenz - war mir nicht klar. (daß du die l i e b e Kreszenz bist; klingt doch irngwie so kress)
Ho bisogno di crescere anch´io

Außer vielleicht, er „investiert“ r i t u e l l in sich,
vielleicht.::

Könntest du mir das näher erklären? Wie sähe das aus?:

Na, wenn auch der größte Geizhals (der, positief gesehen, vielleicht „nur“ Angst hat, was für spätere Zeiten vorzeitig zu vergeuden), ein „rituelles Opfer/rituelle Gelegenheit“ bringt (Hochzeit der Tochter, o.ä. Todestag vcon Eltern oderso), dann kann ihm kein Opfer klein/groß genug sein.
Da gehn die Dimensionen einfach verloren.
Mein Vater hat aber zB auch ziemlich viel für die „nationale“, aber auch für die naturweissenschaftliche B i l d u n g von uns Kindern getan/„geopfert“.
Das „Opfer“ im Sinne von h i n Gabe bricht die ebenso magisch scheinende „Geizigkeit“.
Ich glaube, kleine Kinder „erlernen“ höchstens Geiz, wenn sie negative Erlebnisse hatten, zB einfach, daß sie öfter einmal nicht „mitmachen durften“ und den links liegen und neidisch und beleidgt sind. Daher als Erzieher immer darauf achten, daß auch nicht aus Versehen einer nicht einbezogen bleibt.
Dann fällt auch mAn der Drang zum
„(sicherheitshalber) Im Mittelpunkt stehen“ weg.

Herzlichst, Manni

P.S.: „übertriebene“ Verausgabung (an die anderen) kann mAn aber auch nur ein Zeichen von eigentlichem Geiz sein: Geiz wirklicxhe Gefühle zu g e b e n.

Tiere „haben“ sowas nicht scheint mir. Soweit es sich um „soziale“ Notwendigkeiten handelt (zB Säugen von Katzenmüttern, andererseits lassen sie sich aber auch nichts „wegnehmen“, oder?

Hallo, Kreszenz,
ich vermute, dass Geiz eine Ausprägung des jedem Lebewesen innewohnenden Überlebenswillens ist. Insofern ist also das „Behaltenwollen“, „Nichthergebenwollen“, Egoismus sicher zum großen Teil schon genetisch angelegt.
Aber Geiz im eigentlichen Sinn geht ja darüber noch hinaus. Da wird ja gehortet über jeden vernünftigen Bedarf hinaus. Das ist dann sicher nicht mehr genetisch begründet, sondern eine Verhaltensstörung.
Es gibt sicher viele Auslöser für Geiz. Verlustängste, Mangel-/Noterlebnisse usw. Darüber können die Adepten der Psychologie sicher mehr sagen.
Grüße
Eckard.

Hi Manni,

Außer vielleicht, er „investiert“ r i t u e l l in sich,
vielleicht.::

Könntest du mir das näher erklären? Wie sähe das aus?:

Na, wenn auch der größte Geizhals (der, positief gesehen,
vielleicht „nur“ Angst hat, was für spätere Zeiten vorzeitig
zu vergeuden), ein „rituelles Opfer/rituelle Gelegenheit“
bringt (Hochzeit der Tochter, o.ä. Todestag vcon Eltern
oderso), dann kann ihm kein Opfer klein/groß genug sein.
Da gehn die Dimensionen einfach verloren.

Jetzt versteh ich´s - leuchtet mir auch ein.

Tiere „haben“ sowas nicht scheint mir.

Da bin ich noch am Überlegen - sie haben ja eigentlich auch in dem Sinn nichts „herzugeben“, was sie auch behalten könnten - oder?

Gruß
Kreszenz

Hallo Eckard,

ich vermute, dass Geiz eine Ausprägung des jedem Lebewesen
innewohnenden Überlebenswillens ist. Insofern ist also das
„Behaltenwollen“, „Nichthergebenwollen“, Egoismus sicher zum
großen Teil schon genetisch angelegt.

Das ist auch meine Vermutung - im Gegensatz zu der von anderen geäußerten Theorie, der Mensch sei ein „animal soziale“ und von daher auf Teilen „programmiert“; darüber hinaus sei ja die Natur eigentlich auch eher verschwenderisch…

Gruß
Kreszenz

Tierische Vorratshaltung?
Hallo, Kreszenz,
die gibts doch, wennimi recht erinnere.
Gibts da eigentlich auch „private“ Schatzsammlung, unter Tieren?
Natürlich „private“ Nester, die aber wohl (außer für Elstern) noch „umweltartig-eigene“ sind.
Ist beim Biber-Bau eigentlich ein irgendwie gearteter „Privat-Aspekt“ vorhanden?
Mich persönlich hatte mal interessiert, ob es bei Tieren auch „Beerdigungen“ und ev. damit verbundene Rituale gibt.
Oder sogar „Grabbeigaben“. Habe aber leider keine Literatur gefunden.
Ich werde deinen" thread mit Neugierde und Spannung weiter verfolgen!

Grüße, Manni.

Hi Kreszenz,

leider kann ich auch nur Vermutungen anstellen. Die Werbung macht sich eine der sieben Todsünden recht zunutze: „Geiz ist geil.“ :smile: Ich finde Geiz eher ziemlich gestört, im wahrsten Sine des Wortes.

Die Psychoanalyse und dessen Begründer Sigmund Freud ordnet Geiz der analen Phase zu (18 Monate bis 3. Lebensjahr, Trotz- oder auch Autonomiephase). Das Kind beginnt sich als Individuum zu erfahren. In dieser Zeit beginnt es für den kleinen Menschen um Macht (Loslassen und Festhalten von z.B. Stuhl und Urin), Kontrolle (innere und äußere) und das Durchsetzen des eigenen Willens zu gehen.

Ein Kind empfindet Lust bei der Darmentleerung, weswegen Exkremente teils auch häufiger zurückgehalten werden bzw. am After gespielt wird, um bei einer größeren Menge Kotes auch einen den Lustgewinn zu steigern. Kinder von ca. 1 ½ Jahren betrachten Kot noch als einen Teil von sich selbst. Folglich ist es besonders wichtig wie die Eltern auf das Hergeben von Ausscheidungen reagieren.

Falls das Kind spontan einem eigenen Bedürfnis folgen darf und sich entleeren kann, wird es dies als gut empfinden. Als böse wird das Kind seine Exkremente bzw. auch sich selbst empfinden(solange Individuation noch nicht stattgefunden hat) wenn die Eltern das Kind zur Ausscheidung drängen (Kinder sollen nur wenige Minuten auf dem Topf sitzen), eine übermäßige Reinlichkeit an den Tag gelegt wird, sich vor dem Kot des Kindes geekelt wird oder das Kind mit viel Lob bestochen wird (das Kind kann vom Lob abhängig werden und bekommt Angst, sobald die Anerkennung ausbleibt).

Für das kleine Kind ist der Kot kein „Bäh“ sondern ein Geschenk, das es einem freudestrahlend überreicht. Der Geruchssinn der Kinder ist durchaus entwickelt, doch sie werten den Geruch ihres Stuhls einfach anders.

Empfindet das Kind Lust beim Ausscheiden, so wird es auch im Erwachsenenalter gerne geben, Freude an der eigenen Leistung haben. Falls ein Kind diese Lust nicht empfinden kann / darf, so kann es geizig und verschwenderisch werden, wird auch mit seinen Leistungen geizen und diese zurückhalten.

Manche Mütter zeigen dem Kind, dass seine Scheiße eklig ist. Das Kind, das noch keinen Unterschied zwischen sich und seinen Ausscheidungen machen kann, kann sich somit auch abgelehnt fühlen. Auch eine übertriebene Reinlichkeitserziehung kann zu späteren Störungen führen, z.B. als Extrem machte eine Mutter ihrem Sohn regelmäßig zweimal die Woche Einläufe.

Kommt es hier zu Störungen, kann u.a. folgendes auftreten:
Zwangsneurosen: Reinlichkeitstick, Waschzwang, Putzzwang, Kontrollzwang (innere und äußere, z.B. über Verstopfung)
Zwangsgedanken, Zwangsstörungen
übermäßiger Ordnungssinn
Machthunger, übermäßiges Autonomiestreben
Angst loszulassen
Sparsamkeit, GEIZ, Kleptomanie
Rigidität im Denken und Handeln, Pedanterie
Querulanz, Intoleranz,
Tendenz zu Wutausbrüche, sadistische Impulse, Hass, Rachsucht, Ärger
Ekelgefühle
Eigensinn
Späteres Einnässen, Einkoten, Verstopfung
Tabuisierung des Genitalbereichs, Schamgefühle, Zweifel
Gewichtsprobleme, Süchte
geringes Selbstwertgefühl, geringes Selbstbewusstsein, kann nicht Nein sagen

Aus aktuellem Anlaß: Psychologie an der Tankstelle (Werner Schmidbauer) http://www.bics.be.schule.de/son/verkehr/presse/2000…

Geiz im Alter: Wessen „Geiz“ erst später zutage kommt, bei dem mutmaße ich. liegt u.a. dem Geiz eine zunehmende Unsicherheit zugrunde. Ein junger Mensch vertraut noch mehr auf seine Fähigkeiten und weiß, er kann sich immer wieder das nötige Geld verdienen. Ein älterer Mensch will und kann teils auch nicht mehr so sehr für seinen Lebensabend aufkommen. Möglicherweise strebt ein älterer Mensch auch mehr nach Sicherheit und seinen Nachkommen etwas zu hinterlassen, und dies wird oft in Form materieller Güter gesehen. Eventuell geht Geiz auch mit einer Altersdepression einher. Nicht nur eine Niedergestimmtheit sondern sogar eine Lebensmüdigkeit kann dazu führen, sich nichts mehr zu gönnen und somit möglicherweise auch anderen nicht.

http://www.geocities.com/CollegePark/Union/8745/geiz…

Geiz und Verschwendungssucht gehören zusammen ebenso wie zum Geiz auch die Armut gehört. Wer sich selbst gegenüber geizig ist, kann dies kompensieren und andere beschenken, was er sich selbst nicht gönnen kann. Doch wird wohl ein gewisses Maß an Unzufriedenheit wenigstens damit einhergehen, und in gewisser Weise auch vom Gegenüber auf anderer Ebene einge Gegenleistung erwartet oder dieser wird möglicherweise abgewertet, da man nicht aus ganzem Herzen und selbstlos geben kann.

Wer zu sich selbst geizig ist, wird auch von anderen wenig bekommen bzw. das was er bekommt, schlecht bis nicht annehmen können. Eine Angst beim Geizigen ist zu verarmen. (Der Mensch kann im Kindesalter schon ein Zuwenig an z.B. Nahrung, Zuwendung, Bildung… bekommen haben.) Man muß das was man hat, halten, denn es könnte nichts mehr nachkommen. Und da man sich selbst nichts bis nicht viel gönnt, kann Geiz in der Tat auch zu Armut führen.

Es wird bald hell draußen und ich gehe nun müde geworden ins Bett. Ich hoffe, es waren ein paar neue Ansätze für Dich dabei. Wenigstens habe ich nicht mit Worten gegeizt. :smile:

Ciao,
Romana

Hallo Manni

Mich persönlich hatte mal interessiert, ob es bei Tieren auch
„Beerdigungen“ und ev. damit verbundene Rituale gibt.

Davon hab ich auch noch nie was gehört. Interessieren tät´s mich schon.

Gruß
Kreszenz

Hi Romana,

ich danke dir für die aufschlussreiche und ausführliche Antwort
(und das zu dieser Tageszeit :smile: !)

Gruß
Kreszenz

‚er/sie ist tierisch geizig‘ - oder wie ein Baum?
Geizige Pflanzen?

Hallo, liebe Kreszenz und liebe andere, die auch bei Geiz „soooo nen“ Hals kriegen!
Gibt es eigentlich bei Pflanzen auch ein ähnliches Phänomen wie Geiz?
Von „Strategien“ bei Pflanzen habe ich schon gehört (zB bei der „Farbwahl“ bei Blumen im Interesse der Fortpflanzung).
Wie ist es zB bei Bäumen/beim Wald? Was die „Platzwahl“ betrifft, der Zugang zur Sonne, zum Wasser, etc.
Hat ein im Schatten aufwachsendes Bäumchen „eben Pech gehabt“, „sein Leben lang“? Oder hat „die Natur auch da Strategien entwickelt“, den eventuell „geizigen großen“ gegenüber andere Vorteile zu gewinnen?
Oder gibt es Erscheinungen eines „Geizes“ der im Vorteil stehenden großen (oder auch `nur´ der kleinen), „im Interesse des Waldes“??
Gibt es ein „Interesse/Vorteil des (Gesamt)Waldes“?
Und besteht das eventuell mehr in der Dominanz/Souveränität „der Großen“ oder mehr in der der „kleinen“ Vielfalt?
Kann man solche „sozialen“ Begriffe überhaupt in der Flora anwenden/finden?

(ram)botanische Grüße, moin, manni

Geizige Pflanzen?

Hallo Manni,

da werd ich mal nachforschen.
Es gibt doch auch „Symbolpflanzen“ - ob da eine für Geiz dabei ist?

Verschwenderischen Gruß
Kreszenz

trovarsi dandosi
cara Kreszenz:
qua(che)volte è vantagioso
dilapidandosi.

Baci, moin, manni

(a tosto)

Mimosen
pardon, fehlte das l:

qua l (che)volte è vantagioso
dilapidandosi.:

heißt: „manchmal ist es vorteilhaft, sich zu verschwenden/vergeuden“ (=ziel-/absichtslos hinzugeben)

und dazu heute:

Ist, liebe Kreszenz, „Mimosenhaftigkeit“ nicht auch eine Art „Geiz“, nehmlich „Geiz sich zu geben“, „präsent zu sein“, oder so?
Ist sicherlich eine andere Art „Geiz“, wie es uns so als Begriff vorschwebt.
Und ist „Begriff“ nicht irgendwie ein Begriff, der ein entgegengesetztes Verhältnis zur Umwelt zum Ausdruck bringt? Nicht „nicht verlieren“ sondern „erhalten/haben“ wollen?
Na, hat denn Philosophie etwas mit (u.a. begrifflichen) Geiz zu tun?

Eine Symbolpflanze in dem von dir angesprochenen Sinne ist mir leider nicht bekannt.
Obwohl es sowas ähnliches in der Botanik sicher auch gibt.
Nur eben nicht naheliegend als solches zu erkennen.

Krüßli, moin, manni

pardon, fehlte das l:

qua l (che)volte è vantagioso
dilapidandosi.:

heißt: „manchmal ist es vorteilhaft, sich zu
verschwenden/vergeuden“ (=ziel-/absichtslos hinzugeben)

Grazie tante indeed für die Übersetzung, lieber Manni!

Ist, liebe Kreszenz, „Mimosenhaftigkeit“ nicht auch eine Art
„Geiz“, nehmlich „Geiz sich zu geben“, „präsent zu sein“, oder
so?

Tja, die „Mimosen“, die ich so kenne, sind meist sehr präsent als wandelnder Vorwurf…

Nicht „nicht verlieren“ sondern „erhalten/haben“ wollen?

Da könnte man wohl auch Dummheit als eine Form von Geiz bezeichnen - die Weigerung seine kleinen grauen Zellen zu strapazieren und womöglich abzunutzen??? ; ))

Eine Symbolpflanze in dem von dir angesprochenen Sinne ist
mir leider nicht bekannt.

Ich habe auch nur die Farbe Gelb und den Drachen als Symbol für Geiz gefunden.

Grübelnder Gruß
Kreszenz

Hi, eigentlich müsste es heißen:
„Qualche volta è vantaggioso …“
Nur, weil wir gerade beim Verbessern waren… Sorry, ich KONNTE einfach nicht anders:smile:

Jo

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Mimosendeutlich
caroJo, mir schien es nur sinnvoll, das „l“ (durch Abstandhaltung) hervorzuheben.
Zu zeigen, wo es hinkommt.
Dove si pone, il el.

Hat das Qualiät, das Qual(ch)e?

Saluti cordiale, moin, manni