Woher stammen die Ur-Schweizer?

Liebes Wissensmoderatoren, ich hoffe im richtigen Brett zu sein, ggf verschiebt doch bitte meine Anfrage. Vielen Dank :smile:

Liebe Wissensfreunde,

in einer Dokumentation hörte ich vor Jahren einmal, dass die Schweizerer in grauen Vorzeiten aus der Gegend der heutigen Nierlande / Holland eingewandert seien, weil sie in ihrer niederländischen Heimat von raubenden und brandschatzenden Seefahrern immer wieder angegriffen wurden und keinen Frieden fanden.
Irgendwann hätte man den Beschluß gefasst eine neue Heimat zu suchen; die Siedlungen wurden abgebrannt, um den Entschluß umunkehrbar zu machen und man machte sich in Richtung Alpen / Schweiz auf den Weg.
Diese ehemaligen ausgewanderten Niederländer würden man heute als die Ur-Schweizer betrachten.
Wer weiss etwas über Tatsachen oder Sagen zu diesem Thema.

Vielen Dank im voraus und viele Grüße aus Berlin
Bernhard.

Hallo Bernhard,

hier wird es anders dargestellt:
http://www.geschichte-schweiz.ch/alamannen.html

Gruß - Rolf

Es ist jedenfalls richtig, dass die Schwaben („Sueben“) oder auch Alemannen (beides sind Synonyme) vom Meer kommen. Allerdings eben nicht von der Nordsee, sondern von der Ostsee (mare suebicum auf alten römischen Karten), aus dem Gebiet des heutigen Mecklenburg und Brandenburg. Soviel auch zu den jüngsten Äußerungen von Herrn Thierse. :smile:

Gruß
smalbop

Hallo smalbop,

keinesfalls darf man die Sueben und die Alamannen synonym verwenden.

Die Sueben waren wahrscheinlich die größte Volksgruppe, die in den Alamannen aufging.
Hinzu kamen aber auch Semnonen, Teile der Markomannen und Langobarden, Hermunduren und viele kleinere Stämme.

Diese alle wohnten am Limes und bekamen den Druck der nachrückenden Burgunden und Wandalen zu spüren.
Hinten tobte also vermutlich ein Verteidigungskampf um Ackerland gegen diese Völker, vorne war am Limes vorerst kein Ausweichen möglich.
Somit waren diese grenznahmen Stämme gezwungen, ein Bündnis einzugehen, welches sie folgerichtig Alamannen (alle Männer) nannten.
Erst in diesem großen Stammesverband war das sogenannte Überrennen des Limes möglich.

Der Name der Sueben hat sich wohl deshalb erhalten, weil die Sueben eine Führungsrolle innerhalb der Alamannen inne hatten.

Desweiteren darf man in der Schweiz und in ganz Süddeutschland das keltische Element der Vorbevölkerung nie vernachlässigen, da es sich hierbei keineswegs um ursprüngliche germanische Siedlungsgebiete handelt.
Nicht umsonst ist die Schweiz heute noch als Helvetia bekannt, was auf den namen des keltischen Stammes der Helveter zurückgeht, welcher von Julius Cäsar diese Wohnsitze zugewiesen bekam.

Gruß
Lawrence

4 Like

vielen Dank für Eure sehr interessanten und hilfreichen Antworten. :smile: :smile:

Viele Grüße aus Berlin
Bernhard.

Hallo Lawrence,

vielen Dank für Deine interessanten Erläuterungen.

Sueben und Alamannen sind Volksstämme bzw. Bündnisse aus der Zeit der Völkerwanderung - und, so wie Du richtig schreibst, keine Synonyme, sondern die einen sind eine Teilmenge der anderen. Außer den Sueben sind sämtliche alamannischen Volksstämme in den Wirren der Völkerwanderung untergegangen - oder wurden in fremde Völker und Sprachen assimiliert.

Vielleicht deshalb sind heute die beiden von mir angeführten Begriffe - ich schrieb ja nur von Schwaben und Alemannen, nicht von Sueben und Alamannen - als neuzeitliche Bezeichnungen Synonyme.

Das schwäbische Stammesherzogtum umfasste schon im frühen Mittelalter selbstverständlich sämtliche Gebiete des heute teilweise als „alemannisch“ bezeichneten Siedlungsraums von den Vogesen bis zum Lech und vom Alpenhauptkamm bis an den mittleren Neckar. Die Bezeichnung „Alemannen“ ist allerdings eine lange Jahrhunderte vergessene und erst im 19. Jahrhundert im Zuge der Romantik wiederbelebte synonyme Bezeichnung für die Schwaben. Denn heute sind Schwaben wie Alemannen dasselbe, wobei die Schwaben im engeren Sinne, von Augsburg ausgehend, die Diphtongierung vollständig mitgemacht haben - etwas, worauf die Schweizer heute noch warten. Dieser Prozess war damals (16. Jahrhundert) stark von konfessionellen Grenzen beeinflusst - und die Schweiz war im 16. Jahrhundert zwinglisch.

http://www.alemannisch.de/unser_sprooch/Gliederung.htm

Hieraus rührt ein liebenswerter, aber unsinniger Antagonismus, der etwa die Schweizer veranlasst, „Schwob“ (nicht aber: „Schwabe“) als Schimpfwort für Deutsche zu verwenden oder der (gefühlt) (Süd-)Badener von (Süd-)Württembergern trennt. Der Zürcher Dichter Conrad Ferdinand Meyer wusste Mitte des 19. Jahrhunderts noch Bescheid:

http://gedichte.xbib.de/Meyer_gedicht_Der+Daxelhofen

Richtig ist wohl auch, dass die alamannischen Stämme, aus denen auch die Deutschschweizer hervorgingen, aus dem von mir bezeichneten Gebiet im Norden stammen.

Dies nur zur Ergänzung dieser interessanten Entwicklung über zwei Jahrtausende hinweg.

Gruß
smalbop

1 Like

Servus

Desweiteren darf man in der Schweiz und in ganz Süddeutschland
das keltische Element der Vorbevölkerung nie vernachlässigen,
da es sich hierbei keineswegs um ursprüngliche germanische
Siedlungsgebiete handelt.

Über die Schweiz weiß ich zu wenig, aber in Vorarlberg könnte die Entwicklung ähnlich gewesen sein. Hier hatten wir bis zur Eroberung durch die Römer (15 v. Chr.) im Norden Kelten (Vindeliker/Brigantier) und im Süden Räter (diese sollen von den Etruskern bzw. Illyrern abstammen).
Danach kamen noch die Franken und Alemanen (mit letzteren identifiziert man sich heute besonders) sodass alles zusammen ein schönes Potpourri ergibt :smile:

Gruß
Lawrence

Lg,
Penegrin

1 Like