Hört sich im ersten Moment schizophren an, ist es aber eigentlich gar nicht.
Woher weiss ich denn, dass ich, meine Mitmenschen und alle Einflüsse der Welt (ihr natürlich auch was die Frage eigentlich wieder erübrigt) real sind? Es kann doch sein dass der Mensch und das Universum an sich gar nicht existieren und ich mir als das „Etwas“ was ich bin, alles nur einbilde. Dass ich mir auch euch alle einbilde und auch eure Antworten.
Ich höre ja zB aus den Medien dass das menschliche Gehirn eine bestimmte, begrenzte Leistungsfähigkeit hat, wobei ich mir nach meiner Theorie alles nur einbilde. Dh dass das alles gar nicht existiert und mein Kopf mir diese Informationen nur vorspielt.
Das würde zumindest die Frage auf das Universum etwas erklären. Ich kann dann einfach davon ausgehen dass es etwas größeres/höheres gibt, (vielleicht sogar mich selbst) ich mir diese Informationen in dem ‚Traum‘ der sich seit 22 Jahren abspielt aber einfach vorenthalte.
Das ist mir vorhin nur so beim frühstücken eingefallen.
Vielleicht kann mich ja jemand widerlegen, wobei das ja schwer wird nachdem alles nur eine Einbildung ist.
Puh, das ist natürlich schon die hohe Kunst der Philosophie aber vielleicht hilft ein ganz pragmatischer Ansatz:
hau Dir mal mit einem mittelgroßen Hammer mittelfest auf den linken großen Zeh und wenn es real weh tut dann bist Du auch real, wenn nicht sind wir vmtl. doch schlafende Schmetterlinge
eine alte und spannende Sache, die einen sehr verunsichern kann.
Zu bedenken ist auch die Sache mit dem träumen.
Im Traum sind wir auch scheinbar real. Nie fragen wir uns, ob denn das alles nicht fiktiv ist.
Wir erleben die Umwelt als real und auch alle Unmöglichkeiten (wechselnde Schauplätze, fliegen, Personen, die gar nicht mehr leben etc.) Und das alles „erfindet“ unser Gehirn.
Du vermengst hier zwei klassische philosophische Problemfelder.
Erstens das der „Matrix“, Scheinrealität:, Platonischen Höhle, genius malignus usw. „Sind wir nur die Gedanken irgendeiner Superintelligenz?“
Zweitens das Problem des Solipsismus: „Bin Ich der einzige und alle anderen sind nur meine Gedanken?“
Beide sind -in verschiedenen Formen- so alt wie die Philosophie selbst sind.
Beide sind -zumindest in philosophischer Hinsicht- nicht beantwortbar, sondern sie sind das Denken strukturierende ewige Fragen.
Ein Philosoph interessiert sich hier weniger für das Widerlegen deiner Frühstücksgedanken (das Rätsel-Brett ist weiter oben), sondern -wenn schon- dafür, die impliziten Vorannahmen herauszuarbeiten, die deinen Gedanken zu Grunde liegen.
wie Wahr Du selbst bist erfährst Du im Kantschen Sinn.
Imanuel Kant sagte: Wer sich zum Wurm macht, soll nicht klagen, wenn er getreten wird.
Imanuel Kant sagte aber auch: HANDLE! Und zwar so, dass es notwendig erscheint und tragfähig ist. (Zugegeben: frei übersetzt)
Beispiele: Eine möglichst anstrengende Bergtour. Alle Faktoren, die dabei eine Rolle spielen beziehst Du einzig auf Dich selbst. Du wirst sehen, erspüren, entdecken, ach was glaubst Du sonst noch alles… Jedenfalls erfährst Du authentisch, ob Du lebst oder nicht.
Anderes Beispiel: Die Gesellschaft (Familie, Arbeitswelt, Verein, politische Gemeinde); je mehr Du dabei eine Nischenrolle ausfüllst, desto schmerzlicher aber auch erhebender erscheinst Du Dir noch als real.
Wer bloß schläft und selig träumt, denkt auch, wacht aber ernüchtert auf, wenn die Traumfrau plötzlich weg ist. René Descartes lag demnach und eigentlich also völlig falsch!
Die Frage ob ich existiere oder nicht lässt sich, eine perfekte „Simulation“ vorausgesetzt, nicht beantworten. Damit kann ich die Frage direkt sein lassen und einfach annehmen, dass ich existiere und damit dann auch, dass alles was mich, die Umwelt etc. ausmacht auch.
Löst nicht das Problem, aber ist mE die einzig mögliche Lösung um damit zu leben.
Mir ist es ziemlich egal, ob ich mir die Welt einbilde oder nicht. Ich hab ein schönes Leben und da ist es wumpe, ob es real ist oder nur ein Zusammenspiel aus Nervenimpulsen oder was auch immer.
Aber viele Menschen können ja nicht ertragen, dass man ihnen unterstellt, keinen freien Willen zu haben, sich alles nur einzubilden. Warum das so ist, ist für mich die viel spannendere Frage.
Sicher hab ich gerade bewiesen, dass mein Gehirn nicht besonders leistungsfähig ist. Oft lebt der Dümmere ja viel glücklicher.
Eine für mich befriedigende Antwort des Pragmatismus:
Selbst wenn Du Dir über Deine Existenz im Unklaren bist, wirst Du morgen zur Arbeit gehn.
RIP Descartes!