Wohnen (auch) im Alter

Hallo,

was haltet ihr von der Konzeption eines Mehrgenerationenhauses?
Junge, Alte, Behinderte ,Kranke, Gesunde, wohnen zusammen und sind füreinander da.
Im Haus gibt es Ansprechpartner, die Hilfen innerhalb des Hauses vermitteln und ggf. auch Hilfen von Ausserhalb hinzuziehen.

Könntet ihr euch diese Wohnform (auch im Alter) für euch selbst vorstellen?
Oder würdet ihr es vorziehen in ein konventionelles Altenheim zu ziehen?

Gruß
vom haploid

Hallo Haploid,

Grundsätzlich kann ich mir das schon vorstellen.
und im Idealfall könnte das eine feine Sache sein.

Aber im Alltag sieht das dann vielleicht nicht mehr so rosig aus.
Ganz spontan ist mir da ein Ausspruch meines Vaters (in den frühen 70er Jahren) über das Zusammenleben in Wohngemainschaften eingefallen:
„Das geht halt nur gut, wenn jeder seinen eigenen inneren Schweinehund begräbt.“
Also, es kommt sehr darauf an, daß die verschiedenen Menschen sich aufeinander einstellen können, sonst kommt es schnell zu Streit und Ärger.

Liebe Grüße
Frieda

Hallo !

Die Idee ist ja nun nicht sehr neu, sie ist sogar uralt. Bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts lebten fast alle so. Es war sehr schön, wenn - ja wenn nicht der Platzmangel gewesen wäre. So viel Leute unter einem kleinen Dach! Großfamilien sind ein Nutzen für die Alten und vor allem für die Kinder.

Nur - heute fahren die, die noch rüstig sind, täglich zur Arbeit. Stehen also den Alten nicht zur Verfügung. Abends ist dann Feierabend, dann ist man geschafft.

So etwas geht nur, wenn die Arbeitenden die Nichtarbeitenden (Pfleger) unterstützen (finanziell). Jüngere müßten aufhören zu arbeiten, um sich der Altenpflege widmen zu können. Also heißt das, keine Frauenarbeit mehr. Nur noch K,K,K.
In den großen Familien arbeiteten die Frauen fast nie außer Haus mit. So war es möglich, sich den Alten und Kindern zu widmen.

Gruß Max

Aber im Alltag sieht das dann vielleicht nicht mehr so rosig
aus.
Ganz spontan ist mir da ein Ausspruch meines Vaters (in den
frühen 70er Jahren) über das Zusammenleben in
Wohngemainschaften eingefallen:
„Das geht halt nur gut, wenn jeder seinen eigenen inneren
Schweinehund begräbt.“
Also, es kommt sehr darauf an, daß die verschiedenen Menschen
sich aufeinander einstellen können, sonst kommt es schnell zu
Streit und Ärger.

Hallo !

Dein Vater hat da vollkommen recht. Ich habe lange als Kind so gelebt. Für uns war es ideal, die Oma stand immer zur Verfügung.
Aber - für meinen Vater, dem Schwiegersohn, muß das die Hölle gewesen sein bzw für meine Großmutter oder beide.
So etwas klappt am besten oder nur, wenn verschiedene Häuser zur Verfügung stehen. Wenn eine räumliche Trennung möglich ist und zwar immer dann, wenn man es will und braucht.
gruß max

Hallo Max,

Diese Art zu wohnen, sollte sich wirklich jeder gut Überlegen.

Aber - für meinen Vater, dem Schwiegersohn, muß das die Hölle
gewesen sein

Es kann zur Hölle werden, wenn man keine Rückzugmöglichkeiten hat und selbst dann, holt einen oft die Wirklichkeit ein.

So etwas klappt am besten oder nur, wenn verschiedene Häuser
zur Verfügung stehen.

Die durchaus nebeneinander stehen können bzw. in unmittelbarer Nähe.

Wenn eine räumliche Trennung möglich ist
und zwar immer dann, wenn man es will und braucht.

Leider klappt es dann auch nicht immer, weil jeder einen Teil seiner Freiheit aufgeben muss, damit dieses Modell funktioniert und sich viele Grosseltern wehren, wieder zu Eltern und Kinder zu werden, sondern ganz einfach, ihren verdienten Lebensabend geniessen wollen.
Denn die heutigen Älteren sind noch ziemlich rüstig und wollen ihr Leben geniessesn.

Die Grosseltern, die wir noch so kennen, also so richtige Grosseltern, die gibt es kaum noch oder nur noch ganz selten.

Gruss BelRia

Hallo Max,

So etwas klappt am besten oder nur, wenn verschiedene Häuser
zur Verfügung stehen. Wenn eine räumliche Trennung möglich ist
und zwar immer dann, wenn man es will und braucht.
gruß max

100%ige Zustimmung! Was weiss ich, wie gut ich mich mal mit meinen Schwiegertoechtern (oder andersgearteten Lebenspartnern meiner Soehne) verstehe.
Wer weiss, ob ich eine rechthaberische alte Schrulle werde, mit der niemand auskommt. Mit meiner Schwiegermutter bin ich auch nicht ausgekommen. Und mit meiner Mutter nur, wenn ich allein war. Waren Mann und Kinder dabei, sass ich immer nur zwischen saemtlichen Stuehlen.

Momentan bin ich aber noch ein vertraegliches, gutwilliges Wesen und deshalb will ich mir solche Horrorszenarien gar nicht ausmalen :wink:

Gruesse, Elke

Hallo BelRia,

nochmal ich. :wink:

Denn die heutigen Älteren sind noch ziemlich rüstig und wollen
ihr Leben geniessesn.

Das hast du weiter unten schon angedeutet. Und das stimmt natuerlich. Trotzdem sehe ich die Probleme nicht bei dieser Sorte alter oder aelterer Menschen. Sondern bei der 85jaehrigen, die wirklich nicht mehr alleine kann. Geistig voll da, aber koerperlich nicht mehr ganz ruestig. Oder bei aelteren Menschen mit einsetzender Senilitaet. Ob die heute 10 Jahre spaeter einsetzt als frueher, ist eigentlich nebensaechlich, denn die Leute leben ja auch laenger.

Die Grosseltern, die wir noch so kennen, also so richtige
Grosseltern, die gibt es kaum noch oder nur noch ganz selten.

Das stimmt - aber das heisst nur,dass man sich ueber andere Sachen Gedanken machen muss und Loesungen finden muss, nicht, dass es keine Probleme gibt.

Gruesse, Elke

Hallo Elke,

Die Grosseltern, die wir noch so kennen, also so richtige
Grosseltern, die gibt es kaum noch oder nur noch ganz selten.

Das stimmt - aber das heisst nur,dass man sich ueber andere
Sachen Gedanken machen muss und Loesungen finden muss, nicht,
dass es keine Probleme gibt.

Dann sollte man beizeiten damit anfangen und nicht erst, wenn ein Seniroenheim ansteht. Man kann sich sehr gut mit seinen Eltern unterhalten, was ist wenn… und dass frühzeitig abklären.

Es haben nicht alle die Möglichkeit Ihre Eltern zu Hause zu pflegen und zu betreuen, nur solange es geht, sollte man für sie da sein - aber nicht bevormunden, schliesslich sind es keine Kinder, auch wenn sie alt und taterich sind.

Gruss BelRia

In der Landwirtschaft
Hallo !

In der Landwirtschaft wird heute noch fast nur so gelebt.
Kommen die Alten aufs Altenteil, wird neben dem Hof ein neues Haus gebaut. Aber gekocht und gegessen wird fast immer zusammen.
Die Oma ist für die Küche zuständig und für die Kleinsten. Die Schwiegertochter für den Garten und fürs Melken und ebenso für die Kinder. Und weitere Arbeiten, die den Mann entlasten.
Da Opa noch Holz hacken kann, lohnt sich der Betrieb eines Kaminofens und Opa füttert am Wochenende das Vieh, wenn die Jungen auf den Swutsch gehen.
Der zwölfjährige Enkel entlastet den Vater bei der Arbeit mit einem der Traktoren und die Enkelin versorgt die jungen Kälber.

In der Landwirtschaft ist das normal, weil man sich Angestellte nicht erlauben kann. Auch hier gibt es Ärger und auch Spaß in der Großfamilie. Wie überall, aber es geht nicht anders.

Gruß max

Hallo Haploid,

Könntet ihr euch diese Wohnform (auch im Alter) für euch

selbst vorstellen?

Ja. Es müssen ja nicht immer nur mehrere Generationen von Verwandten sein, die da zusammenleben und sich gegenseitig ergänzen, wobei jede „Partei“ auch ihre eigenen Rückzugsmöglichkeiten hat. Ich (im zarten Alter von 39 Jahren)stelle mir das schon recht anregend vor. Allerdings sollte man so etwas rechtzeitig „einstielen“, damit es dann auch klappt beim Zusammenleben. In Berlin, wenn ich mich richtig erinnere, gibt es so etwas schon, bestimmt auch woanders.

Oder würdet ihr es vorziehen in ein konventionelles Altenheim
zu ziehen?

Eher nein, ich kenne zu viele schlechte Beispiele. Dann doch lieber Selbstmord (aber dafür bin ich zu feige).

Gruß von Martin

Hallo,
wie schon geschrieben, halte ich die Sache für sehr problematisch,
wenn nicht sogar völlig utopisch, auch wenn es auch im Einzelfall
durchaus positiv und machbar wäre.
Bei Großfamilien, die es „gelernt“ haben, so zusammenzuleben,
kann es eher klappen.

Warum ich das sonst für utopisch halte, möchte ich kurz begründen:

  1. Für Leute, die ihr leben lang für sich allein gelebt haben,
    wäre so ein Zusammenleben eher unerträglicher Streß. Die Leute
    sind das nicht gewöhnt. Diese Zusammenleben können alte Menschen
    nicht mehr so einfach erlernen.

  2. Mit zunehmenden Alter wird der Generationenkonflikt immer größer.
    Da muß das allerseitige Verständsnis sehr groß sein. Es gibt aber
    immer jemanden, der Stunk macht und seine Ruhe haben will oder noch
    schlimmer, sich überall einmischt.

  3. In früheren Großfamilien gab es meist ein strenges Patriarchat.
    So was wird heute bei allg. Emanzipaton der Frauen und auch der
    Jugend kaum noch akzeptiert.

  4. Die Bindungen innerhalb einer Familie führen eher zu Akzeptanz
    und Toleranz gegenüber Belästigungen von Kinder.
    Bei „fremden“ Kindern ist es mit dieser Toleranz meist nicht so toll.
    Die nerven nur, obwohl die nichts anderes machen alls die eigenen
    Enkel.

So denke ich, daß dieses Wohnmodell in der Stadt kaum erfolgreich sein
kann

Ich selber habe auf dem Lande mit Großmutter und Großvater auf einem
Gehöft gelebt. Daß die Großeltern ins Altersheim kommen war wohl
ziehmlich undenkbar.
Mein Leben in der Stadt und jetzt auch in einer kleinen Siedlung
war aber eher durch diese Probleme zwischen älteren Mitmenschen und
den Kindern geprägt. In einem Wohnblock, wo auf 10 Rentnerpaare nur
eine junge Familie mit Kindern kam, war der unvermeidliche Lärm der
Kinder immer wieder ein Grund sich zu beschweren.

Auch jetzt habe ich in der Nachbarschaft so einen netten älteren
Mitmenschen, den alles nervt und der nur seine eigene Ordnungs-
vorstellungen gelte läßt. Nachdem meine Tochte mit Kreide vor der
Haustür ein Bild auf die Straße gemalt hat, rennt der gleich los und
holt den Gartenschlauch, um diese Ordnung wieder zu beseitigen.
Gruß Uwi

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was haltet ihr von der Konzeption eines
Mehrgenerationenhauses?

Hallo, Haploid,
wie ich ja schon mehrfach von mir gegeben habe, halte ich sehr viel davon.
Ich lebe seit über 20 Jahren so und möchte es nicht anders.
Die Familie besteht aus den Schwiegereltern (80 und 74), beide Rentner, aus uns (62 und 54) beide berufstätig, und unserem Sohn (19) noch Schüler. Wir bewohnen ein geräumiges Haus (Eigentum) mit großem Garten, das Rückzugsmöglichkeit für jeden bietet.

Die Vorteile für das Kind: es hatte vom ersten Lebenstag an immer einen Ansprechpartner, immer jemanden, der sich um es kümmern konnte. Und er konnte sowohl mit uns als auch mit Oma und Opa in Urlaub fahren (was er gerade tut :smile:

Die Vorteile für die „mittlere“ Generation: wir konnten immer voll berufstätig sein. Der Haushalt läuft. Versorgung des Hauses auch während des Urlaubes ist stets voll gesichert.

Die Vorteile für die „ältere“ Generation: erfüllende, den Fähigkeiten und Kräften angemessene Aufgaben. Sicherheit, auch bei Krankheit versorgt zu werden.

Während Oma und Opa Garten und Haus in Schuß halten, einkaufen, kochen, Wäsche waschen, schaffen wir die Kohle für das Leben heran und übernehmen die Arbeiten, für die die Kräfte der Schwiegereltern nicht mehr reichen. Der Sohn hat nur eine Aufgabe: Lernen (und die macht er gut) aber er wird zunehmend im Garten tätig, da hat er sich bei Opa 'ne Menge abgeguckt.

Natürlich erfordert das Zusammenleben auch eine gehörige Portion Toleranz von allen Beteiligten. Es erfordert gemeinsame Planung aller größerer Maßnahmen, es erfordert ständigen Dialog. Aber wenn jeder sich ein wenig zurücknimmt, kommen alle auf ihre Kosten und keiner wird über Gebühr benachteiligt.

Ich mußte während meiner Seefahrtzeit auch mit Menschen in familiärer Enge zusammenleben, mit denen ich mich nicht gemeinsam in eine Kneipe gesetzt hätte. Aber dadurch lernt man Toleranz und wie man sich in eine Gemeinschaft einfügt.

Dass dies in einer Gesellschaft, die derart der Selbstverwirklichung (m.E. nur ein Euphemismus für Egoismus) huldigt, nicht mehr so ganz en vogue ist, ist natürlich klar. Nur meine ich, eine Gesellschaft kann nur dadurch funktionieren, dass jeder Einzelne die Bewegungsfreiheit des Nächsten toleriert und respektiert.

Grüße
Eckard.

@Antworter: Wohnen (auch) im Alter
Hallo,

Gut, das Mehrgenerationenhaus gab es in gewisser Weise früher schon, im Sinne von Grossfamilie.
In der heutigen Zeit, in der es immer mehr Alleinlebende und Familienbanden, die nicht mehr so stark wie früher sind, gibt, sollte man sich ernsthaft über die gewünschte Lebensform im Alter Gedanken machen.
In einem konventionellen (Pflege-)Heim möchte anscheinend Keiner seinen Lebenabend verbringen.

Die Vorbehalte gegenüber einem gemischten Mehrgenerationenhaus sind anscheinend:
1.mangelnder (Wohn-)Raum zur Entfaltung.
2.Störungen, die die Lebensqualität beeinträchtigen.
3.Skepsis, was die Funktionsfähigkeit einer solchen Hilfsgemeinschaft angeht.

Zu Punkt 1:
Es ging nie um Wohngemeinschaften im herkömmlichen Sinn, es geht um Hausgemeinschaften - jeder hat seine eigene abgeschlossene Wohnung.

Zu Punkt 2:
Störungen ist jeder Mensch heutzutage ausgesetzt, mag es der zunehmende Verkehrslärm sein, die schreienden Kinder in der Nachbarswohnung, der dauerbellende Hund, der Hobbyhandwerker, die Rasenmäherfraktion usw…

Zu Punkt 3:
Natürlich ist niemand für Hilfeleistungen da, wenn jeder im Haus selbst vor sich hinwirtschaftet, deshalb gilt es im Vorfeld Weichen zu stellen:

-Familie A bekommt einen Mietnachlass (von der Hausgemeinschaft), wenn sie sich um Handwerksleistungen kümmert.
-Mensch B braucht mehr Hilfe von der Hausgemeinschaft und zahlt deshalb etwas mehr in die allgemeine Kasse ein.
Mensch C kann mehrere Fremdsprachen und fungiert als Fremdsprachenlehrer für die Hausgemeinschaft.
Familie D braucht im Augenblick noch keine Hilfe, durch das erwartete zweite Kind, wird aber eine Betreuung gebraucht.
Mensch E hat einen pflegerischen Beruf, er bekommt einen Mietnachlass, weil er sich ggf. bei der Pflege von Hausbewohnern engagiert.
Mensch F ist Single und verdient sehr gut, er zahlt mehr ein in die Hausgemeinschaftskasse, weil er weiss, dass er evtl. auch Hilfe brauchen könnte.

Überlegenswert ist die aktuelle Situation, wäre ich auch jetzt schon bereit (wenn es mir gut geht), in eine Hausgemeinschaft zu investieren, die ich vielleicht erst in einigen Jahren in Anspruch nehmen werde (müssen).

Gruß
vom haploid

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