was haltet ihr von der Konzeption eines
Mehrgenerationenhauses?
Hallo, Haploid,
wie ich ja schon mehrfach von mir gegeben habe, halte ich sehr viel davon.
Ich lebe seit über 20 Jahren so und möchte es nicht anders.
Die Familie besteht aus den Schwiegereltern (80 und 74), beide Rentner, aus uns (62 und 54) beide berufstätig, und unserem Sohn (19) noch Schüler. Wir bewohnen ein geräumiges Haus (Eigentum) mit großem Garten, das Rückzugsmöglichkeit für jeden bietet.
Die Vorteile für das Kind: es hatte vom ersten Lebenstag an immer einen Ansprechpartner, immer jemanden, der sich um es kümmern konnte. Und er konnte sowohl mit uns als auch mit Oma und Opa in Urlaub fahren (was er gerade tut 
Die Vorteile für die „mittlere“ Generation: wir konnten immer voll berufstätig sein. Der Haushalt läuft. Versorgung des Hauses auch während des Urlaubes ist stets voll gesichert.
Die Vorteile für die „ältere“ Generation: erfüllende, den Fähigkeiten und Kräften angemessene Aufgaben. Sicherheit, auch bei Krankheit versorgt zu werden.
Während Oma und Opa Garten und Haus in Schuß halten, einkaufen, kochen, Wäsche waschen, schaffen wir die Kohle für das Leben heran und übernehmen die Arbeiten, für die die Kräfte der Schwiegereltern nicht mehr reichen. Der Sohn hat nur eine Aufgabe: Lernen (und die macht er gut) aber er wird zunehmend im Garten tätig, da hat er sich bei Opa 'ne Menge abgeguckt.
Natürlich erfordert das Zusammenleben auch eine gehörige Portion Toleranz von allen Beteiligten. Es erfordert gemeinsame Planung aller größerer Maßnahmen, es erfordert ständigen Dialog. Aber wenn jeder sich ein wenig zurücknimmt, kommen alle auf ihre Kosten und keiner wird über Gebühr benachteiligt.
Ich mußte während meiner Seefahrtzeit auch mit Menschen in familiärer Enge zusammenleben, mit denen ich mich nicht gemeinsam in eine Kneipe gesetzt hätte. Aber dadurch lernt man Toleranz und wie man sich in eine Gemeinschaft einfügt.
Dass dies in einer Gesellschaft, die derart der Selbstverwirklichung (m.E. nur ein Euphemismus für Egoismus) huldigt, nicht mehr so ganz en vogue ist, ist natürlich klar. Nur meine ich, eine Gesellschaft kann nur dadurch funktionieren, dass jeder Einzelne die Bewegungsfreiheit des Nächsten toleriert und respektiert.
Grüße
Eckard.