Wohnen im Elsaß

Hallo, ich überlege, mich aus Hessen umzusiedeln und mir im Elsaß, eher nördlich, bevorzugt Grenznähe wegen Arbeitssuche ein einfaches Anwesen zuzulegen. Ich bin recht naturverbunden und mir gefallen diese Bauernhäuschen und Resthöfe, die gern „primitiv“ ausgestattet sein können. Hauptsache fließend Wasser (nicht von den Wänden:smile: und Strom. Makleranfragen sind alle im Großen und Ganzen ergebnislos. Sollte man sich wirklich auf Ochsentour durch die Dörfer machen und nachfragen, ob was zu veräußern ist? Das treibt mich im Moment um und ich frage mich, ob mir jemand was zur allgemeinen Hauslage dort sagen kann.
Für sachdienliche Hinweise wäre ich dankbar!
Katja

Servus,

hmm - bei welchen agences immobilières hast Du denn angefragt?

Ergänzend hier die Kleinanzeigen aus den DNA:

http://immo.dna.fr

  • Falls Du auf eigene Faust suchst, wirst Du einiges an Schildern „à vendre“ sehen, mit einer Telefonnummer, ohne agence, aber hie und da mit Fußangeln. Falls Du mit Bäckern, Wirten etc. sprichst, sieh zu, wie Du an Informationen kommst, die jemand nicht öffentlich geben will: Nicht jeder mag die Schwowe, die das Land leerkaufen, aber ihr Geld vielleicht schon…

Schöne Grüße

MM

Danke für den Link, der gibt mir schonmal Futter! Ach, ich habe einige Formulare bei deutschen, grenznahen Maklern (z.B. Scholl in Bergzabern) ausgefüllt, aber mir ist schon klar, daß mit meinem eng gesteckten Raum und begrenztem Budget nicht gleich die Angebote niederprasseln. Und, wie du dir sicher schon denken kannst, ist da noch die Sprachbarriere…ich mußte eben damals Latein als 3. Fremdsprache wählen, ich dummes Kind. Aber ich werde lernen!
Danke auch für die Information mit der Diskretion und Großkotzigkeitsgefahr. Ich hoffe ja, daß die Schwowe lieber diese bonbonfarbenen Bungalows hinsetzen und die alten, gammeligen Höfe MIR über lassen:smile:
Welche Art von Fußangeln? Muß man sich dann verpflichten, lebenslang die 30ha Acker zu bewirtschaften, wenn man den Kaufvertrag leichtfertig unterschreibt? Hihi!
Jedenfalls vielen Dank!
Lieben Gruß
katja

Servus,

ich glaube, es macht schon einen großen Unterschied, wem man den Auftrag gibt: Geh ruhig einmal elsässer Agences an.

Die Postkartendörflein Hunspach und Oberseebach von vornherein ausklammern, da wohnen kostet richtiges Großgeld, wenn man das Gütlein nicht geerbt hat.

Fußangeln können z.B. sein, daß Wasserversorgung (hie und da noch eigene Brunnen) und Kanalisation (Senkgrube, Hauskläranlage etc.) sich nur noch in geduldetem, aber nicht mehr legalem Zustand befinden, und sich hier mit Eigentümerwechsel neue, unerwartete Verpflichtungen ergeben. Oder, betreffend die von Dir angesprochenen 30 ha, mit Eigentümerwechsel gleichzeitig ein formal noch bestehender landwirtschaftlicher Betrieb aufgegeben wird und damit z.B. ganz andere Grundsteuerverhältnisse entstehen als die, die Dir der bisherige Eigentümer auf seinem Bescheid zeigt, etc. etc.

Generell sollte man sich als deutscher Käufer in französischem Sachenrecht kundig machen, angefangen damit, daß in Frankreich Gebäude und Grundstück zwei verschiedene Wirtschaftsgüter sind. Auch mit ungewohnten Gepflogenheiten, etwa der, daß Jean-Jacques Oberlin genau so gerne Grunderwerbsteuer vermeidet wie Klaus-Dieter Schulze die Einkommensteuer, so daß der Huissier bei der Beurkundung des Vertrags traditionell dann, wenn es um den Kaufpreis geht, mal eben pinkeln muss, und eventuell im Vertrag nachher ein viel niedrigerer Preis steht als der im Moment des Abschlusses zwischen den Beteiligten ausgemachte. Hier sollte man sich von vornherein einig sein, weil es ein rechter Fauxpas wäre, den falsch beurkundeten Preis zu monieren.

Bei allen beteiligten Behörden und beim Grundbuch selber geht ohne Französisch nichts. Die Verwaltungsapparate wurden ab 1945 systematisch mit Franzosen us em Innere besetzt, um das Elsass nach Möglichkeit zu assimilieren. Daran hat sich auch heute trotz Dezentralisierung und Regionalisierung nicht viel geändert, die zweisprachigen Straßenschilder sind eher ein Feigenblatt, auf der Präfektur weiß man nichts von einer fränkischen oder alemannischen Bevölkerung.

Die Sprachbarriere ist geringer, wenn man sich hinter dem ersten Höhenzug (ist im Nordelsaß der Hochwald zwischen Grenze St. Germanshof und Reichshoffen) befindet: Vornehin zum Rhein ist die Tendenz, sich bewußt - auch sprachlich - von den Sauschwowe zu distanzieren, die sonst zu sehr in Versuchung kämen, die Waggis als eine Art Deutsche zu betrachten (was sie genauso wenig sind wie Franzosen), viel größer als etwa in Climbach, Lembach, Froeschwiller, Reichshoffen etc., wo man auf der Gasse und in der Wistubb bald mehr Nordelsässer Fränkisch als Französisch hört und auch als Deutscher nicht unvermittelt mit Französisch konfrontiert wird.

Ist halt eine Frage, ob der tägliche Weg zur Arbeit über den Col du Pfaffenschlick oder den Col du Pigeonnier so prickelnd ist, vor allem im Februar…

Die quietschefarbigen „Villas“, auf warftähnlich aufgeschütteten Hügelchen am Rand der Ortschaften an die Landstraße gebaut, sind übrigens typische französische Neubauten, die es einheitlich von Hendaye bis Wissembourg gibt, ähnlich dem deutschen Modell mit Reetdach und Tiroler Balkon.

Schöne Grüße

MM

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