Wohnen in Darmstadt

Hallo Liebe Fachleute,

ein Freund von Mir möchte nach Darmstadt ziehen? Wisst Ihr, wo man in Darmstadt schön wohnen kann?
Für Euren Rat bedanke ich mich sehr.

Viele Grüße

Alireza

Ob DIE Frage im Gartenbrett erfolgreich ist? Womöglich ist das bei Immobilien besser aufgehoben. Oder bei Plauderei. Aber hier? …

Servus,

Darmstadt wurde am 12.09.1944 in einem Luftangriff, der in zwei Wellen nur eine halbe Stunde dauerte, zu 99% der Alt- und Innenstadt und 78% des damaligen Stadtgebietes mit einem nahezu perfekt gesetzten Feuersturm zerstört. Die Feuerwache war von Brandbomben schwer getroffen, so dass die Feuerwehr zuerst in eigener Sache tätig werden musste - das hatte zur Folge, dass die vielen über die Stadt verteilten kleinen Brände sich zum Feuersturm vereinigen konnten.

Der Wiederaufbau der Stadt wurde schnell, billig und nach den architektonischen Vorstellungen der Wiederaufbauzeit durchgeführt - das hat heute zur Folge, dass es in der eigentlichen Stadt keinen Ort gibt, an dem man schön wohnen kann.

Sehr gut mit Bahn und Straßenbahn angebunden sind die Außenorte Eberstadt und Arheilgen, in denen sich wesentlich heimeliger wohnen lässt. Auf diese beiden würde ich den Schwerpunkt bei der Suche legen.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo,

wenn es etwas schönes / besseres sein soll, kann ich empfehlen:
den südlichen Vorort Eberstadt

und dort die Gegend Nord-Ost
(Stichwort: Steckenbornweg und Umgebung)

und/oder Süd-Ost
(Stichwort Frankensteiner Straße / Strohweg)

Ich bin dort aufgewachsen und kenne diese beiden Bereiche gut.

Was auch sehr zu empfehlen wäre liegt außerhalb der Stadtgrenze im Süd-Osten:
die beiden Orte Trautheim und Traisa, die heute offiziell zur Verbandsgemeinde Mühltal zählen.

Viel Erfolg beider Suche!

Gruß Walter VB

Hi,

Der Wiederaufbau der Stadt wurde schnell, billig und nach den
architektonischen Vorstellungen der Wiederaufbauzeit
durchgeführt - das hat heute zur Folge, dass es in der
eigentlichen Stadt keinen Ort gibt, an dem man schön wohnen
kann.

eigene Erfahrung oder angelesen? Martinsviertel und Johannesviertel bieten ganze Straßenzüge mit Altbauten:
http://www.immoprofi-zahedi.de/immobilien/d/7/0/orig…
http://www.infodarmstadt.de/bilder/darmstadt-nord/ma…
http://www.infodarmstadt.de/bilder/darmstadt-nord/ma…
http://www.infodarmstadt.de/bilder/darmstadt-nord/ma…
http://www.immoprofi-zahedi.de/immobilien/c/5/2/orig…
http://www.infodarmstadt.de/bilder/darmstadt-nord/jo…
http://www.infodarmstadt.de/bilder/darmstadt-nord/jo…
http://www.infodarmstadt.de/bilder/darmstadt-nord/jo…
http://www.darmstaedter-geschichtswerkstatt.de/asset…

Und wenn man sich dann in Richtung Mathildenhöhe und Komponistenviertel bewegt, findet auch der richtig große Geldbeutel passenden Wohnraum.

Natürlich gab es in den 50iger und 60iger Jahren üble Bausünden - aber nicht alles, was seit dem Krieg gebaut wurde ist hässlich.

Ich kenne jede Menge Ecken in Darmstadt, in denen ich (bei passender Lebenssituation, bzw. passendem Geldbeutel) durchaus gerne leben würde.

Gruß Stefan

Hi,

ein Freund von Mir möchte nach Darmstadt ziehen? Wisst Ihr, wo
man in Darmstadt schön wohnen kann?

was versteht Dein Freund denn unter „schön wohnen“? Kinder, Kneipen, Ruhe, „Leben“, Verkehrsanbindung, Grünflächen, Einkaufsmöglichkeiten, Altbauflair, Bauhausstil… Darmstadt bietet eine Menge - die Frage ist was man sucht.

Für Euren Rat bedanke ich mich sehr.

Ein besonderer Wohnleckerbissen ist die Waldspirale (wenn man Hundertwasser mag…):

http://hans-f-kern.dyndns.org/PDB10WS/Darmstadt/grap…

Gruß Stefan

Hallo, vielen dank für die freundliche Infos. Der Freund von mir wird im Einkaufszentrum Loop arbeiten. Er möchte gern nicht sehr weit weg wohnen. Er würde gern irgendwo wohnen, wo ruhig ist aber auch Zentrumsnah ist. Wie sind die Europaallee, Waldkolonie, Albert-Schweitzer-Anlage, Stadtzentrum?

Viele Grüß

Alireza

… noch ein Nachtrag
Hi,
hier noch ein wichtiger Nachtrag:

Die vielleicht schönste Wohngegend in Darmstadt ist das sog. „Villenviertel“ im Stadtteil Eberstadt:

Zwischen Heidelberger Landstraße im Westen, Heinrich-Delp-Straße im Osten sowie Leo-Tolstoi-Straße im Norden und Carl-Ulrich-Straße im Süden.

Das ist ein Gebiet mit altem Baumbestand, in das vor dem ersten Weltkrieg Villen gebaut wurden – es dürfte allerdings sehr schwer sein, dort ein Haus zu kaufen oder eine Wohnung zu mieten.

Gruß Walter VB

PS: Das Stadtzentrum von D. würde ich nicht empfehlen: zu eng, keine Parkmöglichkeiten, abends „tote Hose“.

herzlichen Dank :smile:

Servus,

die verlinkten Bilder sind zwar geschickt aufgenommen, aber sie belegen ziemlich gut, wovon ich geschrieben habe - kannst Du mir eines nennen, auf dem nicht wenigstens eine Schachtel aus der Wiederaufbauzeit zu sehen ist?

Die auf einzelnen der Bilder auch zu sehenden Häuser, die bis zur Beletage noch mit der alten Fassade stehen, und ab dem zweiten oder dritten Stock als Schachtel wiederaufgebaut sind, sind übrigens typisch für Bombardierungen aus der Phase des „Dehousing“: Mit Luftminen wurden lediglich die Dächer aufgerissen, allenfalls die oberen Etagen zerstört, und den Rest machte man mit Brandbomben.

Dass Wohnen in den wenigen Häusern, die nur ausgebrannt, aber in ihrer Grundstruktur erhalten waren, so teuer ist, hängt damit zusammen, dass es so wenige davon gibt; auch technische Aspekte spielen eine Rolle: Deckenkonstruktionen aus Balken verbrannten mit, wenn ein Haus ausbrannte, und in der Folge stürzten dann auch die Fassaden ein, falls sie nicht mit sehr starkem Mauerwerk wie die Bürgerpaläste der Belle Epoque ausgeführt waren; nur die aufwändigeren Decken, die mit Eisen- oder Stahlträgern überstanden den Feuersturm, wenn sie nicht zu heiß geworden waren: Auf diese Weise sind es eben vor allem die Bürgerpaläste, die stehen geblieben sind - die waren schon seit 1903 nur für Leute, die es sich leisten konnten, und sind es heute immer noch.

Den Grad der Zerstörung in angegebenen Zahlen formuliert kenne ich (im Gegensatz zur kaum zu überbietenden Tristesse von Rheinstraße, Bleichstraße, Wilhelminenstraße etc.) natürlich nicht aus eigener Anschauung - man muss bei diesen Zahlen bedenken, dass sie seinerzeit zur Ermittlung noch nutzbaren Wohnraums aufgenommen wurden, d.h. ausgebrannte, aber nicht eingestürzte Häuser wurden auch als zerstört erfasst, wenn sie keinen nutzbaren Wohnraum mehr boten.

Beiläufig: Auch auf der Mathildenhöhe stehen nicht wenige Häuser, die zwar mit mehr Sorgfalt und Aufwand wieder aufgebaut worden sind als unten in der Stadt, aber eben nur noch oberflächlich so aussehen, als stammten sie aus der „Großen Zeit“ 1899 - 1914.

Wenn man so ein Schätzchen in Darmstadt findet und bezahlen kann, ist das von Innen sicherlich recht hübsch (falls es mit vertretbarem Budget heizbar ist), aber die Straßen mit „Licht und Luft“ und den Zementschachteln werden dadurch nicht anders. Wo es einem gefällt, muss man eh selber entscheiden - und in diesem Zusammenhang halte ich meine Empfehlung, sich zumindest auch Richtung Arheilgen und Eberstadt zu orientieren und nicht gleich mit Grausen alle Außenorte von der Liste zu streichen, wenn man aus Versehen in Kranichstein gewesen ist, schon für nützlich.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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wenn man aus Versehen in Kranichstein gewesen ist,
schon für nützlich.

da springt statistisch jeden tag einer aus dem fenster.

nunja, auch wenn es mir sehr schwer fällt das zu schreiben, so sind doch die „heiner“ die glücklichsten bewohner der einschlägigen umfragen.

tolle historische betrachtung - sehr interessant.

gruß inder

Hi,

mir wird im Einkaufszentrum Loop arbeiten. Er möchte gern
nicht sehr weit weg wohnen.

Das Loop gehört zu Weiterstadt, insofern würde sich Weiterstadt als Wohnort anbieten (mit dem Rad zur Arbeit). Riedbahn (gehört zu Weiterstadt) ist in direkter Nachbarschaft - allerdings Mischgebiet mit viel Gewerbe. Schön wohnen ist das nicht unbedingt. Weiterstadt Ortskern wäre schon passender.

Er würde gern irgendwo wohnen, wo
ruhig ist aber auch Zentrumsnah ist.

Zentrumsnah und ruhig sind das Komponistenviertel / die Rosenhöhe. Das Wohnen dort ist allerdings ausgesprochen teuer.
Ruhig ist auch das von Walter erwähnte Villenviertel. Nicht ganz so zentrumsnah ist die Innenstadt mit der Straßenbahn aber sehr gut erreichbar. Auch hier ist es sehr teuer…

Wie sind die Europaallee,
Waldkolonie, Albert-Schweitzer-Anlage, Stadtzentrum?

Waldkolonie / Europaviertel sind im Westen der Stadt - dort kenne ich mich kaum aus. Es soll auch dort schöne Ecken geben, aber auch einige Problemzonen.
Im Stadtzentrum (Kirchstraße) habe ich selbst 6 Jahre gewohnt. Kaum Parkmöglichkeiten, viel Verkehrslärm aber Alles zu Fuß erreichbar. Einmal im Jahr, am ersten Juliwochenende, ist Ausnahmezustand angesagt. Die Heiner (Ureinwohner Darmstadts) feiern ihr Heinerfest: Der Cityring wird komplett gesperrt, Verkehrschaos ist angesagt und an schlafen ist ab ungefähr 2:00 Uhr zu denken…
Das Gebiet westlich der Innenstadt (Albert-Schweitzer-Anlage) ist ganz nett, mir gefällt es nicht.
Richtig gut läßt es sich im Martins- und Johannesviertel leben. Viel alte Bausubstanz, viele Kneipen und Restaurants, viele Studenten und in direkter Nachbarschaft der Herrengarten, der im Sommer sehr beliebt ist (wird zum Wohn- und Spielzimmer der Studenten und der Alteingesessenen). Allerdings kaum Parkplätze und mit öffentlichen Verkehrsmitteln muss man zum Loop 1 oder 2 mal umsteigen.

Als Single (oder kinderloses Paar) würde ich in diesen Vierteln nördlich der Innenstadt suchen. Zweite Wahl wäre Bessungen.

Gruß Stefan

zur kaum zu überbietenden Tristesse von
Rheinstraße, Bleichstraße, Wilhelminenstraße etc.

Hallo Blumepeder,
als alter Darmstädter kann ich Deinen Ausführungen nur zustimmen, besonders zu diesem herausgehobenen Statement.

Trotzdem mag ich Darmstadt (warum eigentlich?), obwohl ich dort schon eine Ewigkeit nicht mehr wohne.
Vielleicht weil ich es als meine Heimat empfinde.

Also soll der Betroffene (um den es hier ja nun mal geht) gerne in Darmstadt ein Domizil suchen und finden!

Gruß Walter VB

Hi,

hier ist immer wieder das Verkehrs-/Parkproblem in Darmstadt angeklungen.

Der Sucher einer Wohnung in D. sollte beachten, dass diese Stadt die mit der höchsten Verkehrsdichte in ganz Deutschland ist, d. h. Anzahl der Fahrzeuge pro hundert Einwohner (oder zumindest früher gewesen ist)!

Nochmals Gruß Walter VB

Hi,

die verlinkten Bilder sind zwar geschickt aufgenommen, aber
sie belegen ziemlich gut, wovon ich geschrieben habe - kannst
Du mir eines nennen, auf dem nicht wenigstens eine Schachtel
aus der Wiederaufbauzeit zu sehen ist?

Naja, Du sagtest, „Der Wiederaufbau der Stadt wurde schnell, billig und nach den architektonischen Vorstellungen der Wiederaufbauzeit durchgeführt - das hat heute zur Folge, dass es in der eigentlichen Stadt keinen Ort gibt, an dem man schön wohnen kann.“ Ich gewann da den Eindruck, in Darmstadt würde es überall aussehen wie in der Innenstadt.
Ich wohnte gut 10 Jahre in Darmstadt (und arbeite bis heute dort) und empfand es nie so, dass es keine schönen Orte zum Wohnen gibt.

Ich bin architektonischer Laie und mich interessiert es auch nicht, ob alle Bauteile eines Hauses noch dem ursprünglichen Stil entsprechen. Mir gefallen urbane Stadtviertel und hohe Altbauwohnungen. Wenn dann noch ein Park wie der Herrengarten dazukommt, würde ich solche Viertel beim besten Willen nicht als „kein Ort, an dem man schön wohnen kann“ bezeichnen.

Wo es einem gefällt, muss man eh selber entscheiden -
und in diesem Zusammenhang halte ich meine Empfehlung, sich
zumindest auch Richtung Arheilgen und Eberstadt zu orientieren
und nicht gleich mit Grausen alle Außenorte von der Liste zu
streichen, wenn man aus Versehen in Kranichstein gewesen ist,
schon für nützlich.

Nun, das auch hast Du in Deinem ersten Posting wohl vergessen… :wink:
Ich habe zunächst in einer Altbauwohnung im Martinsviertel gewohnt: hohe Zimmer, Einfachverglasung, Etagenheizung, kein Bad (nur Dusche in der großen Wohnküche) und Holzdielen als Bodenbelag. Dies war mit Abstand die schönste Wohngegend meiner Darmstädter Zeit.
Danach habe ich einige Jahre in einem hässlichen Wohnblock in der Heidelberger Straße gewohnt (Bessungen). Dort habe ich mich aufgrund der Umgebung trotzdem recht wohl gefühlt - architektonisch war es aber wirklich nicht schön.
Anschließend ging es für ca. 3 Jahre nach Arheiligen - ich war froh, als ich dort wieder weg war. Schöne Häuser dort sind (wie wahrscheinlich auch in Eberstadt) Einfamilienhäuser - nichts, was sich ein Arbeitnehmer mieten könnte.
Danach ging es wieder in die Innenstadt - in das architektonisch übelste Viertel der Stadt. Trotzdem empfand ich das angenehmer als in Arheiligen, wenigstens war Alles zu Fuß erreichbar und es hat schon einen besonderen Reiz, wenn man mehrmals im Jahr mitten auf einem (Volks-)Fest wohnt (Heinerfest, Schloßgrabenfest, Abifeiern).

Daß ich mit meiner Familie Darmstadt mittlerweile den Rücken gekehrt habe, liegt weniger daran, daß wir uns in Darmstadt nicht wohl gefühlt hätten, als vielmehr daran, daß es selbst für besser verdienende Familien unbezahlbar ist, in Darmstadt ein schönes Einfamilenhaus zu finden.
Btw: was mittlerweile an Einfamilienreihenhäusern gebaut wird, ist in meinen Augen eine noch schlimmere Sünde als die verteufelten Bauten der 50iger und 60iger Jahre…

Viele Grüße
Stefan