Wohnraumknappheit in einigen Städten

Hallo!

Eine grundsätzliche Frage …
Berlin diskutiert über Enteignungen, München pumpt Milliardensummen in soziale Wohnbauprogramme. Usw.

Wozu eigentlich der ganze Bohei, dass Wohnen in diesen In-Städten „leistbar“ sein soll?
Da wird argumentiert mit „Wohnen ist ein Grundrecht“. Ja, und? Aber mit Sicherheit gibts nicht ansatzweise ein Grundrecht auf „Wohnen in Berlin“ oder „Wohnen in München“.

Zu Berlin kann ich nicht viel sagen, aber für München lässt sich klar sagen (von den vielen Singles abstrahiert, die gern arbeiten, um zu wohnen; dass sie kaum in ihren Wohnungen sind, weil sie so viel dafür arbeiten müssen … naja): leistbar ist München für Familien von Sehrgutverdienern und für Familien von Geringverdienern oder Garnichtverdienern, denen der Staat das Wohnen ermöglicht. Normalerverdiener ziehen ins Umland, wenn sie eine Familie gründen. Auch eine Form „sozialer Ungerechtigeit“, die aber offenbar problemlos toleriert wird.

Warum sollte man dann nicht lieber eine Stadt wie München gleich ungebremst „dem Markt“ und damit den Menschen, die sich die Stadt leisten können oder partout wollen, überlassen? Sozialen Wohnungsbau kann man woanders weit günstiger betreiben (auch ohne, dass zwingend Sozialhilfeghettos entstehen müssen; die werden eher IN München geschaffen, durch diese Maßnahmen).

Gruß
F.

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Tja, die Politik hat Jahre lang verpennt sich an das Raumordnungsgestz zu halten und für eine gleichmäßige Verteilung der Arbeitsplätze und der Infrastruktur zu kümmern, nun gibt es halt die Landflucht.

Sozialgettos müssen dadurch nciht entstehen, es gibt die Möglichkeit, dass bei jeglichen Neubau / Umbau von Mehrfamilienhäusern die eigentümer zu zwingen, dass ein bestimmter Anteil der Wohnungen mit Wohnberechtigungsscheine zu versehen.

In München ist dies meiner kenntnis nach schon länger so gegeben. Ob man sich davon Freikaufen kann ist mir allerdings nicht bekannt.

Artikel nciht gelesen, sollte aber der passend dazu sein

Genau. Von den Normalverdienern werden Steuergelder genommen, um damit billiges Wohnen fuer andere in der Stadt zu foerdern. Mit dem reduzierten Netto vom Brutto muessen die Normalverdiener noch weiter raus fuer ertraegliche Mieten, und vom Netto noch mehr Fahrgeld weggeben.

Auch in München brauchts nun mal Angestellte, Friseure, Polizisten, Kellner etc. Da hilft es wenig, wenn die angesichts der Münchner Mieten in Donauwörth wohnen müssen…

Weil eine Stadt nicht nur die vermeintlichen Leistungsträger braucht, die sich diese Stadt leisten können, sondern auch all die Müllmänner, Putzfrauen, Bäcker, Friseurinnen, Tramfahrer, Verkäuferinnen etc.pp, ohne die diese Leistungsträger überhaupt nicht existieren könnten und die sich ohne preisgünstigen Wohnraum diese Stadt nicht leisten können. Sonstwo zu wohnen ist für Geringverdiener ebenfalls nicht möglich, da das Pendeln für sie mit - in Relation zu ihrem Einkommen - zu hohen Kosten verbunden ist, von der Fahrzeit und den mitunter schlechten ÖPNV-Verbindungen ganz abgesehen.

Was gerne übersehen wird: Wenn mehr Sozialwohnungen gebaut werden, entspannt dies den Wohnungsmarkt, und davon profitieren auch die ach so gebeutelten „Normalverdiener“.

Weil dadurch die Kluft zwischen arm und reich noch größer wird.

Hallo,

zum einen gäbe es ja kein Problem, wenn man München und die anderen Städte dem Markt überlassen hätte. Dann würde so lange gebaut, bis die Nachfrage so weit befriedigt und das Angebot so groß ist, daß die Preise unter ein Niveau sinken, ab dem sich das Bauen nicht mehr lohnt und da das Bauen nicht in München an sich nicht teurer ist als in Radevormwald oder Rendsburg, würde die Differenz zwischen sehr teuren Wohngegenden und sehr günstigen Wohngegenden sehr schnell auf den auf den Quadratmeter Wohnfläche umgelegten Unterschied bei den Bodenpreisen zurückgehen.

Irgendetwas bremst also den freien Markt, der das Problem schon längst beseitigt hätte. Vielleicht kommen wir später noch darauf zurück.

Zum zweiten ist es natürlich Quatsch, billigen Wohnraum an einem bestimmten Ort zu fordern. Es ist ja auch nicht so, daß man aus Icking oder Olching zwei Wochen mit dem Pferdefuhrwerk nach München unterwegs wäre. Tatsächlich ist man mit der S-Bahn von vielen Vororten schneller in der Innenstadt als von einigen Münchener Stadtteilen. Das verhält sich im Zweifel in allen anderen größeren Städten genauso.

Die ganze Diskussion ist also sinnfrei und irgendwie am grünen Tisch entstanden. Auch das ab und an (und vor allem gerne hier) angeführte Argument mit den Transportkosten für Geringverdiener ist haarsträubend. Das, was eine Monatskarte für die öffentlichen mehr kostet, wenn man von außerhalb kommt, spart man an Lebenshaltungskosten, Parkgebühren u.v.a.m. leicht wieder ein.

Bleibt am Ende noch die große Verwunderung darüber, daß sich ausgerechnet die, die in den letzten 25 Jahren das Problem verursacht haben, nun seit einigen Jahren erstens das Problem (so man es denn als solches bezeichnen möchte) zu bekämpfen versuchen, aber genau das Gegenteil erreichen (werden): die Politiker.

Gruß
C.

Von Donauwörth war - glaube ich - nie die Rede. Hier gibt’s Leute, die pendeln drei Tage die Woche von Düsseldorf nach Frankfurt (250 km) oder von Bielefeld nach Düsseldorf, was dann für jemanden, der am Bahnhof wohnt, ungefähr zwei Stunden dauert.

Wenn man sich mal von diesen Extremen wegbewegen will, brauchen doch die meisten, die hier rumlaufen und nicht zu Fuß kommen, 30-60 Minuten zur Arbeit und von denen wohnen manche in Düsseldorf und manche 45 Kilometer entfernt.

Insofern frage ich mich, ob es bei der Diskussion um Fahrtzeit oder Wohnort geht und falls letzteres, ob diejenigen, die Diskussion ernsthaft führen wollen, wirklich noch alle Tassen im Schrank haben.

Die wohnen doch heute eh schon massenhaft im Umland, zumindest wenn sie Kinder haben.

Gruß
F.

Die Monatskarten für die äußeren Ringe des Münchner Tarifgebiets kosten laut aktuellem Tarifplan zwischen € 188 und € 225. Meinst du wirklich, dass sich das eine Friseurin oder der Verkäufer im Bahnhofskiosk leisten kann bzw. dass die Lebenshaltungskosten in einem Vorort so viel niedriger sind, dass sie die Kosten für das teurere ÖPNV-Ticket wettmachen?

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Deshalb muesste die naechste BMW Zweigstelle eben nicht nach Muenchen, sondern nach MeckPomm. Oder fuer Europa besser, gleich nach Palermo. Solches wollen die Politiker nicht entscheiden, zu Recht. Aber eine Strategie mit sanfter Steuerung in diese Richtung fuer die naechsten 20 bis 30 Jahre gehen sie auch nicht so richtig an.
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Frueher hat eine Firma auf der gruenen Wiese ein Fertigungswerk hingestellt und die Firma selber drumherum die Werkswohnungen fuer die Arbeiter. Heute sollen die Wohnungen von Steuerzahlern bezahlt werden, und die Firmen versteuern auf Cayman Islands.

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An vielen Ort ist das tatsächlich so, für solche teuren und extremen Zuzugs-Städte wie München (oder offenbar auch Berlin, da kann ich das nicht sagen) aber m.E. nicht, denn da konkurriert der Normalverdiener ja mit dem Gutverdiener um Wohnungen und nicht mit Geringverdienern.
Wenn der Staat bzw. die Stadt denen bezahlbaren Wohnraum verschafft, dann beeinflusst das den restlichen Wohungsmarkt kaum, eher sogar negativ, weil dem Wohnungsmarkt Wohnungen bzw. Baugrund „künstlich“ entnommen werden.

Gruß
F.

Ja, mit noch ganz anderen sozialen und politischen Folgen.
An Frankreich sehen wir es ja recht plastisch zur Zeit.
Dem Aufstand der „Gelbwesten“ liegt ja durchaus ein Großstadt-Land-Konflikt zu Grunde.

Gruß
F.

Du weißt schon, daß es einerseits auf die Monatskarte im Abo knapp 20% Rabatt gibt und zweitens daß Du genau die Ringe rausgesucht hast (weil da die Fahrpreise am höchsten sind, natürlich), in die außer der zum Flughafen keine S-Bahn mehr fährt, oder?

Im übrigen kostet eine Monatskarte mindestens 55 Euro - und wenn man den ganzen Tag lang nur zwischen Universität und Odeonsplatz hin- und herfährt. Natürlich kann man auf die Öffentlichen verzichten und mit dem Auto fahren, aber dann sind die Kosten, die man von der Monatskarte für irgendeinen Ring abziehen muß (sofern man sich denn auf der Sachebene bewegen möchte), noch viel höher.

Aber nach der Logik soll, zugespitzt, die Stadt München mit ihrem Wohnungsbauprogramm dafür sorgen, dass sich die Hummerschwanzlutscher, die sich München leisten können, günstig ihre Wohung putzen und ihre Haare schneiden lassen können?
Das ist m.E. eine ganz ungute Form von Subventionierung.
Soll in München das Lohnniveau doch ruhig um 20-30% höher sein als im Rest Oberbayerns. Dann lohnt sich für die Putzfrau aus Huglfing das Reinpendeln allemal.

Gruß
F.

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So in etwa ist auch mein Gedanke.

Das ist richtig.
Allerdings muss man dazu sagen, dass das ganze MVV-Gebiet zunehmend sauteuer wird, so dass man mit Familie teilweise sogar noch weiter raus muss.

Aus meiner Sicht ist das nicht einmal unbedingt ein „Problem“, was da in München (oder anderswo) geschieht. Man redet sich das Problem zu einem guten Teil schlicht ein.
Natürlich ist es wichtig, dass man keine zu große soziale Schere entstehen lässt, aber dafür braucht man Instrumente der Steuerpolitik usw. und nicht einen „teilverstaatlichten“ Wohnungsbau, der die soziale Segregation doch nicht verhindern kann.

Gruß
F.

Ich denke, die Meinungen darüber, was noch bezahlbar ist und was nicht, gehen auseinander, aber in den Ecken, die ich ansprach, sind 8-10 Euro je qm noch zu finden (zum Vergleich: die Miete je qm für Erst- und Neuvermietung lag 2016 in Deutschland im Schnitt bei 7,65 Euro) und wenn das dann immer noch zu viel ist, muß man sich vielleicht Gedanken über die Wohnungsgröße machen.

Das ist ja durchaus ein Thema: die Deutschen wollen immer mehr Ausstattung (gelegentlich zwangsweise vom Gesetzgeber vorgeschrieben), mehr Wohnfläche pro Kopf (also größere Wohnungen oder weniger Leute pro Wohnung), bessere (d.h. seit ca. 15 Jahren wieder zentralere) Lage und dafür aber nicht in entsprechendem Maße mehr bezahlen. Da kommt man zwangsläufig irgendwann in eine nicht mehr auflösbare Situation.

Oder sogar schafft, wie Du selber ja schon richtigerweise schriebst. Außerdem heißt staatlich „produzierter“ Wohnraum immer, daß das Projekt den Steuerzahler Geld kostet - entweder durch entgangene Einnahmen oder durch höhere Ausgaben oder durch gezahlte Förderungen.

Andererseits steckt hinter dem euphemistischen Verdichtungsprojekt ja nur umgekehrte Psychologie. Dadurch, daß man in den Städten noch mehr Menschen auf engem Raum unterbringe, verstärke ich alle Probleme, die das Leben in der Stadt so mit sich bringt: mehr Verkehr (Abgase, Lärm, Parkplatznot), höhere Preise durch höhere Nachfrage, mehr Kriminalität durch mehr potentielle Opfer bzw. höhere Opferdichte, schlechteres Stadtklima durch schlechteren Luftaustausch, mehr Gedränge in Geschäften und Naherholungsbereichen usw. Am Ende ziehen dann vielleicht sogar mehr Leute weg als zuziehen - was ja das Ziel sein könnte…

OK, der letzte Absatz war Satire.

Aber am Ende wird es nicht damit getan sein, einfach ein paar Wohnblöcke hochzuziehen. Und eben bleibt die Frage nach dem Warum. Warum sollte es das Ziel sein, daß noch mehr Menschen in die Städte ziehen, nur weil sie es sich auf einmal wieder leisten können? Warum versucht man nicht, daß ganze etwas zu entzerren? Zumal man da eben gerade in München und Berlin noch Möglichkeiten hat, weil genug Platz drumrum ist. In Düsseldorf, Köln und Frankfurt ist das schon schwieriger, weil da einfach schon mehr Fläche bebaut ist, was u.a. bzw. insbesondere Folgen für den Ausbau von Verkehrsinfrastruktur hat.

Gruß
C.

Nur kurz, weil wir bei dem Thema eh so ziemlich gleicher Meinung zu sein scheinen …

Du hast Olching erwähnt:
https://www.wohnungsboerse.net/mietspiegel-Olching/1732

8-10 Euro/qm ist ungefähr das Niveau für neu vermietete Wohnungen/Häuser hier in meinem Dorf, 70 km von München und 30 vom MVV entfernt. Von hier aus, kannst du kaum noch sinnvoll nach München pendeln.

Gruß
F.