Wollte Hitler die Erlösung Jesu weiterführen?

Liebe Historikerinnen und Theologen

Wollte Hitler die Erlösungsarbeit Jesu weiterführen? Er begrüßte den
Ersten Weltkrieg als ‚Erlösung‘. Oder den Einmarsch der Freicorps in
München und das anschließende Blutbad unter den revolutionären
Arbeitern empfand Hitler als ‚Erlösung‘. In ‚Mein Kampf‘ ist auch oft
von ‚Erlösung‘ die Rede. Aber sah Hitler sich selbst auch als
‚Erlöser‘ im religösen Sinn? Hat er die Erlösungsvisionen von Richard
Wagner übernommen?

„… In den beiden ersten Teilen wird die Ideologie unter dem Aspekt
der kommenden Erlösung anhand des Topos „Drittes Reich“ und die
Imagination gesellschaftlicher Identität dargestellt. Die
apokalyptische Dimension, der Glaube an das Charisma Adolf Hitlers
und die Negation der „Juden“ werden anhand sorgfältiger Exegese
dargestellt. Im dritten Teil der Untersuchung wird im Zuge der
Rekonstruktion belegt, daß die Elemente der Ideologie schon vor dem
Eintritt in die NSDAP vorlagen. Die Tagebücher erlauben darüber
hinaus, die psychischen Dispositionen der Ideologiebildung -
Omnipotenzphantasien und symbiotische Süchte - herauszuarbeiten. Im
vierten Teil der Arbeit wird versucht, die Konnexität von Vitalismus
und Erlösung unter der Perspektive subjektzentrierter Kausalität,
selbstbezüglicher Substantialitat, Identität und Homogenität
theoretisch einzuordnen. …“

(Perspektiven der Religionspolitologie Würzburg 2005 280 Seiten,

ISBN 3826028430 Buch anschauen Bärsch, Claus-E.)
http://politik.uni-duisburg-essen.de/personen/__B%E4…

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Mit freundlichem Gruss

Rolfus

HAllo,

also Hitler war ganz sicher kein Theologe. Und er hat auch nie im Leben ernsthaft Philosophie oder irgend etwas anderes studiert.
Ich denke, ihm werda da im Nachhinein eine ganze Menge Theorien unterstellt, die er nie hatte und Überlegungen angedichtet, für die ihm jedes theoretische Wissen fehlte.
Nach dem ersten Weltkrieg war Hitler 30 Jahre alt und davon hat er ein paar Jahre im Schützengraben gelegen. Zuvor war er ne arme Sau, die sich mit Gelegenheitsarbeiten durchgeschlagen hat - da ist nicht unbedingt damit zu rechnen, daß sich einer mit großen Theorien beschäftigt. Und danach hatte er zu tun, seinen Machtapparat aufzubauen und die Massen für sich zu bgeistern. Echt zeite hatte er nur in seiner Festungshaft - und da hat er „Mein Kampf“ geschrieben. Alles was er hatte an theoretischen Grundlagen, war abgekupfertes Zeug irgendwelcher Vulgärpolitiker - primitiv, oberflächlich und gedacht, die ungebildeten Massen zu begeistern. Und eigentlich erst im Dritten Reich haben ein paar Naziwissenschaftler versucht, den kruden Theorien eine gewisse fundierte Basis zu verschaffen.
Hitlers Theorien hatten mit Sicherheit keinen ernsthaften christlichen Hintergrund - an dieser Stelle hat er nie ernsthaft versucht, bei seiner Agitation dort irgendwo anzuknüpfen. Und die Chance, als christlicher Erlöser aufzutreten, hätte er sich ganz bestimmt nicht entgehen lassen, wenn das irgendeine Rolle da gespielt hätte. Eher im Gegenteil - mit seinem Wahn von der nordischen Rasse berief er sich viel mehr auf vorchristliche Dinge und Symbole. Und Wagner gefiel ihm, weil er mit mit seinem Nibelungenthema in den gleichen Topf griff - das war alles.

Gernot Geyer

Hallo Rolf,

das glaube ich nicht.

Meine Notizen zu „Die Last des Schweigens“ von Dan Bar-On:

Bernd wohnte als Kind auf dem Obersalzberg, der in drei Zonen unterteilt war und streng bewacht wurde. Er kam dann wegen schlechter schulischer Leistungen in ein nationalsozialistisches Eliteinternat am Starnberger See. An Judenverfolgungen kann er sich nicht erinnern, da es auf dem Land und vor allem am Obersalzberg keine Juden gab. Allerdings wurden auch die Christen verfolgt, da sie als verlängerter Arm des Zionismus angesehen wurden. Obwohl in Bayern aufgewachsen, wusste Bernd nicht, was die Kreuze bedeuteten und musste einen der Fahrer danach fragen.

Bernd, das ist der Sohn von Bormann, dem Privatsekretär Hitlers. Wenn jemand in Bayern aufwächst und als Schulkind noch nicht weiß, was ein Kreuz bedeutet, dann deutet das definitiv nicht auf ein christliches Elternhaus hin. Jemand, dessen Chef sich als Nachfolger Jesu sieht, würde seine Kinder da wohl etwas anders erziehen.

Übrigens, Hitler spricht in „Mein Kampf“ über Jesus, aber nur ganz kurz, so am Rande, auf
S. 336. Vorher und nachher teilt er dem Leser mit, was er mit den Juden für ein Problem hat.

„… der Jude selber. Sein Leben ist nur von diesr Welt und sein Geist ist dem wahren Christentum innerlich so fremd, wie sein Wesen es zweitausend Jahre vorher dem großen Gründer neuen Lehre selber war. Freilich machte dieser aus seiner Gesinnung dem jüdischen Volke gegenüber kein Hehl, griff, wenn nötig, sogar zur Peitsche, um aus dem Tempel des Herrn diese Widersacher jedes Menschentums zu treiben, der auch damals wie immer in der Religion nur ein Mittel zur geschäftlichen Existenz sah. Dafür wurde dann Christus freilich an das Kreuz geschlagen.“

Thema erledigt, Jesus verlässt die Bühne wieder und Hitler kann dem Leser noch ein paar weitere Gründe nennen, warum er Juden nicht mag.

Für mich liest sich das nicht so, als würde sich da jemand für den Nachfolger Jesu halten.

Dein Link geht übrigens nicht, so dass ich das von dir erwähnte Buch zwar bei amazon bestaunen kann, aber nicht an die entsprechenden Textstellen komme. Was aber auch kein allzu großer Verlust sein dürfte, denn ich denke, der Autor hatte hier hauptsächlich die Auflagenhöhe (= sein Bankkonto) im Blick.

Schöne Grüße

Petra