Woran ein gutes Schwert erkennen?

Hallo,

Ich möchte gern wissen, woran man ein gutes Schwert erkennen kann. Gibt es da bestimme Kriterien?

@Adims: Ich bin mir nicht sicher, ob das hier der richtige Ort ist, bitte notfalls verschieben.

Hallo Drago,
Manche der Merkmale dürften klar werden, wenn man sich die Kriterien für die Verwendung überlegt.

  • Gewichtsverteilung: ein zu leichter Griff wird gegenüber der Klinge kaum für sicheres Halten ausreichen.
  • Klingenlänge und - breite: eine schmale Klinge kann länger sein (Gesamtgewicht s.o.)
  • Materialbeschaffenheit (Härte, Elastizität): Härte sorgt für haltbare Schärfe, kann jedoch zu Sprödigkeit/leiches Brechen führen, daher Elastizität - Ausweichen bei Widerstand - nötig.(Stichwort mehrlagige Verarbeitung, Damaszenerstahl).
    War jetzt nur so überlegt, ohne praktische Fechterfahrung zu haben.
    Gruß
    von Julius

Mittelalterbrett
Hallo!
Frag mal da, da tummeln sich die Experten für „alte“ Waffen :smile:
Gruß,
Eva

Hallo Drago,

was ist ein „gutes“ Schwert?
Zuerst mal die Frage: Wofür?
Ein Schwert der Römerzeit war dann gut, wenn z.B. ein Gladius als Stichwaffe gut war… In Japan das Samurai-Schwert war dann gut, wenn es gegen leichte, nichtmetallische Rüstungen bestehen konnte, und als ziehende Schnittwaffe tauglich war. In Europa war ein Schwert des Mittelalters gut, wenn es gegen (Metall) gepanzerte Gegner als Wuchtwaffe , Stichwafe genutzt werden konnte.

Egal ob als Stichwaffe, als Wuchtwaffe oder als Schneidwaffe… dies alles bedeutet unterschiedliche Anforderungen an das Material. Es gibt hier keine allgemeingültigen Aussagen.
Waffen sind immer abhängig von der Ausrüstung des Gegners.
Ob Schwert, Bidenhänder, Florett, Degen, Katana, Säbel, Tulwar… alles abhängig vom Gegner. Damit einhergehend auch die Frage nach dem zur Verfügung stehenden Material. Eisensand? Meteoreisen? Eisenoxyd?
… Was bekomme ich darauss für nen Stahl? Monostahl? Damast? Wooz?
Auch: Wie wird ein Konflikt geführt? Formation? Guerilla-taktik? usw usw usw.

In diesem Sinne: Du müßtest Deine Frage schon ein wenig präzisieren…

Grüße

Midir

Wie von meinen Vorrednern auch von mir zuerst die Bitte um Präzision:

  • Welche Art bzw. Typ von Schwert (Typus, Zeitalter, Land bzw. Kultur)
  • Wofür soll es verwendet werden (Schaukampf, Deko, Waffe, historischer Schwertkampf…)

Es gibt für jeden Typus Schwert gewisse Qualitätsmerkmale und die kann man nicht verallgemeinern.

Wenn Du uns mehr Informationen gibst, dann können wir Dir auch besser antworten.

vielen Dank!

Herbert

Ars Gladii - Historische Europäische Kampfkünste
www.arsgladii.at

Abgesehen davon, dass das eine sehr allgemein gehaltene Frage ist, gibt es Kriterien für Schwerter. Es muss gut zu handhaben sein, das bedeutet, dass es mit Hilfe des Griffes geführt werden können muss. Dabei hängt es von größe und Verwendung ab, ob mit einer Hand oder mit zwei Händen. Weiterhin gehören die Schwerter zu den Hieb- und Stichwaffen. Sie dienen in erster Linie als Angriffswaffe und sollten demzufolge in der Lage sein, gegnerische Panzerungen, Schilder zu zerstören oder beschädigen. Weiterhin ist ein Schwert eine Nahkampfwaffe und sollte dementsprechend zu handhaben sein, d.h. es muss sicher und schnell zu führen sein, auch wenn es riesige Schwerter gab, bei denen immer erst ,Anlauf" genommen werden musste. Ein Schwert sollte weiterhin ein anderes Schwert vom Treffen abhalten können. Es darf also auch bei ,Kontakt" mit größeren und schwereren Schwertern nicht zerbersten und der ,Griffschutz" sollte so gestaltet sein, dass ,abgleitende" Klingen nicht die Hand verletzen können. Ansonsten gibt es so viele Schwerter für so verschiedene Anwendungen, dass sich deine Frage so ohne weiteres nicht beantworten lässt.

[…]auch wenn es riesige Schwerter
gab, bei denen immer erst ,Anlauf" genommen werden musste.

Das ist ein Märchen, selbst Zweihänder lassen sich schnell und präzise führen. Könnte man das nicht, wären sie nutzlos, Leute die bis hinter den Kopf ausholen müssen, sterben durch einen Stich in den Hals oder in die Brust.

…und sollten demzufolge in der

Lage sein, gegnerische Panzerungen, Schilder zu zerstören oder
beschädigen.

Auch das eher ein Mythos. Gerade Panzerungen waren oft (abhängig von der Art) fast immun gegen Angriffe mit dem Schwert.

Herbert
Ars Gladii - historische europäische Kampfkünste
www.arsgladii.at

Auch das eher ein Mythos. Gerade Panzerungen waren oft
(abhängig von der Art) fast immun gegen Angriffe mit dem
Schwert.

Möstest Du ein paar Links haben, wo Leute mit einer stumpfen Klinge einen Helm druchhauen? Ich kann auch ein Video von einem Symposium aus der Tschechei auftreiben, wo man sehen kann, wie sowas mit einer scharfen Klinge geht. Rüstung ist ein erheblicher Faktor, aber von Immunität zu sprechen ist schlichtweg falsch.

natürlich kann man mit einem schwer auch eisenpanzerungen usw durchschlagen. sonst gätten sich die mittelalterlichen krieger ja auch einfach NUR mit pech übergießen und anzünden müssen. da wären schwerter ja überflüssig gewesen, wenn man eh nicht durch die panzerung des gegners gekommen wäre. das risiko wurde einfach nur verringert.
ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass du das schwert auch einsetzten möchtest, sonst hättest du nicht gefragt, weil die qualität dann von nachrangiger bedeutung gewesen wäre, eine wanddekoration muss nicht tödlich sein. daher gibt es für mich ein paar fargen zu klären:

-showkampf oder blutiger ernst?
-wie viel kg kannst du mit beiden händen insgesamt locker über den
kopf heben und mit wucht schwingen?
-kämpfst du mit links, rechts oder beidhändig?
-kämpfst du mit oder ohne schild?
-kämpfst du gegen einen einzelnen oder gegen viele gegner?
-falls du mit rüstung kämpst, aus welchem material besteht sie?
-musst du oft schläge gegen die hände und unterarme parieren?
-welchen kostenrahmen hast du dir gesetzt?

wenn du diese fragen beantwortest, dann kann ich dir dein perfektes schwert erstellen und dir sagen, wo es in deinem kostenrahmen zu bekommen ist.

mfg Leon

Bevor jetzt irgendwer auf dumme Ideen kommt…
Bitte, bitte, bitte…liebe Leute, versucht nicht mit Wanddeko irgendwas anderes zu machen, als das Zeug an die Wand zu hängen. Die sind sowas von spröde und hart. Das ist sau gefährlich.

Die frage ob ‚blutiger Ernst‘ stellt sich hier hoffentlich niemandem…
Die ‚KG über den Kopf heben‘ ist auch völliger Unsinn, Schwerter sind verhältnismäßig leicht.

Der Rest sind Fragen, die ehrer im LARP aufkommen.

Hallo ihr da draußen,

hat schon lange keiner mehr was geschrieben, deshalb mach ich jetz mal, in der Hoffnung, mich hier nicht komplett zum Deppen zu machen, weil ich einen Diskussionspunkt verpasst habe :wink:

Ich denke nicht, dass die Fragen in LARP zu verbannen sind. Natürlich ist die Frage nach „blutiger Ernst“ keine, die sich stellen sollte. Auf den Kampfevents (Schlachtdarstellungen, Schlachtnachahmungen, Turnieren, Schaukämpfen) gelten ohnehin zwei Sachen: 1. Schneidenbreite minestens 2-3mm; 2. Wenn man auf die Spitze ein 10-Cent Stück legt, muss die Rundung der Spitze mindestens der Rundung des 10-Cent Stücks gleich sein.

Ansonsten sind die Fragen ganz berechtigt. Die paar, die es nicht sind, stehen ganz unten, mit Begründung, damit nachvollziehbar ist, warum ich sie nicht für so wichtig halte.
Aber jetzt mal zu: „Woran ein gutes Schwert erkennen?“. Tut mir leid, dass der Text so verhältnismäßig lang ist, aber das Thema ist sehr komplex…

Allgemeine Kriterien für ein gutes Schwert:

-Ausgewogenheit
-Federung/ innere Stabilität
-Schaukampftauglichkeit/ Parierstange
-Stahlfestigkeit
-Verhältnis Anforderung vs. „Design“
-Kosten

generell: WO MÖGLICH VORHER AUSPROBIEREN! Um ein Schwert einfach mal auszuprobieren, geht man am besten zum Schmied seines Vertrauens auf dem Mittelaltermarkt und probiert aus. Was gut in der Hand liegt und sich gut führen lässt, ist richtig. N paar Sachen angucken, auf verschiedenen Märkten, bevor man was kauft.

AUSGEWOGENHEIT

Ausgewogenheit ist wichtig (bestimmt durch die Schwere des Knaufs). Der Schwerpunkt sollte entweder auf der Parierstange, oder kurz darüber liegen. Jedenfalls so nah an der Parierstange, wie möglich. Das sorgt dafür, dass sich selbst das schwerste Schwert um Kilos leichter anfühlt. Andersrum: Wenn der Schwerpunkt falsch ist, kann sich selbst ein 1-Kilo-Winzling wie 5 Kilo anfühlen, weil das Ding dann zieht wie Sau!

FEDERUNG/ STABILITÄT

Schwert an beiden Enden greifen, gegen das Knie legen und ein Bisschen federn. Es darf nicht zu doll und auf keinen Fall zu wenig federn. Federn fängt die Hiebe ab und ist deshalb auf Dauer sehr wichtig. Wenn es sich verbiegen lässt: NICHT KAUFEN. Ist Schund und nicht kampftauglich.

SCHAUKAMPFTAUGLICHKEIT

Viele schreiben Schaukampftauglichkeit aus und meistens stimmt das auch. Die Dinger halten dann meistens was aus… Eine lockere Parierstange beim Kauf ist nicht ideal. Wenn sie sich später ein wenig lockert und Klappert: Ist nicht so schlimm. Passiert. Material arbeitet. Funktioniert trotzdem noch. Das Schwert klingt dann nicht mehr so schön, aber du willst deinem Gegener ja auch keine Ständchen bringen :wink: BEWARE OF SCHAUWAFFEN FÜR DIE WAND!!!

STAHL

Je mehr tatsächliche Eisenanteile enthalten sind, desto besser. Und desto fester wird das Schwert. Einfach den Schmied fragen, der weiß das.

ANFORDERUNG VS DESIGN

Einhänder sind für Schwert und Schild und erfordern je nach Bauart einen großen Knauf, oder viel Kraft. Sie lassen sich auch ohne Schild führen, aber dann ist eine Zweitwaffe zu empfehlen, um den Ausgleich für die fehlende Blockmöglichkeit zu schaffen. Zweihänder sind definitiv ohne Schild zu führen und erfordern viel Kraft. Ein-Einhalbhänder sind für beides ganz gut. Brauchen weniger Kraft als ein Zweihänder, aber mehr als Einhänder. Haben aber den Reichweite-Nachteil. Qualitativ das beste ist in dem Fall wirklich das, was zu dir passt.

KOSTEN

GANZ WICHTIG UND NICHT ZU VERACHTEN! Zur Übersicht: Es gibt einige gute tschechische Schmiede, die auch noch besseren Stahl verwenden, als die deutschen und da kostet die einfachste Ausgabe um die 150-170 Euro (wiegt ca. 2,5 kg und ist ganz gut für Einsteiger). Dann gibt es die teuren aus dem Internet, die kommen - wenn sie gut sind - gelegentlich auf 250 Euro bis 300 Euro (wiegt 2 kg, ist aber so gut ausbalanciert, dass es sich wie 0,5 kg anfühlt… superklasse!!!). Schundzeug kostet selten mehr als 90 Euro. Prinzipiell gilt: nach oben hin ist offen. Für den Anfang reichen 150- bis 200-Euro-Klingen vom Markt. Spezielleres kann man sich später holen.

ALLES ANDERE
…wie Schliffe, Verzierungen, usw. hängt vom Ermessen des Betrachters ab.

UNWICHTIGERE FRAGEN
„-kämpfst du mit links, rechts…“
Ist erst mal bei einem „normalen“ zweischneidigen Schwert egal, weil du die Technik (ich geh jetzt mal von Talhofer aus) so wie so neu lernst (wenn du sie lernst) und da gibt es keine Unterschiede links- oder rechtshändig.

„-kämpfst du gegen einen einzelnen oder gegen viele gegner?“
Das weicht dann eher vom „Standartschwert“ ab. Das zielt auf schneller führbare und „unehrenhafte“ Sachs-Schwerter ab, oder so etwas in der Richtung.

„-falls du mit rüstung kämpst, aus welchem material besteht sie?“
Na gut, das ist nun wirklich egal. Du willst dich ja nicht selbst hauen…

„-musst du oft schläge gegen die hände und unterarme parieren?“
Eher ne Frage nach Technik, als nach Schwert. Du kannst mit jedem Schwert prinzipiell fast alles parieren, wenn deine Technik gut ist…

Ausgewogenheit ist wichtig (bestimmt durch die Schwere des
Knaufs). Der Schwerpunkt sollte entweder auf der Parierstange,
oder kurz darüber liegen. Jedenfalls so nah an der
Parierstange, wie möglich. Das sorgt dafür, dass sich selbst
das schwerste Schwert um Kilos leichter anfühlt. Andersrum:
Wenn der Schwerpunkt falsch ist, kann sich selbst ein
1-Kilo-Winzling wie 5 Kilo anfühlen, weil das Ding dann zieht
wie Sau!

Stimmt bedingt. Ein guter Schwerpunkt ist in der Tat sehr wichtig. Viele historische Waffen, haben einen ähnlichen Schwerpunkt, wie Du ihn beschreibst. Allerdingst gibt es auch eine menge Gegenbeispiele historischer Waffen, die einen recht Kopflastigen Schwerpunkt haben. Allerdings reden wir hier wirklich von leichten Waffen (Anderthalbhänder im Bereich 1,2 kilgogramm) und nicht von ihrgendwelchen Eisenbahnschwellen.

FEDERUNG/ STABILITÄT

Schwert an beiden Enden greifen, gegen das Knie legen und ein
Bisschen federn. Es darf nicht zu doll und auf keinen Fall zu
wenig federn. Federn fängt die Hiebe ab und ist deshalb auf
Dauer sehr wichtig. Wenn es sich verbiegen lässt: NICHT
KAUFEN. Ist Schund und nicht kampftauglich.

Wo fängt denn zuviel Federn an? Wir haben zwei Klingen, die man am Gegner beinahe zum halbkreis biegen kann und mit denen sich dennoch alle Haue sicher parieren lassen. Elastizität ist eine wichtige Eigenschaft einer Klinge, in der Tat.

SCHAUKAMPFTAUGLICHKEIT

Viele schreiben Schaukampftauglichkeit aus und meistens stimmt
das auch. Die Dinger halten dann meistens was aus… Eine
lockere Parierstange beim Kauf ist nicht ideal. Wenn sie sich
später ein wenig lockert und Klappert: Ist nicht so schlimm.
Passiert. Material arbeitet. Funktioniert trotzdem noch. Das
Schwert klingt dann nicht mehr so schön, aber du willst deinem
Gegener ja auch keine Ständchen bringen :wink: BEWARE OF
SCHAUWAFFEN FÜR DIE WAND!!!

Der Ausdruck ‚Schaukampftauglich‘ ist sehr wandelbar und von Fall zu Fall verschieden.

Zweihänder sind definitiv ohne Schild zu führen und erfordern viel :Kraft.

Gewöhnungssache. Technik und Hebel ist das Zauberwort.

Ein-Einhalbhänder sind für beides
ganz gut. Brauchen weniger Kraft als ein Zweihänder, aber mehr
als Einhänder. Haben aber den Reichweite-Nachteil.

Einen Anderthalbhänder mit Schild zu führen ist nonsens. Alles was man dann hat ist ein etwas längeres Messer, was für den Gebrauch mit Schild nicht gedacht ist und man beraubt sich einer Menge Techniken. Der Anderthalbhänder liegt mit seiner Länge genau zwischen den Langwaffen (Spieß, Bidenhänder) und den kurzen Waffen (Dussak, Schwert, Katzbbalger) und kann sich an beide Distanzen gut anpassen.

Ist erst mal bei einem „normalen“ zweischneidigen Schwert
egal, weil du die Technik (ich geh jetzt mal von Talhofer aus)
so wie so neu lernst (wenn du sie lernst) und da gibt es keine
Unterschiede links- oder rechtshändig.

Hm, dann habe ich nen anderen Talhoffer als Du. Ich kenne aus dem Stand 5 Technicken, die als Konter nicht auf beiden Seiten funktionieren und bei denen sich die ‚anwendbare Seite‘ mit der Führungshand ändert.

„-kämpfst du gegen einen einzelnen oder gegen viele gegner?“
Das weicht dann eher vom „Standartschwert“ ab. Das zielt auf
schneller führbare und „unehrenhafte“ Sachs-Schwerter ab, oder
so etwas in der Richtung.

Kampf gegen mehrere Gegner allein erfordert unfaßbares Geschick, Schneid, ein bißchen Wahnsinn und eine große Portion Psychologie bzw. Verhaltenserkennung. Die Waffe ist dabei in der Tat zweitranig.

Ohne jetzt persönlich werden zu wollen, aber allzu viel Fachwissen spricht nicht aus deinem Artikel. Mal zu den einzelnen Punkten:

AUSGEWOGENHEIT

Der Schwerpunkt ist ein Merkmal von vielen, das regelmässig überschätzt wird. Wer ein Schwert anhand des Schwerpunktes charakterisieren will, hat wenig bis keine Ahnung. Der Knauf macht nur einen Bruchteil der Balance aus, andere Faktoren sind viel wichtiger.

FEDERUNG/ STABILITÄT

Eine Klinge sollte NIE über das Knie gebogen werden. Wer das tut, dem sollte man das Schwert wegnehmen und verjagen. Erstens lässt sich nichts über die Flexbilität aussagen und zweitens werden die wichtigsten und aussagekräftigsten Merkmale damit verschleiert.

SCHAUKAMPFTAUGLICHKEIT

Kein Kommentar - Wen ein Hersteller das erwähnen muss, dann rechnet er entweder damit, dass seine Kunden absolute Laien sind oder er ist selbst ein Laie.

STAHL

Stahl ist härtbares Eisen mit verschiedenen Legierungsbestandteilen. Die hier getätigte Aussage von wegen „je mehr Eisenanteile desto besser“ ist Schwachsinn.

ANFORDERUNG VS DESIGN

Der Text hier ist auch nicht ganz der Hammer. Einhändig geführte Schwerter wurden meist, aber nicht immer in Verbindung mit einem Schild verwendet. Der Schild variiert dabei aber von sehr großen bis zu sehr kleinen Schilden (Buckler). Das ein einhändig geführtes Schwert einen großen Knauf braucht ist Blödsinn der übelsten Sorte.
Wichtiger bei der Überschrift wäre eher ein paar Tipps bezüglich der Verwendung des Schwertes im Freikampf, Schnitttest, Schaukampf, Deko usw.

KOSTEN

Preise und Gewicht dazu kann man nicht allgemein angeben.

Hier kommt es einfach auf den Schmied bzw. Hersteller an.
Unter 250,- Euro ist schwer was Vernünftiges zu bekommen.

UNWICHTIGERE FRAGEN
„-kämpfst du mit links, rechts…“
Ist erst mal bei einem „normalen“ zweischneidigen Schwert
egal, weil du die Technik (ich geh jetzt mal von Talhofer aus)
so wie so neu lernst (wenn du sie lernst) und da gibt es keine
Unterschiede links- oder rechtshändig.

Was für ein Blödsinn…und lass den Talhoffer weg!
Links und Rechts machen einen großen Unterschied, teilweise muss man Techniken spiegeln, teilweise funktionieren sie gar nicht. Aber das ist ein anderes Thema!

„-kämpfst du gegen einen einzelnen oder gegen viele gegner?“
Das weicht dann eher vom „Standartschwert“ ab. Das zielt auf
schneller führbare und „unehrenhafte“ Sachs-Schwerter ab, oder
so etwas in der Richtung.

Unehrenhafte Sachs? „Standardschwert“? Bitte diesen Schwachsinn sofort vergessen!

Es ist oft traurig was für Blödsinn hier verzapft wird. Aber es lebe die freie Meinungsäusserung.
Da muss man eben auch mal das Schlechte akzeptieren.

Herbert
Ars Gladii
www.arsgladii.at

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Eine Klinge sollte NIE über das Knie gebogen werden. Wer das
tut, dem sollte man das Schwert wegnehmen und verjagen.
Erstens lässt sich nichts über die Flexbilität aussagen und
zweitens werden die wichtigsten und aussagekräftigsten
Merkmale damit verschleiert.

Magst Du das einmal im Detail erklären?

Töana hat mir gerade ein Mail geschrieben und meine Ausdrucksweise in meiner Antwort kritisiert. Und er hat Recht damit. Ich möchte mich hier für meinen Ton entschuldigen, aber nach wie vor zu meinen Aussagen stehen. Der Inhalt stimmt - der Ton eben nicht. Deshalb hier eine sachliche und hoffentlich angenehmer Formulierte Anwort:

AUSGEWOGENHEIT

Ausgewogenheit ist wichtig (bestimmt durch die Schwere des
Knaufs). Der Schwerpunkt sollte entweder auf der Parierstange,
oder kurz darüber liegen. Jedenfalls so nah an der
Parierstange, wie möglich. Das sorgt dafür, dass sich selbst
das schwerste Schwert um Kilos leichter anfühlt. Andersrum:
Wenn der Schwerpunkt falsch ist, kann sich selbst ein
1-Kilo-Winzling wie 5 Kilo anfühlen, weil das Ding dann zieht
wie Sau!

Der Schwerpunkt sagt recht wenig über ein Schwert aus. Ausserdem ist obige Aussage ohne genaue Angabe des Schwerpunktes bei entsprechenden Schwerttypen auch nicht aussagekräftig. Kippunkte, Schwinungspunkte, Klingengeometrie usw. sind wesentlich wichtiger als der Schwerpunkt. Ein Schwert kann man nur beurteilen, wenn man es in der Hand hält und auch dann nur wenn man genügend Erfahrung hat und weiß, was man will/sucht.
Der Schwerpunkt sollte NICHT so nah an der Parierstange wie möglich sein. Im Idealfall hiesse das ja, dass der Schwerpunkt genau in der Parierstange liegen sollte, was ein sehr schlecht balanciertes Schwert ergibt.

FEDERUNG/ STABILITÄT

Schwert an beiden Enden greifen, gegen das Knie legen und ein
Bisschen federn. Es darf nicht zu doll und auf keinen Fall zu
wenig federn. Federn fängt die Hiebe ab und ist deshalb auf
Dauer sehr wichtig. Wenn es sich verbiegen lässt: NICHT
KAUFEN. Ist Schund und nicht kampftauglich.

NIEMALS ein Schwert über das Knie biegen. Das Biegeverhalten der Klinge lässt sich nur ablesen, wenn man es mit dem Ort auf den Boden stellt und dann kontrolliert und vorsichtig auf den Knauf gerade nach unten drückt. Dann sieht man auch, welche Bereiche der Klinge sich wie stark biegen. Gerade die sich ergebende Kurve sagt viel über das Schwert aus und ob es evtl. als Trainingsschwert tauglich ist. Besonders bei Federn ist das sehr wichtig.

SCHAUKAMPFTAUGLICHKEIT

Viele schreiben Schaukampftauglichkeit aus und meistens stimmt
das auch. Die Dinger halten dann meistens was aus… Eine
lockere Parierstange beim Kauf ist nicht ideal. Wenn sie sich
später ein wenig lockert und Klappert: Ist nicht so schlimm.
Passiert. Material arbeitet. Funktioniert trotzdem noch. Das
Schwert klingt dann nicht mehr so schön, aber du willst deinem
Gegener ja auch keine Ständchen bringen :wink: BEWARE OF
SCHAUWAFFEN FÜR DIE WAND!!!

Schaukampftauglichkeit wird von keinem seriösen Anbieter attestiert. Oder nur, wenn er mit Kunden rechnet, die keine Ahnung haben. Gute Anbieter müssen ihre Ware nicht so anpreisen, man kennt sie sowieso. Ein Schwert ist nicht dazu gedacht alles auszuhalten. Ein Schwert ist kein Brecheisen. Ich habe viele Schaukämpfe gesehen, bei dem jedes gute Schwert binnen kürzester Zeit Schrott gewesen wäre - einfach weil die Leute keine Ahnung hatten und die Schwerter falsch eingesetzt haben. Für diese Leute ist ein „schaukampftaugliches“ Schwert vielleicht gedacht, aber das heisst nicht, dass sie ein gutes Schwert haben.

STAHL

Je mehr tatsächliche Eisenanteile enthalten sind, desto
besser. Und desto fester wird das Schwert. Einfach den Schmied
fragen, der weiß das.

Stahl ist härtbares Eisen bei dem der Kohlenstoffanteil entsprechend hoch liegt (ab ca. 0,05%) Jeder Stahl besteht zum Großteil (je nach Art weit über 90%) aus Eisen. Aber auch bester Stahl gibt ein untaugliches Schwert, wenn falsch gehärtet und angelassen wird. Das Feld bezüglich Stähle ist riesig und man braucht Jahre um sich darin zurecht zu finden.

ANFORDERUNG VS DESIGN

Einhänder sind für Schwert und Schild und erfordern je nach
Bauart einen großen Knauf, oder viel Kraft. Sie lassen sich
auch ohne Schild führen, aber dann ist eine Zweitwaffe zu
empfehlen, um den Ausgleich für die fehlende Blockmöglichkeit
zu schaffen. Zweihänder sind definitiv ohne Schild zu führen
und erfordern viel Kraft. Ein-Einhalbhänder sind für beides
ganz gut. Brauchen weniger Kraft als ein Zweihänder, aber mehr
als Einhänder. Haben aber den Reichweite-Nachteil. Qualitativ
das beste ist in dem Fall wirklich das, was zu dir passt.

Grundsätzlich ist die Einteilung:
• einhändig geführtes Schwert oder kurzes Schwert (nicht Kurzschwert)
• langes Schwert - wird manchmal auch als Anderthalbhänder oder Bastardschwert bezeichnet
• zweihändig geführtes Schwert

Kurze Schwerter erfordern KEINEN großen Knauf - wieso auch? Wieso fehlt bei einem kurzen Schwert die Blockmöglichkeit? (wobei „Blocken“ sowieso nicht richtig ist, man sollte parieren, nicht blocken). Ein Schwert einhändig zu führen braucht mehr Kraft als ein Schwert mit zwei Händen zu führen, auch wenn das zweihändig geführte schwerer ist. Obige Aussage bitte nicht ernst nehmen. Die Wahl des Schwerttypes hängt von der Zeit und den Quellen ab - eben der Fechtweise und sonst von gar nichts.

KOSTEN

GANZ WICHTIG UND NICHT ZU VERACHTEN! Zur Übersicht: Es gibt
einige gute tschechische Schmiede, die auch noch besseren
Stahl verwenden, als die deutschen und da kostet die
einfachste Ausgabe um die 150-170 Euro (wiegt ca. 2,5 kg und
ist ganz gut für Einsteiger). Dann gibt es die teuren aus dem
Internet, die kommen - wenn sie gut sind - gelegentlich auf
250 Euro bis 300 Euro (wiegt 2 kg, ist aber so gut
ausbalanciert, dass es sich wie 0,5 kg anfühlt…
superklasse!!!). Schundzeug kostet selten mehr als 90 Euro.
Prinzipiell gilt: nach oben hin ist offen. Für den Anfang
reichen 150- bis 200-Euro-Klingen vom Markt. Spezielleres kann
man sich später holen.

Meiner Erfahrung nach ist unter 250,- Euro nichts Vernünftiges zu bekommen. Egal woher - und Müll bekommt man aus jedem Land, hier kann man keine Unterscheidung treffen.

UNWICHTIGERE FRAGEN
„-kämpfst du mit links, rechts…“
Ist erst mal bei einem „normalen“ zweischneidigen Schwert
egal, weil du die Technik (ich geh jetzt mal von Talhofer aus)
so wie so neu lernst (wenn du sie lernst) und da gibt es keine
Unterschiede links- oder rechtshändig.

Aufgrund von Talhoffer kann man kein Schwertkampf lernen, nur damit das nicht falsch verstanden wird.
Man kann nicht alle Techniken als Linkshänder gleich ausführen. Manche muss man einfach spiegeln, manche umbauen, manche gehen einfach nicht. Der Unterschied ist jedenfalls immer sehr groß.

„-kämpfst du gegen einen einzelnen oder gegen viele gegner?“
Das weicht dann eher vom „Standartschwert“ ab. Das zielt auf
schneller führbare und „unehrenhafte“ Sachs-Schwerter ab, oder
so etwas in der Richtung.

Ein Sachs ist nicht unehrenhaft. Es gab keine „unehrenhafte“ Schwerter, hats nie gegeben. Genausowenig wie es ein „Standardschwert“ gegeben hat.

So - ich hoffe damit mehr Licht in die Sache gebracht zu haben. Viele Dinge lassen sich eben nicht so ohne weiteres erklären ohne gleich ein Buch zu schreiben. Aus dem Grund gibt es auch Bücher zu diesen Themen.

Herbert
Ars Gladii
www.arsgladii.at

Hab ich in meinem neuen Post gemacht.

Grüße

Herbert

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Töana hat mir gerade ein Mail geschrieben und meine
Ausdrucksweise in meiner Antwort kritisiert. Und er hat Recht
damit. Ich möchte mich hier für meinen Ton entschuldigen, aber
nach wie vor zu meinen Aussagen stehen. Der Inhalt stimmt -
der Ton eben nicht. Deshalb hier eine sachliche und
hoffentlich angenehmer Formulierte Anwort:

Ich habe Dein ursprüngliches Posting in keiner Weise als unangemessen empfunden. Die Ausdrucksweise, war dem Vorhergegangenen meiner Meinung nach angemessen.

NIEMALS ein Schwert über das Knie biegen. Das Biegeverhalten
der Klinge lässt sich nur ablesen, wenn man es mit dem Ort auf
den Boden stellt und dann kontrolliert und vorsichtig auf den
Knauf gerade nach unten drückt. Dann sieht man auch, welche
Bereiche der Klinge sich wie stark biegen. Gerade die sich
ergebende Kurve sagt viel über das Schwert aus und ob es evtl.
als Trainingsschwert tauglich ist. Besonders bei Federn ist
das sehr wichtig.

Jetzt verstehe ich was Du meinst. Es ging also nicht um das Biegen / die Elastizität an sich. Aller Unklarheiten sind beseitigt.