Worauf achten bei einem Haus BJ 1948?

Hallo!

Worauf sollte man bei einem Haus aus dem Baujahr 1948 achten, wenn man es kaufen möchte?
Von den Verschleißerscheinungen abgesehen. Es sind neue Rohre, Heizung und so etwas vorhanden.
Gibt es sowas wie bekannte Baumängel aus der Zeit? Dass evtl. schlecht isoliert wurde oder so etwas?

LG Sunny

Hallo,

bei einem Haus mit dem Baujahr kann man sich auf alles gefasst machen - nur auf nichts Gutes. Überlege einmal wie die Situation in dem Jahr ausgesehen hat. Da kannst Du angefangen von fehlender Baugenehmigung über „Handwerkerstatik“ bis hin zu „kreativen“ Baumaterialien und Trümmer-Recycling alles finden. Für einen „normalen“ Bau wie man ihn heute machen würde hatte niemand das Geld, die öffentliche Verwaltung war ein Chaos, Bauunternehmen mit fachlich qualifizierten Arbeitern wohl eher die Ausnahme, und es gab weder einen Raab Karcher noch einen Obi an der nächsten Ecke. Und von Energiesparen, sprich Isolierung, hatte noch niemand was gehört.

Ich würde mir bei so einem Objekt auf jeden Fall den „Luxus“ der Besichtigung mit einem richtigen Fachmann gönnen, der sich nicht von Laminat und Vliestapete oder einer neuen Heizung aus dem Billigsegment blenden lässt, denn sonst sind massenhaft böse Überraschungen über die nächsten Jahre nicht ausgeschlossen.

Ich habe ein Objekt anno 1933 (eingeheiratet), bei dem die oben angesprochenen Punkte nicht so dramatisch sind, aber schon damit habe ich manche Dinge erlebt, die mehr als hässlich waren. Wenn so etwas auftaucht, wenn man gerade frisch finanziert, und hierfür nichts eingeplant hat, kann es schnell eng werden.

Gruß vom Wiz

Gruß vom Wiz

Wie der Vorredner schon schrieb, muss man mit dem schlimmsten rechnen.

Insbesondere solltest Du das Thema Baumaterial wirklich genau prüfen. Gerade in der Dachkonstruktion aber auch im Mauerwerk wurde damals manchmal Schrott verbaut bzw. eine Wand eher einen Tick zu dünn gebaut.

Den Hauswert solltest Du beim Kauf bei 0 oder weniger ansetzen und nur das Grundstück und die Lage bezahlen.

Und ja, nimm auf jeden Fall einen Fachmann mit, der sich mit Altbauten auskennt (soll dir Beispielprojekte nennen) und nicht nur Neubauten verkauft. Letzteres habe ich gerade gestern Abend erlebt, wo jemand in ein Haus aus 1955 über 120k€ investieren wollte. Ein Altbauexperte kommt da mit 50k aus.

Hallo!

Ich würde an deiner Stelle die komplette Verkabelung, Fenster, Türen, komplette Dämmung … austauschen.

Keller kontrollieren wg. Feuchtigkeit etc.

Gruß
Falke

Aus Erfahrung füge ich mal dazu:

-Wände aus unterschiedlichen Materialien(auch innerhalb einer Wand)
-Elektroleitungen im alten Farbesystem, diagonal verlegt, und Unterdimensioniert
-zuwenig Sicherungen und Stromkreise
-Heizungsnischen, und damit nur eine halbdicke Wand hinter der Heizung
-schlechte Feuchtesperren im Boden
-trotz erneuerter Heizung noch alte, armdicke, Leitungen in den Wänden

  • kaum ein rechter Winkel in den Räumen
    etc…

Danke für die schnellen und vor allem aufschlussreichen Antworten…!!
Da ist wohl doch einiges bei woran man so nie gedacht hätte…!
Vielen Dank!

Ich habe vor längerer Zeit in einem Haus aus dem Jahre 1953 zur Miete gewohnt und wollte es wegen der guten Lage und dem Preis kaufen.
Mein Fazit: trotz jährlicher Renovierung ist bei einem Nachkriegsbau (damals gab es wirklich keine guten Baumaterialien) alles faul, es wird ein Faß ohne Boden. Alles bedeutet wirklich ALLES, nämlich Mauerwerk, Putz, Türen, Heizung, Fenster, Balkon, Stromkabel, Wasser- und Abwasserleitungen etc.
Abreissen und Neubau ist preiswerter!

Noch ein Nachtrag:

In der einschlägigen Bauliteratur sowie im Internet werden immer wieder Jahrgänge für Altbauten genannt, die man kaufen und von welchen Jahrgängen man die Finger und sein Geld lassen sollte.
Grob kann man sagen: Gute Bausubstanz haben Jahrgänge von 1900 bis 1915, dann etwa ab 1925 bis 1938 sowie ab 1965.
In den Kriegs- und Nachkriegsjahren vom 1. und 2. WK sowie den Bauboomzeiten bis Anfang der 1960er Jahre sollte man wegen vieler Mängel sehr vorsichtig sein.

Wobei ich persönlich schon einige Bausubstanz aus den Ende der 70er, Anfang der 80er gesehen habe, die aufgrund sehr ungünstiger thermischer Eigenschaften (viel Beton, wenig Dämmung = Kältbrücken) sehr zum Schimmel neigen. Auch gab es Anfang der 80er wohl mal einen Trend, sehr schlechte Fenster zu verbauen (DDR-Produkte).

Auch so Späße wie Elektronachtspeicherfußbodenheizungen sind typische 70er und 80er Fehler. Aber die sind zugegeben leichter heilbar als marode Wände :wink:

Man sollte bei Altbauten aus den eher unklaren Jahrgängen immer einen Fachmann mitnehmen und anhand des Daches und des Kellers (den Rest sieht man ja meist nicht) eine Abschätzung vornehmen lassen, wie es wohl im Rest aussieht.

Man darf nicht vergessen, dass Häuser aus dieser Zeit 30-50% billiger sind als Neubauten und oft der einzige Weg in die Immobilie sind. Da kann ich mit vielem leben, wenn es nicht gerade die Standsicherheit des Gebäudes beeinträchtigt.

Insbesondere haben viele Häuser ab den 70ern keine vernünftig großen Grundstücke mehr. Wer Garten mag, muss meist fast zwangsläufig eine alte Immobilie nehmen (oder aufs Land ziehen oder sehr viel Geld zahlen) :smile:

Beim Thema Energiesparen hilft oft auch mal Nachrechnen: Bei hohen Heizkosten von 3000 Euro im Jahr liegt das Einsparpotenzial bei konventionellen Häusern maximal bei 1500-2000 Euro im Jahr. Eine energetische Totalsanierung kostet dagegen oft 40-50.000 Euro (zzgl. Zinsen etc.). D.h. man muss schon 30 Jahre warten (Fördermittel mal als Ausgleich für die Zinsen gegengerechnet), damit sich das lohnt. Wenn man dann noch bedenkt, dass in 10-15 Jahren eventuell doch was schlaures als Öl/Gas zum Heizen da ist, lohnt sich das oft nicht.

Insofern kann ein Haus aus 1948 durchaus eine gute und wirtschaftlich vernünftige Anschaffung sein. Man sollte nur die zentralen Themen gut prüfen:

  • Feuchte im Keller, in den Geschossen
  • Zustand Statik (insb. Dach)

und sekundär

  • Rohre und Elektrik

Sobald Schimmel oder Schwamm auftauchen, sollte man sehr vorsichtig werden (hatten wir in Baujahr 1979 aber auch).