Wortfreundschaft Latein-Deutsch

Hallo.

In allen romanischen Sprachen haben sich die Wörter und Namen vom lateinischen Ursprung fortentwickelt. Selbst in dem direkt aus dem Lateinischen hervorgegangenen Italienisch wurden diese sehr verändert. So wurde aus l nach Konsonanten oft i, aus ct wurde tt, das -us in männlichen namen wurde zum o. Im Franzöischen haben sich die Wörter noch weiter entfernt, im Spanischen und Portugiesischen sind es, soweit ich es bewerten kann, auch nciht mehr dieselben.
Nur das Deutsche hat die Schreibweise im Wesentlichen beibehalten, nur daß aus dem C meistens ein K wurde und bei Namen manchmal das -us wegfiel oder aus -a am Ende ein -e wurde.
Wieso sind die lateinischen Begriffe ausgerechnet im Deutschen, das ja keine romanische Sprache ist, in ihrem Ursprung erhalten?

Hallo, Ostlandreiter,

in der Beschreibung der Lage liegt die Lösung schon vor dir.

Wieso sind die lateinischen Begriffe ausgerechnet im
Deutschen, das ja keine romanische Sprache ist, in ihrem
Ursprung erhalten?

Die Deutschen nahmen das Fremde ehrfürchtig als Fremdes auf, ehrten es und konservierten es sorgsam in edlen Schreinen und Gefäßen, die nur für den sonntäglichen Gebrauch bestimmt waren. Kelche, Monstranzen, Tabernakel …

Die Romanen sahen in der lateinischen Sprache, so wie sie es im frühen Mittelalter übernahmen, ihr Alltagsgeschirr; da wurde schon mal was abgenutzt, verlor den Lack und den Glanz und die Verzierungen, wurde verbogen und repariert, zerdöppert und weggeworfen.

So stelle ich mir das vor.
Fritz

Hi,

ganz einfach: gerade deshalb. Denn diese Wörter sind Lehnwörter, also Begriffe, die man original übernommen hat, weil sie treffend etwas beschreiben, was in der eigenen Sprache nur durch umständliche Formulierungen beschrieben würde. Das ist so wie mit den englischen Wörtern, die sich in unsere Sprache eingeschlichen haben (und umgekehrt unsere in die englische). Wo ein Wort aber ohnehin heimisch ist, verändert es sich im Laufe der Jahrhunderte in Bedeutung, Schreibweise und Aussprache. Das ist wie bei manchem Begriff, der z. B. ursprünglich nur in Gilden, bei Landfahrern oder im Jiddischen gebräuchlich und ddem Deutschen verwandt waren. So wurde aus „Rosch Haschanah“ der „gute Rutsch“; und mancher Begriff aus dem Rotwälsch bereitet heute Kopfzerbrechen, weil der Ursprung nicht mehr erkennbar ist.

Liebe Grüße,

Susanne

Mahlzeit!

In allen romanischen Sprachen haben sich die Wörter und Namen
vom lateinischen Ursprung fortentwickelt.

Wirklich? Ich sehe das nicht so. Ich denke, die Grammatik hat sich jeweils ein bißchen weiterentwickelt, die Schreibweisen paßten sich den regionalen Gegebenheiten an, aber an sich ist sehr viel erhalten geblieben. Die von dir genannten italienischen Veränderungen (Doppel-T statt CT, usw.) sind ja nicht viel mehr als das, was im deutschen gerade wieder mit der Rechtschreibreform passiert: eine Angleichung der Schreibweise an die faktisch vorherrschende Aussprache. Jetzt gibt es auch hier den Filosofen :smile:

Nur das Deutsche hat die Schreibweise im Wesentlichen
beibehalten, nur daß aus dem C meistens ein K wurde und bei
Namen manchmal das -us wegfiel oder aus -a am Ende ein -e
wurde.

Auch das sehe ich nicht so. Gerade Ortsnamen wurden sehr stark verändert (Mainz, Aachen, Trier…). Aber auch etliche Wörter des täglichen Gebrauchs wurden ganz einfach germanisiert.

Wieso sind die lateinischen Begriffe ausgerechnet im
Deutschen, das ja keine romanische Sprache ist, in ihrem
Ursprung erhalten?

Auch, wenn Deutsch keine romanische Sprache ist: ich wundere mich immer wieder, wie groß der Prozentsatz an lateinischen Wörtern im deutschen Wortschatz ist. Wenn du mal ein etymologisches Wörterbuch durchstöberst, findest du schnell heraus, daß sehr viele „urdeutsche“ Wörter lateinischen Ursprungs sind.

Ich halte deine These zumindest für überprüfungsbedürftig :smile:

Gruß

Sancho

Mahlzeit!

In allen romanischen Sprachen haben sich die Wörter und Namen
vom lateinischen Ursprung fortentwickelt.

Wirklich? Ich sehe das nicht so. Ich denke, die Grammatik hat
sich jeweils ein bißchen weiterentwickelt, die Schreibweisen
paßten sich den regionalen Gegebenheiten an, aber an sich ist
sehr viel erhalten geblieben. Die von dir genannten
italienischen Veränderungen (Doppel-T statt CT, usw.) sind ja
nicht viel mehr als das, was im deutschen gerade wieder mit
der Rechtschreibreform passiert: eine Angleichung der
Schreibweise an die faktisch vorherrschende Aussprache. Jetzt
gibt es auch hier den Filosofen :smile:

Gut, so hätte ich eben sagen sollen: Die Aussprache und Schreibweise hat sich wegentwickelt.
Während etwa der Italiener Vittorio heißt, heißt der Deutsche immer noch Victor (allenfalls vielleicht mit k), der Deutesche wird Doktor, der Italiener D (T?) ottore.

Nur das Deutsche hat die Schreibweise im Wesentlichen
beibehalten, nur daß aus dem C meistens ein K wurde und bei
Namen manchmal das -us wegfiel oder aus -a am Ende ein -e
wurde.

Auch das sehe ich nicht so. Gerade Ortsnamen wurden sehr stark
verändert (Mainz, Aachen, Trier…). Aber auch etliche Wörter
des täglichen Gebrauchs wurden ganz einfach germanisiert.

Die Ortsnamen würde ich nicht unbedingt als Maßstab nehmen, da sie ja eigentlich nicht als Wörter ins Deutsche gelangten, sondern sich mit der Entstehung der deutschen Sprache entwickelten.

Wieso sind die lateinischen Begriffe ausgerechnet im
Deutschen, das ja keine romanische Sprache ist, in ihrem
Ursprung erhalten?

Auch, wenn Deutsch keine romanische Sprache ist: ich wundere
mich immer wieder, wie groß der Prozentsatz an lateinischen
Wörtern im deutschen Wortschatz ist. Wenn du mal ein
etymologisches Wörterbuch durchstöberst, findest du schnell
heraus, daß sehr viele „urdeutsche“ Wörter lateinischen
Ursprungs sind.

Sicher, die Menge der lateinischen Begriffe ist sicherlich ziemlich groß, allerdings sind es nur die wenigsten davon wirklich deutsche Wörter (d. h. lateinische Wörter, die am Entstehen der deutschen Sprache mit beteiligt waren). Die große Mehrzahl wird im Mittelalter durch die Kirche und später durch Gelehrte ins Deutsche entlehnt worden sein.

Es ist eher so

Auch das sehe ich nicht so. Gerade Ortsnamen wurden sehr stark
verändert (Mainz, Aachen, Trier…). Aber auch etliche Wörter
des täglichen Gebrauchs wurden ganz einfach germanisiert.

Die Ortsnamen würde ich nicht unbedingt als Maßstab nehmen, da
sie ja eigentlich nicht als Wörter ins Deutsche gelangten,
sondern sich mit der Entstehung der deutschen Sprache
entwickelten.

Eben! Die Städte-, Orts-, Flur-, Fluss- und Landschaftsnamen gehören zum Alltagsgeschirr und werden abgenutzt, aber auf Deutsch!

Mogontiacum => Mogontia => Magancia => Megenze => Maentze => Meintz => Mainz.

Paraveredus => pfarifrit => pherfrit => phärit => pfert => Pferd.

Gruß Fritz

Ja, daran zweifele ich ja überhaupt nicht, auch nciht bei den romanische Sprachen.
Ich meinte mehr Begriffe, die eigentlich nicht so durch die Umgangssprache beeinflußt werden. Z. B. Personennamen, Titel usw. Diese sind im Deutschen noch unverändert, in den romanischen Sprachen dagegen nicht.

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Sachischdoch!
Ja, mein lieber Reitersmann!

Das:

Ich meinte mehr Begriffe, die eigentlich nicht so durch die
Umgangssprache beeinflußt werden. Z. B. Personennamen, Titel
usw. Diese sind im Deutschen noch unverändert, in den
romanischen Sprachen dagegen nicht.

ist mir doch klar. Und ich gedachte deine Meinung zu stärken, indem ich feststelle, dass lateinische Wörter, die im alltäglichen Gebrauch waren, gemanisiert und verändert wurden (porta => Pforte), Fach- und Spezialwortschatz, wo der Fremdheitsfaktor erhalten blieb, aber nicht.

Fritz

Mahlzeit,

Ich meinte mehr Begriffe, die eigentlich nicht so durch die
Umgangssprache beeinflußt werden. Z. B. Personennamen, Titel
usw. Diese sind im Deutschen noch unverändert, in den
romanischen Sprachen dagegen nicht.

könnt ihr mir ein par Beispiele nennen? Ich sehe keinen fundamentalen Unterschied. Läßt man Ortsnamen und Wörter aus dem täglichen Gebrauch außer acht, dann bleiben doch relativ wenige Begriffe übrig, und ich behaupte, die werden sowohl im Deutschen als auch in den romanischen Sprachen den übrigen Gegebenheit der jeweiligen Sprache angepaßt. Das genannte Beispiel ist für mich eine Bestätigung: der doctor wird im Spanischen zum doctor, im Französischen zum docteur, im Italienischen zum dottore und im Deutschen zum Doktor.

Ich glaube, der Punkt ist der, daß Latein keine lebende Sprache ist, d.h. es gibt keine Lateiner, die eine Aussprache pflegen und leben. So spricht jeder lateinische Wörter mehr oder weniger in der Aussprache seiner Muttersprache aus: der Deutsche sagt „zeterum zenseo“, der Spanier „seterum senseo“, der Italiener vielleicht „tscheterum tschenseo“, und dann erscheint Doktor tatsächlich näher zu lat. doctor als span. doctor oder ital. dottore. Mir als (höhö) Lateinamerikaner ist die spanische oder französische Variante näher.

Gruß

Sancho

Ja, mein lieber Reitersmann!

Das:

Ich meinte mehr Begriffe, die eigentlich nicht so durch die
Umgangssprache beeinflußt werden. Z. B. Personennamen, Titel
usw. Diese sind im Deutschen noch unverändert, in den
romanischen Sprachen dagegen nicht.

ist mir doch klar. Und ich gedachte deine Meinung zu stärken,
indem ich feststelle, dass lateinische Wörter, die im
alltäglichen Gebrauch waren, gemanisiert und verändert wurden
(porta => Pforte), Fach- und Spezialwortschatz, wo der
Fremdheitsfaktor erhalten blieb, aber nicht.

Ja darürber können wir uns glaube ich eining sein. Die Frage ist aber noch: Warum hat sich in den romanischen Sprachen auch der Fach- und Spezialwortschatz vom lateinischen Ursprung entfernt? So z. B. viele Vornamen, theologische Begriffe (während das deutsche Sankt fast dasselbe wie Sanctus noch ist, ist es in den Romanischen Sprachen Sao, San, Saint…), akademische Titel usw.

Mahlzeit,

Ich meinte mehr Begriffe, die eigentlich nicht so durch die
Umgangssprache beeinflußt werden. Z. B. Personennamen, Titel
usw. Diese sind im Deutschen noch unverändert, in den
romanischen Sprachen dagegen nicht.

könnt ihr mir ein par Beispiele nennen? Ich sehe keinen
fundamentalen Unterschied. Läßt man Ortsnamen und Wörter aus
dem täglichen Gebrauch außer acht, dann bleiben doch relativ
wenige Begriffe übrig, und ich behaupte, die werden sowohl im
Deutschen als auch in den romanischen Sprachen den übrigen
Gegebenheit der jeweiligen Sprache angepaßt. Das genannte
Beispiel ist für mich eine Bestätigung: der doctor wird im
Spanischen zum doctor, im Französischen zum docteur, im
Italienischen zum dottore und im Deutschen zum Doktor.

womit (in diesem Fall neben dem Spanischen) das Deutsche am nächsten daran ist. c oder k ist geschenkt, da es vor eiem konsonanten denselben Laut im Deutschen bezeichnet und die Schreibweise mit c sicherlich auch lange Zeit im Deutschen üblich war.
Jedenfalls ist Doktor dem latenischen wesentlich näher Als Dottore.
Gute Beispiele sind auch Vornamen lateinischen Ursprungs. Während Marcus im Deutschen immer noch Marcus oder Markus ist, ist es im Italienischen zum Marco geworden. Julius im Italenischen glaube ich Giulio, Paulus im Deutschen Paul, also nur ohne die Endung, im Italienischen Paolo.

Latein keine lebende:

Sprache ist, d.h. es gibt keine Lateiner, die eine Aussprache
pflegen und leben. So spricht jeder lateinische Wörter mehr
oder weniger in der Aussprache seiner Muttersprache aus: der
Deutsche sagt „zeterum zenseo“, der Spanier „seterum senseo“,
der Italiener vielleicht „tscheterum tschenseo“, und dann
erscheint Doktor tatsächlich näher zu lat. doctor als span.
doctor oder ital. dottore. Mir als (höhö) Lateinamerikaner ist
die spanische oder französische Variante näher.

Es gibt aber Übereinkünfte über die Aussprache des Lateinischen, bei Uneinigkeit zumindest über die verschiedenen Möglichkeiten. Ob das c jetzt immer als k ausgesprochen worden ist oder manchmal auch als z, ist man sich nicht einig, aber niemand kommt auf die Idee, es könne als tsch oder s ausgesprochen werden. Vom Klang der Sprache her ist das Italienische wahrscheinlich näher am Lateinischen, von den phonetischen Regeln her aber das Deutsche.

während das deutsche Sankt fast dasselbe wie Sanctus noch
ist, ist es in den Romanischen Sprachen Sao, San, Saint…

weil „sankt“ ein fremdwort ist (deutsch wäre „heilig“), sao, san und saint aber nicht.

gruß
datafox